Moiré

[26] Moiré (franz., spr. mŭa-, Mohr, Moor, gewässerte Zeuge), wollene oder seidene Gewebe mit wolkenartigem Schimmer auf der ganzen Fläche oder auf dem Grund zwischen eingewebten Figuren.

Die Moiren (Parzen). Relief im Humboldtschen Schloß zu Tegel.
Die Moiren (Parzen). Relief im Humboldtschen Schloß zu Tegel.

Dieser Schimmer (Wässerung) entsteht, wenn man zwei Stücke Zeug mit den rechten Seiten auseinander legt und feucht zwischen zwei heißen, scharf pressenden, glatten Walzen langsam hindurchgehen läßt. Dadurch werden die Fäden (namentlich die Schußfäden) platt gequetscht, und da diese beim Aufeinanderlegen zweier Stücke niemals völlig parallel laufen, sondern sich in verschiedener Weise unter sehr spitzen Winkeln schneiden, so entstehen kleine Spiegel an allen Kreuzungspunkten der Kettenfäden, in denen sich der Druck am stärksten äußert. Die eigentümliche Aufeinanderfolge dieser Spiegel zeigt sich als Wässerung. Gewebe mit eingewebten Figuren läßt man mit einem Preßtuch an Stelle des zweiten Stückes durch die Walzen gehen, wobei die weichen Figuren die Wässerung nicht annehmen. Indem man das Zeug vor dem Eintritt in die Walzen durch einfache Vorrichtungen verschieden spannt, kann man dieWässerung mehrfach abändern, und man erhält auf solche Weise, z. B. M. antique, bei dem sich die Musterung über große Flächen verbreitet, und M. français, wo sie mehr in Streifen erscheint. Auf Baumwollenstoffen und Papier bringt man ähnliche Effekte durch gravierte Walzen hervor. Die wirkungsvollsten Moiréstoffe sind die seidenen, für Damenkleider, Bänder, Schärpen u.dgl., dicht gewebte Stoffe mit einem Grund von Gros de tour und damastartigen Blumen mit Atlaskörper. WollenenM. benutzt man zu Frauenunterröcken, während man halbwollenen und baumwollenen M. (Moirékattun) zu Futterstoffen verwendet.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 26.
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