Hörnen Siegfried

[561] Hörnen Siegfried, Gedicht aus dem fränkisch burgundischen Sagenkreis, erzählt die Jugendgeschichte des Helden Siegfried, der sich mit dem Fett eines getöteten Drachen bestrichen und davon eine Hornhaut erhalten hatte, insbes. seine Bewerbung um Kriemhild, die Tochter des Königs Gibich, die von einem Drachen auf dem Drachenfels gefangen gehalten wurde. Siegfried gewann sie durch gewaltige Kämpfe zuerst mit dem heimtückischen Riesen Kuperan, dann mit dem Drachen und führte sie in ihre Heimat zurück, um Hochzeit mit ihr zu halten. Das Gedicht gehört seinen Grundlagen nach wohl dem 13. Jahrh. an, ist aber nur in einer Umarbeitung in Drucken des 16. Jahrh. auf uns gekommen (Nürnb. um 1545; ohne Ort 1585; Frankf. a. M. ohne Jahr; in einer niederdeutschen Übertragung um 1545; in Hagen und Primissers »Heldenbuch«, Berl. 1825, und hrsg. von W. Golther, Halle 1889). Nach diesem hat Hans Sachs seine »Tragödie vom H. S.« bearbeitet. Im 18. Jahrh. wurde das Gedicht zu einem prosaischen Volksbuch umgestaltet: »Eine wunderschöne Historie von dem gehörnten Siegfried, was wunderliche Ebentheuer dieser theure Ritter ausgestanden, sehr denkwürdig und mit Lust zu lesen« (Braunschw. u. Leipz. 1726), das auch im 19. Jahrh. immer wieder gedruckt worden ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 561.
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