Goldgrund

[98] Goldgrund heißt die gleichmäßig vergoldete Fläche, die den Andachtsbildern des Mittelalters zum Hintergrund diente. Die Bedeutung des Goldgrundes beruht wohl auf dem Bestreben, dem Bilde durch das kostbare Gold auch einen größern Wert zu verleihen. Er hat auch einen künstlerischen Reiz, weil die von der warm glänzenden Fläche sich abhebende Gestalt wie von der Wirklichkeit losgelöst und isoliert erscheint; besonders erweist er sich da von schöner Wirkung, wo Figuren in architektonischer Umrahmung ausgeführt sind. Der G. kam durch die Mosaiken der Byzantiner auf, ging von da auf die Miniaturmalerei, die Malerei mit Leim-, Tempera- und Ölfarben über und war bei den Italienern noch bis gegen Ende des 15. Jahrh. auf Andachtsbildern fast ausschließlich üblich, bis die durch die Brüder van Eyck vorbereitete realistische Auffassungsweise auch in Italien zum Durchbruch kam. Auch in neuerer Zeit ist der G. in kirchlichen Wandmalereien und in Tafelbildern kirchlichen Inhalts vielfach wieder zur Anwendung gekommen. Künstlerisch hervorragende Beispiele sind die Wandmalereien im Dom zu Speyer und in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 98.
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