VX.

Der ›Schulplan‹.

[361] Kuraufenthalt in Ems. – Heidelberg. – Über Triebschen, München und Weimar zurück nach Bayreuth – Erste Schritte zur Realisierung des ›Schulplanes‹. – Besuch Liszts und Londoner Nachklänge. – Delegiertenversammlung und Konstituierung des Allgem. Patronatvereines. – Der Schulplan vertagt. – H. v. Wolzogen nach Bayreuth.


Meine Freunde wissen, daß ich es für nützlich hielt, wenn auch ich mich ein wenig in die Sache mischte; was ich wünschte, schien jedoch als unerwünscht angesehen zu werden. Man hat mir Ruhe gelassen, wofür ich unter Umständen recht dankbar sein konnte.

Richard Wagner.


Die anmutige ›Villa Diana‹ am linken Lahnufer nahm ihn gastlich auf und barg ihn in ihrem Garten und ihrer reizvollen landschaftlichen Umgebung vor allem Geräusch und Gewühl. ›Wagner empfängt niemand und verkehrt mit niemandem, außer mit seiner Familie‹ berichtet eine Zeitungskorrespondenz. ›Bald nach 5 Uhr steht er auf, promeniert, besucht das Frühkonzert, frühstückt und arbeitet. Nachmittags 4 Uhr sieht man die ganze Familie im Konzert der Kurkapelle; der Dirigent hat immer einige hübsche Nummern von Wagner (!!) im Programm. Im Garten (der Villa) wird abends gespeist; um 9 Uhr allgemeiner Rückzug.‹ Im Ganzen trifft die vorstehende Schilderung bis auf die sonderbare Hervorhebung der Kurkonzerte, wohl das Richtige. Mit diesen verhielt es sich vielmehr so, daß ihm gerade durch diese ›Konzerte‹ der Aufenthalt im Kursaal und Kurgarten immer unmöglicher wurde! Spaziergänge im Walde, im Schweizertal, zum Lindenbach oder zum Pavillon brachten Erholung und wohltuende Zerstreuung, gelegentlich auch wohl eine zur Abwechselung unternommene Rheinfahrt, ein Mittagsmahl in Bingen, mit Erinnerungen an jenen vor fünfzehn Jahren von Biebrich aus in heiterer Gesellschaft unternommenen Ausflug.1 Doch wirkte alles nur halb, da die Sorge ihm überallhin folgte. Gleich im ersten Beginn seines Emser Aufenthaltes hatte er an Feustel zu schreiben, um ihn, den ›lieben Freund und Schadengenossen‹ [361] zu autorisieren, zur Befriedigung der schwierigsten Gläubiger in Bayreuth eine namhafte Summe aus seinem und seiner Frau Privatvermögen herauszuzahlen, mit dem Betrage zusammen, den er in London durch Verzichtleistung eingebüßt, um seine Sänger zu befriedigen, ca. 50000 Mark. Am 14. Juni sendet er ihm die beiden dazu nötigen Unterschriften, seine eigene und die seiner Frau. ›Mögen diese Eingriffe in die eigene Existenz meiner Familie mindestens soviel Nutzen bringen, daß die Zeit gewonnen werde, um in Ruhe zu erfahren, wie es um mich herum steht und mit wem ich mein Leben über zu tun hatte.‹ ›Jeder Zug oder Rückzug auf dem Schachbrett dieses Lebens bringt mir Ärger, was doch wahrscheinlich daher kommt, daß die meisten Menschen sehr gemein sind. Daß wir unseren letzten Notpfennig daran gegeben haben, um die Einnahmen der Bayreuther Gastwirte im vorigen Jahre zu bezahlen, muß unter den Umständen der »Jetztzeit« als »selbstverständlich« gelten.‹ Und auf den ermunternden Zuruf Feustels, er möge sich dafür jetzt wenigstens während der kurzen Kurzeit einem, ›dolce far niente‹ überlassen, erwidert er mit tiefer Bitterkeit: ›Ja! Ja! – Nichts tun! – Nein: nichts ausrichten! das ist meine Erholung.‹

Auch mit dem Erfolge der Kur selbst hatte er – zehn Tage nach seiner Ankunft – keine besondere Ursache zufrieden zu sein. Sein Bayreuther Arzt, Dr. Landgraf, der ihm vor zwei Jahren noch Marienbad als geeignet empfohlen, hatte seinen Rat neuerdings in ›Ems‹ umgewandelt, auch Standhartner ›Ems oder Karlsbad‹ empfohlen. ›Nun sitze ich hier, spüre für mein Hauptleiden, erschwerte und nachlässige Unterleibsfunktionen, nicht nur keine Erleichterung, sondern eher Vermehrung; dazu eine ungeheuere Ermüdung und Angegriffenheit durch die, wenn auch noch so vorsichtig angewandten Bäder.‹ So meldet er am 16. Juni an Standhartner zugleich mit der Anzeige, er habe sich seit heute morgen entschlossen, anstatt Emser, Marienbader Wasser (Hunyadi) zu trinken Wirklich trat von hier ab eine gewisse Besserung seines physischen Wohlseins ein; daß es mit dem geistigen und moralischen nicht ebenso bestellt war, dafür sorgte die Mitwelt in ergiebigster Weise Wir werden sogleich darauf zu sprechen kommen und führen hier einstweilen nur (zu chronistischer Vollständigkeit unserer Erzählung) die Tatsache an, daß – ebenfalls am 16. Juni – bei drückendster sommerlicher Hitze, der deutsche Kaiser zu seinem alljährlichen Aufenthalte in Ems eintraf. Zu irgend welchen persönlichen Beziehungen gab dieses gleichzeitige Verweilen an demselben Orte nicht den geringsten Anlaß Dagegen empfing er einen Besuch der alten Mainzer Freundin Mathilde Maier und lernte auch eine Schwester Malwidas von Meysenbug kennen, am Ende sogar den ultramontanen Abgeordneten Windhorst, der sich den achten Band der ›Gesammelten Schriften‹ mit der Abhandlung über ›Deutsche Kunst und deutsche Politik‹ von ihm ausbat und sich mit Schärfe und Bedeutung darüber äußerte, so daß er den Eindruck machte, nur[362] als Parteipolitiker, nicht als Privatmann, der durch ihn vertretenen ultramontanen Richtung anzugehören. Eine fernere erfreuliche Beziehung war diejenige zu einem der liebenswürdigsten seiner Patrone, dem Grafen Pourtalès, mit dem es gar manche Unterhaltung, manches tiefer gehende Gespräch über die Natur des ›Deutschen‹ gab, über die nationalliberale Partei, welche der Politik Bismarcks so unerhörte Schwierigkeiten in den Weg legte etc. etc. Zu solchen Erörterungen gaben seine eigenen Erfahrungen ihm gerade auch jetzt wieder beständigen Anlaß.

Wie war z.B. soeben noch über die Londoner Vorgänge weithin in der deutschen Presse berichtet worden! Welche bis aufs äußerste gehende Feindseligkeit gab sich in Hohn und Spott nach wie vor kund! Es war ihm aufgefallen, daß seine Kinder, insbesondere Siegfried, bei der ersten Begrüßung ihn so zärtlich mitleidig angesehen hatten, als müßte ihm in der Ferne recht Übles widerfahren sein. Als Grund davon stellte sich heraus, daß das Bayreuther Tagblatt des Herrn Gießel die schmählichst entstellenden verleumderischen Korrespondenzen der Wiener Neuen freien Presse und ähnlicher Blätter kritiklos durch Abdruck reproduziert und damit in Bayreuth die Vorstellung erweckt hatte, als wäre das ganze Unternehmen vom Anfang bis zum Ende auch von künstlerischem, nicht bloß von finanziellem Mißerfolg begleitet gewesen.2 Unmöglich konnten derartige, die Wahrheit fälschende Nachrichten ohne nachteilige Wirkung bleiben. Dies zeigte sich alsbald in recht drastischer Weise, als nach dem Abbruch der Verhandlungen mit Leipzig vorübergehend daran gedacht wurde, den ›Ring‹ dem unter Herrn v. Hülsens Botmäßigkeit stehenden Hoftheater von Hannover anzuvertrauen. Der Intendant Hans v. Bronsart wäre dem Unternehmen gar nicht abgeneigt gewesen3; aber Herr v. Hülsen widersetzte sich diesem Plane nach allen Kräften. ›Sind Sie denn blind gegen das Fiasko in Bayreuth‹, schrieb er an Bronsart, ›und das Fiasko in London, wo die Leute bei den Fragmenten aus dem Nibelungenring scharenweise aus dem Konzert liefen?‹ Gewiß waren Äußerungen dieser Art [363] nicht unmittelbar für des Meisters Auge bestimmt; Bronsart teilte sie aber Liszt mit und dieser gab sie zur Orientierung weiter, so daß er – einmal davon in Kenntnis gesetzt – seine Ohnmacht gegen soviel Lüge und Feindseligkeit mit schmerzlicher Bitterkeit empfinden mußte. Der Erfolg jener tendenziösen Entstellungen des wahren Sachverhaltes (S. 351) war hier völlig mit Händen zu greifen! Auf gleicher Stufe standen, als eine in ihren Wirkungen wohlberechnete Äußerung zähen Rassenhasses, gewisse giftgeschwollene Artikel des Wiener Feuilletonisten Daniel Spitzer, eines Stammes- und Gesinnungsgenossen der Herren Lindau und Hanslick.4 Das war das Echo der Bayreuther Tat in der ›deutschen‹ Öffentlichkeit! So erwiderte sie die Selbstaufopferung, mit welcher der größte schöpferische Genius die Grundlage zu einem weitreichenden reformatorischen Kulturwerk gelegt. Sollte nicht bei solchen Gegenäußerungen der Gedanke an eine Auswanderung in einen fern entlegenen Weltteil sich ihm von neuem aufdrängen? Die Nachricht von seiner, auf eine Übersiedelung nach Amerika bezüglichen Äußerungen gegen Feustel (S. 354) war auf irgend einem Wege auch bis zum König gedrungen und dieser darüber außer sich Trotzdem war der Meister den – von zwei Seiten her, durch den Impresario Ullmann und einem amerikanischen Theaterdirektor Rosa – an ihn herangetretenen Anerbietungen im großartigsten Maßstabe zu keiner Zeit weniger abgeneigt als eben jetzt nach dem Zusammenbruch auch des Londoner Unternehmens, und während zugleich der entschiedenste Ekel gegen die ›deutsche‹ Öffentlichkeit fortdauernd genährt wurde. ›Nie wieder nach Deutschland zurück!‹ – die Verlockung dazu, alle Brücken hinter sich abzubrechen, um noch als Vierundsechzigjähriger einen anderen Boden für seine Tätigkeit zu suchen, war ihm nie so nahegetreten. Und doch gab es noch einen anderen Ausweg, als diesen bloß durch die Verzweiflung ihm eingegebenen, nicht aus der innersten Seele kommenden. Dieser andere Ausweg hieß: Abwendung – nicht bloß von Deutschland, von Europa, sondern von der gesamten ihn umgebenden realen Welt, mit allen ihren Ländern und Weltteilen, und dagegen: tief sich versenkende Einkehr in die ideale Welt seines Innern, die ihm, dem schaffenden Genius, als einzige, unnahbare Zuflucht nicht verschlossen werden konnte, – durch Inangriffnahme seines Bühnenweihfestspieles ›Parsifal‹.

Eine bedeutende Londoner Firma wandte sich damals an ihn, um ihm die Übersiedelung der Bayreuther Bühneneinrichtung etc. nach einem großen Londoner Theater anzubieten, mit den Wiederholungen der Festspiele im Laufe der nächsten Saison.5 Auch Leipzig war, wie wir sahen (S. 343), bereit, ihm sein Festspielhaus nochmals zu errichten und der Ehre teilhaft zu werden, [364] künftig nicht bloß die Geburtsstadt des Meisters, sondern auch seine Festspielstadt zu sein. Dennoch hielt er fest an ›Bayreuth‹, weil eben dieses und kein anderer Ort seine Idee zum reinen Ausdruck brachte. Aber er unterließ es nicht, in einem ernsten, an Feustel gerichteten Briefe die Gebrechen und Unzulänglichkeiten, welche mit dieser Idee nichts gemein hatten, außer daß sie dieselbe verdunkelten, einer scharfen Kritik zu unterziehen. ›Soviel glaube ich – um für alle Zukunft klar zu sehen – erkennen zu müssen, daß nicht mein Werk gerichtet ist, sondern – Bayreuth Mein Werk wird überall aufgeführt werden und zahlreiche Zuschauer herbeiziehen, aber – nach Bayreuth will man nicht wieder kommen. Dieses ist der wahre Verhalt der Sache und der Grund der eingetretenen Kälte für meine Unternehmung. Dem Orte kann ich nur insofern Schuld geben, als – ich ihn gewählt habe. Doch hatte ich einen großen Gedanken dabei: ich wollte mit Unterstützung der Nation eine durchaus selbständige, neue Schöpfung an einem Orte, der erst durch diese Schöpfung zur Bedeutung kommen sollte – eine Art Kunst-Washington. Ich dachte von unseren höheren Kreisen zu gut.‹ Und doch kommt er noch in eben diesem selben Briefe (vom 14. Juni), wie aus einer unabweisbaren inneren Nötigung, wieder mit den neuen Plänen auf dasselbe ›Bayreuth‹ zurück. ›Bayreuth könnte (unter den näher ausgeführten Umständen) nur noch reüssieren, wenn mein Gedanke einer musikalisch-dramatischen Hochschule, wie ich ihn zuletzt (S. 329) angedeutet habe, durchgeführt würde, so daß es zu bedeutenden Ansiedelungen daselbst führte. Die Stadt selbst, die so große Vorteile, wenigstens für viele ihrer Einwohner, davon erwarten dürfte, könnte sich am Ende an den König, die Stände u.s.w. mit einer Petition wenden.‹ Und dabei verblieb es, wie soeben gesagt, aus einem unabweisbaren inneren Drange. Den gleichen Sinn hatte eine, noch gegen Ende des Emser Aufenthaltes, nachdem all jene amerikanischen Gedanken eingehend seinen Geist beschäftigt hatten, wieder und wieder von ihm überlegt worden waren, von ihm mündlich getane Äußerung, laut welcher er sich – mit dem ihm so eigenen Ausdruck eines Humors, der so viel Melancholie in sich schloß – als ›unverbesserlich leichtsinnig‹ bezeichnete: er könne sich vorstellen, daß er ›nach Amerika ginge, dann aber doch wieder heimkäme und eine Torheit beginge‹ – nämlich eine neue Bayreuther Aufführung zustande zu bringen!

In der letzten Juniwoche erfreute ihn Niemann, an den er sich kurz zuvor noch mit einem brieflichen Gruß und der Einladung zu einem Zusammentreffen gewandt6, durch seinen Besuch. Er bestätigte dem Meister die ungnädige Gesinnung Herrn von Hülsens, wie sie dieser bereits aus dessen an Bronsart gerichteten Auslassungen kannte. Auch wünschte er die Dichtung [365] des ›Parsifal‹ kennen zu lernen; er bekam sie zu lesen und empfing einen großen Eindruck davon. Kurz zuvor war Heckel auf einen Tag sein Gast gewesen. ›Ich besuchte Wagner in Ems am 22. Juni‹, erzählt dieser selbst. ›Er sah infolge der mißlichen Erfahrungen und der Mühsale der Londoner Konzerte sehr leidend aus. Das ist auch aus den in London aufgenommenen Photographieen ersichtlich. Bei meiner Ankunft beklagte er sich offen, daß er nun wieder an die mißliche finanzielle Lage des Unternehmens erinnert würde und darüber sprechen müsse. Erst als er seinem Ärger Luft gemacht, äußerte er seine Freude über meinen Besuch. Er lebte in Ems sehr zurückgezogen. Auf der Promenade sagte er, als wir einen kleinen Herrn auf uns zukommen sahen: »Nun werde ich Sie mit meiner einzigen Gesellschaft in Ems bekannt machen.« Es war Windhorst.‹7 Daß der hier vom Meister gebrauchte Ausdruck ›einzige Bekanntschaft‹ oder gar ›Gesellschaft‹ nicht buchstäblich zu nehmen sei, geht schon aus unserer Erwähnung seines gern gepflegten Verkehrs mit dem Grafen Wilhelm Pourtalès hervor. In den ersten Julitagen, kurz vor seinem Scheiden von Ems, kam auch noch Frau Wesendonck mit ihrer Tochter, Frau v. Bissing, hinzu. Noch am Vorabend seiner Abreise (4. Juli) hatte er diese drei Freunde bei sich in der, ›Villa Diana‹ zu Gaste, und es kam mitten in aller Heiterkeit der Unterhaltung zu manchem ernsten Worte; wobei auch das Thema der gegenwärtigen deutschen Kultur von neuem erörtert wurde. ›Was sind wir Deutschen? wir wissen es nicht‹, sagte er bei dieser Gelegenheit. ›Wir wissen nur, daß wir von den Juden ausgezogen und von Franzosen angezogen werden.‹

Am 5. Juli begab er sich von Ems aus nach Heidelberg und nahm für einige Zeit im Schloßhotel Wohnung. Dieser Aufenthalt war ein improvisierter und nicht allein durch das Wohlgefallen an den landschaftlichen Reizen der Neckarstadt, sondern durch ein Unwohlsein Siegfrieds veranlaßt Dieser hatte noch in der Frühe, zum Abschied von Ems, dem Kaiser im Kurhaus einen Kornblumenstrauß überbracht und den greifen freundlichen Herrn hierbei zum ersten und letzten Male in seinem Leben gesehen und gesprochen. Ein Halsleiden, das er schon zu Beginn dieses Tages hatte, verschlimmerte sich im weiteren Verlauf desselben und hielt einige Zeit hindurch an; er mußte zu Bette bleiben – die Weiterreise verbot sich schon dadurch allein. Aber das Gerücht von Wagners Ankunft in Heidelberg war gleich am ersten Tage durch die ganze Stadt gedrungen; Tausende von Menschen8 versammelten sich abends vor dem Schloßhotel, die Liedertafel vereinigte ihre schönen und kräftigen Männerstimmen zu einem feierlichen Ständchen, an dessen Schluß der Meister selbst vom Balkon aus das, ›Gaudeamus igitur‹ anstimmte, in dessen Klänge nun [366] alles einfiel, so daß sie brausend durch das schöne dichte Laub und die Lüfte des heiteren Sommerabends drangen. Heckel, Dr. Zeroni und Ferdinand Langer, die drei Mannheimer ›Gerechten‹, waren mit zugegen; sie hatten ihn gleich bei seinem Eintreffen am Bahnhof empfangen und Langer das Ständchen dirigiert. Die abendlichen Besuche der Mannheimer Freunde Zeroni und Heckel wiederholten sich, wenn diese auch tagsüber nach ihrem benachbarten Wohnort zurückkehrten; einmal (6. Juli) brachten sie auch einen altkatholischen Pfarrer mit, dessen verständige Äußerungen über die herrschende Begünstigung der Ultramontanen durch die Großherzogin den Meister lebhaft interessierten. Am 7. Juli telegraphierte er Heckel: ›Bitte mit Zeroni morgen 1 Uhr bei uns zu speisen Abends Vorlesung des Parsifal, wozu auch der Pfarrer einzuladen.‹ Von hier ab lassen wir Heckel erzählen. ›Außer Zeroni, mir und dem altkatholischen Pfarrer Friedrich Bauer aus Mannheim, einem begeisterten Verehrer des Meisters, traf noch Richard Pohl aus Baden ein. Wir waren die ersten, die Wagners Dichtung zu, »Parsifal« kennen lernten. Mit welchem Ausdruck und tiefem Empfinden der Meister uns seine Dichtung vorlas, läßt sich nicht beschreiben. Er selbst war so ergriffen, daß er sich nach der Vorlesung einige Zeit zurückzog und uns allein ließ. Aber auch wir verharrten in Schweigen, und es dauerte lange, bis wir uns wieder auf der buckeligen Erde wußten Beim Abendbrot brachte Wagner einen Toast auf mich aus, den er mit den Worten schloß: »Die Seele schwingt sich in die Höh': der Heckel kommt ins Komitee!« Hotelier Albert hatte ihm verraten, daß die Absicht bestehe, mich in das Komitee des Mannheimer Hoftheater zu wählen.‹9 Als fesselnde Lektüre diente ihm während dieser Heidelberger Tage ein Buch über Paris von Maxime du Camp, in welchem einige Kapitel (z.B. das über die ›Malfaiteurs‹) ihn lebhaft in Anspruch nahmen und zum Weiterdenken über das französische Wesen anregten Spaziergänge und Fahrten nach dem Wolfsbrunnen, nach Schwetzingen, prachtvolle Sonnenuntergänge, abendliche Aufenthalte auf der Terrasse brachten Genuß und Zerstreuung; am 13. improvisierte er eine Fahrt nach Mannheim, wo er im Pfälzer Hof mit den Freunden zusammenkam.10 Er erzählte ihnen von London, von der warmen freundlichen Aufnahme, die er dort sowohl in den Konzerten, wie in allen Gesellschaftskreisen gefunden, und daß er nur – seiner vielen Sorgen wegen – das Gefühl gehabt, dem allen wenig entsprechen zu können. Am Sonntag, den 15, interessierte ihn, da er in seinen Gedanken jetzt so viel mit Amerika [367] sich beschäftigt, die Ankunft des Generals Grant (mit Familie) in seinem ›Schloßhotel‹, wobei es auch zu einer kurzen Zusammenkunft kam – mit einigen Schwierigkeiten für die Verständigung, da der amerikanische Staatsmann weder deutsch noch französisch konnte, was denn seinen Wunsch nach einer die ganze Kulturwelt beherrschenden Sprache, nämlich der englischen, recht wohl zu erklären geeignet war.11 Eine Fahrt nach Heilbronn, mit Besichtigung des Rathauses, der Kilianskirche mit ihrem in Holz geschnitzten Altarbild, des Hauses von Justinus Kerner, und ein letzter Abend mit Dr. Zeroni und einigen neugewonnenen Heidelberger Bekannten machte den Beschluß dieser eigentlich ganz außerprogrammmäßigen, schönen, ruhigen und – alles in allem – erholungsreichen vierzehn Tage.

Ursprünglich war, nach der angreifenden Emser Kur, eine Nachkur in Seelisberg am Vierwaldstätter See geplant gewesen: für diese war nun die freie Zeit recht zusammengeschmolzen. Wir erinnern uns, daß er einst diesen hochgelegenen Luftkurort allen anderen vorgezogen, daß er ihn die ›liebste Entdeckung‹ genannt, die er in der Schweiz gemacht hätte.12 Dorthin richtete sich demnach die Fahrt, als am Mittwoch, 18. Juli, um zehn Uhr früh der Aufbruch von Heidelberg vor sich ging. In Freiburg i. Br. gab es noch auf der Reise ein letztes Zusammensein mit den badischen Freunden: eine große Menge von Verehrern, unter ihnen wiederum Heckel und Frau, hatten sich beim Einlaufen des Zuges zu seinem Empfang versammelt, mit Blumenspenden, Bier und begeisterten Hochrufen ohne Ende. Es war, als begrüßte man den durchreisenden Landesfürsten. Abends in dem altvertrauten Luzern angelangt, fand er zu größter Überraschung Hans Richter mit einem Wiener Freunde ihn am Bahnhof erwartend, ferner die Gräfin Bassenheim, Vreneli mit Familie, kurz die ganze, neu belebte Triebschener Vergangenheit. Den Plan, noch jetzt nach Seelisberg zu gehen, änderte er sofort, als er vernahm, daß dort alles überfüllt sei; ein projektierter Ausflug nach Flüelen ward durch einen anhaltenden Regen vereitelt. Dafür setzte die kleine Gesellschaft, trotz Regen und grauem Himmel, nachdem Meister und Meisterin vormittags noch mit dem Grafen Bassenheim und seiner Familie verkehrt, nachmittags vom ›Hotel National‹ aus über den See nach dem alten Hause im lauschigen Grün, das ihm sechs selige Jahre hindurch ein bergendes Obdach geboten, das die Ausführung der ›Meistersinger‹, die Komposition des letzten Aktes ›Siegfried‹, des Kaisermarsches hatte entstehen sehen, dessen trauliches Dach seinen Bewohnern aber auch ›die Heldenwelt zum Idylle, uraltes Fern zum trauten Heimatland‹ gezaubert hatte und welches endlich auch die Heimstätte des ›Bayreuther Gedankens‹ geworden war. Bis zum Festspieljahr 1876 [368] hatte es leer gestanden, erst seitdem war es von einer Familie französischer Juden bezogen worden; alles war – im Vergleich zu der früheren sorgsamen Pflege – verwildert und verwachsen. Benachrichtigt, Richard Wagner wolle Triebschen sehen, stellten die Bewohner sofort das ganze Haus zur Verfügung und zogen sich diskret in den Salon zurück, so daß die hier so heimischen Besucher von unten bis oben in allen Räumen und in den Gängen des Gartens ungestört sich ergehen konnten. Die erwachsenen Kinder waren voll Erinnerungen; aber auch Siegfried, der noch vor dem Abschluß seines dritten Lebensjahres die Triebschener mit der Bayreuther Heimat vertauscht hatte, erkannte vieles wieder und hatte selbst die – nun verfallene – Hütte des guten Ruß treu im Gedächtnis behalten. Mit einer Bewegung seltener, ja einziger Art sahen die begleitenden Freunde das verehrte Paar, Meister und Meisterin, vor sich hinwandeln in den Laubengängen des Gartens, wo jeder Schritt Erinnerungen wachrief, und in den Räumen des Hauses, wo er so Großes geschaffen. ›Hier schrieb Wagner die Nibelungen‹, sagte Frau Wagner und öffnete die Tür zu dem kleinen, noch ganz wohlerhaltenen Zimmer. In einem Salon lag auf dem Flügel aufgeschlagen – Meyerbeer. Lachend zeigte Wagner darauf: ›Das haben die Franzosen mir absichtlich angetan!‹ Dann fuhren alle, unter dem gleichen grauen Regenhimmel wie zuvor und bei fallenden Tropfen wieder über den See zurück. ›Wir besuchten‹, so schließt unser Gewährsmann seinen Bericht, ›noch die alten Diener Wagners, die Stockers, Frau und Mann treueste Geschöpfe. Ach, was war das für ein herrlicher Abend, da wir im dunkeln Zimmer bis 11 Uhr saßen, der Meister, Hans und ich, und der Meister sprach – das entschädigt für viel im Leben!‹13

Anderen Morgens früh ging es über Zürich und den Bodensee weiter nach München. Der eine dort verbrachte Tag war geschäftlichem Verkehr mit Düfflipp und Freiherrn von Perfall, und freundschaftlichem Umgang mit Lenbach gewidmet. Während einer Spazierfahrt mit letzterem durch den englischen Garten vernahm er mit lebhaftem Anteil die besorgniserregenden Nachrichten über Sempers höchst bedauerliches gesundheitliches Befinden. Am Sonntag Vormittag in Nürnberg eingetroffen, erfreute es ihn, den Kindern das Rathaus und die Sebalduskirche, die wundervolle Lorenzkirche, die Burg u.s.w. zu zeigen. Die ›Meistersinger‹-Stimmung beim Anblick des Hans Sachs-Hauses ward arg getrübt durch den Anblick der, gegenüber dem Hans Sachs-Denkmal protzig insolent sich erhebenden Synagoge im ›reinsten orientalischen Stil‹. Er mußte daran denken, wie er jenes Werk ursprünglich in Nürnberg zur ersten Aufführung hatte bringen wollen, und von dem Theaterdirektor, dem er keine andere Bedingung dafür gestellt hatte, als die [369] Einnahme der ersten Aufführung eben jenem Hans Sachs-Denkmal zuzuweisen, einfach – gar keine Antwort erhalten hatte!14 Dagegen erfreute er sich im Germanischen Museum des – später nach Berlin übergesiedelten – herrlichen ›Hieronymus Holzschuher‹ von Dürer. ›Mit diesem‹, sagte er dabei, ›hätte ich zu tun haben wollen; er hätte mich verstanden!‹ So nahe bei Bayreuth, zog es ihn dennoch für diesmal noch nicht unmittelbar in die heimatliche Umgebung: es verlangte ihn vielmehr danach, gerade jetzt, wo er noch auf reisenden Füßen sich befand, mit seiner ganzen Familie Liszt zu begrüßen. ›Cosima, ihre fünf Kinder und Wagner haben soeben drei Tage in Weimar zugebracht‹, schreibt dieser darüber der Fürstin Wittgenstein, und fügt hinzu, daß Gräfin Schleinitz15 von Berlin her eigens dazu herübergekommen sei, um mit von der Gesellschaft zu sein. Vor kurzem war Liszt selbst in Berlin – im königl. Hausministerium in der Wilhelmstraße – der Gast des Schleinitzschen Paares gewesen, hatte mit dem kronprinzlichen Paare in Potsdam verkehrt und sich ihrer guten ›Wagnerischen‹ Gesinnung erfreut.16 Mit Gräfin Schleinitz war auch Ernst Dohm von Berlin gekommen, und es gab manches heitere Zusammensein sowohl bei Liszt selbst in der ›Hofgärtnerei‹, wie auch im ›Erbprinzen‹ (den sich der Meister zum Logis gewählt), woran auch der Großherzog Karl Alexander wiederholt teilnahm. Auch ein Ausflug nach Eisenach, zum Besuch der Wartburg, ward mit den Kindern unternommen und erst in den letzten Julitagen die dauernde Heimkehr in das abgeschiedene Bayreuth und die verlassenen Räume von Wahnfried angetreten, in denen nun bald die große, durch die unglückliche Londoner Expedition noch vor Beginn unterbrochene Arbeit an der musikalischen Ausführung des ›Parsifal‹ aufgenommen werden sollte.

Eine rechte Freude machte ihm in den ersten Augusttagen der Besuch des treuen Standhartner, einer derjenigen in Kampf und Not bewährten auserlesensten Freunde, die seinem Herzen seit ihrer ersten Bekanntschaft am nächsten standen. Der Gedanke an die Begründung der Bayreuther Stilbildungs-Schule beschäftigte ihn sehr; er rechnete auf Liszt, Wilhelmj, Prof. Hey u.a. als Mitarbeiter und dachte an eine Berufung Richard Pohls für Vorträge und Begründung der ›Bayreuther Blätter‹, die Mitwirkung Hans von Wolzogens für diesen letzteren Zweck war ihm bereits fest zugesagt Vieles sollte sich so unter seiner persönlichen Leitung und Anregung als Fundament für künftige Bayreuther Taten allmählich reisend entwickeln, und im voraus erfreute er sich der dadurch sich mehrenden Ansiedelungen auserlesener künstlerischer Elemente, durch welche die Stadt Bayreuth zu einer ganz ungeahnten Bedeutung zu kommen versprach Seine Einladung an Wilhelmj, [370] vom 5. August, lautet kurz und bündig: ›Ich trage mich mit dem Gedanken, den jungen Leuten, ehe ich sterbe, noch etwas zu lehren: namentlich Tempo – d.h. Vortrag. Könnten Sie, namentlich für Quartettspiel und überhaupt höheren thematisierten Vortrag, mir vom 1. Januar bis 30. April Ihre Assistenz hier in Bayreuth zusichern? Wieviel verlangen Sie dafür? – – Hoffentlich sind Sie wieder gesund? Not und Sorge hat uns Ihr Unwohlsein (S. 358) zur Genüge gemacht. Antworten Sie mir bald, damit ich in meinen Plänen auf einen sicheren Fuß gerate.‹17 Bürgermeister Muncker trug kein Bedenken, daß die dazu nötigen Fonds in ihrem eigenen Interesse von der Stadt aufgebracht und die geeigneten Lokalitäten dafür – vorläufig ohne jeden Neubau – leicht sich finden würden, und die ›Tempo‹-Schule mit allem, was damit zusammenhing, blieb dem Meister ein gern gehegter Gedanke. Eines Tages besuchte ihn Kapellmeister Zumpe, mit einem von ihm komponierten Singspiel. Sehr betrübt durch den, von der ersten Durchsicht empfangenen Eindruck, fragte ihn der Meister, von wem er denn das gelernt habe, was er ihm da zeige? – Von ihm gewiß nicht! Denn das ›Komponieren‹ zu lehren, hatte er sich zu keiner Zeit anheischig gemacht. ›Unter allen Umständen werde ich es mir nicht anmaßen, lehren zu wollen, wie man es machen soll, sondern nur dazu anleiten, wie das Gemachte und Geschaffene richtig zu verstehen und wiederzugeben sein dürfte.‹ So bestärkte ihn auch diese kleine Erfahrung wie tausend andere, in seinem Entschluß, durch Begründung seiner Bayreuther Schule die Grundlage für eine deutsche Kunstpflege und- Übung erst zu schaffen. Was einst auf dem Münchener Boden sich als Unmöglichkeit herausgestellt hatte, die nachhaltige Ausbildung eines deutschen Vortragsstiles, an dem für alle Zukunft wirklich etwas zu ›konservieren‹ gewesen wäre, mit den lebendigen Aufführungen im Festspielhause als Ziel und Höhepunkt: jetzt, an seinem späten Lebensabend, durfte er die Hoffnung hegen, auch diesen Gedanken zur Tat werden zu sehen. In dieser Hoffnung gewährte es ihm eine Genugtuung, eben jetzt, da die ersten Festspielaufführungen sich jährten, die Erinnerungsmedaille an seine weithin zerstreuten Festspielgenossen versenden zu dürfen. Welch ein Unterschied zwischen den bewegten Aufführungstagen des vorigen und der geweihten Stille dieses Jahres, in welcher er sich nun für die musikalische Ausführung seines neuen erhabenen Werkes rüstete! Und doch sollte jene erste, mit fast übermenschlicher Kraft des Genius allem Widerstande der umgebenden Welt zum Trotz ermöglichte reformatorische Kunsttat von Bayreuth und das damit gegebene Beispiel nunmehr die Grundlage und Voraussetzung für alles weitere gleichmäßig ruhige Wirken und Schaffen bilden.

Noch einige Nachklänge an die erfreulichen Seiten des Londoner Unternehmens [371] fallen in denselben Monat August. Am Sonntag, den 12., erschien Liszt auf seiner Durchreise nach Rom zu einem leider bloß dreitägigen Gegenbesuch; mit ihm zugleich von England her der gern gesehene liebenswürdige Londoner Gastfreund Eduard Dannreuther, den der Meister nicht früher als nach einem zehntägigen Verweilen aus seinem Hause entließ. Auch der Besuch eines Leipziger Bildhauers, Professor. Zur Straßen, fällt in diese Zeit: diesem war die Aufgabe zuteil geworden, für den Foyer des Leipziger Theaters eine Kolossalbüste Wagners in Marmor auszuführen; wenn auch widerwillig wurden ihm doch die nötigen Sitzungen dafür zugesagt. Der Besuch Dannreuthers hatte einen bestimmten Zweck: er kam als Abgesandter eines Komitees von Londoner Freunden, die es sich zur Aufgabe gestellt hatten, den Meister durch eine Reihe von Zeichnungen aus ihren privaten Mitteln für die materiellen Verluste zu entschädigen, welche er durch Verzicht auf jede Reise- oder Aufenthaltsentschädigung zu Gunsten der kontraktmäßigen Bezahlung seiner Künstler sich zugezogen. An der Spitze des Komitees standen Lord Lindsay, Dannreuther, der vortrefflicheDr. Hüffer und einige Mitglieder des Direktoriums des Londoner Wagner-Vereins. Im Namen seiner Auftraggeber überreichte er dem Meister die Summe von 500 Pfund – nicht etwa für das Bayreuther Defizit, für welchen Zweck sie jederzeit gern entgegengenommen worden wäre, sondern als persönliche Ehrengabe der dortigen Verehrer und sozusagen klingender Ausdruck ihres Dankes für die unvergeßlichen Eindrücke der Londoner Maitage. Es war schwer, eine mit so ergebener Gesinnung dargebrachte und durch einen solchen Boten überbrachte Huldigung einfach zurückzuweisen; dennoch wurde sie unter freundlichst danken der Anerkennung in aller Bestimmtheit abgelehnt und dem Überbringer der Auftrag erteilt, die Summe ihren Zeichnern wieder zuzustellen Was schließlich damit geschehen, ist uns nicht mitgeteilt. Während dieser Tage der Anwesenheit Dannreuthers wurden mancherlei Ausflüge und Ausfahrten, nach Eremitage u.s.w., einmal auch nach dem Festspielhause unternommen, mit daran geschlossenem abendlichen Verweilen auf dem Ballon der Bürgerreuth, in schöner Stimmung und bei freundlich mildem Mondschein, der weithin das liebliche Gelände verklärte. Der vorausgegangene gemeinschaftliche Besuch des Theaterbaues hatte seine besondere Bedeutung diesmal darin, daß ihn der Meister selbst seit seiner Heimkehr zum ersten Male wieder betrat. Mächtig und groß, wie das Kunstwerk, dessen architektonischer Ausdruck es war, wirkte das kolossale Gebäude im Äußern und, beim Betreten desselben, auch im Innern nicht bloß auf den begleitenden Gast, sondern vor allem auch wieder einmal auf dessen Schöpfer selbst: die Kostüme hingegen, die ausliegenden photographischen Fixierungen der in den Hauptpunkten so unzulänglichen szenischen Erscheinung erregten sichtlich seinen Widerwillen dagegen, sich ferner noch mit dem ›Ring‹ zu befassen. Wie erklärlich war dies aus den aufreibenden Umständen, [372] unter denen diese mit seinem Herzblut erkämpfte Aufführung vor sich gegangen war! War nicht fast jeder einzelne Moment ihres Werdens jetzt noch eine kaum vernarbte, bei der bloßen Berührung frisch blutende Wunde? Hatte er nicht noch in eben diesem Augenblick darunter zu leiden? Wir haben es aber außerdem, in diesem vorliegenden Abschnitt unserer Erzählung schon zweimal (S. 205 u. 279), betont und man kann es nicht genug hervorheben, daß die ewigen und unvergänglichen Schöpfungen des Genius, in bezug auf ihn selbst als ihren lebenden Quell und Ausgangspunkt betrachtet, eine jede für sich im einzelnen, einer ganz bestimmten Periode seines eigenen Werdens, seiner Entwickelung angehören, und daß der wahre Zeitpunkt für die so lange peinlich verzögerte Ausführung und erste Aufführung des ›Ringes‹ einzig und allein das Jahr 1859, und der Aufführungsort vernünftigerweise kein anderer als Zürich hätte sein dürfen, wo er damals lebte und in ihm das volle, herrliche ›Siegfried‹-Ideal! Diesem, sein ganzes Wesen so vollkommen zum Ausdruck bringenden, dem höchsten und reinsten, ihm damals unmittelbar aus dem Innern entquollenen zuliebe, hätte er so gern auf frischer Tat in Zürich sein Theater errichtet und ein volles Jahr hindurch mit seinen Darstellern verkehrt, um sie der von ihm gemeinten Wiedergabe desselben, dem neuen Darstellungsstile zuzuführen! Weshalb war ihm dies damals durch die reichen Mittel der dortigen Plutokratie nicht ermöglicht? Je zahlreichere briefliche Dokumente aus jenen Jahren es uns mehr und mehr bezeugen, wie nahe er sich diesem Ziele schon fühlte, wie schmerzlich er sich statt dessen in der Mitte der fünfziger Jahre immer weiter davon abgedrängt sah, desto lauter und unabweislicher wird sich diese Frage immer wieder erheben.18 ›Unsere Publikums und Kunstmenschen‹, hatte er damals geschrieben, ›fühlen nicht, daß ihnen durch das Kunstwerk hindurch ein Mensch seine Freuden und Schmerzen mitteilt.‹19 Auf Zürich war nun, durch alle die verschlungensten Irrpfade des Lebensganges dieses künstlerischen ›Menschen‹ hindurch, Bayreuth gefolgt; war der ›Ring‹ trotz seiner späten Vollendung in dem von uns angedeuteten Sinne recht eigentlich sein Züricher Kunstwerk, so regte sich [373] nun bereits in seinem Innern sein eigentliches ›Bayreuther‹ Werk: das erhabene Bühnenweihfestspiel, reiner, erhabener, weihevoller, abgeklärter als all seine Vorgänger es noch hatten sein können, sein eigentliches testamentarisches Vermächtnis an die Nachwelt und in jedem Zuge unmittelbar für sein Festspielhaus gedacht! – – –

Noch einen kleinen Vorfall aus der Zeit des Dannreutherschen Besuches fügen wir hier mit ein. Er ging mit dem Meister durch die Straßen von Bayreuth. Um eine Adresse zu erfahren, wandte sich dieser an einen in der Nähe beschäftigten Laternenputzer. Sofort verließ der Mann seine Arbeit, um mit ihnen bis zur nächsten Ecke zu gehen und ihnen von dort aus den nächsten Weg zum Ziele zu zeigen. Als Wagner ihm sagte, er möchte sich doch in seinem Geschäfte nicht stören lassen, erwiderte er: ›O für Sie! Wenn Sie nur wieder hier sind, dann ist alles gut, dann hat man wieder Hoffnung!‹ Züge dieser Art waren es, die den großen Volksfreund an sein Bayreuth mit festen Banden fesselten; zog doch auf seinen Spaziergängen in der reizvollen landschaftlichen Umgebung jeder Bauer mit seinem treuherzigen: ›Guten Tag, Herr Wagner!‹ vor ihm den Hut, und er erwiderte diesem den Gruß mit der gleichen achtungsvollen Höflichkeit, die er jedem erwies, mochte er nun ein Fürst oder ein einfacher Bauer sein. Mit dem Besuche des Londoner Gastfreundes war indeß das Nachspiel des ›Festivals‹ noch nicht abgetan. Kaum nämlich war dieser – am 22. August – abgereist, als auch schon, am Abend des 23., in der Person des Dr. Harrer ein anderer englischer Freund erschien, um im Namen des Londoner ›Deutschen Vereins‹ dem Meister eine Huldigung anderer Art darzubringen, die sich nicht, wie jenes Geldgeschenk, zurückweisen ließ. Es war dies ein prachtvolles, kostbar ausgestattetes Album in Großfolio mit den photographischen Aufnahmen sämtlicher Michelangeloschen Fresken aus der Sixtina, die dem Meister während seiner Reise in Italien den nachhaltigsten Eindruck zurückgelassen (S. 321) und von denen er in London gesprochen hatte. Damit endeten die Ereignisse, die sich an das Londoner ›Festival‹ knüpften. Keine äußere Zerstreuung von so einschneidender und anspruchsvoller Art sollte während der nächsten Jahre die der Vollendung des Weihefestspieles gewidmete Schaffensruhe unterbrechen. Von dem Besuch des Dr. Harrer, der nur wenige Tage dauerte, verzeichnen wir hier nur einen einzigen, uns bekannt gewordenen Zug: das Entsetzen Wagners, als dieser hoffnungsvolle junge Mann ihm seinen Wunsch aussprach, seine medizinische Laufbahn aufzugeben, um – Opernsänger zu werden!20 Am 25. August, dem Geburtstage des Königs und Trauungstage des Meisters, war er noch einmal, zugleich mit Feustel, des Meisters Mittagsgast; dann trat für eine Weile Stille ein – Schaffensstille!

[374] Das erste große Thema, das: ›Nehmet hin meinen Leib, nehmet hin mein Blut‹ hatte schon vor Liszts und des Londoner Gastfreundes gleichzeitigem Eintreffen seine endgültige Fassung voll Schmerz und Milde, Einfalt und Hoheit erhalten; andere musikalische Keime, wie das Glaubensthema (›Der Glaube lebt‹), waren schon früher zur Aufzeichnung gelangt. Als gemeinsame abendliche Lektüre diente dabei, bis in den September hinein, mit vielem Vergnügen Herodot. Und doch gab es noch vor der Vollendung der Skizze des Orchestervorspiels (26. September) eine Unterbrechung von außen her: es war die Versammlung der Vereinsdelegierten zur Begründung des neuen ›Patronatvereins‹, die am 15. September aus Leipzig, München, Wien, Berlin, Mannheim, Göttingen, Karlsbad, Köln und anderen deutschen Orten in Bayreuth sich zusammenfand, im ganzen über zwanzig Personen.21 Auf der Bühne des Festspielhauses in weitem Halbkreise um den Meister gruppiert, empfingen sie nach einer vorausgegangenen ergreifenden Einführung22 die Mitteilung jenes denkwürdigen Entwurfes, der auch als bloßer Entwurf, unter dem Namen des sog. ›Schulplanes‹, in der Geschichte der Bayreuther Bestrebungen seine bleibende Stelle behalten wird.23 Ins Auge gefaßt war ein sechsjähriger Zyklus, innerhalb dessen die hervorragendsten Werke unserer Instrumentalmusik und sodann die dramatischen Werke Wagners, vom ›Fliegenden Holländer‹ bis zum ›Ring des Nibelungen‹, zum Abschluß des Ganzen aber i. J. 1883 das Bühnenweihfestspiel ›Parsifal‹ zur Vorführung gelangen sollten. Die Übungen dazu sollten jedesmal in den beiden ersten Quartalen des Jahres stattfinden; ihnen wollte der Meister wenigstens dreimal in der Woche persönlich anwohnen; das Sommerquartal (1. Juli bis 30. September) jedoch sollte die Aufführungen bringen und das Recht des Zutrittes zu denselben nur den Angehörigen des Vereines, keinem zahlenden Publikum von außen, offen stehen. Im Anschluß an diese feierliche Zusammenkunft gab es sodann noch eine weitere Versammlung der Delegierten in der ›Sonne‹, unter dem Vorsitz Heckels, zur Beratung der Statuten des an diesem denkwürdigen Tage begründeten ›Bayreuther Patronatvereines‹. Die schwierigsten Vorarbeiten dafür hatten wackere und einsichtige Leipziger Freunde, an ihrer Spitze Prof. Karl Riedel, und Heckel bereits erledigt, und es bedurfte nur geringer Abänderungen der bereits zu ausgebreiteter Versendung gelangten [375] Leipziger Statuten, um aus ihnen die nunmehr gültigen Bestimmugen des Bayreuther Vereines entstehen zu lassen.24 Der geringe jährliche Beitrag (15 Mark) bezeichnete die Tendenz des Unternehmens als an die weiteste Öffentlichkeit gerichtet; bis auf den ärmsten Musiker herab sollte niemand davon ausgeschlossen sein, der nicht durch stumpfe Gleichgültigkeit sich selber davon ausschlösse. ›Was war das für ein nicht nur weihevoller, sondern rührender Moment‹, so berichtet einer der Teilnehmer beider Versammlungen, ›wie der große Mann zu uns gutgewillten armen Teufeln von sich sprach, und von dem neuen Wege aufzukommen, und wie wir uns da berieten Geld aufzutreiben. Ach, es war tiefschmerzlich, dieses elende Gefeilsche, wie wir das machen müßten, um die 20000 Mark zusammenzubetteln, die zum Beginn der Schule nötig sind.‹25 Laut Heckels Vorschlag wurde ein sog. ›eiserner Fonds‹ begründet, und sogleich 6000 Mark dafür als erster Anfang gezeichnet. Prof. Hey sollte den Gesangsunterricht an der Schule leiten, Richard Pohl nach Beseitigung einiger noch ungehobenen Schwierigkeiten das bereits bestehende ›Bayreuther Tagblatt‹ als Redakteur übernehmen, Freiherr von Wolzogen sich dauernd am Orte niederlassen u.s.w. Der folgende Tag, Sonntag, 16. September, vereinigte die von überallher Zusammengekommenen noch einmal im eigenen Hause des Meisters. Nach der Tafel begab man sich in den Saal, wo Richard Wagner dem um ihn versammelten Kreise die Dichtung des ›Parsifal‹ vortrug. Zum ersten und einzigen Male gelangte hierbei das Weihefestspiel vor einer größeren Anzahl von Zuhörern zur Anhörung; der Londoner und Heidelberger Kreis (S. 355 und 367) hatte jedesmal nur aus wenigen Freunden bestanden. Die Vorlesung mochte um ein Viertel nach 4 Uhr begonnen haben, und machte durch die völlig überraschende Neuheit der Dichtung wie durch den unwiderstehlichen Zauber des Vortrages auf alle Anwesenden den tiefsten, ergreifendsten Eindruck. ›Als der Meister bis zum dritten Akte gelangt war, und gerade dort, wo der Sarg mit Titurels Leiche von den Rittern in den Saal getragen wird, neigte sich die Sonne zum Untergange: sie verschwand hinter den Bäumen des Hofgartens, zitternd glitten ihre letzten Strahlen über den Boden, wie grüßende Geister huschten sie herein und verklärten die Szene; um das energische Haupt des Meisters aber bildeten die Lichtwellen einen Glorienschein ...‹26

[376] Wir haben hier noch einer Tatsache zu gedenken, die sich dem bisherigen Verlauf unserer Erzählung nicht einreihen ließ und doch auch noch zur Geschichte der Festspiele von 1876 gehört: als buchstäblich einziger Versuch aus den Reihen der Patrone, dem Meister in der Deckung des Defizits beizustehen! Es war der ›Besitzer des Patronatscheines Nr. 388‹, der – im Monat August 1877, ungefähr um die gleiche Zeit, als der Meister zur Jahresfeier der großen Kunsttat durch Versendung der Semperschen Medaille sich grüßend an seine Kunstgenossen wandte – ganz von sich aus einen Appell an die Gesamtheit der Gönner und Förderer des Unternehmens erließ, mit der Adresse. ›An die Patrone der Bayreuther Bühnenfestspiele‹, um sie in der Annahme, daß diese bei der Übernahme ihrer Patronatspflichten ›aus warmer begeisterter Liebe zur Kunst‹ gehandelt hätten, schlicht und einfach dazu aufzufordern, ihr begonnenes Werk durch freiwillige Nachzahlungen an die Adresse eines ihnen bekannt gegebenen großen Bankhauses zu Crefeld in würdiger Weise zu Ende zu führen. ›Sollen wir‹, so heißt es in diesem Aufruf, ›den Mann verlassen, der im Vertrauen auf den Genius des deutschen Volkes, in heiligem Glauben an seine Kunst das Werk ins Leben geführt hat? Der Unterzeichnete kennt Richard Wagner nicht von Person, er hat auch in Bayreuth nicht die Gelegenheit gesucht, des Meisters persönliche Bekanntschaft zu machen, und unterhält keine Beziehungen irgend welcher Art weder zu ihm noch zu den Mitgliedern des Verwaltungsrates‹ etc. ›Es würde auf jeden der ausgegebenen Patronatscheine eine Nachzahlung von 150 Mark, auf jede Patronatskarte also 50 Mark, notwendig sein. Mit Zahlung dieser geringen Summe rettet jeder einzelne von uns den schönen Glauben an die Kunst und jeder Deutsche unter uns die gleichsam verpfändete Ehre des deutschen Namens!‹ Als Verfasser dieses Schriftstückes gab sich ein Herr Fabrikbesitzer Adolf Schmidt in Viersen (Rheinprovinz) zu erkennen. Der Meister ermangelte nicht, ihm eigenhändig brieflich für sein ehrenhaftes Vorgehen zu danken und ihn zu der Beratung am 15. September einzuladen.27 Die gute Tat blieb dieselbe, auch wenn ihr Erfolg leider ein beschämend dürftiger war: es kamen infolge des Aufrufes nicht mehr als 1510 Mark an freiwilligen Beiträgen zusammen, dh. Nachzahlungen von im ganzen zehn Patronen, – die übrigen hüllten sich in Schweigen! Und dabei blieb es, die ›verpfändete Ehre des deutschen Namens‹ wurde nicht eingelöst, und die Deckung des Defizits der ersten Bühnenfestspiele fiel – so unglaublich es für alle Zeiten klingt und klingen wird dem Meister selber anheim. Keine Vereinigung von Patronen und Gönnern nahm ihm die drückende Last ab. Er mußte sich ihrer durch die Bestimmung der Tantiemen der Münchener Aufführungen des Nibelungenringes für den Zweck der allmählichen Abtragung jener Schuld, [377] somit tatsächlich aus seinen eigenen Mitteln erledigen. Daß es überhaupt auch nur zu diesem Abschluß der für ihn so quälenden Angelegenheit kam, hatte er auf der einen Seite der ›ungemeinen Geduld, Klugheit und Energie‹ Feustels, auf der anderen der ›erhabenen Freundschaft des Königs‹ für ihn zu danken. Doch dauerte die Entscheidung darüber noch über ein volles Vierteljahr Anfang Februar 1878 erfolgte die Entscheidung des Königs, auf Grund deren ein darauf abzielender Kontrakt mit München geschlossen wurde. In einem Briefe an Feustel vom 3. Februar 1878 spricht sich der Meister über diese ›für ihn so befriedigende Wendung‹ aus. Sie bestand darin, ›daß – im Grunde – durch die erwarteten Erfolge meines eigenen Werkes uns die Mittel zur Bekämpfung jener üblen materiellen Folgen des Jahres 1876 zugewiesen werden sollen. Das ist ehrenvoll. Doch nur auch Ihrem Vertrauen hierauf wird es zu verdanken sein, daß aus dem freundlichen Bescheide des Königs eine wirkliche und prompte Erlösung aus der peinlichen Lage bereitet sein kann. Das Alles weiß ich, erkenne es deutlich, und – sage Ihnen darum meinen allerwahrhaftigsten Freundes-Dank.‹28

Vorausgreifend haben wir mit dem Vorstehenden die schließliche Abwickelung der Angelegenheit konstatiert, deren zögernde Erledigung ihn zu so krampfhaften Anstrengungen und unnützen Kraftvergeudungen, wie das Londoner Unternehmen, angestachelt hatte! Was konnte ihn dazu ermutigen, der Mitwelt auch nur die allergeringsten Aufgaben zu stellen, wie neuerdings noch in seinem ›Schulplan‹? Gewiß nicht so sehr die Hoffnung auf ihre Erfüllung, als der edle Stolz, sie überhaupt gestellt und damit gezeigt zu haben, was er zu leisten willens war. Denn schon vor Jahresschluß mußte er es sich eingestehen, daß die Schwierigkeiten der Realisierung dieses Planes für jetzt zu große waren, um sich in einen Kampf mit ihnen einzulassen und damit sich die konzentrierte Ruhe zu trüben, deren er jetzt für die Ausführung seines großen Werkes bedürftig blieb. Als ihn am 5. Dezember von Baden-Baden aus Richard Pohl besuchte, wurde ihm bereits gemeldet, die ›Schule‹ sei aufgegeben; die Haupttätigkeit der weithin zerstreuten Freunde sei jetzt auf eine Organisation des ›Patronatvereines‹ zu richten, mit dem Endziel der Aufführung des ›Parsifal‹ ausschließlich für die Angehörigen des Vereins Wenige Tage später – unter dem Datum des 8. Dezember – erließ er ein Schreiben ›an die geehrten Vertreter des Bayreuther Patronatvereines‹29, in welchem er sich öffentlich über diese Notwendigkeit einer zeitweiligen Abänderung des ursprünglichen Planes aussprach. ›Die allgemeine Ungunst und besondere [378] Kürze der Zeit mag wesentlich dazu beigetragen haben, daß der festgesetzte erste Anmeldungstermin des 1. Dezember ein nicht genügend ermutigendes Resultat bringen konnte, um mich bereits am 1. Januar 1878 die zunächst in Aussicht genommenen Übungen an Werken der großen deutschen Meister der Vergangenheit beginnen zu lassen. Von den 66 im Bayreuther Patronatverein vertretenen Städten haben zwanzig vorläufig noch gar keine materiellen Beiträge zu liefern vermocht, während die Beiträge der übrigen die Höhe der von der September-Versammlung für das erste Jahr veranschlagten Summe bei weitem nicht erreichen. Mit den bisher eingegangenen Anmeldungen zur Schule aber ist mir nur erst eine sehr geringe Zahl junger Dirigenten geboten, mit denen ich ohne Beihilfe von Sängern und Orchester wirklich ersprießliche Übungen im Sinne meines Planes gar nicht aufzustellen vermag ... Die Eröffnung der Schule wäre also vorläufig zu vertagen, bis eine wahrhaft genügende materielle und künstlerische Teilnahme sich mir zeigen wird, weshalb es zunächst gelte, eine solche Teilnahme auf eine Weise lebhafter anzuregen, die zugleich den bereits Teilnehmenden ein gewisses Äquivalent für den Ausfall des ihnen gegen ihren Beitrag zuvor Versprochenen böte.‹

Dieses – vorläufige – Äquivalent dachte er sich am besten erreichbar durch eine, unter seiner Mitwirkung vom Patronatverein herauszugebende und speziell für diesen Verein bestimmte Zeitschrift, welche durch ihr Bestehen zugleich die sog. ›Lehrtätigkeit‹ der, neben dem Patronatvereine selbständig fortbestehenden lokalen Wagner-Vereine wirksam unterstützen würde Was nach Abzug der geringen Kosten für die Herstellung der Zeitschrift von den gewöhnlichen Jahresbeiträgen der Mitglieder übrig bliebe oder durch weitere Extrabeiträge hinzukomme, sollte vorläufig zu dem bereits bestehenden, zurzeit 6000 Mark zählenden ›eisernen Fonds‹ geschlagen werden, bis die vorhandenen Mittel es erlaubten, die Stilbildungsschule in der ursprünglich gedachten Weise zu eröffnen. Auch wurde dabei die Aufführung des ›Parsifal‹ mit eigens dazu berufenen auserlesenen künstlerischen Kräften, bereits für das Jahr 1880 in das Auge gefaßt. Bis dahin sollte es sich um die Schaffung und Durchführung eines rein geistigen Bindemittels für die Gönner und Freunde des Unternehmens in den ›Bayreuther Blättern‹ handeln. Über diese hatte er sich schon das Jahr zuvor (zum Jahreswechsel auf 1877) gegen Pohl in bedeutenden Äußerungen mitgeteilt. ›Die Idee der Bayreuther Blätter brachte ich schon früher einmal auf und dachte mir dabei ein sehr bedeutendes Unternehmen. Hier müßten die Geistvollsten und Tüchtigsten auf allen Gebieten mitwirken ... Kein Gerede hilft da mehr, wo selbst Taten wie meine Bayreuther Aufführungen rein hinweg geredet werden können. Was wollen Sie der großen Zeitungspresse gegenüberstellen? Welche Macht?‹ Und nun entwickelte er in großen Zügen seinen Gedanken eines, alle Länder umspannenden [379] allgemeinen Patronatvereins, der allein aus eigenen Mitteln und für seine Mitglieder die jährlichen Festspiele in voller Unabhängigkeit ermöglichen müßte, und desser Teilhaber zugleich auch die einzigen Empfänger der ebenso völlig unabhängigen Bayreuther Blätter wären. Also nicht, wie es bisher noch den wohlgesinntesten Freunden als das einzig Mögliche vorgeschwebt hatte: Presse wider Presse; sondern: heraus aus der Presse – hinein nach Bayreuth!30 Wie es der ›Presse‹ da draußen gelungen war, mit ihren Verleumdungen des Meisters und seines Werkes die Anschauungen ganz unbeteiligter Personen im Staatsdienste zu verdunkeln und zu benebeln, zeigte sich recht lebhaft in dem am 2. November 1877 in Berlin verhandelten bekannten Prozeß des Grafen Harry Arnim, der in einem seiner inkriminierten Artikel (›Das Geheimnis des Reichskanzlers‹) rein episodisch den Satz ausgesprochen hatte. ›Bismarck sei – nach Wagner – der größte aller Lebenden!‹ Der Staatsanwalt hatte diesen Satz für ›strafbar‹ (!) erklärt: er enthalte eine Beleidigung für den Reichskanzler, ›da Richard Wagner vom Publikum allgemein als ein an Größenwahnsinn leidender Mann bezeichnet werde.‹ (!) Von diesem großstädtischen und großweltlichen Preßgetriebe des ›Geredes‹ und der ›Literatur‹ sollte die geistige Genossenschaft des ringenden und schaffenden reformatorischen Genius frei und sicher bleiben. Daraufhin hatte bereits im Januar (S. 333) die erste Besprechung über die Zeitschrift stattgefunden und es war sogleich konstatiert worden, daß sie kein Verlegerunternehmen sein, sondern als das Organ des – damals noch nicht konstituierten – Patronatvereins in das Leben treten sollte.

Hierzu war nun seit dem 9. Oktober der Anfang gemacht, indem eigens zu dem Behuf, die Redaktion des neuen Organes unter persönlicher Anleitung des Meisters zu unternehmen, Freiherr Hans Paul von Wolzogen ganz und dauernd nach Bayreuth übergesiedelt war. Der im geistigen, wie namentlich auch moralischen Sinne reich begabte, wahrhaft vornehm und edel gesinnte, begeisterte junge Freund, dessen wir schon an einer früheren Stelle dieses Bandes (S. 206) gedachten, hatte – in seiner unabhängigen Lebensstellung – diese Übersiedelung nicht als ein der Sache zu bringendes Opfer, sondern als eine Bevorzugung aufgefaßt, die ihm sein Schicksal vor andern zuteil werden ließ. Im Sinne des Meisters zu denken, zu handeln, zu wirken, welch ein beneidenswerteres Los hätte einem Schriftsteller und künstlerischen Geiste, der zugleich ein freier Mann war, fallen können! Schon auf seiner italienischen Reise hatte ihm Wagner von Rom aus die entscheidende Einladung brieflich ausgesprochen: ›Lassen Sie sich in Bayreuth nieder und sehen wir uns oft. Kommen dann Bayreuther Blätter und Gott weiß was noch, so kann am Ende für einige etwas daraus werden.‹ Und wiederum in einem Briefe aus [380] Weimar (27. Juli): ›Sie stehen mir, sowohl durch die von mir empfangenen Mitteilungen als durch ihr korrektes Verständnis meiner Idee, jetzt am nächsten.‹ Kaum war je auf irgendeinem Gebiete ein Lebensberuf feuriger, selbstloser, hingebender erfaßt worden, als es in diesem Falle durch eine, in ihrem ganzen Wesen rein idealistische Natur geschah, die zugleich im vollsten Maße die Fähigkeit besaß, die Gedanken des Genius in sich aufzunehmen, zu verarbeiten und wiederzugeben. Die Verhältnisse brachten es mit sich31, daß der junge Freund, ihm selbst wie dem Meister zur Freude, die ersten vier Monate seines Bayreuther Aufenthaltes hindurch mit seiner – einige Wochen nach ihm eintreffenden – Gemahlin ganz als vertrautester Hausgenosse in Wahnfried leben konnte, als Teilnehmer der täglichen Beschäftigungen wie der regelmäßigen gemeinschaftlichen Abendlektüre. Auch wohl gelegentlicher Quartettvorträge, wie am 10. November durch die gerade in Bayreuth konzertierenden Münchener Hofmusiker, die, der Einladung Wagners folgend, in seinem Hause Op. 135 von Beethoven (›Muß es sein? es muß sein‹) und ein wundervolles Adagio von Haydn, ein besonderes Lieblingswerk des Meisters, unter seiner persönlichen Anleitung zum Vortrag brachten. Ein anderes Mal, anläßlich eines mehrtägigen Besuches des wohlunterrichteten, feurig ergebenen Professor Bernays aus München, kam es sogar zu einer erneuten Vorlesung der ›Parsifal‹-Dichtung, oder – an einem anderen Abend – zum Vortrag des Parsifal-Vorspieles durch dessen Schöpfer selbst am Klavier. Oder der Meister sprach einen der ihm dazwischen immer wieder nahetretenden Lustspielstoffe durch, zu deren Ausführung er leider wegen größerer Aufgaben nie gelangte: ›Lessing und Friedrich der Große.‹ In sehr belästigender Weise hinderte ihn übrigens während des ganzen Monats Oktober bis weit in den November hinein ein schmerzhaftes Fußleiden an den für seine Gesundheit ihm so unentbehrlichen regelmäßigen Spaziergängen, welche er entweder gar nicht oder nur auf kürzeste Strecken unternehmen konnte. Von Hamburg aus unterhandelte Pollini wegen Überlassung des ›Nibelungenringes‹ an die von ihm geleitete dortige Bühne. Leider kostete es dem Meister in diesem wie in manchen ähnlichen Fällen, Mühe, den Hamburger Direktor zu einer Vorführung der einzelnen Teile des großen Werkes in ihrer organischen Reihenfolge zu bestimmen; alle wollten den Anfang durchaus, anstatt mit dem ›Rheingold‹, mit der ›Walküre‹ machen! Um so mehr erfreute es ihn, von Baron Loon in Weimar zu erfahren, daß dieser – an seiner kleinen Bühne! – es für seine künstlerische Pflicht hielt, sich an die richtige Reihenfolge gebunden zu halten. ›Das nenne ich mir Gesinnung!‹ rief er ihm aufmunternd zu. ›Mit [381] dem »Rheingold« es wagen! Was kann ich dazu sagen, als: Glückauf! Jedenfalls wissen Sie, was Sie wollen und – um was, welche szenische Schwierigkeiten es sich handelt. Mich freut es, daß Sie nicht, wie alle die sonstigen Theaterdirektionen, nur die »Walküre« begehren: diesen allen schlug ich dergleichen ab. Wer dagegen mit dem »Rheingold« beginnen will, ist kühn und bekommt – das Ganze.‹32

Einer der schmerzlichsten Eindrücke dieses Spätherbstes war der plötzliche Tod seines geliebten Neffen Clemens Brockhaus († 8. November 1877), der sich zu wahrem Entsetzen steigerte, als er vernahm, die Todesursache sei die fürchterliche Trichinenkrankheit gewesen. Im übrigen war das Hauptereignis dieses Winters das Erscheinen der ›Parsifal‹-Dichtung im Druck, zu deren Veröffentlichung er sich auf das Drängen der Schottschen Handlung entschlossen hatte, während er gerade in die musikalische Ausführung des ersten Aktes fortschreitend sich vertiefte. Die eingehende Darlegung der Eindrücke, welche die weitere Vollendung des Werkes in Komposition und Orchestrierung bis zu seiner Aufführung begleiteten, müssen wir uns für einen besonderen Abschnitt unserer Erzählung vorbehalten.

Fußnoten

1 Vgl. Band III (II2) dieses vorliegenden Werkes, S. 384/85.


2 Es war nicht die erste Erfahrung dieser Art, die er an der kleinen Bayreuther Lokalpresse machte, – vgl. S. 15 u. 143 des vorliegenden Bandes und Nr. 15, 16 u. 55 der Briefe an Feustel (Bayreuther Blätter 1903)! In bezug auf den zuletzt genannten dieser Briefe – Nr. 55 – ist übrigens bei dieser Gelegenheit seine Einreihung richtig zu stellen, da derselbe nicht dem Jahre 1877, sondern 1876 angehörtA1, folglich hinter dem Briefe Nr. 43 eingereiht werden muß, ebenso wie der Brief Nr. 34 (ebenfalls ohne Jahreszahl) seine richtige Stelle hinter dem Briefe Nr. 48 haben sollte.


3 Vgl. Liszt an die Fürstin Wittgenstein (15. Juni 1877): ›Bronsart vous a écrit. Je l'estime et l'affectionne comme un de mes plus nobles et intelligents amis. Maintenant, la grosse affaire pour lui est la représentation complète du »Ring des Nibelungen«. J'y suis un peu mêlé – et pense qu'on aboutira, malgré les difficultés.‹ (Briefe VII, S. 193.)


4 Unter dem Titel: ›Briefe Richard Wagners an eine »Putzmacherin« in der Wiener Neuen freien Presse‹ vom 16. u. 17. Juli (Nr. 4599 u. 4600).


5 Briefe an Jr. Feustel, Bayreuther Blätter 1903, S. 211.


6 ›Gern möchte ich‹, so lautet diese Zuschrift vom 18. Juni, ›in diesem für mich so öden Jahre einen Tag oder einige Stunden mit Ihnen feiern. Denn, sind wir beide, Sie und ich, zusammen, so ist doch eigentlich der Geist des Nibelungenwerkes bei sich und spricht zu sich.‹


7 E. Heckel, Erinnerungen (unter dem Titel ›Briefe R. Wagners‹) S. 121.


8 Wir finden in Berichten die Zahl 6000 angegeben.


9 Heckel, Erinnerungen, S. 125. Daß der Meister davon bereits mindestens acht Tage früher, also nicht erst durch den ›Hotelier Albert‹ wußte, geht aus seiner scherzhaften brieflichen Äußerung an Feustel vom 2. Juli hervor, welche diese Nachricht mit Heckels erstem Besuch (in Ems) in unmittelbare Verbindung bringt: ›Heckel war hier, er wird es bis zum Mannheimer Theaterdirektor bringen – nun so hat er doch etwas davon!‹ (Bayr. Blätter 1903, S. 212.)


10 Heckel, Erinnerungen S. 126.


11 Vgl. Richard Wagner, Gesammelte Schriften IX, S. 398/99.


12 Band III (II2) des vorliegenden Werkes, S. 45, 99/100 etc.


13 Nach eingehender brieflicher Schilderung – unmittelbar nach dem soeben Erlebten – durch Hans Richters oben erwähnten begleitenden Wiener Freund, Dr. V. K. Schembera.


14 Vgl. Band IV (III1), des vorl Werkes, S. 252.


15 Mme de Schleinitz, toujours admirablement ›degna di se stessa‹ (Briefe VII, S. 199).


16 ›Le prince et sa femme admirent ouvertement Wagner, ce qui me mit tout d'abord à l'aise en leur présence‹ (S. 197).


17 Briefe Richard Wagners an August Wilhelmj, Bayreuther Blätter 1905, S. 234.


18 Die seichte und wohlfeile, jeder menschlich-künstlerischen Mitempfindung bare Auffassung, als sei dies die würdige, angemessene Lebensbestimmung des Genius, mit der Rückständigkeit und stumpfen Einsichtslosigkeit seiner Zeitgenossen zu ringen, als könnte er in diesem Ringen zu den ihm durch die Natur verliehenen geistigen und moralischen Kräften nur das mindeste (gleichsam durch ihre Übung und Stählung!) hinzugewinnen – muß doch endlich einmal fallen gelassen werden! Wenn die genaue Betrachtung von Wagners Leben, wie es unter voller Zustimmung seiner jeweiligen Zeitgenossenschaft tatsächlich verlaufen ist, in dem Leser desselben nicht die lebendige Vorstellung davon erweckt, wie es statt dessen hätte verlaufen sollen und können, – so ist ihr Zweck verfehlt und sie hört auf das zu sein, was die Lebensbeschreibung jeder schöpferischen, überragenden Persönlichkeit einzig zu sein bestimmt ist: eine schwere und bittere Anklage gegen die Mitlebenden und ein Richterspruch über sie.


19 Familienbriefe, S. 184 (Brief an seine Nichte Franziska Wagner).


20 Etwas ähnliches berichtet der junge Freiherr v. Seydlitz, aus etwas späterer Zeit, von seinem Besuche in Wahnfried (im 1. Jahrgang der Berliner Zeitschrift ›Die Musik‹).


21 Wir nennen unter ihnen – außer den Bayreuther Freunden – Heckel, Heinrich Porges, Prof. Riedel aus Leipzig, Prof. Hey aus München, Hans v. Wolzogen, Ludwig Schemann, Richard Pohl, Lesimple, Adolf Schmidt (Viersen), Tappert (Berlin), Schembera (Wien).


22 Der Wortlaut dieser Ansprache ist nachmals auf Grund eines Stenogrammes von Dr. Franz Muncker im Kürschnerschen ›Wagner-Jahrbuch‹ für 1886 veröffentlicht.


23 Auch dieser ›Entwurf‹ gelangte, als historisches Dokument und ideelle Grundlage sämtlicher nachmaliger Bayreuther Aufführungen im zehnten Bande der ›Gesammelten Schriften‹ S. 23/26 zu wörtlichem Abdruck.


24 Wer sich für den Wortlaut dieser ursprünglichen Bestimmungen des ›Bayreuther Patronatvereins‹ interessiert, findet sie in der Schrift von Karl Heckel, ›Die Bühnenfestspiele in Bayreuth‹ (Leipzig 1891), S. 56/57.


25 Briefliche Mitteilung von V. K. Schembera an den Verfasser. ›Als gar wähend dieser Beratung (in der »Sonne«) jemand den Vorschlag machte, wegen vorgeschrittener Zeit die Sache auf 1878 zu vertagen, da sprang ich auf und sagte, ich würde es nie zugeben, daß man vor den Meister träte und ihm sagte, er solle warten. Wenn wir schon nichts anderes könnten, so müßten wir wenigstens rückhaltlos auf das eingehen, was er proponiere.‹


26 W. Tappert, Allgem. Musikzeitung 1877, S. 308.


27 Vgl S. 375 dieses Bandes, Fußnote, wo sein Name bereits mit genannt ist.


28 Briefe an Friedrich Feustel (Bayreuther Blätter 1903), S. 391.


29 Abgedruckt in: Karl Heckel, Die Bühnenfestspiele in Bayreuth, authentischer Beitrag zu ihrer Entstehung und Entwickelung (Leipzig 1891), S. 58/62.


30 ›Aus der Vorgeschichte der Bayreuther Blätter‹ (Bayreuther Blätter 1898, S. 85).


31 Es gab – wenigstens damals – in Bayreuth für Wohnungsangelegenheiten, Ein- und Umzüge, nur zwei jährliche Termine, den Herbst- und den Frühjahrstermin, und für den ersteren war es im gegebenen Falle zu spät geworden, um noch eine passende Unterkunft zu finden.


32 Der vom 22. Oktober 1877 datierte Brief ist wiederholt zum Abdruck gelangt, zuerst in: Dr. Mirus, ›Freiherr August von Loën. Ein Beitrag zur Geschichte des Hoftheaters in Weimar‹, sodann in Karl Heckel, ›Die Bühnenfestspiele in Bayreuth‹, S. 63.


A1 Das dort erwähnte ›absurde Willkommen in Bayreuth‹ fand nach der Rückkehr vom Berliner ›Tristan‹ statt, vgl. S. 244 dieses Bandes, wo wir wegen anderer, wichtigerer Züge stillschweigend darüber hinweggingen.


Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 5, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 361-383,385.
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