Schildpatt

[794] Schildpatt (Schildpadd, Schildkrot), die hornartigen, aus verdickter Epidermis bestehenden obern Platten des Rückenschildes mehrerer Seeschildkröten, besonders der Chelonia imbricata, die durch Erhitzen von dem Rückenschild abgelöst werden. Das S. ist 3–6,5 mm dick; ein ausgewachsenes Tier liefert davon höchstens 4 kg und zwar 13 Blätter, von denen 8 ganz flach und die 4 größten etwa 48 cm lang sind. S. ist halbdurchsichtig, heller oder dunkler gelb, meist mit braunen Flecken und Zeichnungen, es ist in der Kälte spröde, aber biegsamer und dichter als Horn, auch dauerhafter und nicht abblätternd (wie Horn), es läßt sich in der Wärme erweichen und zusammenschmelzen und nimmt schönere Politur an als Horn; das blasse S. vom Bauchschild wird zwar auch benutzt, hat aber nur geringen Wert. Das beste, schwarzgelb geflammte S. kommt von den ostindischen Inseln, sehr viel liefert auch das Rote Meer, rotfleckiges Westindien und Südamerika. Man benutzt S. zu Kämmen, Haarnadeln, Dosen, allerhand Galanteriewaren, Furnierblättern, Fächerstäben, Knöpfen etc. Aus mehreren Stücken zusammengesetzte Gegenstände zerbrechen leicht, wenn sie auf die Erde fallen, aus nur einem Stück bestehende nicht. Durch Färben und Beizen von Hornplatten, Zelluloid und Gelatinefolien stellt man Surrogate des Schildpatts (künstliches S.) her. Vgl. Andés, Verarbeitung des Horns, Schildpatts etc. (Wien 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 794.
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