Grolier

[353] Grolier (spr. -ljē), Jean, franz. Kunst- und Bücherliebhaber, geb. 1479 in Lyon, gest. 1565 in Paris, hielt sich während der Jahre 1510–35 als General feldzahlmeister und französischer Gesandter in Italien, besonders in Mailand und Rom, auf und war, nach Frankreich zurückgekehrt, seit 1537 als Finanzbeamter (trésorier général) tätig. In Italien wurde er mit dem Buchdrucker Aldus Manutius bekannt und begann dort auch den Grund zu seiner Büchersammlung zu legen, die schließlich auf 3000 Bände stieg. Von diesen sind bis jetzt ca. 350 zum Vorschein gekommen, die sämtlich durch einen meist aus Kalbleder gefertigten braunen Einband ausgezeichnet sind, der auf beiden Seiten mit einem aus Streifen und Pflanzenarabesken gebildeten Flachornament versehen ist. Diese Grolierbände (s. Tafel »Bucheinbände II«, Fig. 1), die in neuerer Zeit als Muster der Buchbinderei vielfach nachgeahmt worden sind, tragen sämtlich die Aufschrift »Io. Grolerii et amicorum« (d. h. Eigentum Jean Groliers und seiner Freunde); die meisten davon (ca. 60) besitzt die Pariser Nationalbibliothek. Der Preis für einen Grolierband auf Auktionen bewegt sich zwischen 600 und 2200 Frank. Vgl. Le Roux de Lincy, Recherches sur Jean G. (Par. 1866); Clément de Ris, Les amateurs d'autrefois (das. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 353.
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