Kantharidīn

[578] Kantharidīn (Kantharidenkampfer) C10H12O4, der wirksame Bestandteil der Spanischen Fliege, findet sich auch in einigen andern Käfern bis zu 0,49 Proz. und wird aus Spanischen Fliegen erhalten, indem man diese mit gebrannter Magnesia verreibt, trocknet, die Masse mit verdünnter Schwefelsäure übersättigt und das K. mit Äther auszieht. Es bildet farb- und geruchlose Tafeln, schmeckt sehr bitter, löst sich in kochendem Alkohol und in fetten Ölen, kaum in Wasser und gibt beim Kochen mit Alkalien Kantharidinsäure C10H14O5, die aus ihren Salzen durch Schwefelsäure gefällt wird und beim Erhitzen ihrer Lösung in K. und Wasser zerfällt. Mit Jodwasserstoff bildet K. isomere Kantharsäure, die bei Destillation mit Kalk Kantharen (Dihydroxylol) liefert. K. zieht auf der Haut Blasen, innerlich bewirkt es Magen- und Darmentzündung und starke Reizung des Harn- und Geschlechtssystems. Kantharidins aure s Kali hat Liebreich seit 1891 gegen tuberkulöse Prozesse (Lupus, Lungen- und Kehlkopftuberkulose) benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 578.
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