Spasowicz

[697] Spasowicz (spr. ßpaßówitsch), Włodzimiérz, poln. Jurist, Schriftsteller und Literarhistoriker, geb. 16. (4.) Jan. 1829 in Rjétschiza (Gouv. Minsk), gest. 26. (13.) Okt. 1906 in Warschau, studierte in St. Petersburg die Rechte, war 1857–62 Professor des Strafrechts an der dortigen Universität, dann Dozent an der Rechtsschule daselbst. Infolge seines »Lehrbuchs des Kriminalrechts« (russ., Petersb. 1863) verlor er diese Stelle und wirkte seit 1866 als namhafter Advokat in St. Petersburg (besonders bekannt als Verteidiger in den Hochverrats- und Nihilistenprozessen), bis er 1902 nach Warschau übersiedelte. S. ist Gründer und war bis 1901 Herausgeber der in Warschau seit 1876 erscheinenden Monatsschrift »Ateneum«, verfaßte in der russisch geschriebenen »Geschichte der slawischen Literaturen« von Pypin (s. d.) den die polnische Literatur betreffenden Teil (poln. von Czarnowski u. Bem, Warsch. 1882) und schrieb teils russisch, teils polnisch, außer mehreren juristischen Werken zahlreiche, meist die polnische und russische Literatur betreffende Monographien, Kritiken etc. S. galt als das Haupt einer Partei, die eine polnisch-russische Verständigung auf liberaler Grundlage anstrebt; dafür warb er namentlich, allerdings mit geringem Erfolg, in der 1883 von ihm begründeten polnischen Wochenschrift »Kraj«, die in St. Petersburg erscheint und an deren Redaktion er beteiligt war. Seine russischen Werke erschienen Petersburg 1889 ff. in 9 Bänden, seine polnischen daselbst 1892–1903 in 8 Bänden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 697.
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