XV.

Das Mannheimer Konzert.

[365] Besuche auf Triebschen. – Unbeantworteter Brief an G. Herwegh. – ›Erinnerungen an Auber‹. – Lohengrin in Bologna. – Anträge für den Festspielbau aus Baden-Baden und Darmstadt. – ›Bericht an den deutschen Wagner-Verein‹. – Erster offizieller Besuch in Bayreuth. – Die Mannheimer Konzert-Tage. – ›Seine Pflicht zu tun‹.


Schon der Name bezeichnet Mannheim als einen Ort, wo ›Männer heimisch‹ sind. Bayreuth aber ist ein durch die Kultur noch unentweihter echt jungfräulicher Boden für die Kunst. Aus der Verbindung beider soll ein neues, jugendlich kräftiges Kunstleben entsprießen.

Richard Wagner.


Die durch Tausigs Hinscheiden entstandene unausfüllbare Lücke betraf zu allernächst und auf das dringendste die bisher durch ihn repräsentiert gewesene Zentralstelle für die Geschäftsleitung. Um in dieser Richtung einen Ersatz zu finden, wandte sich Wagner – um die Mitte August – an den Berliner Hofpianofortelieferanten Karl Bechstein, empfing aber eine ablehnende Antwort. Derselbe Monat brachte auch noch mehrfache Besuche. Nacheinander erschienen Präger aus London, dann der Pianist Hänlein aus Mannheim, als Abgesandter der Mannheimer Gruppe, um verschiedene erwünschte Details über das bevorstehende Konzert aus dem Munde des Meisters zu vernehmen. Heimgekehrt, berichtete er begeistert von dem großen Eindruck, den er aus dieser Unterredung gewonnen: wie ein Prophet, wie ein ›Hellseher‹, habe Wagner zu ihm gesprochen. Sodann kam das Schleinitzsche Paar, das am 17. von Salzburg aus seine Reise über München nach Luzern antrat, um einige Tage daselbst in regem Gedankenaustausch mit dem verehrten Meister zu verweilen. Endlich, gegen Ende des Monats – auf der Durchreise – auch der Weimarische Generalintendant Baron Loën, dessen Bereitschaft der großen Sache zu dienen, dazu Veranlassung gab, ihm die oberste Leitung des Patronates zu übertragen. Es hatte dem Meister ursprünglich ganz fern[366] gelegen, der Tätigkeit seiner Freunde und Gönner irgend welche besondere gesellschaftliche Organisation zu geben. Er hatte sich ihren Einfluß lediglich in der Benutzung einer ausgebreiteten Bekanntschaft mit Gleichgesinnten wirkend vorgestellt, und etwaige Vorschläge für eine solche Organisation in seinem anfänglich festgehaltenen Wunsche, sein Unternehmen von der eigentlichen Öffentlichkeit unberührt zu lassen, eine Erschwerung gefunden.1 Dem in diesen Vorschlägen ausgesprochenen Bedürfnis suchte er nun wenigstens dadurch abzuhelfen, daß er in der Person des Weimarischen Intendanten, ›da er zur Übernehmung der hieraus ihm erwachsenden Beschwerde sich aufopferungsvoll bereit erklärte, einen ausgezeichneten Freund in weiteren Kreisen als denjenigen bezeichnete, an welchen fernere Anmeldungen, sowie Nachfragen um Auskunft, zu richten seien‹.2

Bei derselben Anwesenheit des Baron Loën auf Triebschen erkundigte sich der Meister bei ihm, als Präsidenten der ›Deutschen Shakespeare-Gesellschaft‹, recht lebhaft nach dem Wohnort seines, seit 1866 von Zürich nach Baden verzogenen, alten Freundes Herwegh.3 Loën meinte: ›in Durlach‹, wußte es aber nicht genau. Der Grund dieser eifrigen Nachfrage verdient eine ausführlichere Darlegung; einerseits als ein schönes Zeugnis von Wagners treuer Anhänglichkeit, andererseits, weil er mit dem – von seiner Seite durchaus unfreiwilligen – plötzlichen Abschluß, ja Abbruch, altgehegter guter Freundschaftsbeziehungen in einem, für Herwegh leider beschämenden, Zusammenhang steht. Gleich nach seiner Trauung hatte er nämlich diesem letzteren eigens in einem besonderen Briefe von diesem bedeutungsvollen Ereignis Meldung getan und ihn dadurch vor manchem andern ausgezeichnet (S. 331); es bestimmte ihn dazu ein tiefer, herzlicher Drang. Der Brief, welchen er – auf eine irrige Mitteilung hin – nach ›Badenweiler‹ adressiert hatte, kam mit zahlreichen Endossements als Zeugnis für seine Unbestellbarkeit an ihn zurück. Er hob ihn einstweilen auf, um ihn gerade in diesem Zustande nochmals an Herwegh zu schicken, sobald er dessen richtiges Domizil erfahren haben würde Hierfür wandte er sich hauptsächlich an Richard Pohl; dieser antwortete erst gar nicht, endlich aber nur über das ihn Betreffende in jenem Briefe des Meisters, so daß dieser glaubte es aufgeben zu müssen. Da nun[367] auch die durch Loën empfangene Auskunft unbestimmt war, mußte Pohl noch einmal herhalten (6. September), und diesmal gelang es richtig die gewünschte Adresse zu erhalten. Der für Herwegh so lange aufgehobene Brief war aber endlich – verloren gegangen! Er schrieb ihm nun von neuem (13. September) in wahrhaft herzlicher Weise: an ihn denke er stets gern beim Rückblick auf die Züricher Zeit, so wenig er sonst am Erlebten zu haften liebe. ›Gott, welcher Plunder liegt da hinter einem! Alles zerstiebt wie angebrannter Zunder beim Angreifen der Erinnerung. Da ist es denn von Wert, wenn man sinnend und fühlend an einem Guten zu haften vermag!‹ – Und auf diesen Anruf hat es Herwegh vermocht zu schweigen! Aus politischem Fanatismus, aus verbissenem Preußenhaß, weil er – ›von Sedan an sich schämte ein Deutscher zu sein (!)‹, konnte er es Wagner nicht verzeihen, seinen ›Kaisermarsch‹ komponiert zu haben, und ›ein stilles Abbrechen der Beziehungen war das einzige, was er, eingedenk der ehemaligen Freundschaft, über seinen Zorn (!) zu gewinnen vermochte‹. Da die hier angeführten Worte von seinem eigenen Sohne herrühren, dürfen wir nicht annehmen, was wir andererseits so gern annehmen möchten, nämlich: daß sie eine verleumderische Entstellung seiner wahren Gesinnungen enthielten. Doch eröffnen sie uns aufs neue einen Einblick in die Tragik aller menschlichen Beziehungen, wie sie der Meister in so unzähligen Fällen an sich zu erleben hatte. Wir werden damit aufs neue an den schon wiederholt zitierten Satz Nietzsches von den Freunden und Bekannten früherer Zeiten erinnert, den steckengebliebenen und versteinerten ›begrenzten Abschnitten aus seinem eigenen grenzenlosen Laufe (!) Fast zu allen Lebenszeiten Wagners hätten ihn seine Freunde gern dogmatisieren mögen‹, sagt eben derselbe Autor; ›hinter jeder Phase seiner Entwickelung schloß sich ein Kreis von Anhängern zusammen, scheinbar, um ihn nun auf dieser Phase festzuhalten. Er ging immer mitten durch sie hindurch und ließ sich nicht binden; sein Weg ist überdies zu lang gewesen, als daß ein einzelner so leicht von Anfang an hätte mitgehen können, und so ungewöhnlich und steil, daß dem Treuesten auch wohl einmal der Atem ausging.‹ Als einen solchen ›Treuen, dem der Atem ausgegangen war‹, hat Wagner wohl stets den altbewährten Züricher Freund betrachtet und ihm wegen seiner rätselhaften Zurückhaltung nicht gegrollt, sondern ihn höchstens bemitleidet. In seiner Erinnerung lebte er unverändert fort, wie er damals in seinen guten Zeiten sich erwiesen! Hatte er eine, in den Ereignissen und Erfahrungen seines Lebens wohlbegründete Periode gehabt, in denen er – inmitten der freien Schweiz (!) – gern mit ›roten Republikanern‹ und ›Demokraten‹ verkehren mochte, so wissen wir aber doch, daß dies nie und nimmer wegen ihrer sog. politischen Überzeugungen geschah, sondern einzig, weil sie durch ihr vieles Reden von ›Freiheit‹ ihm in der wahren, inneren Freiheit der Gesinnung verwandt schienen. Hätten sie diese wirkliche, geistige und moralische Freiheit ihr [368] eigen genannt, – wie gern hätte er auch darin seine Stellung über allen Parteien bewährt, daß er, als der Künstler und Meister, die äußersten Gegensätze unter seinem Dache, wie in seinem Festspielhause vereinigte! Nun zeigte sich leider, daß jene scheinbare Verwandtschaft doch nur eine bloße, vorübergehende Täuschung gewesen, welche schon die nächste Phase nicht bestand, und der angebliche ›Freiheits‹-Mann ein Knecht und Sklave seiner eigenen Meinung war, ganz wie jeder andere auch. Doch will es uns wenigstens scheinen, als sei diese Wandlung der Gesinnung dem Meister (da er ja Herweghs übermäßige Trägheit und Bequemlichkeitsliebe kannte) aus seinem bloßen Schweigen nie so recht zum kränkenden Bewußtsein gekommen, – was immerhin etwas Tröstliches an sich hat.

Wir kehren hiernach zur Betrachtung der nächsten Schritte in der Weiterentwicklung der Bayreuther Sache zurück. So wenig es Wagner von Hause aus auf ein eigentliches korporatives Zusammentreten seiner weitzerstreuten Freunde abgesehen, so sehr schien sich ihm die Angemessenheit solcher Bestrebungen von außen her aufzudrängen, seit einmal der Gedanke der Begründung von ›Wagner-Vereinen‹ – ursprünglich in Mannheim im Kopfe Heckels – aufgekommen war. Der Anstoß war damit gegeben und wirkte fort, das Beispiel fand Nachahmung. Zunächst in Berlin, in Wien, in Leipzig und München. Unter diesen Umständen wechselte der Meister schnell seinen bisher eingenommenen Standpunkt der Zurückhaltung und gab nun selbst durch Versendung der bewährten Mannheimer Statuten Veranlassung zur Begründung neuer Vereinigungen. So schrieb er für Dresden erst an Tichatschek, dann an Pusinelli. Ersterer schwieg, letzterer nahm die Sache alsbald in seine treue Hand. Nicht anders als mit inniger Freude konnte Wagner den rührigen Eifer gewahren, der von überallher seiner Sache entgegenkam. ›So möge denn‹, schrieb er am 13. Nov. an Heckel (bei Rücksendung eines von ihm gebilligten Entwurfes zu einem öffentlichen Aufruf), ›die Sache ihren Lauf nehmen, und der Deutsche zeigen, daß er es endlich versteht, so ernsten und anhaltenden Bemühungen für einen schmachvoll verwahrlosten, und dabei so unbegrenzt einflußreichen Zweig der öffentlichen Kunst, an welchen ich mein Leben gesetzt habe, auch die nötige Beachtung zu schenken.‹ Allerdings begann nun erst, mit jedem Schritt an eine, so gern von ihm gänzlich vermiedene weitere Öffentlichkeit, der Kampf mit den zahllosen, in den gegebenen Zuständen tief begründeten Hindernissen, mit der deutschen Apathie, der Teilnahmlosigkeit, ja Feindseligkeit der, von tausend fernabliegenden Interessen beeinflußten Tagespresse, mit dem Hohn und Spott der ›Gegner‹, deren nach Dezennien zählende Opposition das Mißtrauen des deutschen Publikums gegen seinen größten Künstler zu wecken und zu unterhalten gewußt und demselben auch jetzt unablässig neue Nahrung zuführte. Was die Kämpfe und Anstrengungen der nun folgenden Zeit für ihn und für seine Freunde [369] waren, hat Nietzsche aus eigenem Miterleben mit den Worten ausgedrückt: für die letzteren ›ein Vorgenuß, ein Vorausleben der höchsten Art, durch welches sie weit über ihre Spanne Zeit hinaus sich beseligt, beseligend und fruchtbar wußten, für Wagner selbst eine Verfinsterung von Mühsal, Sorge, Nachdenken, Gram, ein erneutes Wüten der feindseligen Elemente, aber alles überstrahlt von dem Sterne der selbstlosen Treue, und, in diesem Lichte, zu einem unsäglichen Glück umgewandelt!‹ Was vermochte schließlich alle Lauheit und Gehässigkeit gegen ein begeistertes redliches Wollen und ein festes Beharren in allen Mühsalen, unter denen hier eine Welt aus dem Nichts hervorzurufen war? Trotz der übelsten Enttäuschungen im einzelnen, ja zeitweilig düstersten Augenblicken der Entmutigung durch das Unerwartete – wir werden diesen heftigen Schwankungen im folgenden begegnen – blieb doch die Stimmung des Meisters selbst bis über die Periode der Grundsteinlegung hinaus im ganzen eine hoffnungsvolle.

Nicht genug wird dereinst die fernste Nachwelt die wahrhaft großartige Aufopferung zu würdigen wissen, mit welcher er im Laufe der nächsten Jahre, während er an der Vollendung seines Werkes zu arbeiten hatte, sich neben allen anderen Bemühungen, Reisen, Korrespondenzen auch noch der Leitung großer Musikaufführungen im Konzertsaal an den verschiedensten Orten Deutschlands unterzog. Aber es war hierbei doch nur der reinste Zwang im Spiele. Wir sehen dies aus seiner veröffentlichten Korrespondenz mit Heckel hinsichtlich des ersten dieser Konzerte; wir sehen, wie er sich dadurch nur widerwillig aus seiner mühsam gewonnenen Schaffensruhe herausreißen läßt. ›Frau Wagner scheint nicht recht an dasselbe zu glauben‹, schreibt Nietzsche am 6. September in betreff des Mannheimer Konzertes, ›weil Wagner, lange durch unaufhörlich andringenden Besuch gestört, jetzt endlich wieder zu komponieren fortfährt und sich schwerlich unterbrechen lassen wird.‹4 Ganz entsprechend lautet es in den Briefen an Heckel. ›Es soll ein Konzert sein, – folglich geht nun die Beunruhigung los! Das wußte ich!‹ so beginnt der eine davon. ›Zu fürchten steht jetzt nur, daß jeder der Vereine in den verschiedenen Städten, auf deren teilnahmvolle Mitwirkung ich rechnen muß, die gleichen Ansprüche an mich erheben wird, und mir dadurch, daß ich meine Kräfte, welche ich im allerangestrengtesten Maße der Aufführung meines großen Werkes selbst zu opfern versprochen habe, im voraus für die Zusammenbringung der materiellen Mittel erschöpfe, eine in ihren Folgen nicht zu berechnende Erschwerung bereitet werden kann. Ich teile Ihnen diese Besorgnis unverhohlen mit, ohne deshalb mein Ihnen gegebenes Versprechen zurückzuziehen: nur sollte es mich beruhigen, wenn ich Sie zu einiger Geduld stimmen könnte, und wegen des Zeitpunktes meines Konzertbesuches in [370] Mannheim Sie mich nicht zu sehr drängen wollten.‹5 In der Tat hatte er es unverzüglich zu erleben, daß auf Grund der nach Mannheim gegebenen Zusage Wien um eine gleiche Vergünstigung sich bewarb, und seine vorläufig (gegen Ende September) geäußerte Bereitwilligkeit, daselbst ›zwei wohlpräparierte Konzerte‹ zu dirigieren, sofort auch den Weg in die Öffentlichkeit fand, womit Mannheim bis zu diesem Augenblick noch taktvoll gezögert hatte.

Am 25. Oktober war die erste Bleistiftskizze des zweiten Aktes der ›Götterdämmerung‹ vollendet; am 31. unterzeichnete er seine ›Erinnerungen an Auber‹. Veranlaßt waren dieselben durch den vor kurzem (13. Mai) erfolgten Hingang des hochbetagten französischen Komponisten: die ungemeine Lebenszähigkeit des neunundachtzigjährigen Greises, welche ihn soeben noch die Niederlage seines Landes und die Beschwerden der Belagerung ertragen ließ, war schließlich den Eindrücken der Schreckenstage unter der Herrschaft der Kommune gewichen Fast wäre er hierdurch, wie Wagner in der Einleitung hervorhebt, zu der sonderbaren Ehre eines ›atheistischen Begräbnisses‹ gelangt, welche der Pariser Gemeinderat seinen Hinterlassenen antrug: als die hiervor glücklich bewahrte Leiche später dann mit allen kirchlichen Ehren zur Erde bestattet wurde, hielt dem Andenken des Dahingeschiedenen Herr A. Dumas d. J. eine Grabrede, in deren zärtlich rhetorischem Pathos jedoch Auber seinem Volke in einem – seiner Ansicht nach – sehr falschen Lichte gezeigt wurde. ›Eben diese Rede, in welcher Auber als ein um sein Land in melodischen Tränen zerfließender Lichtgenius der Harmonie gefeiert wurde, zeigte mir, wie auch diesmal – da es der bedeutenden Phrase galt – der Franzose über den allerfranzösischesten seiner Komponisten sich nicht zurechtfinden konnte, und, da es am Grabe Aubers war, die Sache mit einer nichtssagenden Floskel für abgemacht hielt, wenn diese nur recht sentimental hoch gestimmt war.‹ Anstatt dieser verschwommenen Phrasen entwarf er hingegen ein Bild in den festen, markanten Zügen lebendig erschauter Wirklichkeit, wie nur er es zu geben vermochte; die Sicherheit und Ganzheit der Auberschen Natur gab sich darin kund, die nie etwas sein wollte, was sie nicht war.6 Der Aufsatz war für das ›Musikalische Wochenblatt‹ bestimmt, nicht für eins der großen politischen Allerweltsblätter. Was den Meister davor zurückschreckte, sich bei ähnlichen Gelegenheiten in der Augsburger Allgemeinen, der [371] Kölnischen oder einer ihrer angesehenen Kolleginnen vernehmen zu lassen, hatte er kurz zuvor in seinem offenen Briefe an Dr. Stade ausgesprochen War es ihm in einem solchen ›geachteten Blatte‹ einmal unmöglich gemacht worden, Offenbachs in der ihm gebührenden Weise zu erwähnen, so verhielten sich die großen politischen Zeitungen Deutschlands gegen ihn, bei einem Versuche, sich durch ihre Vermittelung dem weit zerstreuten Stande der Gebildeten zu nähern, doch überhaupt immer noch mehr wie feindliche Schanzen und Bollwerke, welche die ›deutsche Bildung‹ gegen ihn aufrichtete, um sich dahinter vor ihm zu verstecken. Wie sonderbar war dies – im eigenen Vaterlande – zu einer Zeit, da, wie eben jetzt, die ersten Nachrichten über eine sorgfältige Vorbereitung des ›Lohengrin‹ in Bologna und die Hoffnungen, die man italienischerseits an den Erfolg dieses Werkes knüpfte, die deutsche Kunstwelt in ein ungläubiges Erstaunen versetzten.

Lohengrin in Bologna! Wir müssen diesem Gegenstande bei seiner charakteristischen Bedeutung hier notwendig einige Seiten widmen, wenn sie uns auch in der Verfolgung unseres geraden Weges eine Unterbrechung bereiten. Als zuerst i. J. 1869 das Gerücht auftauchte, eines der größeren Theater von Bologna bereite eine Aufführung des ›Lohengrin‹ vor, wurde es allenthalben in der ›deutschen Presse‹ mit verwunderten Fragezeichen introduziert. Man hätte sich eher den Einsturz des Himmels, als diese Nachricht aus dem Vaterlande Donizettis und Verdis erwartet. Es beweist viel für die Energie des moralischen Urhebers dieses großen Ereignisses, des allzufrüh verstorbenen Syndikus von Bologna, Camillo Casarini,7 daß er – mit einer Ausdauer ohnegleichen – die Idee eines solchen Versuches anregte, durchkämpfte gegen Musiker und Presse.8 Es beweist aber noch mehr für den Instinkt des italienischen Publikums, daß der Sieg des Lohengrin tatsächlich ein so zweifelloser war; für das musikalische Gefühl der ausübenden Künstler, daß sie ihren glühenden Eifer diesem Werke in solcher selbstvergessenen Hingebung zu widmen vermochten. ›Klingt es nicht unglaublich‹, fragt der aus [372] Wien zur Inszenierung der Oper berufene Korrepetitor E. Frank,9 ›daß die Träger der Hauptpartien, außer den beiden Frauenrollen, die von deutschen Sängerinnen gesungen wurden, lauter Stockitaliener, nach 14 Tagen Studiums ihre Rollen vollständig innehatten und sich nur über das eine wunderten, wie man diese Musik als unsanglich und schwerverständlich habe verschreien können? ... Von dem Fleiß, den die Sänger bei dieser Gelegenheit entwickelten, gibt eine annähernde Vorstellung der Umstand, daß man die ersten drei Wochen täglich von ein bis drei Uhr Mittags und von acht bis elf, ja oft zwölf Uhr des Nachts probierte, während in der letzten Woche die Mittagszeit zu Szenenproben verwendet wurde und die um acht Uhr Abends beginnenden Orchesterproben sich oft bis zwei Uhr Nachts ausdehnten. Nie stieß man auf Widerspenstigkeit oder übeln Willen; ja wenn nach beendeter Probe, tief in der Nacht, die Vorspiele zum ersten und dritten Akte probiert wurden, fiel es keinem der auf der Bühne Beschäftigten ein, wegzugehen. Sie blieben da, um zuzuhören! Die Choristen, die nicht für die Saison, sondern für die Vorstellung engagiert werden, studierten zwei Monate lang mit einem unglaublichen Eifer, ohne auch nur einen Kreuzer Gage zu beziehen – es waren zum größten Teil ansässige Handwerker; erst nach der ersten Vorstellung bezogen sie à Person ihre 3 Franks. Unter solchen Verhältnissen fanden sie noch die Mittel, ihrem Chordirektor ein Dankgedicht, auf das schönste ausgestattet, zu überreichen. Die Mitglieder des Balletts, nach dem Wortlaut ihres Kontraktes nicht verpflichtet, Statistendienste in einer Oper ohne Ballett zu versehen, wurden zu dieser, für italienische Tänzer unerhörten Dienstleistung herbeigezogen; sofort ging auch diesen die ungewöhnliche Bedeutung des auszuführenden Werkes auf, und ohne ein Wort des Widerspruchs fügten sich diese vielgeplagten, schlecht honorierten Leute in das Los, von 8–12 Uhr Nachts in der Oper zu statieren, um nachher noch ein ganzes Ballett aufzuführen. Nur durch diesen bewundernswerten Eifer war es möglich, die Oper mit nur neun Theaterproben in Szene gehen zu lassen.‹ Das größte Verdienst gebührte dem Dirigenten Angelo Mariani,10 dessen seltene Begabung und vortreffliche Dirigenten-Eigenschaften, aber auch große persönliche Vorzüge ihn nicht allein zu einer unbezweifelten Autorität, sondern auch zu einer allgemein beliebten Persönlichkeit machten. Das Orchester bestand aus 85 ›professori‹, die tüchtigsten Instrumentisten aus Mailand, Turin, Parma, Modena, Florenz waren zur Aushilfe verschrieben; der Chor umfaßte 90 gute Stimmen. Die Ausstattung war für die Verhältnisse einer Stadt [373] von hunderttausend Einwohnern sehr anständig. Die erste Aufführung fand am 1. November 1871 statt. Das geräumige und prachtvolleTeatro Communale war schon geraume Zeit vor dem Beginn von einem aus allen Teilen Italiens versammelten Auditorium dicht besetzt. Als Mariani am Dirigierpult erschien, stürmisch jubelnde Begrüßung: dann begann das Vorspiel. Eine in Italien noch nicht dagewesene Ruhe im Zuschauerraum war die sofortige Wirkung; erst als die letzten Schwingungen des Schlußakkordes ausgetönt hatten, machte sich ein Beifallssturm Luft, der nicht enden wollte, bis Mariani sich anschickte, es zu wiederholen. Während des ersten Aufzuges wurde die Handlung beständig durch Beifallsausbrüche unterbrochen, die Zuhörerschaft jubelte mit dem Chor, und nach dem immer mehr sich steigernden Finale fiel unter endlosem Jubel der Vorhang: fünfmal mußten die Sänger dankend erscheinen und der Erfolg war schon nach dem ersten Akte entschieden. Am Schlusse der gleiche Jubel, – der Sieg eines Wagnerschen Werkes in Italien war zur unleugbaren Tatsache geworden. Bis zum Ende der Saison fanden wöchentlich drei bis vier Wiederholungen statt. Täglich pilgerten von Rom, von Neapel, von überall her, die Musikfreunde nach Bologna. Diese Begrüßung und Aufnahme eines, allen nationalen Gewohnheiten so sehr widerstrebenden Werkes war ein Ereignis; bis Mitte Dezember war die Oper auch amTeatro Pagliano zu Florenz mit Erfolg zur Aufführung gebracht. Auch an den Meister waren wiederholte Aufforderungen gerichtet, der Aufführung beizuwohnen. Er widerstand der Verführung, um den Erfolg seines Werkes eine gänzlich freie, durch keinerlei Anregung seinerseits beeinflußte, Dokumentation des italienischen Kunstsinnes werden zu lassen.11 Dennoch erregte es ihm nach dem entschiedenen Siege der Oper ein seltsames und nachdenkliches Gefühl, wenn er sich ihre bisherigen Schicksale in Deutschland ins Gedächtnis zurückrief, während er nun von so vielen Seiten die freundlichsten Nachrichten über den Triumph erhielt, den sie in Italien gefeiert. Er gab seinen Empfindungen Ausdruck in dem ›Brief an einen italienischen Freund‹ (Arrigo Boito), datiert. Luzern, den 7. November. Von dem Empfänger in dessen Muttersprache übertragen, durcheilte das Schreiben die italienischen Blätter, während die deutsche (Juden-)Presse es nicht unterließ, seine darin getanen Äußerungen als ein offenkundiges Dokument der ›unnationalen‹ Gesinnung seines Verfassers öffentlich zu denunzieren!!12

[374] Bereits unterm 1. November hatte er sich inzwischen brieflich an den, ihm so warm empfohlenen Friedrich Feustel in Bayreuth, als Vorstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, mit der Anfrage gewendet: wie sich wohl die Stadt Bayreuth betreffs Überlassung eines passenden Bauplatzes für das zu errichtende Festspielhaus verhalten würde; sowie ferner, wie es mit den dortigen Quartierverhältnissen bestellt wäre? Es würden ungefähr zweihundert Künstler auf vier Monate, und außerdem während der Festspielzeit abwechselnd an zweitausend Fremde unterzubringen sein. Des weiteren machte er die Mitteilung, daß die Vorstellungen nur von Eingeladenen und von den Patronen, gegen Entree aber von niemandem besucht werden könnten, daß aber eine bestimmte Anzahl von Plätzen auch für die Einwohner von Bayreuth zur unentgeltlichen Benutzung reserviert werden würden. Er erhielt in Erwiderung seines Schreibens die umgehende Versicherung der Bereitwilligkeit der Stadt Bayreuth, ihm in der Erwerbung eines Bauplatzes, wie in allen übrigen Stücken an die Hand zu gehen, und beschloß, kurz vor dem von ihm für das Ende des Jahres in Aussicht genommenen Mannheimer Konzerte seinen ersten offiziellen Besuch in Bayreuth zu machen, und hierbei in Gemeinschaft mit seinem Architekten und Maschinenmeister die nötigen Vorkehrungen zu treffen, daß im Frühjahr der Bau mit aller Energie in Angriff genommen werden würde.

Kaum war hiermit der erste Schritt zur endgültigen Lokalisierung des Unternehmens geschehen, als sich ein edler Wettstreit der Städte erhob, um dem kleinen, abgelegenen, unbeachteten Bayreuth den Rang abzulaufen. Der Gemeinderat von Baden-Baden faßte in demselben November den einstimmigen Beschluß, ›in Anerkennung der Wichtigkeit des Wagnerschen Unternehmens und in gerechter Würdigung der Ehre und des Vorteils, welche der von Richard Wagner hierzu erkorenen Stadt zuteil würden‹, den Meister zur Verlegung seines Theaters an ihren Ort einzuladen und ihm zu diesem Zwecke einen geeigneten, auf städtischem Grunde liegenden Bauplatz zur Verfügung zu stellen. Auch andere Städte, insonderheit aber Badeörter (nächst Baden-Baden z.B. Reichenhall), empfahlen ihre vorzügliche Qualifizierung durch lebhaften Fremdenbesuch, sowie eine dieser Frequenz entsprechende Einrichtung zur Aufnahme von Gästen. Daß die allermeisten dieser Besucher von den Aufführungen des Festtheaters ausgeschlossen bleiben und somit den für den letzteren Zweck Zusammenkommenden nur Hindernisse in betreff ihres gastlichen Unterkommens entstehen müßten, ward hierbei außer Erwägung gelassen. Ebensowenig konnte andererseits z.B. Darmstadt in Betracht[375] kommen, wo soeben (am 24. Oktober) das Hoftheater niedergebrannt, und betriebsame Köpfe geschwind das große Unternehmen Wagners mit dem bevorstehenden Neubau zu kombinieren geneigt waren.13 Der Weg der Bayreuther Aufführungen sollte ja aber nicht in das Geleise der Hoftheater und ihrer ›Mustervorstellungen‹ hinein, sondern aus demselben heraus führen!

Am 19. November war inzwischen auch die ausführliche Orchesterskizze des zweiten Aktes der ›Götterdämmerung‹ zum Abschluß gelangt. Anfang Dezember verfaßte der Meister – nachdem er bis zuletzt durch die Korrespondenz über das Mannheimer Konzert stark beansprucht gewesen14 – seinen ›Bericht an den deutschen Wagner-Verein‹, jene tief ergreifende Rückschau auf die Umstände und Schicksale, welche die Ausführung des Bühnenfestspieles: ›Der Ring des Nibelungen‹ begleiten.15 Mit diesem hervorragenden Schriftstück, das unter dem speziellen Gesichtspunkte der Entstehung seiner gewaltigsten Konzeption einen hochbedeutenden Teil seiner gesamten Lebensgeschichte in großen Zügen zusammenfaßte, wandte er sich nunmehr an die so lange vergebens von ihm gesuchte Gesamtheit, die ihm recht aus der Mitte des deutschen Volkes entstanden war, nicht einer besonderen Klasse der Gesellschaft angehörig, sondern alle Ränge derselben durchdringend. Sie durfte ihm die tätig gewordene Empfänglichkeit des nationalen Gefühles für die originale Kundgebung des deutschen Geistes auf dem Gebiete repräsentieren, welches bisher der undeutschesten Pflege zur Verwahrlosung überlassen war. In diesem Sinne und indem er ihm diese Bedeutung aus tiefstem eigenen Bedürfnis beilegte, begrüßte er den – ohne jede Aufforderung seinerseits, aus eigener Begeisterung für die Sache sich ihm zur Unterstützung seines Lebenszweckes [376] darbietenden, deutschen Wagner-Verein. ›Vermeinte ich einst‹, heißt es zum Schlusse, ›verzweiflungsvoll auf den Trümmern einer gewaltsamen Zerstörung meine Fahne zur Versammlung der geretteten edlen Bruchteile einer kunstfeindlichen Kultur aufpflanzen zu müssen, so habe ich jetzt, zu meinem unsäglichen Wohlgefühl, die gedeihlichen Elemente der von mir ersehenen Kunst nur unter dieselbe Fahne zu versammeln, welche über das so hoffnungsvoll wiedererstandene deutsche Reich dahinweht, um aus den edelsten Bestandteilen einer lange ungepflegten, wahrhaft deutschen Kultur sofort aufzubauen, ja den im deutschen Geiste lange unerkannt vorbereiteten Bau nur zu enthüllen, indem ich von ihm die falsche Gewandung hinwegziehe, die bald wie ein zerlöcherter Schleier in den Lüften zerstieben und als dürftiger Fetzen sich im Dunste einer neuen reineren Kunstatmosphäre auflösen wird!‹

Kein einziges unter den auf die Entstehung der jungen Bayreuther Unternehmung bezüglichen Schriftstücke atmet so viel Hoffnung und Zuversicht. Es ist von der Tatsache des Vorhandenseins der hier erwähnten Gemeinschaft so durchdrungen, wie dies bereits in der Überschrift ›an den deutschen Wagner-Verein‹ sich kundgibt. Dieser umfassende ›Deutsche Wagner-Verein‹, die große Gesamtgemeinde der Kunstreformation, existierte einstweilen jedoch nur als Projekt in den Köpfen weniger Freunde, und auf die Zusendung von Heckels Plan zur Organisation eines solchen hatte der Meister selbst (9. Nov.) mit dem begründeten Bedenken geantwortet: ›Ihr Vorschlag ist durchaus vortrefflich: kommt eine solche Vereinigung mit Kraft zustande, so ist sie das, was ich irgend wünschen konnte. Einstweilen liegt die Stärke der Situation noch ganz in den einzelnen mächtigen Teilen.16 Einzelne sind es, die für jetzt die ergiebigste Unterstützung bieten. Nichtsdestoweniger begreife ich, daß nur auf dem Wege einer großen, allgemeinen Vereinigung das Unternehmen in dauerndem und folgenreichem Sinne gesichert werden kann: und Ihre Vorschläge halte ich daher für mehr als bloß beachtenswert.‹17 Schon in der nächstfolgenden ›Mitteilung‹ (vom 25. Dezember) ließ er die Adresse eines einheitlichen Vereins wieder fallen und richtete sie an die deutschen Wagner-Vereine. Nicht minder bezeichnend ist es, daß er den oben zitierten schwungvollen, in seinem siegesgewissen Vertrauen hinreißenden Schlußpassus (vom 7. Dezember 1871) anderthalb Jahre später beim Wiederabdruck jenes Berichts im IX. Bande der ›Gesammelten Schriften und Dichtungen‹ mit bitterer [377] Empfindung durchstrich und spurlos wegließ, – unter dem schweren Druck inzwischen gemachter Erfahrungen!

Unmittelbar nach Unterzeichnung dieses, noch so freudig zuversichtlichen Manifestes verließ er am 8. Dezember Luzern, um nach mehrtägigem Verweilen in München (9. bis 13. Dezember) am 14. früh neun Uhr in Bayrreuth einzutreffen und das ihm für den Bau zugewiesene Grundstück von den Stadtvätern in Empfang zu nehmen. Eine Deputation der Gemeindekollegien hatte sich zu seiner Begrüßung am Bahnhof eingefunden. Das freundliche Städtchen prangte im weißen Wintergewande; das für den Meister bestimmte Zimmer in der ›Sonne‹ war festlich geschmückt, der Pianofortefabrikant Steingräber hatte sein bestes Instrument für dasselbe geliefert. Im Laufe des Nachmittags kam auch Bauinspektor Neumann aus Berlin, und am Abend Maschinenmeister Brandt aus Darmstadt an; beide nahmen gleichfalls in der ›Sonne‹ Quartier. Folgenden Tages fand die gemeinschaftliche Besichtigung des Bauplatzes statt. Allen technischen Anforderungen und an die landschaftliche Umgebung zu stellenden Wünschen, schien ein Platz an dem, außerhalb der Stadt, in unmittelbarer Nähe der Vorstadt St. Georgen gelegenen ›Stuckberg‹ zu entsprechen, an dessen Abhang sich die nötigen ausgedehnten Versenkungen bis zu 40 Fuß Tiefe in bequemer und billiger Weise herstellen ließen, indem man, zur Vermeidung kostspieliger Grundbauten, den Eingang vom Plateau des Hügels aus annahm, so daß Zuschauerraum, Orchester und die unterirdischen Räume unterhalb der Bühne den Abfall des Hügels einnehmen sollten. Außer der zu bebauenden Fläche von anderthalb Tagewerk erbot sich die Stadt in zuvorkommendster Weise noch so viel von dem umgebenden Grunde zu akquirieren, daß das Grundstück alles in allem fünf bis sechs Tagewerk Landes umfasse, um dem Gebäude eine parkähnliche Umgebung zu verschaffen. In der gemeinschaftlichen Sitzung der Gremien des Magistrats und des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten vom 15. Dezember ward darüber Beschluß gefaßt und zugleich die Straßenführung bis zum Theater übernommen. Die Grundsteinlegung setzte Wagner im Verein mit seinen technischen Genossen endgültig auf das nächste Frühjahr fest, damit unmittelbar darauf die Arbeiten beginnen könnten.

Und hier ist es Zeit, die würdigen Gestalten der, mehrfach bereits von uns erwähnten, Männer vor dem geistigen Auge des Lesers lebendig erstehen zu lassen, in denen die Bayreuther Bürgerschaft sich für den Meister verkörperte, welche die Beschlüsse des Magistrates in verständiger Einsicht zum guten Ziele zu lenken wußten. Zunächst – Friedrich Feustel! Schon aus seinen, seit Anfang November mehrfach nach Luzern gerichteten Schreiben hatte er dessen Wesen als eines herzhaft getreuen und klugen deutschen Mannes kennen und schätzen gelernt. ›Aus kernig deutscher Art entsprossen und dieser seiner Eigenart, die sich das Vertrauen aller erzwang, als echtes Kind des [378] Volkes treu geblieben, vertraute und glaubte nun auch er selbst, von dem ersten Blick seines klaren klugen Auges an, dem ihm ganz fremden wunderbaren Menschen, dem idealen Künstler mit seinen unglaublichen, kühnen Plänen, wie er ihm da so plötzlich in seinem Bayreuther »Winkel« in der Gestalt Wagners entgegentrat.‹18 Hier sei denn auch die durch nichts begründete, rein aus der Luft gegriffene, trotzdem aber mit großer Bestimmtheit aufgetretene Behauptung abgetan, als sei er dem Meister durch seinen königlichen Gönner eigens empfohlen worden.19 Der einzig en persönlichen Beziehung, die Richard Wagner im voraus zu diesem Manne hatte, haben wir bereits gedacht: sie war ihm nicht durch den König, sondern durch seine eigene Schwester an die Hand gegeben (S. 358). Sobald sie einander aber erst gegenüberstanden, bedurfte es zwischen ihnen keiner weiteren Empfehlung oder Vermittelung mehr. ›Gewiß, Verehrtester‹, durfte ihm daher bald darauf der Meister schreiben, ›sind Sie, gerade so wie ich Sie fand und erkannte, für meine ferneren und schließlichen Lebenspläne, von besonders freundlicher Wichtigkeit. Ich bedarf eines Freundes von Ihrem Schlage. Ihre große Einfachheit ließ mich sofort in die energischen Eigenschaften Ihres Charakters blicken; ich durfte nicht nur zu Ihrem freien Herzen, sondern auch zu Ihrem kräftigen Verstande das unbedingteste Vertrauen fassen. Sie haben nur den Wink meines guten Dämons bestätigt, der mir, als ich nach dem Flecke deutscher Erde suchte, auf den ich endlich mich auch bürgerlich heimatlich niederlassen sollte, dieses so fast unbeachtete, so freundlich in Deutschlands Mitte liegende Bayreuth aus ferner Jugenderinnerung hervorrief.‹20 Und über Muncker berichtet späterhin dessen eigener Sohn in eingehender Darlegung der Verhältnisse der ersten Begegnung. ›Von der künstlerischen Größe Wagners und des von ihm geplanten Werkes hatte er damals so wenig wie Feustel, oder irgend jemand in Bayreuth, eine klare Erkenntnis. Von Wagners Werken hatte er noch kein einziges auf der Bühne zu sehen Gelegenheit gehabt, von seinen Schriften und Dichtungen hatte er (als ein echter »Deutscher«, dürfen wir hinzufügen!) nichts gelesen, von seinem Leben und Wesen wußte er herzlich wenig und das Wenige eben nur aus Zeitungsberichten von sehr zweifelhafter Zuverlässigkeit. Wie wäre das auch anders möglich gewesen! Fern vom öffentlichen Kunstbetrieb war sein ganzes bisheriges Leben arbeits- und [379] entbehrungsreich in dem kleinen Bayreuth verlaufen. Für sein erstes Begegnen mit Wagner war es aber vor allem vorteilhaft, daß er völlig unbefangen, ohne jegliche Voreingenommenheit, dem Meister entgegentrat, bereit, ihn als Menschen wie als Künstler so zu nehmen, wie er sich selbst ihm darbieten werde. Es war nur natürlich, daß ihm der eigenartige Zauber der genialen Persönlichkeit, mit ihrer Vereinigung des höchsten sittlich-künstlerischen Ernstes, einer unbeugsamen Willenskraft und einer aus tiefstem Herzen quellenden, unwiderstehlich hinreißenden Liebenswürdigkeit sofort und für immer fesselte. Aber auch dem Meister schien das offene, gerade, von redlichem Willen und klarer Besonnenheit zeugende Wesen meines Vaters die Gewähr für ein gedeihliches Zusammenwirken und freundliches Zusammenleben zu bieten. So führte denn sogleich der erste Gedankenaustausch zwischen beiden Männern zu einem für den Augenblick durchaus befriedigenden Ergebnis. Den scherzhafthumoristischen Ton aber, den Wagner im Verkehr mit Freunden anzuschlagen liebte, und auf den er hernach, so oft es nur immer der Ernst der Sache vertrug, seine Gespräche mit meinem Vater zu stimmen bestrebt war, leitete gleich nach jener ersten Unterredung ein harmloses Mißverständnis ein. Mein Vater wollte dem Künstler, der im Gasthof zur Sonne abgestiegen war, seinen Gegenbesuch abstatten, wurde aber nicht vorgelassen, weil Wagner den anmeldenden Kellner falsch verstanden hatte. Er hatte »Musikmeister« statt »Bürgermeister« zu hören geglaubt und auf den undeutlich ausgesprochenen Namen dann nicht weiter geachtet, sondern verwundert und ärgerlich, daß sich alsbald nach seiner Ankunft in der kleinen Stadt schon ein Musiker bei ihm melden lasse, den Empfang abgelehnt. Zu spät erst erkannte er seinen Irrtum, für den er bei erneutem Zusammentreffen mit dem Abgewiesenen Worte des herzlichsten Bedauerns fand.‹21

Am 16. Vormittags reiste er nach Mannheim weiter, wo er um halb zwölf Uhr Nachts ankam und eine feierliche Begrüßung seiner harrte. Vorstand und Mitglieder des Mannheimer Wagner-Vereins hatten sich im Bahnhof versammelt und begrüßten ihn bei der Einfahrt lebhaft mit einem donnernden Hoch. ›Ich bin doch kein Prinz!‹ rief er in heiterer Abwehr der Ovation. Dann fragte er nach Heckel, den er noch nicht von Ansehen kannte, und, im Hotel zum ›Euro päischen Hof‹ angekommen, faßte er den Getreuen bei beiden Schultern mit den Worten: ›Jetzt lassen Sie mich einmal sehen, wie der energische Mann aussieht!‹22 Wenige Stunden nach dem Meister traf auch dessen Gattin, über Basel kommend, in Begleitung Nietzsches in Mannheim ein. Die nächsten Tage waren reich an aufregenden Erlebnissen. Zu den ersten Geschäften des folgenden Morgens (17. Dezember) gehörte ein telegraphischer Gruß an Feustel, in welchem er unter Meldung seiner glücklich [380] erfolgten Ankunft mit warmen Worten der wohltuenden Befriedigung gedachte, die ihm durch alle in Bayreuth bezeugten Sympathien gewährt sei. Die zum Konzert getroffenen Vorbereitungen fanden seinen vollen Beifall. Er erzählte Heckel, wie das groß gedruckte Programm des Konzertes (das ihm behufs Approbation zugesandt war) besonders durch die Mitteilung: ›die Konzerteinnahme werde dem Fonds zur Gründung einer Nationalbühne in Bayreuth zugewendet‹, daselbst die Zuversicht für das Gelingen des Unternehmens und dadurch auch die Willigkeit tätiger Teilnahme vermehrt habe.23 Die Mitglieder der Orchester der beiden Hoftheater in Mannheim und Karlsruhe hatten uneigennützig ihre Kräfte dem Meister zur Verfügung gestellt. ›Als ich Wagner mitteilte‹, erzählt Heckel, ›daß Vincenz Lachner ihm die vereinigten Orchester vor der ersten Probe vorstellen werde, da schnellte er aber vom Stuhle auf und rief: – »Heckel, das hätten Sie mir nicht antun sollen. Ich reife wieder ab! Menschen, wie diese Lachners, machen nun seit vielen Jahren mich und meine Werke schlecht. Komme ich an ihren Ort, so sind sie wieder die ersten, die sich an mich herandrängen!«24 Es währte lange Zeit‹, fährt Heckel fort, ›bis es mir gelang, den mit Recht Empörten zu beruhigen. Das Komitee des Mannheimer Theaters hatte sich aber bei der Urlaubsgewährung an das Orchester ausbedungen, daß Lachner dessen Vorstellung überlassen bleibe.‹25 Die dem Meister für das Konzert zu Gebote gestellten instrumentalen Mittel waren, wie soeben angeführt, die vereinigte Mannheimer und Karlsruher Hofkapelle mit ihren beiderseitigen Konzertmeistern, durch freiwillig beigetretene vorzügliche Kräfte zu einem Orchester von gegen siebzig Künstlern verstärkt. Als Harfenspieler wirkte z.B. der treffliche Tombo aus München mit. Bewundernswert war es, wie Wagner innerhalb dreier Tage (den Aufführungstag mitgerechnet) es zu erreichen vermochte, seinen durchaus neuen Vortragsstil zweien ihm völlig fremden Orchestern so fest und sicher einzuprägen, als wenn diese nie eine andere Vortragsweise gekannt hätten.26 Sehr viel trug zu dieser lebendigen Wirkung, neben dem völligen Durchdrungensein von dem Geiste des jedesmaligen Tonstückes, dessen sichtbare Verkörperung er beim Dirigieren zu sein schien, auch [381] jene unvergleichliche, aus dem tiefsten Borne des künstlerischen Ernstes quellende humoristische Frische bei, die ihm als Dirigenten seit seinem ersten Auftreten als Magdeburger Musikdirektor zu eigen war, und mit der er sich die Gemüter seiner Musiker jederzeit im Sturme gewann.

Die Proben wurden am 18 und 19. Dezember Vormittags und Nachmittags abgehalten, demnach i.g. vier an der Zahl, die Hauptprobe mit inbegriffen. Schon zur Hauptprobe (am 19.) fand sich ein zahlreiches Publikum nicht nur aus Mannheim, sondern auch aus Heidelberg, Karlsruhe, Darmstadt, Mainz, Frankfurt usw., selbst aus Würzburg, Basel und München ein, so daß der Saal bereits sehr gut besetzt war. ›Ach, mein Freund‹, schreibt Nietzsche darüber an Rohde, ›daß Du nicht dabei sein konntest! Was sind alle sonstigen künstlerischen Erinnerungen und Erfahrungen, gemessen an diesen allerletzten! Mir ging es, wie einem, dem eine Ahnung sich endlich erfüllt. Denn genau das ist Musik, und nichts sonst! ... Wenn ich mir aber denke, daß nur einige hundert Menschen aus der nächsten Generation das von der Musik haben, was ich von ihr habe, so erwarte ich eine völlig neue Kultur.‹27 – Das Programm wurde nicht, wie zuerst beabsichtigt, mit dem ›Lohengrin‹-Vorspiel, sondern mit dem ›Kaisermarsch‹ eröffnet.28 ›Diesen hatte er bekanntlich‹, so erzählt Heckel, ›ursprünglich für den Einzug der Truppen in Berlin bestimmt gehabt (S. 346). Vor dem Kaiser sollte der Volksgesang von den Truppen selbst angestimmt werden. Bei der Ausführung im Konzertsaal legte er der Veranschaulichung des Einzuges eine besondere Bedeutung bei. Unter seiner Leitung verwandelte sich der Marsch gleichsam in eine dramatische Szene.‹29 Das Programm war demnach in seiner ganzen Ausdehnung folgendes:


Zur Einleitung: Kaisermarsch.


1) Ouvertüre zur ›Zauberflöte‹.

2) Beethovens A dur-Symphonie.

3) Vorspiel zu ›Lohengrin‹.

4) Vorspiel zu den ›Meistersingern von Nürnberg‹.

5) Vorspiel und Schlußsatz aus ›Tristan und Isolde‹.


[382] Zu einer privaten Musikaufführung für sich und wenige nächste Freunde hatte Wagner sich brieflich einige (36) Musiker erbeten und nur mitgeteilt, daß er dieselben zum Durchspielen einer kleinen Privatkomposition wünsche, zu der er die Stimmen mitbringen werde.30 Am Vormittag des Konzerttages (20. Dezember) überraschte er nun diesen Kreis von Freunden mit der Vorführung des, damals noch unveröffentlichten, völlig unbekannten ›Siegfried-Idylis‹. Außer der Gemahlin des Meisters, Nietzsche, Alexander Ritter und Frau, Pohl und Nohl wohnten noch die Herren des Mannheimer Wagner-Vereins, nämlich E. Heckel, Dr. Zeroni, A. Hänlein, Friedrich Koch und Ferd. Langer (die ›fünf Gerechten‹, wie Wagner scherzend sie nannte), sowie einige eingeladene Musiker dieser weihevollen Privataufführung bei.

Am Abend war der festlich geschmückte Konzertsaal des Theaters übervoll. Die Brüstung des Orchesteraufbaues zierten in schönen Medaillons die Titel der Wagnerschen Schöpfungen: Rienzi, Holländer, Tannhäuser, Lohengrin, Tristan und Isolde, Meistersinger; dazwischen prangten Lorbeerkränze, von der Mannheimer Hofbühne, dem Wagner-Komitee, den vereinigten Orchestern und einzelnen Verehrern dem Meister gewidmet. Über dem Orchester war ein großes Medaillon mit den Namen der einzelnen Teile des Nibelungenwerkes angebracht. Mit Extrazug waren von Karlsruhe aus das großherzogliche Paar, Großherzog Friedrich und die Großherzogin Luise, der Erbgroßherzog und die Prinzessin Wilhelm gekommen. Bei seinem Eintritt allseitig mit stürmischem Jubel empfangen, leitete Wagner zuerst seinen Kaisermarsch. Mut und Kraft, Treue und Gottvertrauen sprachen aus diesen Tönen; festgeschlossen, wie aus einem Guß, heldenhaft und sieggewohnt, zog das symphonische Werk in festlich glänzendem Instrumentalschmuck vorüber, traf und zündete. Völlig neue Einblicke öffneten sich dem Hörer, unter des Meisters Leitung, durch seinen Vortrag der Ouvertüre zur ›Zauberflöte‹. Durch seine, aus der richtigen Erkenntnis des Melos hervorgehenden freien Modifikationen [383] des Tempos fiel ein überraschend klares Licht auf den Charakter des ganzen Tonstückes. Ein ebenso helles, überraschend neues Licht verbreitete sich nun aber vollends auch über die A dur-Symphonie in allen ihren Sätzen: das Orchester erhielt unter seiner Hand ein ganz ungeahntes Leben. Die Farbentöne waren von einer bis dahin ungekannten Sättigung und Glut, die Übergänge wunderbar sein schattiert, die Tonsenkungen vom zartesten Kolorit, die Steigerungen von erschütternder Gewalt, die breiten Gipfelpunkte von kolossaler Majestät. Dieselbe zwingende und überzeugende Macht, wie auf sein Orchester, übte er nun aber durch dessen Zauberkraft auch auf seine Hörer aus, der Jubel war allgemein und ohne Grenzen. Während der Pause zu den fürstlichen Herrschaften berufen, entsprach der Meister bereitwillig ihrem huldvollen Verlangen nach näheren Angaben über seinen großen Plan. Den zweiten Teil des Konzertes eröffnete mit nicht geringerer Wirkung, als soeben noch in Berlin, das ›Lohengrin‹-Vorspiel.31 Der donnernde Beifall, der nach atemlosem Schweigen den Saal erschütterte, gab von der Wirkung des Tonstückes das sprechendste Zeugnis. ›Die Dacapo-Rufe wollten nicht enden – aber der heilige Gral erscheint dem entzückt Schauenden nicht zum zweiten Male!‹ (R. Pohl). Die staunenswert mannigfache Gestaltungskraft Wagners, welche die Vortragsweise stets aus dem gewählten Stoffe und deshalb immer neu ausprägt, konnte nicht eindringlicher dargelegt werden, als in dem nun folgenden, seinem ganzen Charakter nach fast gegensätzlich verschiedenen Vorspiel zu den ›Meistersingern‹, dessen geniale Leitung die schwierigste Aufgabe des ganzen Konzertes als die glänzendste erscheinen ließ. Den erhabenen Ausgang der Aufführung bildeten Vorspiel und Schluß aus ›Tristan und Isolde‹. Der ganze Abend war ein einziger stürmischer Triumph des Komponisten und des Dirigenten. Der sonderbare Gegensatz zwischen ›Wagnerianern‹ und ›Anti-Wagnerianern‹ war aufgehoben; unter allen Teilnehmern herrschte nur eine Stimme bewundernder Anerkennung.

Nach dem Konzert versammelten sich die Verehrer des Meisters, Männer und Frauen, zum solennen Festmahl im großen Saale des ›Europäischen Hofes‹, seines Absteigequartiers. Begeisterte Hochrufe begrüßten ihn, als er [384] mit seiner Gemahlin in den hell erleuchteten und geschmückten Saal trat und mitten unter den zahlreich erschienenen Festgästen, gegenüber dem Wagner-Komitee, an der Tafel Platz nahm. Die Begrüßungsrede eines Vorstandsmitgliedes, des Dr. jur. Zeroni, erwiderte er in herzlicher Weise: ›Der Festredner habe seine (Wagners) Beziehungen zu Mannheim sinnig gedeutet und ausgesprochen. Man habe gefragt, wie es komme, daß er gerade hierher sich gewendet habe. Die große Vergangenheit Mannheims, der hier stets herrschende rege Sinn für Kunst und Künstler wären wohl für ihn schon Anziehungs- und Anknüpfungspunkte gewesen. Es habe sich in ihm aber auch ein eigener Sinn dafür ausgebildet, wo das Echte, das Deutsche in Gesinnung und Tat zu suchen sei. Das finde man nicht in den großen Städten, nicht in den Residenzen, sondern in den Städten, wo echtes Bürgertum und echter Bürgersinn herrsche. Korporativ sei Mannheim der erste Ort gewesen, der ihm in selbständiger Initiative entgegengekommen; die Mannheimer hätten in ihm zuerst den Glauben an die praktische Verwirklichung seiner Pläne befestigt, sie hätten ihm bewiesen, wo für den deutschen Künstler der wahre Boden zu suchen sei: im Herzen der Nation. Schon der Name bezeichne Mannheim als einen Ort, wo Männer heimisch sind; Bayreuth aber sei ein durch die Kultur noch unentweihter, echt jungfräulicher Boden für die Kunst. Aus der Verbindung beider solle ein neues, jugendlich kräftiges Kunstleben ersprießen; dies hoffe er zuversichtlich und bringe sein Hoch aus auf die Freunde seiner Kunst in Mannheim, auf die Gründer und Vorsteher des Wagner-Vereins!‹ Begeisterter Jubel und freudige Zurufe entgegneten den von allen tief empfundenen Worten des Meisters; neue Toaste und Reden schlossen sich an. Mitten hinein ertönte Musik und Gesang; die vereinigten Gesangvereine Mannheims brachten ihm ein Fackelständchen mit Instrumentalbegleitung Erst im Hofe, dann im Saale erschollen wohlgemeinte, biedere Männerchöre.32

Es war die erste persönliche Berührung Richard Wagners mit einem deutschen ›Wagner-Verein‹ und der Eindruck davon im ganzen erhebend und hoffnungsvoll. Nietzsche, den sein Beruf sogleich wieder nach Basel zurückrief, reiste noch in derselben Nacht an seinen Bestimmungsort, in Gesellschaft des bayerischen Hauptmanns Mo. Baligand, diensttuenden Kammerherrn des Königs und zugleich eines der tätigsten und begeistertsten Mitglieder [385] des Münchener Wagner-Vereins. Er fühlte sich durch das Erlebte in all seinen Erkenntnissen vom Wesen der Musik wunderbar befestigt. ›Ich kenne keine höheren und erhabeneren Zustände als die in Mannheim erlebten und bin glücklich, mich aus zahlreichen Fesseln und Zurückhaltungen für diese Tage herausgerissen zu haben‹ Er habe damit seine diesjährige Weihnachtsfeier antizipiert und die herzlichen Einladungen nach Triebschen ausgeschlagen, um über seine in Basel bevorstehenden Vorträge über die ›Zukunft der deutschen Bildungsanstalten‹ in Sammlung und Einsamkeit nachzudenken. Soeben war sein schönes Buch über die ›Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik‹ im Drucke vollendet. Auch freute er sich in diesem Sinne einer freudig erregten Tatenlust auf die, zwischen Wagner und ihm wiederholt erörterte ›Reformations‹-Zeitschrift (S. 341). ›Alles, was Du Allgemeines zu sagen hast‹, schreibt er gleich nach seiner Rückkehr an Rohde, ›übergib nur nicht den verfluchten philologischen Zeitschriften: warte nur etwas auf die Bayreuther Blätter!‹33 Und an seinen Freund Gersdorff in Berlin: ›Was Du auch tun magst, denke daran, daß wir beide mit berufen sind, an einer Kulturbewegung unter den Ersten zu kämpfen und zu arbeiten, welche vielleicht in der nächsten Generation, vielleicht noch später der größeren Masse sich mitteilt. Dies sei unser Stolz, dies ermutige uns: im übrigen habe ich den Glauben, daß wir nicht geboren sind, um glücklich zu sein, sondern unsere Pflicht zu tun.‹34

›Seine Pflicht zu tun‹ – ja, das konnte man in jedem Augenblick seines Lebens von dem Meister lernen. Von den Mannheimer Anstrengungen kehrte er am 22, zwei Tage vor Weihnachten, in den trauten Familienkreis nach Triebschen zurück. Bereits vom 25. ist seine ›Mitteilung an die deutschen Wagner- Vereine‹ datiert, eine ausführliche Darlegung des derzeitigen Standes der Angelegenheit.35 Tags darauf, den 26., entsandte er nach Bayreuth seinen schriftlichen Dank für den ihm zugestellten Beschluß der beiden Gemeindekollegien und das gastliche Entgegenkommen der Magistrate dieser Stadt. Am 28. erklärte er in einem eingehenden Schreiben dem Bürgermeister Gaus in Baden-Baden die maßgebenden Motive, die ihn dazu bestimmten, das Lokal seines Festtheaters nicht außerhalb der Grenzen des Königreichs Bayern auszusuchen, indem er zugleich den hochgeehrten Herren des Gemeinderates der Stadt Baden seine dankbaren Gesinnungen für ihr ehrenvolles Entgegenkommen und Anerbieten (S. 375) zum beredten Ausdruck brachte. Denselben Ausdruck des Dankes entsandte er an demselben Tage auch an den Magistrat von Reichenhall. Mit dem wundervollen Schreiben an Feustel vom Sylvesterabend aber, das er seinem – gewissermaßen [386] offiziellen – Schreiben an die Gemeindekollegien nachfolgen ließ, war sein Tagewerk für das Jahr 1871 beendet. Ein neues entscheidungsvolles Jahr stand vor der Tür: es galt darin dem Abschiede von der erhabenen Schaffensstille Triebschens und der nunmehr feststehenden Übersiedelung nach Bayreuth, wo demnächst der Grundstein zu dem ragenden Bau seines Festspielhauses gelegt und sodann dieser Bau selbst in Angriff genommen werden sollte.

Fußnoten

1 Vgl. den Brief an Heckel vom 12. August mit der Äußerung: ›Ein öffentlicher Aufruf ist vom Berliner Ausschuß deshalb nicht vorzunehmen, weil in erster Linie dort festgestellt wurde, daß alles aus privatem persönlichem Wege vorgehen würde‹ (Heckel, Erinnerungen S. 12).


2 Vgl. ›eine Mitteilung an die deutschen Wagner-Vereine‹ im Mus. Wochenbl v. 5. Jan. 1872.


3 Herwegh hatte damals für die Bodenstedtsche deutsche Shakespeare-Ausgabe sieben Stücke des Dichters meisterhaft übertragen (›König Lear,‹ ›Die beiden Veroneser,‹ ›Zähmung einer Widerspenstigen,‹ ›Komödie der Irrungen,‹ ›Ende gut, alles gut‹, ›Troilus und Cressida.‹ ›Wie es euch gefällt‹) und vorher mit Dingelstedt als damaligem Präses der Shakespeare-Gesellschaft über eine Übertragung des ›Coriolan‹ verhandelt.


4 Briefwechsel mit Rohde, S. 263.


5 Heckel, Erinnerungen S. 22. 15/16. Auf die Konzert-Angelegenheit beziehen sich a.a.O. nicht weniger als fünf, zum Teil ausführliche Briefe, ungerechnet wiederholten Depeschenwechsel.


6 Auf seinem letzten Krankenlager empfing er den Besuch Pasdeloups. ›Mein lieber Pasdeloup‹, sagte er da mit einer Lippenbewegung von unbeschreiblicher Ironie, ›Sie lieben also noch immer die Musik?‹ – ›Immer, lieber Maestro, nicht mehr, aber ebenso wie Sie.‹ – ›Oh, wie ich – das ist etwas anderes! Ich habe sie bis zum 32. Jahre geliebt, – eine wahre Jünglingsleidenschaft! Ich habe sie geliebt, so lange sie meine Geliebte war, – dann ist sie meine Frau geworden ...‹ Was er nicht aussprach, verriet sich kaum durch ein seines Lächeln. An diese, durch B. Jouvin überlieferte, Äußerung knüpft Wagner in seinen Ausführungen über den französischen Meister; ja, noch acht Jahre später (24. Mai 1879) schwebte sie ihm vor, bei der Aufschrift auf der Rückseite eines, Pasdeloup gewidmeten Porträts (Crépieux-Jamin, l'Écriture et le Caractère, 3. Aufl. 1895, S. 157).


7 † im April 1874, im Alter von 46 Jahren.


8 Ein sonst ganz inoffensives Blatt, die Mailänder ›Fama‹, verstieg sich zu dem Satze: ›Wir leben in Kriegszeiten! Der sogenannte Reformator sendet uns seinen Ritter Lohengrin. Vom großen Turme Bolognas aus sieht man ihn bereits herannahen – eilen wir auf die Wälle der Stadt und töten wir ihn, bevor er sein Ziel erreicht!‹ Einen ähnlich gemütlichen Empfang bereiteten dem deutschen Ritter die meisten Fachblätter, während die Mehrzahl der politischen Zeitungen sich abwartend verhielt und nur der bereits genannte Filippi (S. 319) in der ›Perseveranza‹ für Wagner plädierte,


9 In einem Bericht für die Wiener ›Allg. Kunstzeitung‹ 1871.


10 † 13. Juni 1873 in Genua. Im Munizipalpalaste daselbst an der via nuova befindet sich heute, als Geschenk der Hinterbliebenen Marianis, das ihm in dankbarer Anerkennung übersandte, fast lebensgroße photographische Brustbild Wagners mit dessen eigenhändiger Unterschrift: ›Evviva Mariani!!! Lucerna 12. Nov. 1871. Richard Wagner.


11 Erst nach dem Erfolge bezeugte er dem wackeren Mariani seinen Dank für die hingebenden Bemühungen um die Einführung seines Werkes; den Chorsängern aber übersandte er die Photographie der Lohengrin-Statue mit der Unterschrift: ›ai bravi coristi di Bologna‹.


12 Der gleichen gemeinen Ausbeutung zu böswillig gehässigen Denunziations-, resp. Verleumdungs-Zwecken in eben demselben Sinne mußte um die gleiche Zeit der Hinweis auf ein Schreiben Wagners an den Privatsekretär Napoleons III. aus der Periode des Pariser ›Tannhäuser‹ dienen, welches dabei nicht einmal wörtlich mitgeteilt wurde, sondern aus welchen Äußerungen herausgerissen waren, die Wagner in einer an die Leipziger ›Signale‹ gerichteten Verwahrung vom 12. November 1871 in dieser Fassung als erfunden zu bezeichnen hatte! – Vgl. dazu Band III des vorliegenden Werkes, Seite 211!


13 ›Das zu erbauende Bayreuther Theater ist für ca. 1500 Personen berechnet, das neue Darmstädter Laus wird über 2000 Personen fassen‹, lautete eine solche geistvolle Kombination. ›Für die Herstelung des Wagnertheaters ist der Darmstädter Maschinist Brandt gewonnen, der das neue hiesige Hoftheater mit allen nur möglichen Maschinerien ausstatten wird. Die Vorstellungen in Bayreuth sollen im Sommer, zur Ferienzeit der bedeutendsten Künstler stattfinden, das hiesige Hoftheater ist gewöhnlich vom halben Mai bis Mitte September geschlossen, und stünde also für volle 31/2 Monate zur Disposition. Ein tüchtiges Stammorchester, Chor sind vorhanden. Warum sollten demnach die projektierten Mustervorstellungen dahier nicht möglich sein?‹


14 Ausführliche Briefe über das Programm, die Lokalität und die ausführenden Musiker vom 25. November und 6. Dezember, dazwischen Depeschen (siehe Heckel, Erinnerungen S. 20/26). Die Anfrage, ob er selbst die Beteiligung des Karlsruher Orchesters zu erwirken beabsichtigte, beantwortete er telegraphisch mit den Worten: ›Verehrtester! Habe mit Ihnen in Mannheim, aber mit niemand in Karlsruhe zu tun. Besorgung der Mittel muß Ihnen gänzlich überlassen, stehe nur für meine Person‹ (a.a.O. S. 21).


15 In den ›Ges. Schr.‹ ist dieses Schriftstück auf zwei versch. Bände verteilt, die 1. Hälfte davon steht im VI. Bande S. 3656. unter dem besonderen Titel: ›Epilogischer Bericht über die Umstände und Schicksale‹ usw., die 2. Hälfte im IX. Bande S. 371 ff. unter dem Titel: ›Schlußbericht über die Umstände‹ usw.


16 Selbst der Ausdruck ›mächtige Teile‹ involviert noch eine Täuschung, aus welcher er wenige Monate später in empfindlichster Weise gerissen werden sollte. Bezieht er sich doch in erster Reihe auf jene unselige Gesellschaft ›Wagneriana‹ (S. 353) in Berlin, die ihm nur Unannehmlichkeiten und Enttäuschungen, aber keine Förderung bringen sollte! Einzig Tausig, wäre er noch unter den Lebenden gewesen, hätte die hier maßgebenden Elemente in das rechte Geleise bringen können, wie seine Anregung es gewesen war, welche diesen Verein in das Leben gerufen!


17 E. Heckel, Erinnerungen S. 17/18.


18 Vgl. H. v. Wolzogen, Nachruf an Friedrich Feustel in den ›Bayreuther Blättern‹ 1891, S. 342.


19 Siehe z.B. die ›zum Teil novellistisch ausgeschmückten Erzählungen des »Fränkischen Courier« (Nürnberg) 1901, Nr. 168 (derzufolge Wagner mit den in direkter Rede angeführten Worten in Feustels Zimmer getreten sei. »Der König hat Sie mir zur Verfolgung meines Zweckes so dringend empfohlen, daß« usw.) und des »Sammler« (Augsburg) vom April 1890, daraus abgedruckt in der, Allg. Mus. – Ztg.‹ 1890, Nr. 17.


20 Briefe vom 31. Dez. und 23. November 1871 (Bayr. Blätter 1903, S. 167. 165/66). In betreff der ›fernen Jugenderinnerung‹ siehe S. 324 dieses vorliegenden Bandes.


21 ›Bayreuther Blätter‹ 1900, S. 207. 209/10.


22 E. Heckel, Erinnerungen S. 26.


23 K. Heckel, die Bühnenfestspiele in Bayreuth, S. 23/24.


24 Vide Franz Lachmer in München – S. 43 dieses vorliegenden Bandes! Die dort geschilderte Szene im ›Bayrischen Hof‹, die wir allerdings nur auf die Autorität Nohls hin berichtet haben, soll buchstäblich auf den 5. oder 6. Mai 1864, gleich nach der Ankunft Wagners, gefallen sein!


25 E. Heckel, a.a.O. S. 25.


26 ›Richard Wagner, der stets auswendig dirigiert, weil er die Partitur stets im Kopfe hat‹, schrieb R. Pohl unter dem Eindruck dieser Leistung, ›wirkt wunderbar magnetisch auf sein Orchester. Er zwingt es vollkommen zu seinem Willen, er kann mit ihm und aus ihm alles machen, es folgt ihm unbedingt. Jeden einzelnen weiß er zu beseelen und zu begeistern; mit dem gesamten Instrumentalkörper bleibt er in steter mmpathetischer Wechselwirkung, und alle lauschen ihm förmlich seine Gedanken ab. Er »spielt« auf dem Orchester wie auf einem Rieseninstrumente – und zwar mit einer Sicherheit, welche niemals irrt, mit einer Souveränität, welcher alle freudig sich beugen. Man muß dies gesehen und gehört haben, um sich einen vollkommenen Begriff davon zu machen, diese Erscheinung wird unter allen Umständen so einzig bleiben, wie Wagners inkommensurable Künstler-Individualität selbst eine einzige ist und bleiben wird.‹


27 Briefwechsel mit Rohde S. 276.


28 Vgl. das undatierte Telegramm an Heckel (aus Bayreuth?): ›Programm mißverständlich. Bitte Einleitung Kaisermarsch. 3. Lohengrin. 4. Meistersinger. Schluß Tristan. Grund hiervon mündlich. Hoffentlich einleuchtend. Wagner‹ (E. Heckel, Erinnerungen S. 25/26).


29 Als ein ›großes Volksbild im Rahmen einer freien Marschform‹ charakterisiert daher R. Pohl unter dem Eindruck dieser Anhörung das Tonstück. ›Der Kaisermarsch gibt uns die musikalische Schilderung der Siegesfeier in Berlin, des imposanten Heereszuges durch die via triumphalis. Wir gewahren zunächst das Drängen und Wogen der freudig erregten Massen: fernes Glockengeläute begrüßt den herannahenden Heereszug. Die Empfindungen des Stolzes mischen sich mit den Erinnerungen an die blutigen Kämpfe und an überstandene bange Tage der Besorgnis. Der Dank gegen den Höchsten, der (»ein' feste Burg«) allein den Sieg verliehen, erfüllt aller Herzen. Beim Anmarsch des mit Siegeskränzen geschmückten Heeres bricht das Volk in lauten Jubel aus. Der aus der Ferne herübertönende Ruf: »Heil Kaiser Wilhelm!« verkündet uns das Herannahen des höchsten Kriegsherrn. Immer lauter und stürmischer werden diese Rufe, von Luthers Choral noch übertönt. Da erscheint endlich der lorbeergekränzte Heldenkaiser, und das ganze Volk gibt seinen Empfindungen einmütigen Ausdruck, indem es ihn mit dem Jubelgesange begrüßt.‹


30 Briefe an E. Heckel, S. 24.


31 ›Mit unendlich zart hingehauchten Klängen beginnend‹, schildert Pohl den Eindruck dieser Aufführung, ›auf ätherischen Harmonien, wie ein Regenbogen sich aufbauend, verdichteten die Akkorde sich mehr und mehr und nahmen immer deutlichere Tongestaltungen an, die sich verzweigten, verschlangen und emporwölbten zu einer strahlenden Kuppel, von der ein sonnenhelles Licht mit wahrhaft blendendem Glanz ausströmte. Dieser majestätische Gipfelpunkt der musikalischen Steigerung war von kolossaler, wahrhaft erschütternder Wirkung. Wir haben nie ein so gewaltiges, und doch harmonisch so schönes Fortissimo vernommen, das wie ein riesiger Tonkatarakt herniederbrauste und, trotz seiner donnergleichen Macht, doch immer noch einer Steigerung fähig war. Von hier an dämpften sich die blitzenden Töne zu immer milderem Glanze ab‹ usw. (Richard Pohl im ›Mannheimer Journal‹ Dez. 1871).


32 Als Dirigent funktionierte bei dieser Gelegenheit der Konzertmeister des Mannheimer Theaters, N. K, ein geborener Holländer, der mitten in der allgemeinen warmen Begeisterung, als eingeschworener Anhänger Lachners, eine feindselige Haltung bewahrt hatte, nichtsdestoweniger aber die Leitung der Gesangvereine sich nicht nehmen ließ. Da dem Meister jene Haltung wohl bekannt geworden war, sah er nun denselben Mann mit Verwunderung an der Spitze seiner Sänger in den Saal treten und fragte, zu seinem Tischnachbar Heckel gewendet, mit dem Ausdruck drolligen Erstaunens: ›Will man mir denn eine Katzenmusik bringen?‹ (Heckel, Erinnerungen S. 28. Daselbst noch fernere Einzelheiten!).


33 Briefwechsel mit Rohde, S. 278.


34 Nietzsche, Briefe I, S. 205.


35 Abgedruckt im ›Musikal. Wochenblatt‹ 1872, Nr. 2 vom 5. Januar.

Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 4, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 365-387.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Knigge, Adolph Freiherr von

Über den Umgang mit Menschen

Über den Umgang mit Menschen

»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge

276 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon