Vollkommenheit

[247] Vollkommenheit, im relativen Sinne die Übereinstimmung eines Einzelwesens mit dem reinen (idealen) Gattungstypus, im absoluten Sinne die Vereinigung der denkbar größten Zahl von Eigenschaften und Kräften in ihrem denkbar höchsten Grade, bei Abwesenheit aller (innern) Schranken und Hemmungen, wie sie z. B. Spinoza bei seiner den Urgrund alles einzelnen Seins bildenden Substanz voraussetzt. Beim Menschen unterscheidet man nach den verschiedenen Seiten seiner Natur physische, moralische, intellektuelle V. und betrachtet, nach Leibniz, die Vervollkommnungsfähigkeit (Perfektibilität) als eine wesentliche Eigenschaft des menschlichen Wesens; hierauf beruht dann weiter auch der in der Neuzeit zu einer kulturgeschichtlichen Macht gewordene Glaube an die Vervollkommnungsfähigkeit aller menschlichen Einrichtungen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 247.
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