Neuntes Kapitel
Kaiser Franz in Schloßhof • Bauernchor von zweihundert Stimmen, zum Teil auf Bäumen • Wasserkaroussell • Das schwimmende Gärtchen • Chinesische Oper von Gluck • Seltene Dekoration • Abfahrt der kaiserlichen Familie

[72] Der bestimmte Tag erschien in seiner Glorie – es war das herrlichste Wetter von der Welt, und um ein Uhr mittags trafen die erhabenen Gäste mit ihrer Suite, die in einigen ihrer Favoriten vom hohen Adel bestand, in Schloßhof ein. Es waren der Kaiser, die Kaiserin, Erzherzog Joseph, Erzherzog Karl, Erzherzogin Marianne und Erzherzogin Christine. Von der Suite aber waren Fürst Salm, die Oberhofmeisterin und noch sechs andere Kavaliere und Damen. Das übrige zur Bedienung bestimmte Gefolge war nicht sehr zahlreich.

Der Einzug geschah ohne alles Geräusch. Nichts von Triumphbogen, Pöller-, Kanonen- oder Mörserschüssen, Trompeten und Pauken und Jubelgeschrei. Geflissentlich hatte der Prinz allen diesen Prunk vermieden, damit die andern Spektakels desto überraschender sein sollten. Er selbst allein mit dem Hofkavalier Beust empfing sie unter dem Haupttore.

Nach eingenommenem Mittagsmahle fuhr man nach Niederwenden, und als der Prinz die hohen Gäste von einer Partie zur andern endlich an ein lebendiges Theater, das im Hintergrunde die prächtige Aussicht bis nach dem blauen Gebirge von Preßburg gab, begleitet hatte, begann die Ouvertüre von dem Drama, während welcher eine Menge Bauernvolks hervordrang und zum[73] Teil in einer Entfernung stehen blieb, zum Teil aber auf die Bäume kletterte, welches dem Kaiser sehr wohl gefiel. – Wie ward er aber angenehm überrascht, als das gesamte Bauernvolk, Männer, Weiber, Jungen und Mädchen, das rings umherstand und auf die Bäume geklettert war, die letzte Strophe des Drama, sooft sie vorkam, in einem Chor von mehr als zweihundert Stimmen so richtig und rein wiederholten, als wenn es Sänger von Profession gewesen wären! Dieser Chor tat eine so außerordentliche Wirkung, daß die Sensation davon allgemein war und der Kaiser nicht ohne Rührung blieb.

Überhaupt war der Kaiser ein Herr, der Natur und Einfachheit liebte und dabei mit ebenso viel Feinheit und Güte sprach und handelte. Als der Prinz sich einmal entfernen wollte, sich umzukleiden, sagte er mit vieler Bonhomie: »Ei was, umkleiden! Wenn Sie mir, mein Prinz, erlauben, daß ich heute so bleiben kann, wie ich bin, so werden Sie mir einen Gefallen tun, wenn Sie's auch so machen; ich wäre ja sonst der einzige aus der Gesellschaft, der ungeputzt ist, und da würden mich ja die Leute einen Sonderling nennen.« – »Und ich«, sagte die ebenso liebreiche Kaiserin, als er ihr das erzählte, »würde Sie auch im Pilgerhabit als meinen vorzüglichsten Freund schätzen.«

Es ist mir ebenso unmöglich, als ich mir wenigen Dank bei meinen Lesern verdienen würde, wenn ich von allen den mancherlei Festivitäten, Feuerwerken, Bacchantenfesten, Jagden usw., die hier herum angestellt wurden, eine weitläuftige Beschreibung geben wollte. Doch kann ich nicht umhin, eins und das andere davon mit einigen Worten auszuheben, weil ich, von meinem jetzigen[74] traurigen Zustande gequält, darin eine Erheiterung finde, meine Phantasie auf diesen Szenen der frohen Jugendzeit ruhen zu lassen, und ich mir versprechen darf, daß meine Leser davon einiges Vergnügen haben werden. Auf einer Reise durch ein fremdes Leben – und das ist jede Biographie – läßt man gern einmal seinen Gesellschafter und Führer allein und unterhält sich zur Veränderung auch von andern Dingen.

Also, ich will von einem Wasserkaroussell erzählen, das auf einem Weiher zu Kroissenbrunn gegeben wurde, den Prinz Eugen angelegt und mit großen Quaderstücken hatte ausmauern lassen und der achtzig Schritte breit und hundert lang war. In dem Mittelpunkte der Länge dieses Weihers waren auf den beiderseitigen Gestaden zwei eine halbe Klafter hohe Galerien gebaut. Auf jeder derselben saßen ein Chor Trompeten und Pauken nebst andern Blasinstrumenten, welche sich wechselsweise hören ließen. Im Weiher selbst, drei Klafter vom Gestade, standen zu beiden Seiten in einer gleichmäßigen Entfernung acht Postamente, jedes eine Klafter breit und anderthalb hoch; diese waren steinfarb angestrichen, und in jedem Felde dieser Postamente waren bronzierte Fratzenköpfe angebracht. Auf den ersten zwei Postamenten standen gegenüber zwei lebendige Bären, als Pantalons angezogen; auf den zweiten zwei wilde Schweine als Kolumbinen; auf den dritten zwei große Ziegenböcke als Harlekins und auf den vierten zwei außerordentlich große Bullenbeißer.

Man kann sich leicht den Kontrast vorstellen, den das Brummen der Bären, das Grunzen der Schweine, das Meckern der Ziegenböcke und das Geheule und Gebelle der Hunde mit der immer fortlaufenden Musik machten.[75] Alle diese Masken standen in der ihnen angemessenen Positur und Attitüde da.

Auf den zu beiden Seiten des Weihers romantisch liegenden Hügeln standen einige Tausende von Zuschauern. Dem Angelhause gegenüber präsentierte sich eine auf Säulen ruhende Galerie mit durchsichtigen Geländern. Sie war nur von Brettern, aber der berühmte Theaterarchitekt Quaglio, den man mit Recht il Bibiena redivivo (den wieder aufgelebten großen Architekten, Cavaliere Bibiena) nannte, hatte sie so optisch gemalt, daß jedermann sie in dieser Entfernung für ein von Stein errichtetes Gebäude halten mußte.

Nachdem der Prinz seinen Gästen Zeit genug gelassen hatte, sich an dem Anblick aller dieser Gegenstände zu weiden, gab er mit einem weißen Tuche das Zeichen, und das Spektakel begann.

Zwei Gondeln kamen zu beiden Enden der Galerie heraus und gegen das Angelhaus gefahren. Auf jeder der Gondeln waren vier nach Art der venezianischen Gondolieri gekleidete Personen. Einer ritt vorne auf dem Schnabel der Gondel und hatte Lanzen, Spieße und andere dergleichen Gerätschaften querüber vor sich liegen. Zwei andere ruderten, und hinten saß der Steuermann, welcher der Gondel jede beliebige Wendung geben konnte. Diese zwei Gondeln avancierten und machten ihre verschiedenen Touren nach Art der Karoussells um die Postamente herum. Bald darauf kamen zwei andere, sodann wieder zwei und endlich die letzte. Hierdurch wurden ihre Touren achtfach verstärkt, und sie gingen so akkurat, daß sie selbst der beste Balletmeister mit seinen Figuranten auf einem Theater nicht besser hätte machen können. Nachdem die acht Gondeln ihre Touren[76] gemacht, rangierten sich dieselben einander gegenüber und hielten ein Tournier, wobei jeder der auf dem Schnabel sitzenden Wasserritter vier bis fünf Lanzen brach; sodann machten sie wieder eine Tour um die auf den Postamenten stehenden komischen Akteurs. In einem Tempo schlug jeder mit einem Stab bewaffnete Ritter nach den Fratzengesichtern. Durch diesen Schlag gab der darunte angebrachte Ressort nach, und eine Falltüre sank herab. Da nun in jedem dieser inwendig hohlen Postamente eine große Anzahl von weißen Enten und Gänsen, auch in jedem ein Schwan befindlich war, so kann man leicht denken, mit welcher Hastigkeit jedes dieser gefiederten Wassertiere ihrem Elemente zueilten. Jedes derselben hatte eine Marionette auf sich reiten. Diese Marionetten waren verschiedene Figuren nach Proportion der Schwimmtiere, als Pantalons, Harlekins, Anselmos, Dottores, Leanders, Pasquins, Skaramouches und dergleichen Karnevalsmasken.

Bald darauf schienen die Tournierritter in Uneinigkeit zu geraten, ergriffen Keulen und drohten einander damit. Die Gondeln fuhren in einer geflissentlich wilden Unordnung herum. Sooft eine der andern begegnete, tauchten die Ritter ihre Keulen in den Weiher – welches eigentlich Handsprützen waren, welchen man die Form der Keulen gegeben hatte – und besprützten einander. Sooft sie nahe an ein Postament kamen, gaben sie den darauf befindlichen Statisten ihre ganze Ladung auf die Schnauze, wodurch denn alle diese Tiere über die Unhöflichkeit ein lautes Geschrei erhüben. Man kann sich den Effekt davon für das Ohr vorstellen, zumal da die zu beiden Seiten befindlichen Musikanten den Befehl hatten, jedesmal, sobald der Scharmützel losging, aus[77] einem andern beliebigen Tone zu blasen. Da schmetterte denn ein Trompeter aus dem D, ein anderer vermittels Krummbögen aus dem C, ein dritter aus dem E la fa. Die Pauker hatten ihre Pauken teils nachgelassen, teils angezogen. Hoboisten, Klarinettisten und Fagottisten taten ein Gleiches. Welche infernale Harmonie! Dabei der erbärmliche Laut der großen Tiere, das Gequietsch und Geschnatter der Enten und Gänse, die von dem Herumvagieren der Gondeln alle Augenblick ins Gedränge kamen, und endlich das gellende Gelächter von beinahe dreitausend Zuschauern! Ich will den Hypochondristen sehen, der nicht über dieses in seiner Art einzige Spektakel laut auflachen soll.

Nachdem nun dieser Auftritt lange genug gedauert hatte, zogen sich die Gondeln zurück, und wie staunten alle Zuschauer, als sie die Galerie in einen mit Weiden besetzten Hain metamorphosiert sahen! Das Gelächter erstarb jedem im Munde. Selbst der Choral sowohl der vierfüßigen als gefiederten Tiere, die ihre Peiniger sich nun entfernen sahen, erlosch mit einem Diminuendo, trotz dem damals deswegen sehr angerühmten churfürstlichen Orchester von Mannheim. – Alles machte lange Hälse und stierte nach dem nun entstandenen Haine mit sehnsuchtsvoller Erwartung der Dinge, die da kommen sollten.

Aus der Mitte des Hains sah man ganz langsam und wie von selbst ein schönes Gärtchen, gleich einer schwimmenden Insel, heraustreten und sich in einer Zeit von dreizehn bis vierzehn Minuten bis zum Angelhause hin bewegen. Rings umher war es mit weiß und grün angestrichenen Staketen, eines halben Mannes hoch, eingefaßt. Auf dem Gärtchen befanden sich regulierte Rabatten[78] von jungem Buchs, in welchen alle möglichen Gattungen der herrlichsten lebendigen Blumen prangten, die gerade in diesem Monat florierten. Zwischen den Rabatten standen zwölf Pomeranzen- und Zitronenbäume voll gereiften Früchten, in weiß und grün angestrichenen Geschirren. Mitten im Gärtchen war ein rundes Bassin, und in demselben wimmelte eine ungeheure Menge von spannlangen Weißfischen. Auch war in dessen Mitte ein kleiner Delphin, aus dessen Rachen das Wasser eine Klafter hoch emporstieg. Am Ende des Gärtchens befand sich der Parnaß mit dem geflügelten Pegasus, aus dessen Hufschlag zwei Quellen rieselten, die sich rechts und links über die Felsen herabschlängelten und durch einen kleinen Kanal in das Bassin ergossen.

An dem Eingang standen Baron Beust als Gärtner und Mademoiselle Heinisch die Ältere als Gärtnerin, in weiß und grünen Atlas gekleidet und mit natürlichen Blumen geschmückt. Der Gärtner hatte einen vergoldeten Rechen und die Gärtnerin eine vergoldete Gießkanne.

Um das Bassin standen zwei Fischer und Fischerinnen, in weiß und himmelblauen Atlas gekleidet. Ein Fischer war ich; der andere mein jüngerer Bruder; eine Fischerin Mademoiselle Heinisch die Jüngere und die andere meine Schwester. Jedes von uns hatte einen kleinen Fischerhamen, dessen Stängel von schwarzgebeiztem Holz, die Netze aber von dünnen Silberschnürchen gestrickt waren.

Als das Gärtchen angelangt war, wurden die hohen Gäste vom Gärtner eingeladen, dasselbe zu betreten und Blumen zu pflücken. Sie pflückten sich sämtlich Bouquets, und die Erzherzoge und Erzherzoginnen, denen wir unsere Netze präsentiert hatten, zogen damit Fische aus[79] dem Bassin heraus und warfen sie in den Weiher. Endlich setzten sich die Gäste auf die an den Staketen angebrachten Bänke. Der Gärtner und die Gärtnerin gingen hinter den Parnaß, hinter welchem Gefrornes stand, das sie in lieblichen Gefäßen zur Erfrischung darreichten.

Der heranbrechende stille Sommerabend, wo die Schwüle des Tages in stärkende Kühlung sich verlor; die sanfte Musik der Blasinstrumente; die Heiterkeit, die sich auf allen Gesichtern ergoß, und insonderheit die Milde und Freundlichkeit, die der gute, zufriedene Prinz gegen jeden, selbst den Geringsten, blicken ließ – die Erinnerung daran wird nie in meinem Gedächtnisse erlöschen.


Noch schwebt mir ebenfalls die ungemein schöne Ausführung der kleinen komischen Oper: La danza vor, welche Metastasio aus seinem Stück: Il ballo chinese formiert und wozu Gluck die Musik gesetzt hatte. Die Dekoration von Quaglio war völlig im chinesischen Geschmack und transparent. Lackierer, Bildhauer und Vergolder hatten sie reichlich mit alle dem, was ihre Kunst vermochte, ausgestattet. Aber was der Dekoration den größten Glanz gab, warenprismatische gläserne Stäbe, die in böhmischen Glashütten geschliffen worden waren und, genau ineinander gepaßt, in die leer gelassenen Flecke gesetzt wurden, die sonst buntfarbig mit Öl getränkt werden. Es ist unbeschreiblich, welchen prächtigen, höchst überraschenden Anblick diese von unzähligen Lichtern erleuchteten Prismen, die schon im bloßen Licht-und Sonnenschein eine große Wirkung tun, auf das Auge hervorbrachten. Man stelle sich den Spiegelglanz der azurfarb lackierten Felder, den Schimmer des vergoldeten Laubwerks und endlich die regenbogenartigen[80] Farben, die so viele hundert Prismata mannigfaltig, gleich Brillanten vom ersten Wasser, spielten, vor, und die stärkste Einbildungskraft wird hinter diesem Zauber zurückbleiben müssen. Und nun die göttliche Musik von einem Gluck! – Es war nicht das liebliche Spiel der brillanten Sinfonie allein, die stellenweise von kleinen Glöckchen, Triangeln, kleinen Handpauken und Schellen und dergleichen bald einzeln, bald zusammen begleitet wurde, welches die Zuhörer gleich anfangs, ehe noch der Vorhang aufgezogen war, in Entzücken versetzte; die ganze Musik war durch und durch Zauberwerk.

Nach geendigtem Stücke trat der Kaiser mit dem Prinzen ans Orchester und begehrte, daß der Vorhang wieder aufgezogen werden sollte. Es geschah. Der Monarch nahm sein Fernglas und ließ sich darauf auf das Theater führen und sich von Quaglio alles erklären; auch bat er sich ein Stück von den Prismaten aus, worauf jener ihm einen ganzen Hutvoll brachte, wovon er drei oder vier in die Tasche steckte. Auch ersuchte er den Prinzen, von Wien jemanden herschicken zu dürfen, um die Dekoration abzeichnen zu lassen. Allein statt dessen bekam Quaglio diesen Auftrag, der auch damit am folgenden Abend fertig war, wofür er eine schöne goldene Uhr mit goldener Kette erhielt.

Im darauf folgenden Winter ließ der Kaiser dieses Stück im Hoftheater neben der Burg (dem jetzigen Nationaltheater) aufführen, und die Dekoration erregte allgemeine Sensation bei dem Wiener Publikum. Ich habe dieses Stück oft in Wien aufführen gesehen; allein ich muß zur Steuer der Wahrheit sagen, daß die Wiener Dekoration, ohnerachtet sie nach den nämlichen Farben, nach derselben Zeichnung und mit eben denselben Prismaten[81] verfertigt war, doch bei weiten das nicht war, was die zu Schloßhof gewesen ist. Woran das lag, weiß ich nicht. Überdies fielen die Akteurs – nicht als Sänger; denn es sangen die große Gabrieli und andere von gleichen Verdiensten dabei –, sondern im Agieren sehr gegen die unsrigen ab. Tesi hatte sie nicht wie diese gebildet.

Nachdem sechs Tage so in Freude und Jubel hingebracht worden waren, kehrten die höchst zufriedenen Herrschaften nach Wien zurück. Der Kaiser ließ der kleinen Brigade vom Hofzahlmeister in Wien nach ihrer Rückkunft, den Offizieren eine monatliche Gage und den Unteroffizieren und Gemeinen ebenfalls die Löhnung von einem Monat als Geschenk auszahlen. Madame Tesi erhielt von der Kaiserin zwei Brasselette, die des Kaisers und der Kaiserin Porträt in Brillanten eingefaßt enthielten und zweitausend Gulden am Wert waren. Baron Beust bekam durch den Fürst Salm eine Tabatiere von Gold, an welcher der Schnabel von Brillanten war. Die Mademoiselles Heinisch und Starzer erhielten Nippes für jede von hundertfunfzig Dukaten Werts, Gluck und Bonno jeder eine goldene Dose, in welcher hundert Dukaten lagen; und an den Hofstaat und die Jägerei wurden zwölfhundert Dukaten verteilt.

Der Prinz verordnete, daß der Kassier diese nach dem Maßstabe der baren Besoldung verteilen sollte, damit niemand sich über Parteilichkeit beschweren könne. Doch als dieser eben gehen wollte, rief er ihm nach: »Der arme Schelm, der Karl, würde mit seinen paar hundert Gulden Taschengeld dabei zu kurz kommen, also soll er dabei in Anschlag gebracht werden, als wenn er vierhundert Gulden Besoldung hätte.«[82]

Als der Abzug geschehen war, fand sichs, daß vier kaiserliche bedeckte Pferde, mit dem Hintern an die Krippe gebunden, zurückgeblieben waren, und schon glaubte man, daß die kaiserlichen Stalleute in der Trunkenheit sie mitzunehmen vergessen hätten. Aber bei genauerer Nachsuchung fand sich auf einer Decke ein angeheftetes Papier von des Kaisers Hand mit den Worten:


Ces quatre chevaux, mon cher Prince, sont de ce moment à Votre disposition.

François premier.


Der Prinz ließ die Pferde herausführen, und als die Decken abgehoben wurden, erstaunte alles über ihre Schönheit und die Pracht der Equipage. Das Geschenk war eines römischen Kaisers und eines Prinzen von Sachsen-Hildburghausen würdig.

Drei Monate nachher lebten wir auf dem vorjährigen Fuß, nur mit dem Unterschiede, daß der Prinz mehrere Besuche von benachbarten und Wiener Freunden erhielt. Bei solchen Gelegenheiten wurden sowohl in Niederwenden als in dem Theater die neuen Opern einige Male wiederholt.

Quelle:
Dittersdorf, Karl Ditters von: Karl Ditters von Dittersdorf Lebensbeschreibung, Seinem Sohne in die Feder diktiert. München 1967, S. 72-83.
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