Kenotiker

[836] Kenotiker und Kryptĭker (griech.), Parteinamen der Gießener und Tübinger Theologen in den christologischen Streitigkeiten zu Anfang des 17. Jahrh., da die erstern, Balthasar Menzer an der Spitze, die Ansicht aufstellten, Christus habe sich während seines Erdenlebens der göttlichen Eigenschaften völlig entäußert (Kenosis, Exinanition), die letztern hingegen, namentlich Lukas Osiander, behaupteten, er habe sie zwar besessen, aber verhüllt (Krypsis) und keinen Gebrauch von ihnen gemacht. – Neuerdings heißen Kenotiker diejenigen sonst orthodoxen Theologen, die eine Selbstbeschränkung und Verendlichung der Gottheit in Christus annehmen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 836.
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