Tarim

[326] Tarim, der größte Fluß Innerasiens, der die ganze Hochgebirgsumwallung von Ostturkistan (s. d.) gegen O. entwässert und in der Wüste Lob in einem See endet. Die Hauptquellflüsse des T., die schon unter 81° östl. L. sich vereinigen, sind der Aksu von N., der Jarkand-Darja mit dem Kaschgarfluß von SW. und W., der Khotan-Darja von S. Der Jarkandfluß, der in der Nähe des Karakorumpasses (5580 m) entspringt, zwischen dem Karakorum- und dem Kwenlungebirge gegen W. fließt, dann das letztere durchbricht und oberhalb Jarkent die Wüste betritt, ist nach Stromlänge, Areal (64,000, mit dem Kaschgarfluß 120,000 qkm) und Wasserreichtum der eigentliche Mutterstrom des T., während der jenseit der Randkette des Kwenlun (Altyntag) in Tibet entspringende und sie durchbrechende Khotanfluß (Areal 37,000 qkm) den Hauptlauf nur zur Zeit der größten Wassermenge erreicht. Der vereinigte T. fließt in einem nach S. geöffneten Bogen in der Nähe des Nordrandes des Tarimbeckens, empfängt noch ansehnliche Zuflüsse von N. (Tiënschan), aber keine mehr von S. (Wüste Taklamakan, s. d.), und mündet, nachdem sich sein überhaupt höchst unbeständiger Lauf in viele Arme und Seen zersplittert hat, in den See Karakoschun. Hedin gibt die Länge der von ihm befahrenen Strecke von Lailik bis Karaul auf 819, mit allen Windungen 1392 km an; die Gesamtlänge könnte danach 2000 km erreichen. Das von ihm entwässerte Gesamtareal ist auf 446,000 qkm berechnet worden, doch sind 471,000 qkm des Tarimbeckens ganz abflußlos. Der Mündungssee ist im Lauf der geschichtlichen Zeit von N. nach S. gewandert und scheint jetzt wieder zum Rückgang nach N. zu neigen (s. Lob-Nor). Vgl. Hedin, Scientific results of a journey in Central Asia 1899–1902, Bd. 1 u. 2 (Stockh. 1904–05).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 326.
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