Nigra

[689] Nigra, Costantino, Graf, ital. Staatsmann, geb. 11. Juni 1828 in Villa Castelnovo bei Turin, trat 1848 als Student in die Armee, focht mit Auszeichnung bei Pastrengo, Santa Lucia, Calmosino und Rivoli, erhielt unter d'Azeglio eine Anstellung im Ministerium des Äußern und folgte Cavour bei den Besuchen des Königs in Paris und London 1855 als Sekretär und 1856 als Chef der Gesandtschaftskanzlei zu den Friedenskonferenzen nach Paris. 1859 nahm er an den Verhandlungen des Züricher Friedens teil. Darauf ging er erst als Geschäftsträger, dann als bevollmächtigter Minister nach Paris und vertrat dort bis zum Sturz des Kaiserreichs die italienischen Interessen mit außerordentlichem Geschick. Er gehörte zu den Vertrauten des kaiserlichen Hofes und galt namentlich für einen Günstling der Kaiserin. Auch unter der Republik blieb er in Paris und wurde erst nach dem Fall des Ministeriums Minghetti 1876 als Botschafternach Petersburg, 1882 nach London und 1885 nach Wien versetzt. Seit 1882 ist er Graf, seit 1890 Mitglied des Senats. Auch literarisch machte sich N. durch Schriften über italienische Dialekte und Volkspoesie (»Canti popolari del Piemonte«, Tur. 1888, neue Ausg. 1895) sowie durch seine Ausgabe der »Glossae hibernicae veteres« der Turiner Handschrift (Par. 1869) bekannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 689.
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