Grad [1]

[203] Grad, eine bestimmte Stufe in einer der Abstufung fähigen, geordneten Reihe von Vorstellungen, wie sie besonders in der Mathematik vorkommen. Daher[203] spricht man vom G. der Potenzen, der Gleichungen, der Kurven etc. Der Bogengrad, der 360. Teil des Kreisumfanges, zerfällt in 60 Minuten, jede Minute in 60 Sekunden. Zwei Radien, die einen Bogen von 1 G. einschließen, bestimmen einen Winkel von 1 Winkelgrad. Wo eine Verwechselung ausgeschlossen, läßt man Winkel, bez. Bogen weg und sagt nur G. (s. Winkel). »10 G. 15 Minuten 36,25 Sekunden« wird geschrieben: 10°15´ 36.´´25. Die Teilung des Kreises in 360 Teile kommt zuerst bei Ptolemäus im Almagest vor; früher teilte man den Kreis in 60 Teile. Nur den Tierkreis teilte man in 12 Bilder von je 6 0 Teilen, vermutlich infolge eines uralten Irrtums der Babylonier über das Sonnenjahr. – Beim Thermometer heißt G. jeder der gleichen Teile, in welche die Skala eingeteilt ist, und die gleichen Temperaturunterschieden entsprechen (vgl. Thermometer); auch nennt man so die gleichen Teile mancher an physikalischen Instrumenten vorkommender willkürlicher Skalen, z. B. bei den Aräometern. – Im Salinenwesen nennt man G. die nach Loten berechnete Salzmenge, die in 64 oder 100 Lot Sole enthalten ist und mittels der Salzwage gefunden wird. – Im Rechtswesen und der Genealogie bedeutet G. der Verwandtschaft die Zahl der sie vermittelnden Geburten (Bürgerliches Gesetzbuch, § 1589). Im ersten G. sind verwandt Eltern und Kind, im zweiten Grade Großeltern und Enkel sowie Geschwister untereinander, im dritten Urgroßeltern und Urenkel sowie Oheim oder Tante und Neffe oder Nichte, im vierten Vettern etc. Ein Ehegatte ist mit einem Verwandten des andern Ehegatten in demselben Grade verschwägert, in dem dieser mit jenem verwandt ist. Die Schwägerschaft dauert fort, auch wenn die sie begründende Ehe aufgelöst ist (§ 1590). – Im Militärwesen soviel wie Rang.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 203-204.
Lizenz:
Faksimiles:
203 | 204
Kategorien: