Zeichensprache

[866] Zeichensprache, im weitern Sinn alle Mitteilungen, die nicht durch Worte, sondern durch Zeichen, Gebärden, symbolische Handlungen irgendwelcher Art erfolgen, wie z. B. die Blumensprache, die Gesten und Gebärden der kleinen Kinder, der ununterrichteten Taubstummen, der Affen und andrer Tiere, die Heroldsbotschaften der alten Zeit (die Skythen senden dem Dareios einen Frosch, einen Vogel, eine Mans und fünf Pfeile), Rechtsgebräuche, wie der Ringwechsel zwischen den Ehegatten; im engern Sinne die Gebärdensprache und die Fingersprache, die in der Gegenwart z. B. bei den Neapolitanern und bei verschiedenen Naturvölkern, besonders bei den Indianerstämmen Nordamerikas, sehr gebräuchlich ist. Die Indianersprachen sind außerordentlich zahlreich und verschiedenartig, trotzdem können Indianer, die ganz verschiedene Sprachen reden, durch die Z. leicht miteinander verkehren. Vgl. Austin, Chironomia (Lond. 1806); Jorio, La mimica degli antichi investigata nel gestire napoletano (Neapel 1832); Mallery, Collection of gesture-signs (Washingt. 1880), Sign language among North American Indians (das. 1881) und Picture writing of the American Indians (das. 1893); Kleinpaul, Sprache ohne Worte (Leipz. 1888); Wundt, Völkerpsychologie, Bd. 1, Teil 1. S. 136 ff. (2. Aufl., das. 1904). Die Lautsprache hat sich im innigsten Zusammenhang mit der Z. entwickelt, s. Sprache und Sprachwissenschaft.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 866.
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