Tigerschlangen

[550] Tigerschlangen (Schlinger, Pythonidae Dum. et Bibr.), Familie der giftlosen Nattern, große Tiere mit sehr gestrecktem Körper, mäßig langem, rundem Schwanz, langschnauzigem Kopf, weitem Rachen mit derben Zähnen und rudimentären Hinterextremitäten neben dem After. Die Tigerschlange (Python molurus Gray, s. Tafel »Schlangen I«, Fig. 1), 7–8 m lang, an der vordern Hälfte des Oberkopfes mit regelmäßigen Schildern, an der hintern mit Schuppen bedeckt, ist am Kopf grau fleischfarben, auf Scheitel und Stirn hell olivenbraun, auf dem Kopf mit ölbraunen Flecken und Streifen, auf dem Rücken hellbraun, mit großen vierseitigen, braunen, dunkler gerandeten Flecken, auf der Unterseite weißlich. Sie bewohnt Asien von der Küste des Arabischen Meeres bis Südchina und nördlich bis zum Himalaja, auch die Sundainseln. Ebenso groß ist die Gitter- oder Netzschlange (P. reticulatus Gray), auf der Malaiischen Halbinsel und allen Inseln des Indischen Meeres. Beide sind ungefährlich, leben besonders in der Nähe des Wassers, nähren sich von kleinen Säugetieren, und nur alte, große Exemplare wagen sich an Ferkel und die Kälber der kleinen Hirscharten. Sie[550] legen eine größere Anzahl Eier und bebrüten dieselben mehrere Monate. Auch in der Gefangenschaft hat sich die Tigerschlange fortgepflanzt. Man hält sie hier und da als Rattenfängerinnen; anderwärts werden sie sehr gefürchtet. Die Assala (Tenne, Hieroglyphenschlange, P. sebae Gray), 6 m lang, in ganz West- und Mittelafrika, hält sich im Dickicht versteckt und ist deshalb wenig bekannt. An der Guineaküste wird sie unter der Pflege von Priestern in Hüttentempeln verehrt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 550-551.
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