Priscilliānus

[353] Priscilliānus, Stifter der Sekte der Priscillianisten in Spanien. Sein Hauptgegner, der Bischof Ithacius, ließ 380 auf einer Synode in Cäsaraugusta (Saragossa) das Verdammungsurteil über die Sekte aussprechen und gewann in Gallien den Usurpator Maximus für sich, der 385 P. und sechs seiner vornehmsten Anhänger mit dem Schwert hinrichten ließ. Dieses erste Beispiel von über die Ketzerei verhängter Todesstrafe erzeugte eine Spaltung zwischen den Bischöfen, die das Verfahren gegen P. und seine Anhänger guthießen, und denen, die es verdammten, darunter namentlich Martin von Tours und Ambrosius von Mailand. Die Lehre der Priscillianisten, die in den katholischen Quellen einseitig dargestellt wird, läßt sich nach der Entdeckung von Priscillians schriftlicher Hinterlassenschaft (hrsg. von Schepß, Wien 1889) als mit dem Manichäismus verwandter gnostischer Enkratismus bestimmen. Vgl. Paret, P., ein Reformator des 4. Jahrhunderts (Würzb. 1891); Dierich, Die Quellen zur Geschichte Priscillians (Bresl. 1897); Künstle, Antipriscilliana, dogmengeschichtliche Untersuchungen (Freiburg 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 353.
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