Karbonȳlchlorīd

[618] Karbonȳlchlorīd (Karboxylchlorid, Chlorkohlenoxyd, Kohlenoxychlorid, Phosgen) COCl2 entsteht aus trocknem Chlor und trocknem Kohlenoxyd im Sonnenlicht (daher der Name Phosgen, »im Licht erzeugt«), oder in Berührung mit Knochenkohle bei gewöhnlicher Temperatur und in Berührung mit Platinschwamm bei 400°, ferner wenn man Kohlensäure mit Chlor über glühende Kohlen oder Kohlenoxyd durch siedendes Antimonchlorid leitet, aus Chlorkohlenstoff CCl4 mit rauchender Schwefelsäure, aus Chloroform bei Einwirkung von Luft und Tageslicht und bei Behandlung mit chromsaurem Kali und überschüssigem Vitriolöl. Es bildet ein farbloses Gas, riecht erstickend, verdichtet sich bei niedriger Temperatur zu einer farblosen Flüssigkeit, die bei 8° siedet, und wird durch Wasser in Chlorwasserstoff und Kohlensäure zersetzt. Mit Alkoholen liefert es Chlorkohlensäureester und Kohlensäureester, mit Salmiak Hornstoffchlorid, mit Ammoniak Hornstoff. Es kommt im flüssigen Zustand in eisernen Flaschen in den Handel und dient zur Darstellung von Teerfarbstoffen, Urethan, Salol etc. K. wurde 1812 von Davy entdeckt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 618.
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