5.

Der Abbé Maxim. Stadler, ein treuer Freund und Verehrer Mozarts erzählte gern und nicht ohne Rührung, wie er [162] der Sitte gemäß am Morgen nach der Hochzeit in die Wohnung der Neuvermählten gegangen sei um ihnen seinen Glückwunsch zu bringen. Auf sein wiederholtes Klopfen und Klingeln sei Niemand gekommen, er habe aber die Thür offen gefunden und sei ungestört durch mehrere Zimmer gewandert bis er zuletzt unvermuthet ins Schlafzimmer gelangt sei, wo er das junge Paar im festen Schlaf überrascht habe. Mozart sei erwacht, habe lachend seinen Glückwunsch entgegengenommen und ihn zum Frühstück eingeladen; weil aber das Dienstmädchen noch nicht eingetreten sei, so habe Constanze in ihrem Hochzeitskleide selbst in der Küche Feuer angemacht und den Kasse bereitet, den sie in der heitersten Stimmung miteinander getrunken hätten. Diesem Beginn ihrer Haushaltung entsprach die Fortsetzung; Beschränktheit der Mittel, [163] die wohl gar zum Mangel wurde, konnte so wenig eine gewisse Sorglosigkeit in der Behandlung des Hauswesens als die Heiterkeit der Stimmung entfernen.

Mit wie herzlicher und aufrichtiger Liebe Mozart seiner Frau zugethan war, tritt deutlich genug aus allem was bisher berichtet worden ist hervor; es war in Wien bekannt und besprochen, wie sehr Mozart seine Frau liebte. Im Jahr 1785, als von dem unglücklichen Verhältniß des Langeschen Ehepaars sogar in den Blättern die Rede war, begegnete einst Kaiser Joseph Constanze Mozart und sagte ihr, nachdem er über die traurige Lage ihrer Schwester sich geäußert hatte: »Was für ein Unterschied ists, einen braven Mann zu haben!«1 Diese Zuneigung spricht sich in vielen liebenswürdigen Zügen und aufs lebhafteste in den Briefen aus, welche Mozart in den letzten Jahren auf der Reise an seine Frau richtete, deren »umständliche Erwähnung zu seiner Ehre« sie selbst sich ausdrücklich erbat. »Diese seine nachlässig d.h. unstudirt aber gut geschriebenen Briefe« schreibt sie oder vielmehr in ihrem Namen Nissen an Härtel (29. Sept. 1799) »sind ohne Zweifel der beste Maaßstab seiner Denkungsart, seiner Eigenthümlichkeit und seiner Bildung. Ganz vorzüglich charakteristisch ist seine seltene Liebe zu mir, [›seine übergroße Zärtlichkeit für mich‹ heißt es in einem anderen Briefe], die alle seine Briefe athmen – nicht wahr, die in seinem letzten Lebensjahre sind ebenso zärtlich als die er im ersten Jahr unserer Verheirathung [164] geschrieben haben muß?«2 Wenn man eine Aeußerung Nissens (S. 415) daß Constanze »vielleicht mehr für sein Talent als für seine Person fühlte« mit dem oben angeführten Brief Mozarts an seine Braut3 zusammenhält, könnte man vielleicht vermuthen daß sie seine Liebe nicht in gleichem Maaße erwiedert habe; allein wie es sich hiemit auch verhalten habe, aus Allem was wir erfahren geht hervor daß sie Mozart eine liebevolle, sorgende Gattin war, und daß beide in ihrer Ehe ein wahres Glück fanden4.

Constanze hatte, wie Mozart als Bräutigam schrieb, »keinen Witz, aber gesunden Menschenverstand genug um ihre Pflichten als Frau und Mutter zu erfüllen.« In der That kann man auch aus Briefen und Andeutungen von Zeitgenossen abnehmen5, daß sie weder hervorstechende Anlagen [165] noch was wir heute Bildung nennen in einem Maaße besaß um Mozart ebenbürtig zu sein, ihn durch ihren geistigen Einfluß zu fördern und zu heben, ja vielleicht nicht einmal genug um ihn in seiner wahren Bedeutung ganz zu verstehen und zu würdigen. Sie hatte, wie die ganze Webersche Familie, musikalisches Talent, das nicht ohne Ausbildung geblieben war, wenn sie es auch nicht zu außerordentlichen Leistungen [166] gebracht hatte. Sie spielte Klavier – im Mozarteum zu Salzburg findet sich der Anfang einer Sonata à 2 Cembali, welche unvollendet geblieben ist, mit der Ueberschrift Per la Signora Constanza Weberah!6 – und sang, obgleich ihre Stimme nicht so bedeutend war wie die ihrer Schwestern Aloysia und Josepha, recht gut, namentlich sicher vom Blatt, so daß Mozart mit ihr seine Compositionen zu versuchen pflegte7. Nicht allein bei den kleinen, zum Theil scherzhaften, Gesangsachen, welche er für ihre geselligen Kreise schrieb, pflegte sie die Sopranstimme zu übernehmen8, sondern sie sang auch bei dem Besuch zu Salzburg die Sopransoli der Messe in C-moll, von der nachher die Rede sein wird9. Daß sie auch [167] sonst musikalische Bildung und Sinn für ernste Musik hatte läßt sich aus ihrer Vorliebe für Fugen schließen, von der Mozart seiner Schwester schreibt (20. April 1782), als er ihr ein für sie componirtes Praeludium nebst Fuge schickte10: »Die Ursache daß diese Fuge auf die Welt gekommen ist wirklich meine liebe Constanze. Baron van Swieten, zu dem ich alle Sonntage gehe, hat mir alle Werke des Händel und Sebastian Bach (nachdem ich sie ihm durchgespielt) nach Hause gegeben. Als die Constanze die Fugen hörte, ward sie ganz verliebt darein; sie will nichts als Fugen hören, besonders aber (in diesem Fache) nichts als Händel und Bach. Weil sie mich nun öfters aus dem Kopf Fugen spielen gehört hat, so fragte sie mich, ob ich noch keine aufgeschrieben hätte? – und als ich ihr nein sagte, so zankte sie mich recht sehr, daß ich eben das Künstlichste und Schönste in der Musik nicht schreiben wollte, und gab mit Bitten nicht nach, bis ich ihr eine Fuge aufsetzte und so ward sie«11. Sie brachte also Sinn und Verständniß für Musik mit, wie Mozart sie von einer Frau verlangen mußte, mit der er glücklich sein sollte. Ob er mit einer ganz unmusikalischen Frau hätte leben können ist sehr zu bezweifeln, allein seine Productionskraft war [168] von der Art, daß sie keiner Steigerung und Anregung durch den Einfluß einer geistig erregten und erregenden Frau bedurfte; vielmehr war es gewiß wohlthätig für ihn, wenn er im häuslichen Verkehr ein theilnehmendes Verständniß fand, das eher mildernd als treibend einwirkte. Freundlich und gefällig ertrug sie seine Zerstreutheit, wenn er musikalischen Gedanken nachhing, und gab gern manchen kleinen Launen nach, die bei Mozart gewöhnlich nicht aus Verstimmung hervorgingen. Wenn er mit dem Aufschreiben seiner Compositionen beschäftigt war, störte ihn Geräusch und Unterhaltung um ihn her nicht nur nicht, sondern es war ihm angenehm bei dieser Arbeit, die seine schöpferische Kraft nicht mehr lebhaft in Anspruch nahm, seine Aufmerksamkeit nach einer anderen Seite soweit beschäftigen zu lassen, daß seine Productivität gewissermaßen in Schach gehalten wurde. Dann setzte sich seine Frau zu ihm und erzählte ihm Mährchen und Kindergeschichten, über die er, während er fortarbeitete, herzlich lachen konnte, und je possenhafter sie waren, desto mehr ergötzten sie ihn12. Als in der Nacht vor der Aufführung des Don Giovanni noch die Ouverture niederzuschreiben war, bat er seine Frau bei ihm zu bleiben und ihn munter zu hatten, und sie that es, indem sie ihm Mährchen von Aladins [169] Wunderlampe, vom Aschenputtel u. dgl. erzählte, über die er bis zu Thränen lachte13. So war sie auch stets bereit ihm bei Tisch das Fleisch zu zerschneiden, was ihm lästig war, weil er sich in der Zerstreutheit zu beschädigen fürchtete14; eine Wunderlichkeit, die auch wohl zum Beweise gebraucht ist, daß Mozart im Leben doch so ganz und gar ein Kind geblieben sei.

Eine schwere Prüfung legte ihm die Kränklichkeit seiner Frau auf, deren Gesundheit durch häufige, zum Theil schwere Wochenbetten angegriffen war, so daß sie oft leidend war15, und namentlich im Jahr 1789 lange sehr gefährlich krank daniederlag16. Mit der größten Sorgfalt bot er nicht nur Alles auf was irgend zu ihrer Erleichterung geschehen konnte, so schwer ihn die dadurch verursachten Kosten auch drückten, sondern war auch selbst auf das zärtlichste um ihre Pflege bemüht. Er ritt zu Zeiten Morgens früh um 5 Uhr spazieren, aber, wenn die Frau krank oder schwanger war, nie ohne ein Papier in Form eines Receptes vor dem Bett seiner Frau [170] zu lassen mit Vorschriften dieser Art: »Guten Morgen, liebes Weibchen, ich wünsche daß Du gut geschlafen habest, daß Dich nichts gestört habe, daß Du nicht zu jäh aufstehest, daß Du Dich nicht erkältest, nicht bückst, nicht streckst, Dich mit Deinen Dienstboten nicht zürnst, im nächsten Zimmer nicht über die Schwelle fällst. Spar häuslichen Verdruß bis ich zurückkomme. Daß nur Dir nichts geschieht! Ich komme um – Uhr«17. Auch Frau Haibl erzählt (Nissen S. 687f.): »Wie war der Schwager besorgt, wenn seinem Weibe etwas fehlte! So war es einmal, als sie sehr krank lag und ich volle acht Monate bei ihr wartete. Ich saß an ihrem Bette, Mozart auch. Er componirte an ihrer Seite, ich beobachtete ihren nach so langer Zeit eingetretenen Schlummer; stille hielten wir Alles wie in einem Grabe um sie nicht zu stören. Plötzlich trat ein roher Dienstbote ein. Mozart erschrak aus Furcht seine Frau mochte gestört werden, wollte winken still zu seyn und rückte den Sessel rückwärts hinter sich weg, indem er grade das Federmesser offen in der Hand hielt. Dieses spießte sich zwischen den Sessel und seinen Schenkel, so daß es ihm bis an das Heft in das Bein eindrang. Er, der sonst wehleidig war, machte keine Bewegung und verbiß seinen Schmerz, winkte mir ihm hinauszufolgen und ich fand daß die Wunde wirklich sehr tief war, die durch Johannisöl geheilt wurde. Obgleich er vor Schmerzen etwas krumm ging, so wußte er es doch so zu machen daß seine Frau nichts erfuhr.« Er hatte sich während jener lange dauernden Krankheit so daran gewöhnt [171] jeden Besuchenden mit dem Finger auf den Lippen und dem leisen Ausruf chut! zu empfangen, daß er geraume Zeit nach ihrer Besserung selbst auf der Straße, wenn er einen Bekannten sah, sich auf die Zehen erhob und ihm sein chut! mit dem Finger am Munde zuflüsterte18.

Diesen Zügen einer herzlichen und innigen Zuneigung gegenüber wird man überrascht und verletzt, wenn man erfährt, daß Mozart nach einer fleckenlosen Jugend seiner Frau die Treue nicht rein bewahrt habe. Sie selbst erzählte daß Mozart ihr seine »Stubenmädeleien«, wie sie es nannte, selbst bekannt, und daß sie ihm dieselbe verziehen habe: »er war so lieb, daß es nicht möglich war ihm böse zu sein, man mußte ihm wieder gut werden.« Ihre Schwester berichtigte dann wohl, daß Constanze nicht immer so geduldig gewesen sei, sondern daß es dabei auch zu heftigen Auftritten gekommen sei, was freilich sehr begreiflich ist; indessen geht daraus hervor – und Mozarts Briefe an seine Frau bestätigen es vollkommen –, daß das innige und zärtliche Verhältniß beider zu einander auch durch diese Fehltritte nicht innerlich gestört worden ist19. Man könnte deshalb darüber hinweggehen, wenn nicht das Gerücht, das im Munde des Publicums wie in der Litteratur mit einer unbegreiflichen Vorliebe fortgepflanzt und ausgebildet ist, einzelne Schwächen Mozarts zu den eigentlich bezeichnenden Zügen seines Charakters gestempelt hätte. Mit jeder Schülerin, mit jeder Sängerin für die er eine Arie geschrieben hat, wird ihm ein Liebesverhältniß angedichtet; es gilt für eine geistreiche Bemerkung, [172] wenn man ihn als das leibhafte Vorbild des Don Juan ansieht und den Ruf eines Wüstlings hat man wohl gar als die Bestätigung seines künstlerischen Genies betrachtet. Hervorragende Begabung und Leistung auf geistigem Gebiet kann die Gleichheit Aller vor dem Sittengesetz nicht aufheben; die Uebertretung desselben mag jeder mit Strenge oder mit Milde beurtheilen, allein zwei Momente hervorzuheben, die nur zu oft aus den Augen gelassen werden, ist eine Pflicht der Gerechtigkeit, welche man großen Männern gegenüber ebensowenig aus den Augen setzen darf als die der vollen Wahrheit. Es ist eine gerechte Forderung, daß Schwächen und Fehler, welche im gewöhnlichen Verkehr des Lebens mit Schonung beurtheilt oder gar nicht beachtet zu werden pflegen, bei hervorragenden Naturen, wo sie bekannt werden, weil uns an diesen Alles interessirt, nicht mit anderem Maaße gemessen, nicht deshalb, weil sie öffentlicher Besprechung und Beurtheilung unterliegen, als die wesentlichen Charakterzüge betrachtet und zur Norm für die sittliche Abschätzung des ganzen Menschen gemacht werden. Es ist ebenfalls nur eine gerechte Forderung, daß dem Gerede und Geklatsch, welches sich mit Vorliebe an diese Seite des Privatlebens großer Männer hängt, nicht allzubereitwillig Glauben geschenkt und daß nicht zum Laster gemacht werde, was Schwäche war. Wer sich an die grade in Beziehung auf den geschlechtlichen Verkehr freie und leichte Denkungsart und Lebensweise jener Zeit, die sich ganz besonders in Wien geltend machte20, an [173] die eigenthümlichen Versuchungen erinnert, denen ein Künstler durch Temperament und Lebensverkehr ausgesetzt ist, der wird es begreiflich finden, wenn er es nicht entschuldigen kann, daß Mozart der menschlichen Schwäche seinen Zoll entrichtete. Bedenkt man ferner, wie unbedachtsam und ohne alle Rücksicht auf den Schein und das Gerede der Leute er sich gehen ließ21, wie nicht allein die Gemeinheit, die sich freuet große Naturen zu sich herabzuziehen, sondern auch Eifersucht und Handwerksneid geflissentlich seinen Ruf vergifteten, so ergiebt sich leicht, daß man für die Beurtheilung von Mozarts Charakter eine bessere Gewähr in zahlreichen, verbürgten und mit einander übereinstimmenden Zügen edler sittlicher Denkungsart als in leichtfertigen und boshaften Klätschereien von Theaterliebschaften u. dgl. m. hat22.

[174] Ich glaube jetzt Karl Czerny als Gewährsmann der hier mitgetheilten Begebenheiten nennen zu dürfen, da lediglich seine Abneigung persönlich aufzutreten den Wunsch begründete nicht genannt zu werden. Frau H. war mit Czernys Eltern nahe befreundet, sie hatte in ihrem Hause gewohnt, als sie nach Wien zum Besuch kam zu der Zeit wo Karl Czerny Beethovens Schüler war. Ihr Wunsch Beethovem spielen zu hören, was dieser mit Beziehung auf jene Begebenheit anfangs barsch ablehnte, wurde die Veranlassung daß der junge Czerny von seinem Vater dieselbe erfuhr. Später gab Beethoven doch ihrem Wunsche nach. Ein Verhältniß der Art, das einzige wohlverbürgte, das ich kenne, ist in seinen Folgen so entsetzlich, daß es schon deshalb nicht verschwiegen bleiben darf, auch wenn die Wahrheit nicht die Mittheilung desselben verlangte. Denn nichts läßt schwerer ein richtiges Urtheil zu Stande kommen als Andeutungen und Winke auf halbverschwiegene Umstände und Thatsachen, welche die Phantasie des theilnehmenden Lesers anregen und ihn zu übertreibenden Vermuthungen veranlassen, während das unentstellte Factum, wie unbequem, wie verletzend es auch sei, eine bestimmte Beurtheilung hervorruft und begründet, die, selbst wenn sie zu einer Verurtheilung führt, heilsamer ist als die Unklarheit verschwommener, wenn gleich mit Wohlwollen versetzter Vorstellungen. – Mozart gab einer jungen hübschen Frau H....... Unterricht und der Mann derselben glaubte ein Verhältniß zwischen ihnen wahrzunehmen, das seine Eifersucht erregte. Wie weit sein Argwohn berechtigt war, kann man schwerlich mit Sicherheit sagen; genug, er glaubte sich betrogen und entehrt, und in einem Anfall rasender Eifersucht versetzte er seiner Frau mit einem Rasirmesser mehrere gefährliche Wunden am Hals und entleibte darauf in der Meinung sie getödtet zu haben sich selbst. Die Frau wurde gerettet, blieb aber durch große, häßliche Narben entstellt und verließ Wien23. Es bedarf keiner Ausführung, welchen Eindruck [175] diese furchtbare Begebenheit hervorbringen und welchen tiefen Schatten sie auf den Ruf Mozarts werfen mußte. Das Publicum urtheilt gewöhnlich nach den Folgen und war auch in diesem Falle geneigt die Schuld, welche jene entsetzliche That hervorrief, nicht allein als erwiesen anzunehmen und mit aller Strenge zu beurtheilen, sondern von ihr den Maaßstab für die sittliche Schätzung Mozarts zu entnehmen; manche ungünstige Urtheile über seinen Charakter erklären sich aus dieser Begebenheit leichter als aus dem Gerede über Frivolitäten, welche damals in Wien an der Tagesordnung waren und ihn, selbst wenn sie wahr waren, in keiner Weise auszeichneten. Vergessen wir aber darüber nicht, mit welcher Wucht dieses tragische Ereigniß auf Mozarts Seele lasten mußte. Er, den wir als einen zart und sein empfindenden Menschen kennen, mußte dadurch, selbst wenn er sich mehr Unvorsichtigkeit als Schuld beizumessen hatte, aufs tiefste ergriffen und erschüttert werden, und es leidet wohl keinen Zweifel, daß die schwermüthige Stimmung Mozarts, welche [176] in seinen letzten Lebensjahren so auffallend hervortritt, wesentlich in dieser schrecklichen Erfahrung begründet war, wie sehr sie auch durch drückende Sorgen um seine Existenz befördert wurde.

Auch dies ist ein Punkt, der nicht unberührt bleiben darf, so illiberal es auch erscheinen mag die kleinlichen Sorgen des Gelderwerbs und des Haushalts, die im Leben Jeder im Bereich seiner vier Wände zu halten pflegt, zur Revision vor die Nachwelt zu bringen. Allein theils sind auch diese Verhältnisse keineswegs gleichgültig für die Kenntniß und Beurtheilung des Menschen und des Künstlers, theils hat man sie bei Mozart so sehr in den Vordergrund geschoben, und nach verschiedenen Seiten hin so oft einseitig beurtheilt, daß eine wahrheitsgemäße Darstellung und besonnene Prüfung unerläßlich ist. Man hat theils die Zeitgenossen Mozarts beschuldigt daß sie ihn auf unwürdige Weise haben darben und verkommen lassen, theils ihm selbst vorgeworfen daß er durch Leichtsinn und Verschwendung seine äußere Existenz zerrüttet habe: beides ist übertrieben und in dieser Auffassung unrichtig.

Es ist wahr, Mozart ist in Wien während seines Lebens nicht so erkannt und geschätzt worden, wie es nach seinem Tode der Fall war. Das große Publicum kannte und bewunderte ihn hauptsächlich als Klavierspieler, der Zerfall der deutschen Oper verhinderte, wie wir sehen werden, daß er auf dem Wege fortschreiten konnte, welchen er mit der Entführung betreten hatte, seine italiänischen Opern fanden nicht den Beifall wie die leichteren seiner Zeitgenossen; als die Zauberflöte durchschlug, war es zu spät. Es ist daher begreiflich, wenn er auch die äußere Stellung nicht gewann, die er ohne allen Zweifel verdiente. Allein wenn die Nachwelt leicht erkennen kann, daß Mozart auf einen Platz neben [177] Gluck und über Bono, Salieri und Starzer die gerechtesten Ansprüche hatte, so darf man doch nicht außer Acht lassen, daß die Zeitgenossen den aufstrebenden jungen Mann vor sich hatten und daß jene älteren Männer im Besitz ihrer Stellung waren; auch ohne daß man auf die Intriguen der Gegner und Josephs Sparsamkeit allzu großen Nachdruck legt, sieht man wohl, daß es auch für Mozart nicht so leicht war eine würdige Stellung zu erlangen, da sie erst für ihn geschaffen werden mußte.

Er selbst hoffte nach dem glänzenden Erfolg der Entführung, nach dem allgemeinen Beifall, welchen er als Klavierspieler fand, auf eine sichere und anständige Anstellung und war bitter enttäuscht, als es ihm trotz so guter Fürsprache nicht einmal gelang als Lehrmeister der Prinzessin Elisabeth anzukommen; leicht erregt, wie er war, faßte er gleich den Gedanken Wien wieder zu verlassen. »Nun will ich Ihnen noch etwas sagen« schreibt er dem Vater (17. Aug. 1782). »Die Herren Wiener (worunter aber hauptsächlich der Kayser verstanden ist) sollen nur nicht glauben daß ich wegen Wien allein auf der Welt seye. – Keinem Monarchen in der Welt diene ich lieber als dem Kayser – aber erbetteln will ich keinen Dienst. Ich glaube soviel im Stande zu seyn, daß ich jedem Hofe Ehre machen werde. Will mich Teutschland, mein geliebtes Vaterland, worauf ich (wie Sie wissen) stolz bin, nicht aufnehmen, so muß in Gottes Namen Frankreich oder England wieder um einen geschickten Teutschen mehr reich werden – und das zur Schande der teutschen Nation. Sie wissen wohl daß fast in allen Künsten immer die Teutschen diejenigen waren, welche excellirten – wo fanden sie aber ihr Glücke wo ihren Ruhm? in Teutschland wohl gewiß nicht! Selbst Gluck – hat ihn Teutschland zu diesem großen Mann gemacht? leider nicht! Gräfin Thun, Graf [178] Zichy, Baron van Swieten, selbst der Fürst Kaunitz ist deswegen mit dem Kayser sehr unzufrieden, daß er nicht mehr die Leute von Talent schätzt und sie aus seinem Gebiet läßt. Letzterer sagte jüngsthin zum Erzherzog Maximilian, als die Rede von mir war, daß solche Leute nur alle hundert Jahre auf die Welt kämen und solche Leute müsse man nicht aus Teutschland treiben – besonders wenn man so glücklich ist, sie wirklich in der Residenzstadt zu besitzen. Sie können nicht glauben, wie gütig und höflich der Fürst Kaunitz mit mir war, als ich bey ihm war; zuletzt sagte er noch: Ich bin Ihnen verbunden, mein lieber Mozart, daß Sie sich die Mühe gegeben haben mich zu besuchen u.s.w. Sie können auch nicht glauben, was sich die Gräfin Thun, Baron van Swieten und andere Große für Mühe geben mich hier zu behalten; allein ich kann auch nicht so lange warten, und will auch wirklich nicht so auf Barmherzigkeit warten, – finde, daß ich eben auch (wenn er schon der Kayser ist) seine Gnade nicht so von Nöthen habe.« Sein Gedanke, den er auch im Gespräch hie und da hatte fallen lassen, war in den nächsten Fasten nach Paris zu gehen; er schrieb deshalb an Le Gros24 und meinte, wenn er nur ein Engagement für das Concert spirituel und das Concert des amateurs erlange, so würden die Schüler nicht ausbleiben, auch sei dort mit Compositionen wohl etwas zu machen, die Hauptsache würde ihm freilich die Oper sein25. Er hatte sich zu diesem Zweck seit einiger Zeit wieder täglich im Französischen geübt und im Hinblick auf eine Kunstreise nach England auch im Englischen Stunden [179] genommen, das er in drei Monaten passabel zu verstehen hoffte26.

Der Vater war über diesen Gedanken, kaum verheirathet aufs Ungewisse hin sich in die Fremde zu begeben anstatt in Wien günstigere Zeiten und Umstände abzuwarten, nicht wenig bestürzt; er machte nicht bloß seinem Sohne kräftige Gegenvorstellungen, sondern schrieb auch an die Baronin von Waldstädten (23. Aug. 1782)27: »Ich würde ganz beruhigt seyn [über die Heirath], wenn ich nur nicht bey meinem Sohn einen Hauptfehler entdeckte, und dieser ist, daß er gar zu geduldig oder schläferig, zu bequem, vielleicht manchmal zu stolz, und wie Sie dieses alles zusammen taufen wollen, womit der Mensch ohnthätig wird: oder er ist zu ungeduldig, zu hitzig und kann nichts abwarten. Es sind zween einander entgegenstehende Sätze, die in ihm herrschen – zu viel oder zu wenig und keine Mittelstraße. Wenn er keinen Mangel hat, dann ist er alsogleich zufrieden und wird bequem und ohnthätig. Muß er sich in Activität setzen, dann fühlt er sich und will alsogleich sein Glück machen. Nichts soll ihm im Weg stehen und leider werden eben nur den geschicktesten Leuten, den besondern genies die meisten Hindernisse in den Weg gelegt. Wer steht ihm in Wien im Wege seine angetretene Laufbahn fortzugehen, wenn er ein wenig Geduld hat? – Capellmeister Bono ist ein uralter Mann – Salieri rückt nach dessen Tod vor und macht einem anderen Platz, und ist nicht Gluck auch ein alter Mann!? – Gnädige Frau! sprechen Sie ihm Geduld ein, und erlauben Sie mir, daß ich [180] mir die Gnade ausbitten darf, Euer Hochgebohren Meinung hierüber zu vernehmen.« Seine Vorstellungen machten auch auf Wolfgang den gewünschten Eindruck, der dem Vater zugestehen mußte (24. Aug. 1782), daß es allerdings besser sei, wenn er noch einige Zeit in Wien abwarte, da er jederzeit nach Frankreich und England kommen könne; und so schrieb dieser an die Baronin (13. Sept. 1782): »Mein Sohn hat auf mein Schreiben von seinem Entschluß Wien zu verlassen etwas nachgelassen, und da er mich in Salzburg besuchen will, so werde ihm die weiteren nöthigen und träftigsten Vorstellungen machen.«

Diese Vorstellungen mochten um so wirksamer sein, da Mozart mit der Theilnahme und dem Beifall des Wiener Publicums in der nächsten Zeit wohl zufrieden war. Zwar sah er sich, als wieder eine italiänische Oper berufen wurde und außerordentlichen Beifall fand, von dem Theater zunächst ausgeschlossen – wir werden die näheren Umstände kennen lernen –; allein im Jahr 1786 bewies ihm der Kaiser, daß er ihn nicht vergessen habe, indem er ihm die Composition des Schauspieldirector und des Figaro übertrug. Als aber Mozart dessen ungeachtet ohne feste Anstellung blieb, erwachte in ihm von Neuem ernstlich der Gedanke Wien zu verlassen, und nach England zu gehen. Ein Engländer Thomas Attwood war aus Italien im Jahr 1785 nach Wien gekommen und Mozarts Schüler geworden28; auch war durch [181] ein eigenthümliches Zusammentreffen bei der italiänischen Oper der Irländer Michael Kelly als Tenorist, die Engländerin Nancy Storace als Prima Donna engagirt und der Bruder derselben Stephan Storace hielt sich als Componist ebenfalls eine Zeitlang in Wien auf: Mozart war, wie sich zeigen wird, mit ihnen nahe befreundet, und dieser Verkehr bestärkte ihn in seinem Plan. Anfang November 1786 schrieb er seinem Vater, daß er in der zweiten Hälfte des Faschings eine Reise durch Deutschland nach England zu unternehmen beabsichtige, wenn der Vater sich entschließen könne für die Zeit seiner Abwesenheit, da Constanze ihn begleiten werde, die beiden Kinder mit den Mägden, natürlich gegen volle Entschädigung, zu sich ins Haus und unter seine Aufsicht zu nehmen. Das schlug dieser aber rund ab und suchte dem Sohne in seiner nachdrücklichen Weise klar zu machen daß dies ganz unthunlich sei29; worauf dieser seinen [182] Plan vorläufig aufgab30. Als aber seine englischen Freunde Anfang Februar 1787 Wien verließen und nach England zurückkehrten, regten sie auch in ihm jenen Wunsch wieder auf. Zwar war er vorsichtiger geworden; Attwood sollte ihm in London erst eine sichere Stellung bereiten, indem er ihm eine Subscription für Concerte oder den Auftrag eine Oper zu schreiben verschaffte, dann erst wollte er hingehen und hoffte daß der Vater ihm für diesen Fall auch die Sorge für die Kinder ab nehmen werde, bis es entschieden sei, ob er dauernd dort bleiben oder wieder nach Deutschland zurückkehren werde. Die Reisenden kamen durch Salzburg und machten dort Leopold Mozarts Bekanntschaft31, auf den ihre Persönlichkeit [183] einen sehr angenehmen Eindruck machte, allein seine Bedenken gegen Wolfgangs Reise konnten dadurch freilich nicht gehoben werden. Er schrieb ihm daher väterlich, wie er seiner Tochter meldet (1. März 1787), »daß er auf der Reise im Sommer nichts gewinnen und zu unrechter Zeit nach England kommen würde, 2000 fl. im Sack haben und sicher Noth leiden müsse, da der Storace gewiß die erste Oper schreiben wird, – so mag er den Muth verlieren.«

Er gab auch jetzt sein Vorhaben wieder auf, doch war das Gerücht davon ins Publicum gedrungen32, und dies wurde Veranlassung für den Kaiser Mozart durch eine angemessene sichere Stellung an Wien zu fesseln33, was leider dessen Vater, der am 28. Mai 1787 starb, nicht mehr erlebte. Da keine Kapellmeisterstelle vacant war, so ernannte er ihn zu seinem Kammermusicus, mit einem Gehalt von 800 fl. Daß dieser nicht bedeutender ausfiel schrieb man dem Einfluß Stracks zu34; er war, wie gewöhnlich um Rath [184] gefragt und sein Vorschlag begegnete der Neigung des Kaisers zur Sparsamkeit35. Das Decret wurde am 7. Dec. 1787 ausgefertigt36; im folgenden Sommer beruhigt er seine Schwester, daß er wirklich fest angestellt sei37. Gluck, den [185] Maria Theresia am 18. Oct. 1774 zum k.k. Kammercompositeur mit 2000 fl. Gehalt ernannt hatte, war am 15. Nov. 1787 gestorben, Mozart rückte also eigentlich in seine Stelle; daß es keine unverdiente Auszeichnung gewesen wäre ihm auch einen gleichen Gehalt zu verleihen, scheint man bei Hofe nicht empfunden zu haben. Mozart selbst war mit dem Gehalt nicht unzufrieden, da Niemand von den zur kaiserlichen Kammer gehörigen Musikern einen höheren Gehalt bekam; allein es kränkte ihn später mit Recht, daß man ihn denselben fortbeziehen ließ, ohne ihn dieser Stellung gemäß zu beschäftigen, er empfand es wie ein ihm hingeworfenes Almosen, während ihm doch die Gelegenheit entzogen wurde sich als Componist geltend zu machen, und in bitterem Unmuth schrieb er, als er nach damals geltender Vorschrift sein Vermögen in einem versiegelten Zettel angeben (fattiren) mußte, hinzu: »Zuviel für das was ich leiste, zu wenig für das was ich leisten könnte«38. Wie sehr der Einfluß seiner Gegner in der Umgebung Josephs dazu mitwirkte daß die Zusage, es sei dies nur eine vorläufige Anstellung und bei vorkommender Gelegenheit werde man auf eine »Aufbesserung« bedacht sein, in Vergessenheit kam wird im weiteren Verlauf noch klarer werden; wenn man bedenkt von wie schweren Sorgen bedrängt und verdüstert die späteren Jahre Josephs waren, wird man es begreiflich finden, daß mit der Lebhaftigkeit seines Interesses für Musik und Oper auch die Sorge für den großen Componisten in den [186] Hintergrund trat, zumal da Mozart es so gar nicht verstand sich geltend zu machen, sich in Erinnerung zu bringen, auch die unschuldigen Mittel anzuwenden, ohne welche bei den so complicirten modernen Staatseinrichtungen nur sehr Wenigen ein rasches Fortkommen gelingt.

Daß er auch die beste Gelegenheit nicht zu seinem Vortheil zu benutzen wußte bewies er, als ihm bei seinem Aufenthalt in Berlin im Mai 1789 Friedrich Wilhelm II die Kapellmeisterstelle in Berlin mit 3000 Thlr. Gehalt anbot. Nachdenklich und gerührt erwiederte Mozart: »Soll ich meinen guten Kaiser ganz verlassen?« Der König hieß ihn den Vorschlag in nähere Ueberlegung nehmen und versprach, auch wenn Mozart erst nach Jahr und Tag kommen wolle, werde sein Anerbieten in voller Kraft bleiben39. Als er darauf nach Wien zurückkehrte, fiel es ihm anfangs gar nicht ein von diesem Antrag auch nur Erwähnung zu thun, durch das Zureden seiner Freunde ließ er sich endlich bewegen, dem Kaiser den Stand seiner Angelegenheiten vorzutragen und daß ihm nichts übrig bleibe als um seine Entlassung zu bitten40. Unangenehm überrascht fragte Joseph: »Wie? Sie wollen mich verlassen, Mozart?«41 Da antwortete dieser gerührt: [187] »Ew. Majestät, ich empfehle mich zu Gnaden, ich bleibe«; und als ein Freund, dem er diesen Vorgang erzählte, ihn fragte, ob er denn die Gelegenheit auch benutzt habe um sich eine entsprechende Entschädigung auszubedingen, rief er unwillig aus: »Der Teufel denke in solcher Stunde daran!«

Mozart bekam nun zwar Ende 1789 den Auftrag die Oper Così fan tutte zu schreiben, allein Joseph II starb (20. Februar 1790), ehe für Mozarts Lage dauernd gesorgt war. Nach dem Regierungsantritt Leopolds II scheint er einen Versuch gemacht zu haben neben Salieri als zweiter Kapellmeister angestellt zu werden – der alte Bono war bereits 1788 gestorben und Salieri an seine Stelle aufgerückt42 –, allein auch dieser blieb ohne Erfolg43. Da er [188] nun die Hoffnung vom Hofe angestellt zu werden vorläufig wenigstens aufgeben mußte, suchte er sich für die Zukunft von einer anderen Seite sicher zu stellen, indem er sich dem Kapellmeister Hofmann:44 an der Stephanskirche adjungiren ließ und dadurch die Anwartschaft auf dessen einträgliche Stelle erwarb. Sein in mancher Hinsicht charakteristisches Gesuch lautet folgendermaßen45:


[189] »Hochlöblich

Hochweiser Wienerischer Stadt-Magistrat

Gnädige Herren!


Als Hr. Kapellmeister Hofmann krank lag, wollte ich mir die Freyheit nehmen um dessen Stelle zu bitten; da meine musikalischen Talente und Werke, sowie meine Tonkunst im Auslande bekannt sind, man überall meinen Namen einiger Rücksicht würdigt, und ich selbst am hiesigen höchsten Hofe als Compositor angestellt zu seyn seit mehreren Jahren die Gnade habe, hoffte ich dieser Stelle nicht unwerth zu seyn und eines hochweisen Stadt-Magistrats Gewogenheit zu verdienen.

Allein Kapellmeister Hofmann ward wieder gesund und bey diesem Umstand, da ich ihm die Fristung seines Lebens von Herzen gönne und wünsche, habe ich gedacht es dürfte vielleicht dem Dienst der Domkirche und meinen gnädigen Herren zum Vortheil gereichen, wenn ich dem schon älter gewordenen Herrn Kapellmeister für jetzt nur unentgeltlich adjungiret würde und dadurch die Gelegenheit erhielte, diesem rechtschaffenen Manne in seinem Dienste an die Hand zu gehen und eines hochweisen Stadt-Magistrats Rücksicht durch wirkliche Dienste mir zu erwerben, die ich durch meine auch im Kirchenstyl ausgebildeten Kenntnisse zu leisten vor Anderen mich fähig halten darf.

unterthänigster Diener

Wolfgang Amadé Mozart

k.k. Hofkompositor.«46


[190] Seine Bitte wurde erfüllt, der Magistrat adjungirte ihn dem Kapellmeister am Dom und sicherte ihm für den Fall daß Hofmann stürbe die Stelle zu47; allein der alte Mann überlebte Mozart, der auch diese Hoffnung auf ein gesichertes Auskommen nicht erfüllt sah48.

Unter solchen Umständen war Mozart wesentlich auf andere Mittel für seinen Unterhalt angewiesen Unterricht, Concert geben und Componiren. Wie groß seine Abneigung war [191] Lectionen zu geben haben wir schon gesehen (II S. 155), und daß diese in späteren Jahren eher zu- als abnahm ist begreiflich. »Sie glücklicher Mann!« sagte er zu Gyrowetz, als dieser im Jahr 1786 im Begriff war nach Italien zu gehen. »Ach könnte ich mit Ihnen reisen, wie froh wäre ich! Sehen Sie, da muß ich itzt noch eine Stunde geben, damit ich mir etwas verdiene«49. Und doch mußte er später froh sein, wenn er nur Stunden zu geben hatte; im Mai 1790 schrieb er seinem Freunde Puchberg (Beil. XX, 5): »Nun habe ich zwey Scolaren, ich möchte es gern auf acht Scolaren bringen; – suchen Sie es auszustreuen daß ich Lectionen annehme.« Mozart war nie ein gesuchter und demgemäß bezahlter Musiklehrer in Wien, wie es Steffan50, Kozeluch, Righini waren; dies kann auffallen, da man ihn als Klavierspieler so sehr auszeichnete, allein es fehlte ihm dazu an Betriebsamkeit und Fügsamkeit, vielleicht auch an Stetigkeit und Regelmäßigkeit. Wo er Talent und Eifer fand, wo er sich persönlich angezogen fühlte, gab er auch gern Unterricht, wie der Schwester seines Freundes Gottfr. v. Jacquin, dem er von Prag schreibt (14. Jan. 1787): »Ihrer Frl. Schwester küsse ich tausendmal die Hände, mit der Bitte auf ihrem neuen Pianoforte recht fleißig zu seyn – doch diese Ermahnung ist unnütz, denn ich muß bekennen, daß ich noch nie eine Schülerin gehabt, welche so fleißig und so viel Eifer gezeigt hätte wie eben sie – und in der That, ich freue mich recht sehr wieder [192] darauf ihr nach meiner geringen Fähigkeit weiter Unterricht zu geben«51. Es waren meistens Damen welche bei ihm Unterricht nahmen – die Damen, namentlich der höheren Stände, hatten in Wien damals durch seine Bildung und Geschmack ein Recht den Ton anzugeben52 –, unter ihnen waren auch außer Franziska v. Jacquin (später Frau v. Lagusius) mehrere, welche im echten Sinne des Wortes seine Schülerinnen waren, wie die schon genannte Frau v. Trattner und Frl. Barbara v. Ployer, welche Mozart würdig hielt Paisiello als seine Schülerin vorzuführen53. [193] Großer mochte wohl die Anzahl derjenigen sein, welche wie Frl. Auernhammer im geselligen Verkehr von Mozart zu prositiren suchten oder auf kurze Zeit Unterricht nahmen um den großen Virtuosen ihren Lehrer nennen zu können. So erzählt der berühmte Arzt Joseph Frank daß er im Jahr 1790 zwölf Lectionen bei ihm genommen habe54. »Ich fand Mozart« sagt er »einen kleinen Mann mit dickem Kopf und fleischigen Händen, welcher mich ziemlich kalt aufnahm. Nun, sagte er, spielen Sie mir etwas vor. Ich spielte ihm eine Phantasie von seiner Composition. Nicht übel, sagte er zu meinem großen Erstaunen, jetzt werde ich sie Ihnen hören lassen. Welch Wunder! Unter seinen Fingern wurde das Clavier ein ganz anderes Instrument. Er hatte es durch ein zweites Clavier verstärkt, welches ihm als Pedal diente55. Mozart machte alsdann einige Bemerkungen über die Art, wie ich seine Phantasie ausführen sollte. Ich hatte das Glück ihn zu verstehen. – Spielen Sie noch andere Stücke von meiner Composition? – Ja, mein Herr, erwiederte ich; Ihre Variationen über das Thema: Unser dummer Pöbel meint56, [194] und eine Sonate mit Begleitung einer Violine und des Violoncello. – Gut, ich werde Ihnen dies Stück vorspielen; Sie werden mehr Nutzen haben, wenn Sie mich hören als wenn Sie selbst spielen.« Man sieht, daß Mozart mit Klugheit und Geschick auch solche Schüler zu behandeln wußte. In anderer Weise ließ er diejenigen, welche sich unter seiner Anweisung zu Künstlern heranbilden wollten, nicht allein von dem regelmäßigen Unterricht, sondern mehr noch von dem anregenden und fördernden Verkehr mit ihm Vortheil für ihre Bildung ziehen. Johann Nepomuk Hummel57 kam mit seinem Vater, der später die Leitung des Orchesters bei Schikaneder übernahm, im Jahr 1785 nach Wien und erregte schon damals als siebenjähriger Knabe durch sein Klavierspiel das größte Aufsehen, so daß Mozart sich entschloß ihn zu unterrichten, es aber zur Bedingung machte daß er ganz zu ihm ins Haus käme. Wie oft und regelmäßig er Lectionen erhielt ist nicht zu sagen58, aber er hörte Mozart spielen und wurde dessen Vorspieler, denn was an Klaviermusik ins Haus kam, das mußte Hummel vorspielen und Mozart lernte es auf diese Weise kennen. Eines Abends kam Mozart mit seiner Frau aus einer Gesellschaft spät nach Hause und fand ein Musikstück vor das er neugierig war zu hören. Der junge[195] Hummel, der auf die Rückkehr Mozarts wartete, hatte sich auf ein Paar Stühle gelegt und war eingeschlafen. »Stanzerl« sagte Mozart zu seiner Frau »wecke den Hans und gieb ihm ein Glas Wein.« Gesagt gethan, und so spielte der Knabe in der Nacht noch das neue Musikstück59. Charakteristisch ist dieser Zug für die ungebundene Weise der musikalischen Erziehung Mozarts, und sein Vater wird gewiß nicht so mit ihm verfahren sein; allein es war keine Willkühr und Laune, welche das Gemüth des Knaben hätte verletzen können60: Hummel hing damals, wie in seinen späteren Jahren, mit inniger Liebe an Mozart. Er war zwei Jahre lang in dessen Hause, im Nov. 1788 trat sein Vater mit ihm eine Kunstreise an. In Dresden ließ er sich als Mozarts Schüler im März 1789 hören61, kurz vorher ehe dieser selbst dahin kam, und gleich darauf trafen sie in Berlin zusammen. Mozart ging in Hummels Concert, der von seiner Anwesenheit nichts wußte; als der Knabe ihn unter den Zuhörern gewahr wurde, konnte er sich kaum halten und sowie er sein Spiel beendigt hatte, stürzte er durch das versammelte Publicum auf Mozart zu und umarmte ihn unter den zärtlichsten Begrüßungen62.

[196] In der Theorie der Musik gab Mozart ebenfalls Unterricht, auch an Damen, wenn es gewünscht wurde, wie wir eine Cousine des Abbé Stadler als Mozarts Schülerin im Generalbaß kennen lernen. Auf der k.k. Hofbibliothek in Wien befindet sich das Heft, welches bei dieser Unterweisung im Generalbaß vom Jahr 1784 geführt ist63. Mozart hat eine meistens recht charakteristische Melodie oder einen Baß hingeschrieben, welcher von der Schülerin mehrstimmig ausgesetzt worden ist; hierauf hat Mozart den Satz corrigirt mit einer kurzen Bemerkung über den begangenen Fehler, abwechselnd italiänisch oder deutsch, mitunter in scherzhafter Wendung z.B. Ho l'onore di dirla, che lei ha fatta la scioccagine (da par Suo) di far due ottave tra il 2 do Violino ed il Basso: oder: »Dieses e hier ist sehr gezwungen. Man merkt daß es nur gesetzt worden ist um nicht von einer Consonanz zur andern in grader Bewegung zu gehen – wie die schlechten Poeten öfters dem Reim zu gefallen eine Dummheit schreiben. Von C bis D hätten Sie recht hübsch stufenweise durch lauter Terzausfüllungen gehen können«64. Aus [197] Heften dieser Art, dergleichen auch Zelter eins (vielleicht das erwähnte) in Wien sah65, ist dann später ein kleines Handbuch der Generalbaßlehre unter Mozarts Namen gedruckt und eine Zeitlang viel gebraucht worden66.

Wenn Mozart demnach durch Musikstunden keineswegs seinen Ruhm und sein Auskommen begründen konnte, so hatte er einen ganz anderen Erfolg als Virtuos durch Concerte. Sein Vater warnte ihn, als er sich in Wien niederlassen wollte, vor der Wankelmuth des dortigen Publicums, das seine Gunst einem Künstler nicht leicht auf die Dauer schenke; allein er antwortete ihm wohlgemuth (2. Juni 1781): »Die Wiener sind wohl Leute, die gern abschießen, – aber nur am Theater, und mein Fach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nicht souteniren sollte. Hier ist doch gewiß das Clavierland! – und dann, lassen wir es zu, so wäre der Fall erst in etlichen Jahren, eher gewiß nicht, unterdessen [198] hat man sich Ehre und Geld gemacht.« Hierin hatte er Recht; der Beifall, welchen er bei seinem ersten Auftreten gefunden hatte, der ihm so wohl that, wurde ihm stets zu Theil, so oft er sich in Wien hören ließ.

Die Fastenzeit, in welcher kein Schauspiel gegeben werden durfte, war die eigentliche Zeit für die öffentlichen Concerte oder Akademien, welche meist im Theater gegeben wurden, wie für die musikalischen Gesellschaften in Privathäusern67. Mozart pflegte ebenfalls in den Fasten ein Concert zu geben. Nachdem das erste Anfang 1782 gut ausgefallen war (S. 66), verband er sich im Frühjahr mit einem gewissen Martin, um während des Sommers am Sonntag eine Reihe von Concerten im Augarten, dem beliebtesten Lustort für die Wiener68, zu geben. »Ein gewisser Martin«69 meldet er dem Vater (8. Mai 1782) »hat diesen Winter [199] ein Dilettanten-Concert errichtet, welches alle Freytage in der Mehlgrube ist aufgeführt worden70. Sie wissen wohl daß es hier eine Menge Dilettanten giebt, und zwar sehr gute, sowohl Frauenzimmer als Mannspersonen; nur ist es noch nicht recht in Ordnung gegangen. Dieser Martin hat nun durch Decret von Kayser die Erlaubniß erhalten, und zwar mit Versicherung seines höchsten Wohlgefallens, zwölf Concerte im Augarten zu geben und vier große Nachtmusique auf den schönsten Plätzen der Stadt71. Das Abonnement [200] für den ganzen Sommer ist zwey Ducaten. Nun können Sie sich leicht denken, daß wir genug Subscribenten bekommen werden, um so mehr da ich mich darum annehme und damit associret bin. Ich setze den Fall, daß wir nur hundert Abonnenten haben, so hat doch (wenn auch die Unkösten 200 fl. wären, welches aber unmöglich seyn kann) doch jeder 300 fl. Profit. Baron van Swieten und die Gräfin Thun nehmen sich sehr darum an. Das Orchester ist von lauter Dilettanten, die Fagottisten und die Trompeten und Pauken ausgenommen.« Das gab denn mancherlei zu thun. »Morgen ist unsere erste Musique im Augarten« schrieb er (25. Mai 1782). »Um halb neun Uhr kömmt der Martin mit einer Kutsche, da haben wir noch sechs Visiten zu machen; dann um 11 Uhr muß ich damit fertig seyn, weil ich zur Rumbeck muß; dann speise ich bey der Gräfin Thun – NB in ihrem Garten, abends ist dann die Probe von der Musique. Es wird eine Sinfonie von van Swieten und von mir gemacht, eine Dilettantin Mlle. Berger wird singen; ein Knabe, mit Namen Türk, wird ein Violinconcert und die Frl. v. Aurnhammer und ich werden das Duett-Concert in Es spielen.« Dies erste Concert fiel denn auch gut aus, der Erzherzog Maximilian, die Gräfin Thun, Wallenstein, Baron van Swieten und viele andere Liebhaber waren zugegen; nachher erfahren wir nichts mehr von dieser Unternehmung, die übrigens mit [201] dem Sommer ihre Endschaft erreichte und vielleicht doch nicht so glänzend ausfiel als anfangs gehofft wurde72.

Desto entschiedener war in jeder Beziehung der Erfolg, welchen Mozart in den Concerten der Fastenzeit 1783 errang. Vor seiner Akademie unterstützte er seine Schwägerin Al. Lange in einem Concert, welches sie am 11. März im Theater gab, aufs kräftigste. Er ließ seine Pariser Symphonie vom Concert spirituel (II S. 283ff.) aufführen, dann sang sie jene in Mannheim für sie componirte Arie Non so d'onde viene (II S. 168ff.) – was für Erinnerungen mögen dabei in ihm wach geworden sein! »Gluck hatte die Loge neben der Langischen« berichtet er dem Vater (12. März 1783), »worin auch meine Frau war; er konnte die Sinfonie und die Aria nicht genug loben und lud uns auf künftigen Sonntag alle zum Speisen ein.« Außerdem spielte er selbst ein Concert seiner eigenen Composition. »Das Theater war sehr voll; und ich wurde auf eine so schöne Art von dem hiesigen Publicum wieder empfangen, daß ich ein wahres Vergnügen darüber haben muß. – Ich war schon weg; man hörte aber nicht auf zu klatschen, und ich mußte das Rondeau repetiren – es war ein ordentlicher Platzregen.« Daher waren denn auch in seiner eigenen Akademie am 22. März alle Logen besetzt und das Theater »konnte nicht voller sein.« Er theilt seinem Vater das Programm dieses Concerts mit, das [202] im Allgemeinen eine Vorstellung von Mozarts Akademien geben mag. Es wurden also aufgeführt


1. Die neue Hafner-Symphonie, welche im Sommer vorher componirt war (S. 70f.).

2. Arie aus Idomeneo Se il padre perdei (12 vgl. III S. 464), gesungen von Mad. Lange.

3. Das dritte Subscriptionsconcert, damals eben herausgegeben, in C-dur (N. 5 der Breitkopf und Härtelschen Sammlung).

4. Die Scena für die Baumgarten, gesungen von Adamberger73.

5. Die kleine Concertant-Symphonie der letzten Finalmusik (II S. 352).

6. Das hier beliebte Concert ex D (S. 66).

7. Scena Parto, m'affretto aus der letzten Mailänder Oper (Lucio Silla 16; vgl. S. 292f.), gesungen von Mlle. Teyber.

8. Freie Phantasie von Mozart, die er, »weil der Kayser da war«, mit einer kleinen Fuge anfing (S. 11), darauf variirte er eine Arie aus der Oper Die Philosophen von Paisiello, und als er durch den rauschenden Beifall genöthigt wurde noch einmal zu [203] spielen, wählte er die Arie Unser dummer Pöbel meint aus Glucks Pilgrimme von Mekka zum Thema seiner Variationen.

9. Ein neues Rondo componirt für Mad. Lange, welche dasselbe sang74.

10. Das letzte Stück der ersten Symphonie.


Man sieht, die Anforderungen an das was ein Concertgeber zu leisten hatte waren andere als die jetzt gewöhnlichen und das Publicum hatte auch am Zuhören mehr Lust. »Das liebste war mir«, berichtet Mozart dem Vater (29. März 1783) »daß Se. Maj. der Kayser auch zugegen war, und wie vergnügt er war und was für lauten Beyfall er mir gegeben. Es ist schon bey ihm gewöhnlich, daß er das Geld, bevor er ins Theater kommt, zur Casse schickt75, sonst hätte ich mir mit allem Recht mehr versprechen dürfen, denn seine Zufriedenheit war ohne Gränzen.« Auch so konnte er mit seiner Einnahme zufrieden sein, welche in einem gleichzeitigen Bericht auf 1600 fl. geschätzt wird76.

[204] In der Fastenzeit des Jahres 1784 beabsichtigte er anfangs außer einer Akademie im Theater noch sechs Subscriptionsakademien zu geben und bat den Vater ihm die Partitur des Idomeneo zu schicken, weil er diesen zu produciren gedachte (6. Dec. 1783); allein er wurde veranlaßt sich auf drei Subscriptionsconcerte zu beschränken, welche er an den drei letzten Mittwochen in den Fasten (17. 24. 31. März) im Trattnerschen Saal77 gab und deren Abonnementspreis 6 fl. betrug78. Die Aste seiner Subscribenten, welche er dem Vater mittheilte, zählte 174 Namen79, 30 [205] mehr als seine Concurrenten der Klavierlehrer Richter und Fischer80 zusammen hatten, die Einnahme fiel also gut aus. »Die erste Accademie am 17. d.« berichtet er (20. März 1784) »ist glücklich abgelaufen, der Saal war angesteckt voll und das neue Concert, so ich gespielt hat außerordentlich gefallen, und wo man hinkommt, hört man diese Accademie loben.« So ging es auch mit den übrigen Subscriptionsconcerten, so daß er seinem Vater nach Schluß derselben versichern durfte, daß er sich sehr viel Ehre damit gemacht habe. Daneben gab er nun aber auch noch zwei Akademien im Theater, die ebenfalls sehr günstig ausfielen. »Morgen hätte meine erste Accademie im Theater sein sollen«, schreibt er (20. März 1784) »Fürst Louis Liechtenstein giebt aber bey sich Opera, entführt mir nicht allein den Kern der Noblesse, sondern debauchirt mir auch die besten Leute aus dem Orchestre. Ich habe sie also durch ein gedrucktes Avertissement auf den ersten April verschieben lassen.« Er hatte für diese Akademien zwei große [206] Concerte81 geschrieben und das Quintett für Pianoforte und Blasinstrumente, welches außerordentlichen Beifall erhielt. »Ich selbst« fügt er hinzu, »halte es für das Beste, was ich noch in meinem Leben geschrieben habe. Ich wollte wünschen, Sie hätten es hören können! und wie schön es aufgeführt wurde! Uebrigens bin ich, die Wahrheit zu gestehen, gegen das Ende hin müde geworden von lauter Spielen, und es macht mir keine geringe Ehre, daß es meine Zuhörer nie wurden.«

Im folgenden Jahr war Leopold Mozart Zeuge von den Triumphen seines Sohnes den er in Wien besuchte. »Diesen Augenblick« meldete er der Tochter (22. Jan. 1785) »erhalte zehn Zeilen von Deinem Bruder, wo er schreibt daß sein erstes Concert den 11. Febr. anfängt und alle Freytage continuirt.« Der Vater richtete sich so ein daß er zu dem ersten dieser Concerte, welche mit mehr als 150 Abonnenten auf der Mehlgrube gegeben wurden und deren Subscriptionspreis 3 Ducaten betrug, in Wien war. »Wolfgang« schrieb er an Mariane nach Beendigung des Concerts (11. Febr. 1785) »gab ein neues vortreffliches Clavier. Concert, woran der Copist noch gestern als wir ankamen abschrieb, und Dein Bruder nicht einmal das Rondo durchzuspielen Zeit hatte, weil er die Copiatur nachsehen mußte. Das Concert geht aus D-moll [N. 8].« Auch die zweite Akademie »war herrlich«, und als Wolfgang eine Akademie zu seinem Vortheil im Theater gab82, machte er 559 fl.; »welche wir nicht vermutheten, [207] da er eine aus über 150 Personen bestehende Subscriptionsgesellschaft hat und sich so oft im Theater bei Anderer Akademien aus Gefälligkeit hat hören lassen« wie Leopold Mozart schreibt (12. März 1785). So spielte er in dem Concert der Sängerin Laschi am 12. Febr. 1785 ein herrliches Concert, das er für die Paradies83 nach Paris gemacht hatte84. »Ich war« schreibt der Vater »in einer so guten Loge, daß ich das Vergnügen hatte, alle Abwechslung der Instrumente so vortrefflich zu hören, daß mir die Thränen in die Augen kamen. Als Dein Bruder wegging, machte ihm der Kaiser mit dem Hute in der Hand ein Compliment und rief: Bravo Mozart! Beim Herauskommen zum Spiel war ihm ohnehin zugeklatscht worden.«

[208] Für die Fasten 1786 hatte Mozart, wie er seinem Vater schrieb (28. Dec. 1785), drei Subscriptions-Akademien mit 120 Subscribenten zu Stande gebracht; in einem derselben spielte er das neue Concert in C-moll, dessen Andante er repetiren mußte85. In der Adventszeit desselben Jahres gab er, wie der Vater berichtet (8. Dec. 1786), auf dem Casino vier Akademien86, und reiste im Januar des folgenden Jahres nach Prag, wo der Componist des Figaro mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. Er ließ sich auf allgemeines Verlangen in einer großen musikalischen Akademie im Operntheater auf dem Theater hören, das gedrängt voll war; der Beifall wollte nicht enden, als Mozart zum Schluß des Concerts frei phantasirte, dreimal wurde er wieder ans Klavier gerufen, und ein zweites Concert hatte denselben glänzenden Erfolg; die Sängerin Storace erzählte Leop. Mozart, wie dieser seiner Tochter mittheilt (1. März 1787), daß sein Sohn in Prag 1000 fl. gewonnen habe.

Wenn auch der Ruhm und die Einnahme dieser Concerte [209] den Belohnungen nicht gleich kamen, welche schon damals Sängern und Sängerinnen von Ruf zu Theil wurden87, so wäre es doch ungerecht zu behaupten, daß Mozart von dem Publicum jener Zeit nicht gebührend anerkannt, und daß diese Anerkennung nicht auch in klingender Münze ausgesprochen wäre. Bei einem Vergleich mit den beispiellosen Virtuosenerfolgen neuerer Zeiten darf man nicht übersehen, daß das musikalische Publicum, auch dasjenige welches Concerte besucht, eine ungeheure Ausdehnung gegen jene Zeit gewonnen hat, wo auch dieser Kunstgenuß wesentlich noch ein Vorrecht der höheren Stände, der vornehmen und reichen Leute war. Zwar breitete sich grade in jener Zeit in Wien die Theilnahme am Theater und an Concerten mit dem zunehmenden Interesse für Litteratur und Kunst auch im Bürgerstande mehr und mehr aus, doch würde man sich irren, wollte man sich das Concertpublicum jener Zeit als ein ähnlich zusammengesetztes denken, wie man sie jetzt kennt. Die Verschiedenheit dieser musikalischen Zustände zeigt sich namentlich auch in den Privatconcerten jener Zeit. Während des Winters, und namentlich in der Fastenzeit, spielte in den großen Gesellschaften des Adels und des reichen Bürgerstandes, der es demselben nachzuthun suchte, die Musik eine Hauptrolle und diese musikalischen Aufführungen hatten einen Umfang und eine Bedeutung, wie jetzt etwa die Hofconcerte88. [210] Es war nichts Seltenes, daß vornehme Herren ihre eignen Capellen unterhielten, und wenn diese auch nicht in der Art, wie es beim Fürsten Esterhazy oder dem Prinzen von Hildburghausen89 der Fall war, ein vollständig besetztes Orchester ausmachten, so war es doch namentlich beim böhmischen Adel häufig daß ein großer Theil der Hausbedienten im Orchester verwendet werden konnte90, oder man hielt wenigstens eine vollständig besetzte Harmoniemusik, die bei Tafel oder Serenaden besonders beliebt war91. Immer aber wurde in Privatconcerten dieser Art vollständiges Orchester, sowohl für selbständige Instrumentalcompositionen als zur Begleitung der Virtuosen verwandt, was allerdings durch die damals noch übliche schwächere Besetzung desselben erleichtert wurde; und diese Einrichtung war von großer Bedeutung für die musikalischen Zustände. Theils gaben diese häufigen Concerte einer großen Anzahl von Musikern Gelegenheit sich zu tüchtigen Orchesterspielern auszubilden und als solche ein anständiges Auskommen zu finden, – wie es denn nicht zu bezweifeln ist daß die vorzüglichen Orchesterkräfte, welche man Wien damals nachrühmte, großentheils in diesen Verhältnissen begründet waren –; theils fanden die Componisten unausgesetzt Veranlassung sich auf verschiedene Weise zu versuchen, da die Masse des hier verbrauchten musikalischen Stoffes – man denke nur an die außerordentliche [211] Anzahl von Symphonien, welche jene Zeit hervorbrachte – sehr ansehnlich sein mußte. Es war natürlich für die vornehme Welt ein Gegenstand des Ehrgeizes nicht allein ein treffliches Orchester zu haben, sondern auch durch Neuheit oder Beliebtheit anziehende Compositionen angesehener Meister aufführen zu lassen, vor allem aber berühmte Virtuosen aller Art zu gewinnen. Der Aufwand, welchen musikalische Soireen dieser Art verursachten, war sehr groß, allein die Sitte hatte es mit sich gebracht, daß die Aristokratie diesen Aufwand für die damals alle anderen überragende Kunst als ehrenhaft und würdig betrachtete, und ganz abgesehen davon wie viel wirkliche Kunstliebe mitwirkte so kam diese Ansicht der Kunst zu Statten. Bei dem Beifall, welchen Mozart als Klavierspieler fand, konnte es nicht ausbleiben, daß er für die Akademien der vornehmen Welt gesucht wurde, wie denn auch davon schon mehrfache Beispiele vorgekommen sind. Bereits im Winter 1782 war er beim Fürsten Gallizin auf alle Concerte engagirt92; im nächsten Winter spielte er regelmäßig bei demselben, bei Graf Johann Esterhazy, bei Graf Zichy u.a. Er rechnete seinem Vater vor, daß er vom 26. Febr. bis 3. April fünfmal beim Gallizin, neunmal beim Esterhazy zu spielen habe, wozu drei Concerte von Richter und fünf eigene Akademien kämen, die zufälligen Einladungen nicht gerechnet. »Habe ich nicht genug zu thun?« fragt er ihn. »Ich glaube nicht daß ich auf diese Art außer Uebung kommen werde.« Als der Vater im Jahr 1785 in Wien war, schreibt er seiner Tochter daß der Flügel Wolfgangs [212] vom 11. Febr. bis 12. März »wohl zwölfmal ins Theater oder zum Fürsten Kaunitz, Grafen Zichy u.s.w. getragen worden sei.« In welcher Weise Mozart für diese Theilnahme an Privatconcerten honorirt worden sei darüber liegt nichts vor. Im Allgemeinen aber galt es für eine Ehrensache der Aristokratie ausgezeichnete Künstler ausgezeichnet zu belohnen; auch war ihre Stellung wie überhaupt so auch dem Künstler gegenüber noch die exceptionelle, daß dieser, ohne seine persönliche Würde irgendwie verletzt zu fühlen, als eine Liberalität annehmen konnte, was da, wo auch der vornehme Mann nur als ein Individuum in der Masse des Publicums erscheint, leicht einen anderen Anstrich gewinnt. Diese vorzugsweise vornehme Haltung, welche die Aristokratie dem Künstler gegenüber behauptete, hinderte doch in keiner Weise eine seine und wohlwollende, auf der Achtung vor dem Künstler und Menschen beruhende Behandlung desselben; unter solchen Umständen wird man es ebenso begreiflich finden, wenn diese Humanität der Vornehmen bereitwillig anerkannt und gepriesen wurde, als wenn gelegentlich Künstler sich dem Adel gegenüber elend erniedrigten. Es ist ein neues Zeugniß für das innere Gleichgewicht und die ruhige Klarheit Mozarts, wenn wir ihn auch in diesen Verhältnissen nicht allein völlig frei und unbehindert durch die Formen des socialen Verkehrs, sondern mit jener wahren Unabhängigkeit eines bedeutenden Mannes sich bewegen sehen, der weiß was er sich und seiner Ehre schuldig ist, ohne je Rücksichtslosigkeit und Impertinenz als das Privilegium in Anspruch zu nehmen, das dem genialen Künstler der gebildeten Gesellschaft gegenüber zustehe. Uebrigens schloß die förmlichere Etikette, welche dazumal die Stände strenger schied, auch engere freundschaftliche Verhältnisse nicht aus, wie Mozart zum Fürsten Lichnowsky, der später Beethovens Freund und [213] Beschützer war, und zum Grafen August Hatzfeld in einer innigen Freundschaft stand93.

Mozart pflegte auch regelmäßig in seiner Wohnung Sonntags Vormittags Musikaufführungen zu halten, zu welchen er nicht allein seine Freunde einlud, sondern welche von den Musikliebhabern gegen Honorar besucht wurden. Kelly (Remin. I p. 226) erzählt daß er nie bei denselben gefehlt habe, auch finde ich sie sonst mitunter erwähnt und [214] habe noch von alten Leuten gehört, welche sie in Mozarts letzten Lebensjahren besucht hatten. Diese fanden also auch damals noch Theilnahme; ob Mozart seine öffentlichen Concerte auch nach dem Jahr 1788 mit gleichem Beifall und Erfolg fortsetzte, oder ob die Zeit gekommen war, in welcher auch er erfahren sollte, daß die Wiener »gern abschossen«, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Da er im Juni, Juli und August des Jahres 1788 drei Symphonien schrieb, so läßt sich daraus schließen daß er damals Concerte gab, so wie man danach daß in den nächsten Jahren weder Symphonien noch Concerte geschrieben werden wohl vermuthen darf, daß ihm keine Akademien Veranlassung dazu boten. Leider sprechen auch die ungünstigen Vermögensverhältnisse, in denen er sich in diesen Jahren befand, dafür daß eine so bedeutende, oder vielmehr seine wichtigste Einnahmequelle versiegt war, wodurch denn auch wohl die Reisen nach Berlin und Frankfurt hauptsächlich veranlaßt wurden. Erst im Januar 1791 begegnen wir einem Klavierconcert inB-dur (N. 15), das wohl gewiß für ein Fastenconcert bestimmt war.

Die Veröffentlichung von Compositionen, welche nach jetzigen Begriffen Mozart seine Haupteinnahme hätte bringen müssen, war verhältnißmäßig für ihn nicht einträglich. Der Musikalienhandel hatte damals noch in keiner Weise die Ausdehnung und Bedeutung erlangt, wie später, obwohl bald nach Mozarts Tode grade die Herausgabe seiner Werke durch ihre außer ordentliche Verbreitung und nachhaltigen Einfluß wesentlich beigetragen hat dem Musikalienhandel einen großen Aufschwung zu geben. Zu seinen Lebzeiten aber wurden bei weitem mehr Compositionen durch Abschriften bekannt als durch den Stich; und sowie der Zufall bei diesem Mittel der Publication einen um vieles größeren Spielraum rücksichtlich der Verbreitung hat, so gehörte eine außerordentliche [215] Sorgfalt und Aufmerksamkeit dazu, wenn der Componist sein Recht wahren und den Vertrieb von Abschriften verhüten wollte, welche nicht von ihm bezogen, also ihm nicht bezahlt waren. Daß diese Sorgsamkeit nicht Mozarts Sache war und daß man hinter seinem Rücken Abschriften nahm und verkaufte, versteht sich von selbst. Nur mit seinen Concerten nahm er sich in Acht, weil ihm hier zu viel darauf ankam allein in ihrem Besitz zu bleiben und sie nicht von Jedem spielen zu lassen. Die drei ersten Concerte zwar hielt er für vortheilhaft selbst zu publiciren und schrieb seinem Vater er wolle Billets gegen baare sechs Ducaten austheilen (23. Dec. 1782), später wurde der Preis auf 4 Ducaten bestimmt94; auch das fand der Vater zu theuer; allein Mozart meinte, jedes Concert sei seinen Ducaten werth und nicht dafür zu copiren (22. Jan. 1783). Ob er dabei seine Rechnung fand weiß ich nicht, die später geschriebenen hielt er lieber zurück. Als er seinem Vater die im folgenden Jahr componirten zuschickte, schrieb er ihm (24. Mai 1784): »Ich will gern Geduld haben, bis ich sie wieder zurück erhalte, [216] nur daß sie kein Mensch in die Hände bekommt; denn ich hätte erst heute für eines 24 Ducaten haben können; ich finde aber daß es mir mehr Nutzen schafft, wenn ich sie noch ein Paar Jährchen bey mir behalte und dann erst durch den Stich bekannt mache.« Auf Reisen nahm er daher nur die Orchesterstimmen mit und spielte selbst aus einer Klavierstimme, die, wie Rochlitz berichtet (A. M. Z. I S. 113), ein sonderbares Ansehen hatte, indem sie nur einen bezifferten Baß enthielt, über dem nur die Hauptideen ausgeschrieben, Figuren, Passagen u. dgl. nur leicht angedeutet waren; er verließ sich auf sein Gedächtniß, das ihn freilich nie im Stich ließ.

Wenn der Componist sich so bei manchen Compositionen, wie Concerten, Symphonien hauptsächlich durch den Gebrauch entschädigt fand, welchen er selbst davon in seinen eigenen Aufführungen machte, so waren dagegen andere Sachen zunächst für Andere gemacht. Nicht wenige Compositionen schrieb Mozart für seine Schüler, eine außerordentliche Anzahl für gute Freunde und Bekannte, – man denke allein an die vielen Arien für befreundete Sänger und Sängerinnen –, manche wurden auch für bestimmte Veranlassungen bei ihm bestellt. Von diesen sind die Quartetts, welche er für Friedrich Wilhelm II im Jahr 1789 und 1790 schrieb, ihm sicherlich gut honorirt95; bekannt ist daß für das Requiem 100 Ducaten vorausbezahlt wurden, auch mag die Bearbeitung der Händelschen Oratorien, welche van Swieten im Jahr 1788 und 1789 veranlaßte, sowie eine und die andere Bestellung und Dedication ihm etwas eingebracht haben. Sieht man aber die lange Reihe Mozartscher [217] Compositionen, welche auf solche Veranlassung entstanden sind, näher darauf an, so muß man die Vermuthung fassen daß die meisten derselben für ihn keine Erwerbsquelle geworden sind. Charakteristisch ist folgende durch seine Wittwe später bekannt gewordene Begebenheit96. Bei einer der Sonntagsmusiken, welche Mozart in seiner Wohnung gab, hatte sich ein polnischer Graf eingefunden, der über das damals neue (30. März 1784 componirte) Klavierquintett mit Blasinstrumenten ganz entzückt war und Mozart ersuchte ihm gelegentlich ein Trio mit obligater Flöte zu schreiben, was dieser versprach. Kaum nach Hause gekommen schickte der Graf Mozart hundert halbe Souverainsdor mit einem sehr verbindlichen Billet, in welchem er seine lebhaften Danksagungen für den so eben bei ihm gehabten Genuß wiederholte. Mozart, der nach dem Inhalt des Schreibens die übersandte Summe als ein großmüthiges Geschenk ansah, dankte verbindlichst und schickte dem Grafen zur Erwiederung die Originalpartitur jenes Quintetts, das ihm so sehr gefallen – was er sonst nie zu thun pflegte –, rühmte auch mit großer Freude allenthalben den Edelmuth desselben. Nach einem Jahr kam der Graf wieder zu Mozart und erkundigte sich nach dem Trio; Mozart entschuldigte sich, daß er sich noch nicht aufgelegt gefühlt habe etwas des Grafen Würdiges zu componiren. »So werden Sie sich wohl auch nicht aufgelegt fühlen« erwiederte der Graf »mir die hundert halben Sonverainsdor wieder zu geben, die ich Ihnen dafür vorausbezahlte.« Mozart zahlte ihm die Summe zurück, der Graf aber behielt die Partitur des Quintetts, das bald darauf ohne [218] Mozarts Zuthun als Quartett für Klavier und Saiteninstrumente in Wien gestochen wurde97. Gegen solche Leute und solche Handlungsweise hatte Mozart keine Waffen als ein achselnzuckendes: Der Lump!

Daß auch andere Leute als dieser polnische Graf gelegentlich von solcher Gutmüthigkeit zu profitiren wußten läßt sich wohl denken. »Von Niemand wurde diese Sorglosigkeit um Geld mehr gemißbraucht als von Musikalienhändlern und Schauspieldirecteurs« sagt Rochlitz (A. M. Z. I S. 83), indem Mozart die meisten seiner Klaviersachen aus Gefälligkeit gegen Bekannte geschrieben habe, von denen sich die Musikalienhändler Abschriften zu verschaffen gewußt und drauf los gedruckt hätten. »Besonders hatte ein gewisser ziemlich berühmter Kunsthändler eine Menge solcher Geschäfte gemacht, und eine Menge Mozartsche Compositionen gedruckt, verlegt, verkauft, ohne den Meister nur darum zu fragen.« Einst kam ein Freund zu diesem – »Da hat der A.98 wieder einmal eine Partie Variationen fürs Klavier von Ihnen gedruckt; wissen Sie davon?« – Nein! – »Warum legen Sie ihm aber nicht das Handwerk einmal?« – Ei, was soll man viel Redens machen: es ist ein Lump! – »Es ist aber hier nicht bloß des Geldes, sondern auch Ihrer Ehre wegen.« – »Nun, wer mich nach solchen Bagatellen beurtheilt, ist auch ein Lump. Nichts mehr davon! –« Dies mag gelten von Variationen – wir sahen schon (S. 67), wie wenig Werth er darauf legte – und ähnlichen Kleinigkeiten99; diese mochten ohne sein Vorwissen gedruckt werden [219] und als beliebte Artikel den Verlegern guten Vortheil bringen, von welchem Mozart nichts genoß. Allein wollte man nach der von Nochlitz berichteten Anekdote das Verhältniß Mozarts zu seinen Verlegern, namentlich den Wienern100, im Allgemeinen beurtheilen, würde man schwerlich das Richtige treffen. Zunächst ist zu erwägen, daß von Mozarts Compositionen bei seinen Lebzeiten verhältnißmäßig sehr wenig gedruckt ist, wenn auch durch Abschriften viele derselben verbreitet waren101. Wir wissen bereits, daß er einige selbst auf Subscription herausgab102, andere und zwar die bedeutenderen [220] wurden durch Torricella103, Artaria und Hoffmeister von ihm selbst publicirt. Nur in einem Fall ist mir bekannt welches Honorar ihm gezahlt wurde; er selbst schrieb seinem Vater, wie dieser seiner Tochter mittheilt (22. Jan. 1785), daß er die Jos. Haydn dedicirten Quartetts an Artaria für 100 Ducaten verkauft habe. Das war für jene Zeit ein ansehnliches Honorar, und bei der Aufnahme, welche jene Quartetts zur Zeit ihres Erscheinens fanden, konnte der Verleger wohl glauben sie zu theuer bezahlt zu haben. Ueberhaupt mußten die größeren Compositionen Mozarts, an deren Veröffentlichung ihm selbst gelegen war, sich erst allmählich die allgemeine Theilnahme erringen, weil sie in jeder Hinsicht für zu schwer galten104, und es ist ganz glaublich, was erzählt wird105, daß Hoffmeister106 Mozart erklärte: »Schreib [221] populärer, sonst kann ich nichts mehr von Dir drucken und bezahlen!« – nicht minder glaublich daß Mozart antwortete: »Nun, so verdiene ich nichts mehr und hungere, und scheer mich doch den Teufel darum!«107 Man sagt, die beiden schönen Klavierquartetts in G-moll (componirt im Juli 1785) und inEs-dur (componirt im Juni 1786) seien nur der Anfang einer mit Hoffmeister contractlich verabredeten Folge gewesen; als aber Hoffmeister geklagt habe, das Publicum finde sie zu schwer und wolle sie nicht kaufen, habe Mozart ihn freiwillig seines Contracts entbunden und die Fortsetzung aufgegeben108.

Als Beleg für die Weise, mit der Mozart von den Schauspieldirectoren [222] gemißbraucht worden sei, erzählt Rochlitz109 eine Anekdote von einem gewissen Schauspieldirector, »der allerdings genannt zu werden verdiente«, welcher theils durch eigene Schuld theils durch Mangel an Unterstützung des Publicums heruntergekommen halb verzweifelnd zu Mozart kam, ihm seine Umstände erzählte und damit schloß daß nur er ihn retten könne.

»Ich? – womit?«

»Schreiben Sie eine Oper für mich ganz im Geschmack des heutigen Wiener Publicums: Sie können dabei den Kennern und Ihrem Ruhme immer auch das Ihrige geben, aber sorgen Sie vornämlich auch für die niedrigern Menschen aller Stände. Ich will Ihnen den Text besorgen, will Decorationen schaffen u.s.w. Alles, wie mans jetzt haben will.«

»Gut – ich wills übernehmen.«

»Was verlangen Sie zum Honorarium?«

»Sie haben ja nichts! Nun – wir wollen die Sache so machen, damit Ihnen geholfen und mir doch auch nicht aller Nutzen entzogen werde. Ich gebe Ihnen einzig und allein meine Partitur; geben Sie mir dafür was Sie wollen: aber unter der Bedingung, daß Sie mir dafür stehen daß sie nicht abgeschrieben werde. Macht die Oper Aufsehen, so verkaufe ich sie an andere Directionen, und das soll meine Bezahlung sein.«

»Der Herr Theaterdirecteur« fährt Rochlitz fort »schloß den Vertrag mit Entzücken und heiligen Betheuerungen. Mozart schrieb emsig, schrieb brav und ganz nach dem Willen des Mannes. Man gab die Oper, der Zulauf war groß, ihr Ruf flog in Deutschland umher und nach wenigen Wochen gab man sie schon auf auswärtigen Theatern, ohne daß [223] ein einziges die Partitur von Mozart erhalten hätte! – Als dieser die Betrügerei erfuhr, war alles was er sagte: Der Lump! und damit war es vergessen.«

Daß Rochlitz von Schikaneder und der Zauberflöte spricht kann nicht zweifelhaft sein und Nissen, der ihm die Geschichte nacherzählt (S. 548f.), hat beide ohne Weiteres genannt. Allein darin liegt auch der Beweis daß sie so nicht wahr sein könne. Denn die Zauberflöte wurde am 30. Sept. 1791 zuerst gegeben, anfangs sogar mit zweifelhaftem Erfolg, und Mozart starb am 5. December desselben Jahres. Während dieser Zeit ist die Zauberflöte außerhalb Wien nirgends gegeben worden und es ist kaum glaublich daß man sich von auswärts her so rasch um die Partitur bemüht habe. Wenn daher Schikaneder die Partitur ohne das Recht zu haben verkaufte, so kann dies wohl erst nach Mozarts Tode zum Schaden von dessen Wittwe geschehen sein. Im bestimmten Gegensatz zu dieser Behauptung beantwortet Seyfried110 die Frage: »Wie hats Schikaneder dem großen Mozart gemacht?« mit der Angabe: »Er zahlte dem Schöpfer der Zauberflöte blanke hundert Speciesdukaten – ein damals besonders für die precäre Existenz einer kleinen subordinirten Nebenbühne unerhört bedeutendes Honorar, dessen sich der Meister bis dahin nicht einmal von Seiten einer Hofintendanz rühmen konnte – und überließ nebstdem noch den Reinertrag des Partiturenverkaufs der Wittwe seines verewigten Freundes.« Ich will nicht entscheiden, wie weit dies letztere Zeugniß unbedingtes Zutrauen verdiene; allein soviel erhellt, daß für das Verhältniß Mozarts zu den Theaterdirectionen jene Anekdote nicht maaßgebend sein darf. Was das Honorar anlangt, so irrt Seyfried insofern, als er nicht wußte, daß [224] hundert Ducaten damals in Wien das übliche Honorar für eine bestellte Oper war. Dieses erhielt auch Mozart, wie wir wissen, für die Entführung (S. 75), für den Figaro und ohne Zweifel auch fürCosì fan tutte; dazu pflegte der Ertrag einer Benefizvorstellung (ebenso für den Dichter) hinzuzukommen, welcher natürlich vom Interesse des Publicums für den Componisten und seine Composition abhing: bei der Entführung erwähnt Mozart keiner Benefizvorstellung, sonst kann sie damals und auch wohl beim Figaro nicht unbedeutend gewesen sein111. Bondini zahlte für Don Giovanni ebenfalls dasselbe Honorar; die böhmischen Stände, welche die Clemenza di Tito zur Kaiserkrönung von Mozart schreiben ließen, werden ihm sicherlich keine geringere Entschädigung geboten haben, um so weniger, als selbst der, seiner Sparsamkeit wegen verrufene Director Guardasoni im Jahr 1789 es mit Mozart für den künftigen Herbst »fast richtig machte für die Oper 200 Dukaten und funfzig Dukaten Reisegeld zu geben«, wie dieser seiner Frau meldete (Beil XIX, 1) – eine Verabredung, die freilich nicht zur Ausführung kam112.

[225] In dieser Hinsicht also stand Mozart den gleichzeitigen Operncomponisten nicht grade nach; was die Aufführungen auf fremden Bühnen anlangt, so liegen keine bestimmte Angaben vor, ob man ihn befragt und honorirt habe113, allein auch hier darf man die Verhältnisse und Gebräuche jener Zeit nicht außer Acht lassen. In Italien war es hergebrachte Sitte, daß derjenige welcher eine Oper bestellte, dieselbe honorirte; was hernach mit der Partitur geschah überließ man meist dem Zufall. Der Impresario blieb im Besitz derselben und gestattete gewöhnlich seinem Copisten aus dem Verkauf der Abschriften Vortheil zu ziehen114; allein auch der Componist behielt die Partitur und scheint sie ohne Bedenken mitgetheilt zu haben, wo er davon Ehre oder Gewinn zu hoffen hatte. In Deutschland war das Verhältniß schon dadurch etwas verändert, daß der Componist es meistens mit einem Hoftheater und nicht mit einem Unternehmer zu thun hatte. Mozart berichtet seinem Vater, daß in Mannheim und München der Componist seine Partitur zu freier Verfügung behalte (II S. 447); er mußte sich gegen diesen, wie wir sahen, erst rechtfertigen, daß er die Partitur der Entführung verkaufte (S. 75f.), und freuete sich daß Baron Riedesel dieselbe von ihm begehrte und nicht vom Copisten, »von welchem er sie alle Stunden um baares Geld hätte haben können.« Man sieht, fremde Bühnen verschafften sich ihre Partituren auf dem Wege, der ihnen der bequemste war; wenn sie sich deshalb an den Componisten wandten, so geschah es, weil sie auf andere Weise nicht zu derselben zu gelangen wußten, oder aus irgend einem zufälligen Grund: [226] ein Recht für den Componisten, eine Pflicht, auch nur des Anstandes, für die Theaterdirectionen scheint damals keineswegs anerkannt gewesen zu sein. Strengstes Bewahren der Partitur, sorgfältige Beaufsichtigung der Copisten waren die einzigen Mittel, und diese reichten nicht weit, Mozart aber war wenig geeignet sie anzuwenden. Wenn daher seine Opern auf fremden Bühnen ohne Entschädigung für ihn gegeben wurden, so theilte er nur das Schicksal der meisten Componisten jener Zeit; auch finden wir nicht daß er darüber klagt. Er ist froh, wie er dem Vater schreiben kann (6. Dec. 1783), daß seine Entführung in Prag und Leipzig sehr gut und mit allem Beifall gegeben ist, wie ihn Augenzeugen versichert hatten, er ist glücklich als Figaro in Prag und Don Giovanni in Wien aufgeführt werden – keine Klage, daß eine zu fordernde Entschädigung nicht geleistet sei, wird laut.

Ziehen wir die Summe dieser ökonomischen Betrachtungen, so ist es freilich gewiß, daß die Leistungen Mozarts weder ihrer künstlerischen Bedeutung noch dem Gewinne, welchen die Bühnen wie die Verleger später davon gezogen haben, gemäß nach Verdienst und Würden honorirt worden sind; allein diesen Maaßstab darf man nicht ohne Weiteres anlegen. Die Bedingungen und Verhältnisse des Erwerbs, denen auch der Künstler unterworfen ist, werden, so unmittelbar sie auch mit seiner künstlerischen Begabung und Productionskraft zusammenhängen, doch noch stärker von der einmal geltenden Norm der bürgerlichen und staatlichen Lebensordnung beherrscht; der streng gegliederte und fest geschlossene Organismus des gesammten kaufmännischen und gewerblichen Getriebes, auf dem die bürgerliche Existenz beruht, fügt sich nicht der Kometenbahn des künstlerischen Genius: ein Glück, wenn dieser sich nicht darin verstrickt oder daran zerschellt. Vom Standpunkt des bürgerischen Verkehrs aus wird man zugestehen [227] müssen, daß Mozart, hatte er sich gleich keines besonderen Glücks zu rühmen, doch im Ganzen nicht ungünstiger gestellt war als die meisten seiner Kunstgenossen, daß er als Virtuos und Componist theils nicht schlechter theils besser als andere bezahlt wurde, daß es ihm nicht an Gelegenheit Geld zu verdienen fehlte und daß er, wenn er auch diese nicht mit der Geschicklichkeit eines Speculanten zu benutzen wußte, dennoch in der That sehr gute Einnahmen hatte. Wäre Mozart in Beziehung auf Geldverhältnisse seinem Vater oder Jos. Haydn ähnlich gewesen, so hätte er ohne Zweifel aus seiner Situation in Wien ganz andere Vortheile gezogen; aber auch mit dem, was er wirklich einnahm, hätte er dann eine sorgenfreie, gesicherte Existenz haben können. Dies darf man, wenn man nach den oben mitgetheilten Angaben einen ungefähren Ueberschlag machen will, bestimmt behaupten; einen glaubwürdigen Zeugen hat man an Leopold Mozart. Dieser, der am wenigsten geneigt war auf die finanziellen Eigenschaften seines Sohnes großes Zutrauen zu setzen, hatte bei seinem Besuch in Wien im Jahr 1785 auch auf dessen Einnahmen und Lebensweise ein aufmerksames Auge und schrieb seiner Tochter (19. März 1785): »Ich glaube, daß mein Sohn, wenn er keine Schulden zu bezahlen hat, jetzt 2000 fl. in die Bank legen kann; das Geld ist sicher da, und die Hauswirthschaft ist, was Essen und Trinken betrifft, im höchsten Grad öconomisch.«

Wie weit entfernt war Mozart von derartigen Ersparnissen! Seit seiner Verheirathung finden wir ihn fortwährend in immer neuen Geldverlegenheiten; eine Reihe von betrübenden Documenten bestätigt uns die Kette von Verdrießlichkeiten, Sorgen, Beschämungen und Demüthigungen, denen er sich dadurch ausgesetzt sah. Kaum ein halbes Jahr nach der Hochzeit mußte er in der größten Noth, weil der [228] Gläubiger die Prolongation eines Wechsels verweigerte und mit einer Klage drohte zur Baronin von Waldstädten seine Zuflucht nehmen115; als er im Juli desselben Jahres nach Salzburg reisen wollte, hatte er, schon im Begriff in den Wagen zu steigen, noch erst einen dringenden Gläubiger zu befriedigen – es waren nur 30 fl., welche dieser verlangte, aber auch soviel zu entbehren fiel Mozart damals schwer116. Und als er nicht lange wieder nach Wien zurückgekehrt war, überraschte ihn die Forderung von 12 Louisdor, welche er auf der Reise 1778 in Straßburg geliehen hatte und längst von seinem Vater zurückgezahlt glaubte, aufs unangenehmste: [229] er war für den Augenblick außer Stande sie zu bezahlen117. Ja in demselben Jahr, wo der Vater seine Finanzen so sehr rühmt, finden wir ihn in einer Verlegenheit, die ihn nöthigte die Hülfe seines Verlegers Hoffmeister in Anspruch zu nehmen, worauf dieser ihn mit zwei Ducaten abfertigte118. Den traurigsten Einblick aber in die beklemmende äußere Lage, in welcher Mozart sich später seit dem Jahr 1788 befand, gewähren seine Briefe an Michael Puchberg119, einen begüterten Kaufmann120, der selbst musikalisch war und zwei Töchter hatte, von denen die eine als Klavierspielerin sich auszeichnete; er war Freimaurer und durch die Loge scheint das nähere Verhältniß hauptsächlich begründet zu sein, welches Mozart berechtigte bei Puchberg wiederholt Hülfe zu suchen. Da sein Wunsch von Puchberg selbst oder durch seine Vermittelung eine größere Summe als Darlehen zu erhalten, damit er sich freier bewegen und besser einrichten könne, nicht erfüllt werden konnte, sah er sich um so öfter genöthigt bei wiederholten Verlegenheiten, von denen er sich überrascht fand, wenn Miethe zu entrichten, die Kosten der Kur oder eines Landaufenthalts seiner Frau oder dgl. zu bezahlen waren121, die Güte seines Freundes in [230] Anspruch zu nehmen, wie tief er sich auch durch diese sich stets erneuernde Situation beschämt fand. Der wackere Mann wurde nicht müde Mozart zu unterstützen; je nach den Umständen schickte er ihm größere oder kleinere Summen, deren Wiederbezahlung Mozart nie möglich war, so daß nach dessen Tode seine Schuldforderung sich auf 1000 fl. belief. Auch machte Puchberg, welcher der Wittwe bei der Ordnung der Verlassenschaft als Vormund (Gerhab) hülfreich beistand, seine Ansprüche erst nach mehreren Jahren geltend, als die Umstände der Wittwe die Rückzahlung möglich machten122. Natürlich konnten diese Aushülsen die Lage Mozarts nicht wirklich verbessern; als er im Jahr 1790 die Reise nach Frankfurt unternahm, auf deren Ertrag er große Hoffnungen setzte, mußte er um sich das Reisegeld zu verschaffen Silberzeug und Pretiosen versetzen (Nissen S. 683), und die Finanzoperation, von welcher er in den Briefen an seine Frau spricht (Beil. XIX, 6. 7), daß ihm Jemand auf Hoffmeisters Giro 1000 fl. baar – und in Tuch hergeben wolle, beweist deutlich genug, daß er in die Hände von Wucherern gefallen war, vor denen er sich durch Puchbergs Intervention vergeblich zu retten gesucht hatte.

[231] Was so eben angeführt wurde ist mehr als genügend um zu beweisen, daß Mozarts pecuniäre Lage seit seiner Verheirathung nie ganz geordnet gewesen ist, daß er vielmehr in einer Kette nie endender Verlegenheiten verstrickt war, die ihn zwangen stets auf eine augenblickliche Abhülfe bedacht zu sein ohne je eine gründliche Heilung des Schadens zu erreichen. Wie sehr er bei seinem reizbaren und seinen Gefühl den Druck einer solchen Lage mit ihren Sorgen und Demüthigungen empfand, wie sehr seine Stimmung und mit ihr seine Lust und Fähigkeit zu arbeiten zu Zeiten darunter litt, das geht schon aus den mitgetheilten Briefen deutlich hervor. Verborgen konnten die ungünstigen und oftmals bedrängten Verhältnisse Mozarts in Wien nicht bleiben, – selbst wenn er weniger offen gewesen wäre als er es zu seinem Schaden war –; Klatscherei und Mißgunst aber, welche ihn beharrlich verfolgten, wußten nach seinem Tode das Gerede, Mozart habe Schulden zum Betrag von 30000 fl. hinterlassen, in Umlauf und sogar vor das Ohr des Kaisers Leopold zu bringen. Als die Wittwe ihr Gesuch um eine Pension einreichen wollte, wurde sie durch eine vornehme Gönnerin darauf aufmerksam gemacht, daß sie den Kaiser über diese Verläumdungen aufklären müsse; sie that es, indem sie versicherte mit einer Summe von etwa 3000 fl. alles bezahlen zu können, was Mozart schuldig sei, und hinzufügte daß diese Schuld nicht muthwillig gemacht sei, da sie ohne sichere und bestimmte Einkünfte durch wiederholte Wochenbetten, schwere Krankheiten und sonst hart bedrängt gewesen seien. Auf diese Weise belehrt half der Kaiser großmüthig123.

Dieselbe menschenfreundliche Gesinnung, welche für die [232] Vermehrung von Mozarts Schulden so besorgt war, war auch um die Gründe seiner schlechten Vermögensumstände nicht verlegen; was konnten es anders sein als schlechter Lebenswandel, Ausschweifungen und alle Unordnungen die daher entspringen?124 Solchen Anschuldigungen gegenüber dürfen wir [233] auch wohl Mozart selbst hören, der schwerlich das Herz gehabt haben würde gegen einen mit seiner Person und seinen Verhältnissen vertrauten Mann wie Puchberg sich auf seine ihm wohlbekannte Denkungsart, Aufführung, Lebensweise zu berufen (Beil. XX, 3), wenn er sich soviel vorzuwerfen gehabt hätte, als man ihm später zuzuschieben bemüht gewesen ist. Unverdächtig ist gewiß das Zeugniß Leopold Mozarts, die Hauswirthschaft sei was Essen und Trinken betreffe im höchsten Grade ökonomisch; Sophie Haibl bestätigte ebenfalls, Mozart sei nicht entfernt ein Feinschmecker gewesen, und habe auf seinem Tische nie etwas anderes als einfachste Hausmannskost gefunden. Wollte man darin daß der Vater sein Lob der Sparsamkeit auf das Essen und Trinken beschränkt einen Hinweis [234] finden daß er sie in anderer Rücksicht nicht wahrgenommen habe, so ist das möglich. Wir wissen, daß Mozart auf saubere und gewählte Kleidung, auf Spitzen und Uhrketten etwas hielt (Nissen S. 692); Clementi sah ihn seines eleganten Aeußeren wegen für einen Kammerherrn an (S. 51) auch von Anderen wird die Zierlichkeit seines Anzugs bei verschiedenen Gelegenheiten hervorgehoben, und der Vater spöttelt in einem Briefe aus Wien an die Tochter (16. April 1785) daß Wolfgang mit Mad. Lange ihn anfangs habe nach München begleiten wollen, es werde aber vermuthlich nichts daraus werden, »obwohl Jedes sich sechs Paar Schuh hat machen lassen, die auch schon da stehen.« Es mag also wohl sein, daß Mozart mit seiner Garderobe nicht allzusparsam war; indessen liegt doch noch kein Grund vor ihn für einen verschwenderischen Modenarren zu halten.

Allein dies sind auch die Punkte nicht, in welchen man Mozart der Verschwendung zeiht, man hat dabei meistens seine Neigung für Zerstreuungen und sinnliche Genüsse im Sinn. Für ein heiteres, geselliges Beisammensein und die verschiedenartigen Zerstreuungen, welche dasselbe mit sich führt, hatte Mozart allerdings Neigung, ja sie waren ihm ein entschiedenes Bedürfniß um sich von der angestrengten geistigen Thätigkeit loszureißen und zu erholen. In seinem Hause konnte Mozart keine eigentlichen Gesellschaften sehen, das erlaubten die gesammten häuslichen Verhältnisse nicht, und seine Frau erzählte, daß sie wenn es ein Familienfest zu feiern galt oder wenn sie ihrem Manne eine Zerstreuung bereiten wollte, kleine Musikaufführungen vor wenigen Freunden bei sich veranstaltete, bei denen Haydnsche Musik ihm die größte Freude machte125. An Gelegenheit zu geselligem [235] Verkehr mit seinen Kunstgenossen, mit zahlreichen gebildeten und wohlhabenden Dilettanten – ganz abgesehen von den musikalischen Soireen der vornehmen Welt, die bereits erwähnt wurden – war in Wien kein Mangel, und man darf sich Mozart durch ein reges gesellschaftliches Treiben vielfach und lebhaft in Anspruch genommen vorstellen. Zum großen Theil waren zwar diese Zusammenkünfte auf Musik gerichtet, und als Virtuos und Componist wußte Mozart namentlich durch Improvisationen aller Art im Ernst und Scherz seinen Tribut der geselligen Unterhaltung zu entrichten; allein auch davon abgesehen war Mozart ein belebter und heiterer Gesellschafter, der besonders auf jeden Scherz einging und von seiner Gabe komische Knittelverse zu improvisiren gern Gebrauch machte126.

Unter allen Vergnügungen liebte Mozart am meisten [236] das Tanzen und dam gab es in Wien Gelegenheit127; seine Frau vertraute Kelly, der bei seinem ersten Zusammentreffen mit Mozart denselben tanzen sah, daß ihr Mann ein enthusiastischer Tänzer sei und wohl gar behauptete, seine Leistungen im Tanzen seien bedeutender als die in der Musik128. In seinen Briefen fehlt es nicht an Hinweisen auf diese Liebhaberei und sehr lustig und zufrieden berichtet er seinem Vater von einem Hausball (22. Jan. 1783): »Vergangene Woche habe ich in meiner Wohnung einen Ball gegeben; – versteht sich aber, die Chapeaux haben jeder 2 fl. bezahlt. Wir haben Abends um 6 Uhr angefangen und um 7 Uhr aufgehört – was? nur eine Stunde? – nein, nein – Morgens um 7 Uhr. Sie werden aber nicht begreifen, wie ich den Platz dazu gehabt habe.« Er war nämlich seit Kurzem umgezogen und hatte eine Wohnung bei Hrn. v. Wezlar, einem reichen Juden, genommen129. [237] »Da habe ich ein Zimmer, 1000 Schritt lang und einen breit, und ein Schlafzimmer, dann ein Vorzimmer und eine schöne große Küche, dann sind noch zwei schöne große Zimmer neben unser, welche noch leer stehen – diese benutzte ich also zu diesem Ball. Baron Wezlar und sie waren auch dabey, wie auch die Baronin Waldstädten, Hr. v. Edelbach, Gilowsky der Windmacher, der junge Stephanie et uxor, Adamberger und sie, Lange und Langin u.s.w.« Noch gesteigert wurde die Unterhaltung auf den Maskenbällen; von Jugend auf hatte Mozart wie wir bereits sahen (II S. 15) ebensoviel Neigung als Talent sich in Charaktermasken zu produciren. Von Wien aus bat er seinen Vater (22. Jan.[238] 1787), daß er ihm doch sein Harlekinskleid schicken möchte, weil er gern auf die Redoute »aber so daß es kein Mensch weiß« als Harlekin gehen möchte: »weil hier so viele – aber lauter Eseln auf der Redoute sind.« Gegen Ende des Faschings thaten sich mehrere gute Freunde zu einer Compagnie-Masque zusammen und führten eine kleine Pantomime auf. Mozart war Harlekin, Mad. Lange Colombine, Lange machte den Pierrot, ein alter Tanzmeister Merk den Pantalon, der Maler Grassi den Dottore. Erfindung und Musik waren von Mozart130, das Gedicht in Knittelversen,[239] mit welchem die Pantomime eingeleitet wurde, war vom Schauspieler Müller; es hätte besser sein können, meint [240] Mozart, aber mit der Ausführung war er wohl zufrieden: »Ich sag Ihnen, wir spielten recht artig« meldet er dem Vater (12. März 1783).

Eine leidenschaftliche Neigung hatte Mozart auch für das Billardspiel; Kelly erzählt daß er oft mit Mozart gespielt aber ihm nie eine Partie abgewonnen habe (Remin. I p. 226). Er hatte ein eigenes Billard in seiner Wohnung und auf diesem spielte er im Nothfall mit seiner Frau131 oder auch wohl ganz allein. Allerdings war dies ein Luxus, obgleich damals in Wien nicht so gar auffallend132, und veranlaßt nicht allein durch seine Neigung zum Billardspiel, sondern wie Holmes sehr richtig bemerkt (S. 248) durch die Sorge der Aerzte für Mozarts Gesundheit. Im Frühjahr 1783 wurde Mozart von der damals grassirenden Influenza ergriffen133 und im Sommer des folgenden Jahres war er wieder heftig erkrankt, wie Leopold Mozart seiner Tochter [241] meldet (14. Sept. 1784): »Mein Sohn war in Wien sehr krank, – er schwitzte in der neuen Opera des Paesiello134 durch alle Kleider und mußte durch die kalte Luft erst den Bedienten anzutreffen suchen, der seinen Ueberrock hatte, weil unterdessen der Befehl erging keinen Bedienten durch den ordentlichen Ausgang ins Theater zu lassen. Dadurch erwischte nicht nur er ein rheumatisches Fieber, das, wenn man nicht gleich dazu that, in ein Faulfieber ausartete. Er schreibt: Ich habe 14 Täge nach einander zur nämlichen Stunde rasende Colique gehabt, die sich allezeit mit starkem Erbrechen gemeldet hat; nun muß mich entsetzlich halten. Mein Doctor ist Herr Sigmund Barisani, der ohnehin die Zeit als er hier ist, fast täglich bey mir war; er wird hier sehr gelobt; ist auch sehr geschickt und Sie werden sehen, daß er in Kurzem sehr avanciren wird.« Barisani, der Sohn des erzbischöflichen Leibarztes in Salzburg, mit welchem die Mozartsche Familie vertrauten Umgang hatte, war ein ebenso ausgezeichneter Arzt – er war später am allgemeinen Krankenhaus physicus primarius – als warmer Freund und Verehrer Mozarts135. Er suchte, da er Mozart [242] von der Gewohnheit bis tief in die Nacht hinein zu arbeiten und des Morgens, oft im Bette liegend zu schreiben, nicht ganz abbringen konnte, den schädlichen Folgen auf andere Weise entgegenzutreten. Er veranlaßte ihn, da er schon am Klavier so viel saß, wenigstens stehend zu schreiben und suchte ihn zu regelmäßiger körperlicher Bewegung anzuhalten. Die Vorschrift früh Morgens spatzieren zu reiten (S. 170) scheint Mozart nicht lange befolgt zu haben, wenigstens erfahren wir daß er beim Reiten, obgleich ihm diese Bewegung zusagte, doch nie eine gewisse Aengstlichkeit überwinden konnte136. Da gab denn seine Neigung zum Billardspielen dem Arzt eine willkommene Veranlassung, wenigstens diese Motion zu einer regelmäßigen zu machen, welche Mozart ebenso wie das Kegelspiel, das er gern vornahm, um so angenehmer war, als beide körperlichen Uebungen ihn in seiner geistigen Thätigkeit nicht störten. Zum großen Erstaunen seiner Freunde concipirte Mozart während er Billard spielte das erste Quintett der Zauberflöte; und als er in [243] Prag in Duscheks Weingarten die Partitur des Don Giovanni niederschrieb, nahm er nicht selten dabei am Kegelschieben Theil, stand auf wenn an ihn die Reihe gekommen war und setzte sich wieder zum Schreiben, nachdem er geworfen hatte137.

Wenn Manche hiebei die Rücksicht auf seine Gesundheit gelten lassen mögen, so werden sie um so strenger gegen Mozarts so oft mit Kopfschütteln besprochene Neigung zu starken Getränken sein. Es ist keine Frage daß er namentlich gern Punsch trank; Kelly erzählt es (Remin. I p. 226) und auch Sophie Haibl verschwieg nicht daß ihr Schwager »ein Punscherl« liebte, aber sie bezeugte auch, daß er nicht unmäßig darin gewesen sei, daß sie ihn nie berauscht gesehen habe (Nissen S. 672). Auch liegen eben so wenig glaubhafte Zeugnisse vor als es sonst mit Mozarts ganzem Wesen und Thun stimmt, daß er einer wüsten Völlerei fähig gewesen sei, so sehr wir es wahrscheinlich finden müssen, daß er in fröhlicher Gesellschaft das poculum hilaritatis nicht verschmäht und seine ausgelassene Laune in einer Weise geäußert habe, die wohl manchmal ein schiefes Urtheil hervorrufen konnte138. Allein Mozart pflegte auch bei angestrengter Arbeit sich durch ein Glas Wein oder Punsch zu erfrischen und zu stärken. Als er im Camesinaschen Hause wohnte, war sein unmittelbarer Wandnachbar Joh. Mart. Loibl, Rechnungsrath [244] der ungarisch-siebenbürgischen Hofbuchhalterei, der »zum grünen Baum« wohnte, als großer Musikfreund und als eifriger Freimaurer mit Mozart vertraut und durch einen immer gefüllten Weinkeller, mit dessen Inhalt er nicht geizig war, seinem Freunde um so besser empfohlen. Die Scheidewand zwischen beiden Häusern war so dünn daß Mozart, wenn er etwas von Loibl begehrte, nur zu klopfen brauchte; so oft ihn dieser Klavier spielen und dazwischen an die Wand klopfen hörte, schickte er seinen Bedienten in den Keller, indem er zu den Seinigen sagte: »Mozart componirt schon wieder, da muß ich ihm Wein schicken.«139 Auch mußte ihm ja seine Frau Punsch machen als er in der Nacht vor der Aufführung des Don Giovanni die Ouverture schreiben sollte. – Wer auch nur einen Blick auf eine von Mozart geschriebene Partitur wirst, der sieht daß sie nicht in der Aufregung des Weins geschrieben sind, so sauber, ordentlich und genau bis auf die geringsten Kleinigkeiten sind sie auch bei der flüchtigsten Raschheit; und wer auch nur eine seiner Compositionen darauf ansieht, dem darf man nicht erst sagen, daß keine durch künstliche Mittel gereizte und überspannte Productionskraft solche Klarheit und Schönheit hervorzubringen im Stande ist. Ob Mozart wohl that, indem er bei anhaltender geistiger Anstrengung für seinen Körper in dem wenn auch nicht unmäßigen Genuß geistiger Getränke eine unmittelbar wirkende Kräftigung suchte, mag sehr zweifelhaft sein; Erfahrungen und Ansichten sind auch in dieser Hinsicht gar verschieden. Hier wird es genügen an jene merkwürdige Unterredung Göthes mit Eckermann zu [245] erinnern, in welcher er räth die unproductive Stimmung durch keine äußeren Mittel, wie etwa geistige Getränke, zu forciren, weil man es den Erzeugnissen derselben stets zu ihrem Nachtheil anmerken würde, wogegen Eckermann bemerkt, daß ein Paar Gläser Wein doch nicht selten auf die Klarheit der Einsicht und Entschließung in schwierigen Dingen sehr wohlthätig einwirkten. Darauf erwiedert dann Göthe: »Ihrer Bemerkung will ich nicht widersprechen; was ich aber vorhin sagte hat auch seine Richtigkeit, woraus wir denn sehen, daß die Welt wohl einem Diamant zu vergleichen wäre, dessen Strahlen nicht nach einer Seite gehen, sondern nach vielen. Da Sie übrigens meinen Divan so gut kennen, so wissen Sie, daß ich selber gesagt habe


Wenn man getrunken hat,

Weiß man das Rechte,


und daß ich Ihnen also vollkommen beistimme. Es liegen im Wein allerdings productivmachende Kräfte sehr bedeutender Art; aber es kommt dabei Alles auf Zustände und Zeit und Stunde an und was dem Einen nützt, schadet dem Andern.«140

Faßt man die einzelnen Züge zusammen, welche wir in unerfreulicher Weise zu discutiren gezwungen waren141, so [246] bleibt uns das Bild eines heiteren, lebenslustigen Mannes, welcher bei einer Anstrengung und Anspannung der Productionskraft und einer geistigen Arbeitsamkeit, wie sie die Kunstgeschichte nur in den allerseltensten Beispielen kennt, das Bedürfniß nach Zerstreuung durch den geselligen Verkehr und dessen sinnliche Genüsse in einem Maße befriedigt, wie es die Mehrzahl seiner Zeitgenossen in Wien that ohne irgend einer Aufmerksamkeit dafür gewürdigt zu werden – nicht das eines leichtfertigen Wüstlings und Verschwenders, wie man dies Wort gewöhnlich faßt. Denn allerdings wenn der mit Recht ein Verschwender heißt, der mehr ausgiebt als er hat, der sich durch was immer für Bedürfnisse und Neigungen, auch edlerer Natur, verleiten läßt das Gleichgewicht seiner Finanzen zu verletzen, dann war Mozart ein Verschwender. Die gefährlichsten Eigenschaften aber waren für ihn eine gutmüthige Weichheit seines Herzens und eine echte Liberalität der Gesinnung142. Wenn er augenblicklich im Stande war zu helfen, so konnte er einen Bedürftigen nicht ohne Unterstützung lassen, selbst wenn er sich und die Seinigen in nächster Zeit Verlegenheiten aussetzen mußte; sogar wiederholte [247] Erfahrungen, daß man ihn hinterging machten ihn nicht vorsichtig. Man kann denken, wie das benutzt wurde. Wer sich bei ihm zur Tischzeit einstellte, war sein Gast, um so willkommner, wenn er aufgeräumt und lustig war, Spaß machte und verstand, und Mozart war froh, wenn seine Tischgäste es sich bei ihm schmecken ließen. Darunter waren aber auch, wie Sophie Haibl erzählt, »falsche Freunde, Blutsauger ohne sein Wissen, werthlose Menschen, die ihm zu Tischnarren dienten, und deren Umgang seinem Ruf schadete« (Nissen S. 673). Einer der ärgsten Menschen dieser Art war Ant. Stadler – nicht zu verwechseln mit dem Abbé Max. Stadler –, der zum Beispiel dessen dienen mag, was man Mozart bieten konnte. Er war ein ausgezeichneter Clarinettist und ein Mensch der Possen und Spaß zu treiben und sich einzuschmeicheln wußte; dadurch brachte er es dahin, daß Mozart ihn häufig bei sich zu Tisch sah und für ihn componirte143. Einst hatte er erfahren daß Mozart vom Kaiser 50 Ducaten erhalten habe und stellte demselben aufs beweglichste seine Noth vor, er sei verloren, wenn er ihm nicht diese Summe borge. Mozart, der das Geld selbst gebrauchte, gab ihm zwei schwere Repetiruhren zum Versetzen, unter der Bedingung, daß er ihm den Zettel bringen und sie zur rechten Zeit einlösen solle; da dies nicht geschah, gab ihm Mozart um die Uhren nicht zu verlieren 50 Ducaten nebst den Zinsen – Stadler behielt das Geld und ließ die Uhren auf dem Leihhaus. Nicht gewitzigt durch diese Erfahrung, gab Mozart als er 1790 von Frankfurt zurückkam Stadler den Auftrag einen Theil des Silbergeräths, welches [248] zum Behuf der Reise hatte versetzt werden müssen, einzulösen und den Rest umschreiben zu lassen. Trotz des dringenden Verdachtes, daß Stadler diesen Versatzzettel aus Mozarts stets offner Schatulle entwendet habe, ließ sich dieser nicht abhalten ihn, als er im folgenden Jahr eine Kunstreise antreten wollte, mit Reisegeld und Empfehlungen nach Prag und mit einem Concert auszustatten, das er wenige Monate vor seinem Tode noch für ihn componirte144.

Gewiß war dies eine Schwäche Mozarts, den Pflichten gegenüber, welche er gegen die Seinigen zu erfüllen hatte und nicht immer erfüllen konnte, gewiß eine strafbare Schwäche. Seine Sorgen für den Haushalt wurden ihm durch mancherlei Unglück allerdings noch erschwert, namentlich durch die wiederholten, lang anhaltenden Krankheiten seiner Frau, welche außerordentliche Kosten verursachten, besonders da zu ihrer Herstellung mehrmals ein theurer Sommeraufenthalt in Baden erforderlich war145. Diese Leiden der Frau scheinen [249] es ihr auch erschwert zu haben sich des Hauswesens in der Art anzunehmen, wie es einem Manne wie Mozart gegenüber ganz besonders nöthig gewesen wäre. Sie übte nicht den geistigen Einfluß auf ihn um durch dauernde Einwirkung den Schwächen seiner Organisation für das ökonomische Gebiet nachzuhelfen, auch verstand sie es nicht die Macht der Ordnung und Regel eines weiblichen Hausregiments mit soviel Klugheit und Energie geltend zu machen, daß der lenksame Mann ihr die Leitung dieses Departements gern völlig übergeben hätte. Sie empfand die Mißstände scharf, sah auch wohl die Ursachen ein, allein sie wußte nicht denselben [250] dauernd zu begegnen. Ohne ihr deshalb Vorwürfe zu machen, darf man doch sagen daß, wenn Constanze eine Hausfrau gewesen wäre, wie Mozart ein Componist, es auch in ihrem Hause wohl gestanden hätte.

Es fehlte Mozart wenn er recht überlegte nicht an der Einsicht und ebenso wenig am guten Willen seine ökonomischen Angelegenheiten in Ordnung zu halten und von Zeit zu Zeit nahm er einen ernsten Anlauf ein guter Hausvater zu werden. So legte er im Februar 1784 nicht allein ein genaues Verzeichniß seiner Compositionen an, in welches er bis kurz vor seinem Tode höchst sorgfältig jede Arbeit sowie sie vollendet war mit Angabe des Themas eintrug146, sondern er fing um dieselbe Zeit auch an über seine Einnahme und Ausgabe Buch zu führen. André berichtet über diese Aufzeichnungen, die mir leider nicht zu Gesicht gekommen sind, daß Mozart seine Einnahmen, worunter der Ertrag einiger Akademien, welche Mozart damals gegeben, ferner für ertheilten Unterricht an verschiedene herrschaftliche Personen und nur weniges Honorar für verkaufte Compositionen begriffen waren, auf einem länglichen Stück Papier anschrieb. Die Ausgaben notirte er in einem Quartbüchlein, welches früher zu Uebungsaufsätzen in der englischen Sprache bestimmt war, auch noch verschiedene von ihm ins Englische übersetzte Briefe enthielt. Mozart verfuhr bei Notirung seiner Ausgaben so pünktlich daß er auch nicht den kleinsten Posten einzutragen vergaß; so findet sich z.B. aufgezeichnet


[251] »1. Mai 1784 zwey Mayblumel 1 Kr.

27. Mai 1784 Vogel Stahrl 34 Kr.«


daneben folgende Melodie


5.

mit der Bemerkung: »Das war schön!« Was ihn dabei so unterhielt ist leicht zu errathen. Am 12. April hatte er sein Klavierconcert in G-dur componirt und bald darauf öffentlich gespielt; das Thema des Rondo aber lautet


5.

Dies kurz nachher von dem Vogel so komisch verändert pfeifen zu hören, überraschte ihn und machte ihm solches Vergnügen, daß er sich denselben gleich kaufte. Er hielt auch, wie er überhaupt die Thiere und namentlich die Vögel sehr liebte, den Vogel Stahrl sehr in Ehren, und als derselbe starb, setzte er ihm in seinem Garten ein Grabmal mit einer Inschrift in Versen, welche er selbst gedichtet hatte147.

Die übergroße Genauigkeit jener Rechnungsbücher läßt fürchten daß sie nicht allzulange fortgesetzt worden seien und man ist fast überrascht, daß Mozart dieselben wirklich ein Jahr lang, vom März 1784 bis Februar 1785, in dieser Weise fortgeführt hat; von da an überließ er die Notirung seiner Frau, welche sie aber nur ganz kurze Zeit fortgesetzt hatte.

Gewiß hat also Niemtschek recht, »daß wenn gegen Mozart diejenige Billigkeit geübt wird, die jeder an sich selbst zu erfahren wünschen muß, er deshalb noch nicht als ein Muster der Oekonomie und Sparsamkeit angepriesen wird« (S. 41). Wer, wie Mozart, seinen Haushalt mit nichts [252] oder gar mit Schulden anfängt und auf ungewisse und schwankende Einnahmen angewiesen ist, der bedarf einer angebornen und durch strenge Zucht befestigten Ordnung und Regelmäßigkeit, einer unnachsichtigen Sparsamkeit und Entsagung um durch eine gleichmäßige und consequente Einschränkung sich mit Ehren durchzubringen oder gar zum Wohlstand zu erheben; ohne dies werden einzelne Glücksfälle, zufällige gute Einnahmen selten nützen und oftmals sogar eher zurücksetzen als fördern. Diese Eigenschaften aber lagen, wie wir sahen, nicht in Mozarts Natur und er hat sie nie sich anzueignen vermocht; ihre Abwesenheit allein aber erklärt schon vollkommen, daß seine ökonomischen Verhältnisse stets zerrüttet waren und blieben. Er hat sie gebüßt, diese Fehler und Schwächen, gebüßt durch Mangel und Entsagung, durch Kummer und Sorge, durch Beschämung und Demüthigung, keine der Strafen hat ihn verschont, welche das Leben unerbittlich über jeden verhängt, welcher den Gesetzen seiner eisernen Nothwendigkeit nicht gerecht wird. Aber solche Makel hat der Tod gesühnt; die Entstellungen hämischer Neider und kleinlicher Splitterrichter haften nicht an dem was unsterblich ist.

Fußnoten

1 Mozart selbst schrieb dies seinem Vater, der es seiner Tochter mittheilt (17. Sept. 1785). Der Tenorist Kelly, den wir als Mozarts Freund noch näher kennen lernen werden, erzählt von einer musikalischen Gesellschaft, in welcher er Mozart zuerst sah (Reminisc. I p. 225): I had the pleasure to be placed at table between Mozart and his wife, Madame Constance Weber, a German lady of whom he was passionately fond.


2 Was ich von diesen Briefen habe erlangen können, zum Theil in Abschriften bei Al. Fuchs, ist in Beil. XIX mitgetheilt.


3 Daß er auch später wohl noch über Unvorsichtigkeit in ihrem Benehmen zu klagen hatte, geht aus einer Aeußerung in einem Briefe (Beil. XIX, 3) hervor: »5to bitte ich Dich nicht allein auf Deine und meine Ehre in Deinem Betragen Rücksicht zu nehmen, sondern auch auf den Schein. Seye nicht böse auf diese Bitte. Du mußt mich eben deshalb noch mehr lieben, weil ich auf Ehre halte.«


4 Der brave Niemtschek, der beide kannte, sagt hierüber (S. 63f.): »In seiner Ehe mit Constanze Weber lebte Mozart vergnügt. Er fand an ihr ein gutes, liebevolles Weib, die sich an seine Gemüthsart vortrefflich anzuschmiegen wußte und dadurch sein ganzes Zutrauen und eine Gewalt über ihn gewann, welche sie nur dazu anwendete ihn oft von Uebereilungen abzuhalten. Er liebte sie wahrhaft, vertraute ihr Alles, selbst seine kleinen Sünden – und sie vergalt es ihm mit Zärtlichkeit und treuer Sorgfalt. Wien war Zeuge dieser Behandlung und die Wittwe denkt nie ohne Rührung an die Tage ihrer Ehe.«


5 Ich kann es nicht unternehmen eine eingehende Charakteristik von Mozarts Frau zu geben, da mir zu wenig bestimmte Anhaltspunkte gegeben sind, auch in den Mittheilungen glaubwürdiger Personen, welche sie selbst gekannt haben. Denn diese haben sie erst in ihren späteren Jahren gekannt, und offenbar hatte der Ruhm Mozarts, der erst nach dem Tode desselben die Wittwe über seine Größe völlig aufklärte, und die Erinnerung an die gedrückte Lage, in welcher sie bei seinen Lebzeiten mit ihm hatte leben müssen, einen Widerstreit in ihren Vorstellungen hervorgerufen, den sie nicht ganz zu beherrschen vermochte. Ein ungemessener Stolz auf die Künstlergröße ihres Mannes begegnete sich mit einer herben Bitterkeit über seine Unfähigkeit seiner Familie eine sorgenfreie Existenz zu verschaffen, und während sie seine Liebe zu ihr aufrichtig anerkannte, war sie wiederum nicht abgeneigt ihm, und ihm ganz allein die volle Schuld ihrer damaligen schlechten Situation beizumessen. Dazu mochte wohl die Eigenthümlichkeit ihres zweiten Mannes, des Etatsraths Nissen etwas beitragen. Denn dieser war ein Geschäftsmann von pünktlicher, ja peinlicher Genauigkeit, der seine Freude selbst an dem Mechanischen der Geschäftsführung, am Ordnen und Abschreiben von Papieren fand, sogar solcher, die ihn ihrem Inhalt nach nicht interessirten; so hat er nicht allein das Material zu der Biographie Mozarts zusammengebracht, sondern auch die Papiere und Briefe Zoegas gesammelt und abgeschrieben, welche Welcker für seine schöne Biographie (I S. Vf.) benutzte. Bei seinem ehrenwerthen und braven Charakter hatte Constanze das volle Recht es dankbar zu erkennen, daß er ihr in ihrer hülflosen Lage beistand und ihr eine sorgenlose Existenz bereitete, und man kann es begreiflich finden, wenn Mozarts Andenken nach dieser Seite hin bei ihr in Schatten trat, während Nissen ihrem Stolz auf dessen Ruhm nicht gefährlich werden konnte. Allerdings begegnet man wohl der Vorstellung, als sei Constanze in ihrer Ehe mit Mozart die stille Dulderin gewesen, die unter dem Leichtsinn des genialen Künstlers, der im Leben leider stets ein Kind geblieben sei, nur zu leiden gehabt habe. Wenn ich nun diese gleich als unberechtigt zurückweisen muß, so bin ich darum doch weit davon entfernt etwa die Sache umzukehren und Constanze als den schuldtragenden Theil zu betrachten.


6 In dem handschriftlichen Verzeichniß Andrés findet sich unter den unvollendeten Compositionen eine Sonate für Pianoforte und Violine in C-dur, an welcher nur die letzten Takte des letzten Satzes schien, aus dem Jahr 1782 mit der Ueberschrift: Sonate Première. Par moi W. A Mozart pour ma très chère épouse; in einem Brief an Härtel (25. Febr. 1799) erwähnt die Wittwe eines Marsches für Klavier, der mit dem aus Idomeneo eine gewisse Aehnlichkeit habe, aber davon verschieden sei, den ihr Mann für sie componirt habe.


7 Mozart schrieb für sie Solfeggien, welche die Ueberschriften: per la mia cara Costanza und per la mia cara consorte tragen (André Verz. 101).


8 Dahin gehört das bekannte Bandelterzett, das mit andern ähnlichen Compositionen noch zu besprechen ist; einen vierstimmigen Pendant dazu »Caro mio, Druck und Schluck« für Mozart, seine Frau und zwei Freunde componirt, meines Wissens nicht gedruckt, erwähnt die Wittwe in einem Brief an Härtel (25. Mai 1799).


9 Diese Soli verlangen eine bedeutende Sängerin. In einem Brief der Wittwe an Härtel (25. Febr. 1799) ist eine Arie angeführt: In te spero o sposo amato (aus Metastasios Demofoonte I sc. 2) als componirt per la cara mia consorte. Wenn dies dieselbe ist, deren Anfang im Entwurf sich bei Nissen (Anhang S. 28) als Facsimile mitgetheilt findet, so muß Constanze eine Höhe und Volubilität der Stimme gehabt haben, welche an ihre Schwester Aloysia erinnert.


10 »Hier schicke ich Dir« schreibt er »ein praeludio und eine dreystimmige Fuge. Das ist eben die Ursache, warum ich Dir nicht gleich geantwortet, weil ich – wegen des mühsamen kleinen Notenschreibens nicht eher habe fertig werden können. Es ist ungeschickt geschrieben; das Praeludio gehört vorher, dann folgt die Fuge darauf. Die Ursache aber war, weil ich die Fuge schon gemacht hatte und sie, unterdessen daß ich das Praeludium ausdachte, aufgeschrieben. Ich wünsche nur, daß Du es lesen kannst, weil es gar so klein geschrieben ist, und dann daß es Dir gefallen möge; ein andermal werde Dir schon etwas besseres für das Clavier schicken.«


11 Diese Fuge ist soviel ich weiß nicht bekannt geworden, so wenig als das Praeludium, dessen Anfangstakte


5.

ich in Andrés handschriftlichem Verzeichniß (Abschriften XV) mit der Bemerkung finde, daß Mozarts Schwester nach Nissens Versicherung im Jahr 1826 das Original besaß, welches Mozart ihr 1782 von Wien geschickt habe.


12 Nissen S. 689.


13 A. M. Z. I S. 290.


14 Schlichtegrolls Nekrolog; vgl. Zelter Briefw. mit Göthe VI S. 61.


15 Einen schönen Zug von menschenfreundlicher Theilnahme und Begeisterung für den Künstler erzählte die Wittwe Mozarts (Niemtschek S. 62. Nissen S. 686f.). Als ihr wegen einer Lähmung am Fuße Bäder von gekochtem Magengekröse verordnet waren, erbot sich ein Flecksieder Rindum, der Mozart persönlich nicht kannte aber von seiner Musik entzückt war, ihr dieselben in seinem Hause so lange es nöthig sei zu verschaffen, und war nach Beendigung der Cur nicht zu bewegen, weder für diese noch für Logis und Kost während einer langen Zeit eine Entschädigung anzunehmen.


16 »Meine Frau war gestern wieder elend« schreibt er an Puchberg (Beil. XX, 3); »heute auf die Igel befindet sie sich Gottlob wieder besser – ich bin doch sehr unglücklich! immer zwischen Angst und Hoffnung! –«


17 A. M. Z. I S. 291. Nissen S. 687. Auch auf der Reise schrieb er ihr (Beil. XIX, 3): »Liebes Weibchen, ich habe eine Menge Bitten an Dich: 1mo bitte ich Dich daß Du nicht traurig bist; 2do daß Du auf Deine Gesundheit achtest und der Frühlingsluft nicht trauest; 3tio daß Du nicht allein zu Fuße, am liebsten aber gar nicht zu Fuße ausgehest


18 A. M. Z. I S. 291. Nissen S. 687.


19 Ich bin mündlichen Mittheilungen bewährter Salzburger Freunde gefolgt, welche durch die Andeutung bei Niemtschek S. 64 (Nissen S. 690) bestätigt werden.


20 Forster sämmtl. Schrift. VII S. 268: »Der reisende Franzos [K. Risbeck] spricht viel von der Liederlichkeit der Wiener. Alle großen Städte gleichen hierin Wien. Alle Höfe sind mehr oder weniger verderbt, der Adel überall; der das Recht besitzt zu thun was er will, mißbraucht es oft zu thun was ihm nicht ziemt. Allein freien Ton nimmt der Mensch, der aus Kleinstädtische gewöhnt ist, oft für Anzeige der Ausschweifung, und es ist nichts weniger als das. Wenn ein hübsches Mädchen sich die Hand, zuweilen gar den Mund küssen läßt, wenn es keinen Skrupel hat, Jedem der es schätzt auch zu sagen, es sei ihm gut, so ist das keine Tedsünde und wehe dem Menschen, der davon Mißbrauch macht.«


21 Was er seinem Vater vom Narriren und Spaßmachen schrieb (S. 131) das hat hier ebensowohl seine Geltung, als seine Aeußerung daß er dem Scheine nach nicht allezeit so handle, wie er handeln sollte (S. 26).


22 Hier mögen Mozarts Worte eine Stelle finden, welche er an einen seiner liebsten Freunde Gottfr. v. Jacquin richtete (Prag 4. Nov. 1787): »Nun, liebster Freund, wie befinden Sie sich? Ich hoffe daß Sie sich alle so wohl und gesund befinden mögen wie wir; am vergnügt seyn kann es Ihnen, liebster Freund, wohl nicht fehlen, da Sie alles besitzen, was Sie sich in Ihren Jahren und in Ihrer Lage nur wünschen können! besonders da Sie nun von Ihrer vorigen etwas unruhigen Lebensart ganz zurückzukommen scheinen. Nicht wahr, Sie werden täglich mehr von der Wahrheit meiner kleinen Strafpredigten überzeugt? Ist das Vergnügen einer flatterhaften, launigten Liebe nicht himmelweit von der Seligkeit unterschieden, welche eine wahrhafte, vernünftige Liebe verschafft? Sie danken mir wohl gar öfters so in Ihrem Herzen für meine Belehrungen! Sie werden mich noch ganz stolz machen! – Doch, ohne allen Spaß – Sie sind mir doch im Grunde ein bischen Dank schuldig, wenn Sie anderst der Frl. N. würdig geworden sind, denn ich spielte doch bei Ihrer Besserung oder Bekehrung gewiß nicht die unbedeutendste Rolle.«


23 Ich habe die Begebenheit in Wien aus zuverlässiger Quelle mit manchen Nebenumständen erfahren, so daß an der Wahrheit derselben kein Zweifel bleibt; die Zeit ist mir nicht bekannt, doch schließe ich aus mehreren Umständen daß sie in die letzten Lebensjahre Mozarts fällt. Leop. Schefer, welcher derselben die Katastrophe seiner schon oben erwähnten Novelle entnommen hat, bemerkt am Eingang, daß öffentliche Blätter die von ihm benutzte wahre Begebenheit hervorgezogen hätten, womit er aber, wie ich denke die Bestellung des Requiems meint, welche ebenfalls als ein Motiv seiner Novelle erscheint. Beide hat er durchaus frei behandelt, obwohl man überall wahrnehmen kann, wie gut er mit den Verhältnissen jener Zeit bekannt ist; besonders aber ist es dankbar anzuerkennen, daß er durchaus das Edle und Bedeutende einer großen Künstlernatur zur Geltung zu bringen sucht. Es ist leider nicht zu läugnen, daß die rohe Gemeinheit J.P. Lysers und die insipide Empfindelei musikalischer Polkanovellen einen guten Theil des Publicums durch den Schein einer derb realistischen Darstellung und eines künstlerischen Enthusiasmus täuschen und ebenso unwahre als unwürdige Vorstellungen über unsere größten Künstler in Curs setzen. Unbestritten bleibt das Recht des Dichters jeder geschichtlichen Ueberlieferung gegenüber; aber wir sollten billig unsere großen Männer zu hoch schätzen um ihre Namen als Aushängeschild für Leihbibliothekenfutter geduldig mißbrauchen zu lassen.


24 S. II S. 282f.


25 Bekanntlich wurde Salieri 1784 von Gluck als Componist für die große Oper in Paris empfohlen, da er selbst den Auftrag die Oper Les Danaides zu componiren nicht mehr übernehmen wollte (Mosel, Salieri S. 77ff.).


26 Ein Buch mit Aufsätzen und Briefen, die er zur Uebung im Englischen gemacht hatte, benutzte Mozart im Jahr 1784 als Rechnungsbuch (André Vorr. zu Mozarts themat. Catalog S. 3).


27 Auch dieser Brief ist aus der bereits angegebenen Quelle in den Hamburger litt. u. krit. Blättern 1856 Nr. 72 S. 563 gedruckt.


28 Thomas Attwood, geb. im Jahr 1767, zeichnete sich als Knabe durch musikalische Anlage so sehr aus, daß er durch hohe Protection nach Neapel geschickt wurde um sich für Gesang und Composition auszubilden, von dort ging er nach Wien. Kelly berichtet (Reminisc. I p. 228) daß Mozart ihm gesagt habe: Attwood is a young man for whom I have a sincere affection and esteem, he conducts himself with great propriety, and I feel much pleasure in telling you, that he partakes more of my style than any scholar I ever had, and I predict, that he will prove a sound musician. Attwood nahm nach seiner Heimkehr einen anerkannt ehrenvollen Platz unter den Musikern in England ein und starb 1838 (N. Zeitschr.f. Mus. VIII S. 138).


29 Leop. Mozart schreibt seiner Tochter (17. Nov. 1786): »Daß ich einen sehr nachdrücklichen Brief schreiben mußte kannst Du leicht vorstellen, da er mir keinen geringeren Vortrag macht, als seine zwey Kinder in meine Versorgung zu nehmen, da er im halben Fasching eine Reise durch Teutschland nach England machen möchte. Ich habe aber tüchtig geschrieben und versprochen die Continuation meines Briefes mit nächster Post ihm zu schicken. Der gute ehrliche Silhouettenmacher Hr. Miller hatte Deinem Bruder den Leopoidl gelobt, folglich hat er erfahren daß das Kind bey mir ist, welches ihm niemals geschrieben hatte; also kam ihm oder vielleicht seiner Frau der gute Einfall. Das wäre freylich nicht übel – sie könnten ruhig reisen – könnten sterben – könnten in England bleiben – da könnte ich ihnen mit den Kindern nachlaufen – oder der Bezahlung, die er mir für Menscher und Kinder anträgt u.s.w. Basta! meine Entschuldigung ist kräftig und lehrreich, wenn er es benützen will.« Man sieht, wie sehr der sonst so sorgliche Vater gegen seinen Sohn und dessen Frau eingenommen war, und diese Härte sticht gegen die liebevolle Theilnahme für die seit dem August 1784 verheirathete Tochter um so schärfer ab. Auf seinen Wunsch kam sie im folgenden Jahr nach Salzburg um in seinem Hause das Wochenbett zu halten, und ihren Sohn Leopold hielt er, als sie zu ihrem Mann zurückkehren mußte, unter mancherlei Vorwänden bei sich zurück, bis er ihr im Jahr 1786 erklärte, er werde das Kind so lange er lebe bei sich behalten und von einer treuen Magd unterstützt wie das seinige erziehen. Rührend ist die Liebe, mit welcher in dem regelmäßig und lebhaft geführten Briefwechsel der Großvater über den heranwachsenden Enkel Bericht abstattet.


30 »Von Deinem Bruder hab seit der Zeit keinen Brief erhalten«, schrieb Leop. Mozart der Tochter (29. Nov. 1786) »werde auch vermuthlich so bald keinen erhalten, ob ich ihm gleich ganz liebreich alles vorgestellt habe.« Allein er irrte sich, nach wenigen Tagen schickte er ihr einen Brief Wolfgangs, »woraus Du auch abnehmen wirst, daß ihn meine Antwort ganz beruhigt hat« (8. Dec. 1786).


31 Kelly, der die Reise beschreibt (Reminisc. I p. 277ff.), erzählt uns: The morning after our arrival, escorted by a lacquey de place, waited upon Mozarts father and delivering his son's letter. I found him a pleasing intelligent little man; he called upon Signora Storace and offered to be our guide to every thing worth noticing. Auch Leop. Mozart erstattet seiner Tochter ausführlichen Bericht über die englische Gesellschaft, welche vom Erzbischof zu einem Hofconcert eingeladen und sehr höflich aufgenommen wurde.


32 In einem Bericht aus Wien vom 29. Jan. 1787 heißt es (Cramers musikal. Magazin II S. 1273): »Mozart hat vor einigen Wochen eine musikalische Reise nach Prag, Berlin und man sagt sogar nach London angetreten. Ich wünsche daß sie zu seinem Vortheil und Vergnügen ausfallen möge.« Auch Leop. Mozart schrieb seiner Tochter (12. Jan. 1787): »Die Rede daß Dein Bruder nach England reisen wird bestätigt sich noch immer von Wien, Prag und München.«


33 So berichtet Niemtschek S. 30. Die im Folgenden erwähnten Thatsachen sind nach Mittheilungen der damaligen Wittwe Mozarts von Rochlitz erzählt (A. M. Z. I S. 22ff.); Nissen, der sie abdrucken ließ (S. 535ff.) hat ein Paar Kleinigkeiten geändert, – ein Beweis daß Rochlitz in den Einzelnheiten nicht genau orientirt war und im Colorit nachhalf, was sich auch aus der Vergleichung der betreffenden Documente ergiebt.


34 Nissen, der gut unterrichtet war, nennt den Kammerdiener Strack gradezu; Rochlitz spricht nur von einem Herrn, den der Kaiser hier am wenigsten hatte befragen sollen.


35 »Mozart bekam also nun jährlich 800 fl. – in Wien!« sagt Rochlitz »wenn ich mich recht besinne, reichte dies grade für seinen Miethzins hin.« Die Emphase ist hier nicht recht am Orte, denn Mozart hätte dann jedenfalls zu theuer gewohnt. Nissen verbessert: »Die Verbesserung seiner Lage war dadurch unbeträchtlich; denn sein Miethzins war im Jahr 1785 schon 460 fl.« Allerdings war dieses die Miethe für die Wohnung im ersten Stock des Camesinaschen Hauses (gr. Schulerstr. Nr. 853), welche Mozart von Michaelis 1784 bis Georgi 1787 bewohnt und bezahlt hat, wie mir mein Freund Alb. Camesina aus den väterlichen Papieren bezeugt. Später war Mozart sehr zufrieden eine billigere Wohnung in der Währinger Gasse zu finden (Beil. XX, 1. 2).


36 Das Decret (im Mozarteum zu Salzburg) lautet:

»Von Seiner Kön. Kais. zu Hungarn und Böheim Kön. Apost. Majestät Erzherzog zu Oesterreich u.s.w. Unseres Allergnädigsten Herren wegen dem Wolfgang Mozart in Gnaden anzufügen: Es haben Allerhöchst gedacht Sein. Kais. Kön. Apost. Maj. demselben in Ansehung seiner in der Musik besitzenden Kenntniß und Fähigkeit, und sich hierdurch erworbenen Beyfall, die besondere Gnade angethan, ihn zu Allerhöchst Dero Kammermusikum aufzunehmen, anbey ihme Achthundert Gulden jährlichen Gehalt bei der k.k. Hofkammer vom 1. Dezember dieses Jahres anzuweisen geruhet.

Solchemnach wird ihme Wolfgang Mozart diese Allerhöchste Entschließung zu seiner Nachricht hiermit eröffnet und gegenwärtiges Oberstkämmerer-Amts-Dekret auf Allerhöchsten Befehl zu seiner Versicherung ausgefertiget.

Rosenberg.

Pr. kais. königl. Oberstkämmerer-Amt.

Wien den 7. Dezember 1787.

Joh. Thorwart.«


37 Er schreibt seiner Schwester (Aug. 1788, denn 1787 bei Nissen S. 538 ist ein Druckfehler): »Um Dir über den Punkt in Betreff meines Dienstes zu antworten, so hat mich der Kayser zu sich in die Kammer genommen, folglich förmlich decretirt, einstweilen aber nur mit 800 fl.; es ist aber Keiner in der Kammer, der soviel hat. – Auf dem Anschlagzettel, da meine Prager Oper Don Giovanni (welche eben heute wieder gegeben wild) aufgeführt wurde, auf welchem gewiß nicht zu viel steht, da ihn die k.k. Theater-Direction herausgiebt, stand: Die Musik ist von Hrn. Mozart, Kapellmeister in wirklichen Diensten Seiner K.K. Majestät.« Dieser Titel wird ihm seitdem gewöhnlich beigelegt, ob aus Courtoisie oder weil er ihm wirklich zuertheilt war, weiß ich nicht zu sagen.


38 A. M. Z. I S. 291.


39 Rochlitz erwähnt ausdrücklich, der König habe dieses Gespräch verschiedenen Personen, unter anderen auch der Wittwe Mozart während ihres Aufenthalts in Berlin im Februar 1796 mitgetheilt.


40 Rochlitz sagt: »Seine Freunde redeten ihm zu – er wurde zweifelhaft. Ein gewisser Umstand, den ich nicht erzähle, weil ich keinem wehe thun will, an dem Mozart selbst sich nicht rächen wollte, bestimmte ihn endlich.« Ich weiß nicht, worauf hier hingedeutet ist. Nissen sagt, dieser Umstand sei Salomens Erscheinen in Wien gewesen, der J. Haydn und Mozart habe nach London engagiren wollen; allein dies kann nicht richtig sein, da Salomon erst gegen Ende des Jahrs 1790 nach Wien kam (Griefinger biogr. Not. üb. J. Haydn S. 34).


41 Rochlitz legt dem Kaiser die Worte in den Mund: »Lieber Mozart, Sie wissen, wie ich von den Italiänern denke und Sie wollen mich doch verlassen?« Fétis (Biogr. univ. des mus. VI p. 489) hat mit Recht bemerkt, bei der notorischen Vorliebe Josephs II für die italiänische Musik sei es undenkbar daß er so geredet habe. Holmes (S. 323) meint freilich, es sei nur ein Beweis von der Falschheit und Unwahrheit, welche manche Geschichtschreiber dem Kaiser zuschrieben; allein die Richtigkeit jener Auffassung ganz dahingestellt – man sollte denken, diese Aeußerung hätte Mozart, der an sich erfahren hatte wie vortheilhaft Joseph von den Italiänern dachte, nur empören können. Ich kann darin nur das falsche Colorit Rochlitz's erkennen.


42 Mosel, Salieri S. 132.


43 Im Mozarteum zu Salzburg findet sich folgendes von Mozart äußerst flüchtig hingeworfene, hie und da corrigirte Concept eines Gesuchs.


»Ew. Königl. Hoheit


Ich bin so kühn Ew. K.H. in aller Ehrfurcht zu bitten bey Sr. Maj. dem Könige die gnädigste Fürsprache in Betreff meiner unterth. Bitte an Allerhöchst dieselben zu führen. Eifer nach Ruhm, Liebe zur Thätigkeit und Ueberzeugung meiner Kenntnisse heißen mich es wagen [alles spornt mich an] um eine zweyte Kapellmeisterstelle zu bitten, besonders da der sehr geschickte Kapellmeister Salieri sich nie dem Kirchenstyl gewidmet hat, ich aber von Jugend auf mir diesen Styl ganz eigen gemacht habe. Der wenige Ruhm, den mir die Welt meines Spiels wegen auf dem Pianoforte gegeben, ermuntert mich auch um die Gnade zu bitten, mir die Königl. Familie zum musikalischen Unterricht allergnädigst anzuvertrauen. Ganz überzeugt daß ich mich an den würdigsten und für mich besonders gnädigen Mittler [Gönner] gewendet habe, lebe ich in bester Zuversicht und werde mich sicher bestreben [hoffe ich mich allezeit und ... durch Thätigkeit Eyfer Treue und ... stets darzuthun] u.s.w.«

Die Titulatur läßt schließen daß das Gesuch an den damaligen Erzherzog (nachherigen Kaiser) Franz während der Zeit gerichtet war, da Leopold II noch nicht zum Kaiser gekrönt war; damit stimmt auch die Erwähnung des Gesuches in dem Briefe an Puchberg (Beil. XX, 5).


44 Leopold Hofmann war 1772, als Burney in Wien war, schon Kapellmeister an der Stephanskirche und besonders seiner Instrumentalcompositionen wegen angesehen (Reise II S. 177f. 239). Nicolai legt ihm das Verdienst bei »durch seine Violincompositionen, welche voll edlen Gesanges sind, dieses Instrument, welches in Wien so gesunken war, zuerst auf seinen wahren Zweck, auf Ausdruck und Rührung zurückgeführt zu haben« (Reise IV S. 527). Auch Lieder von ihm fanden beim Publicum großen Beifall; nicht so bei J. Haydn, der seinem Verleger Artaria schrieb (20. Juli 1781): »Diese drey Lieder sind von Hrn. Capell-Meister Hofmann (unter uns) elendig componirt, und eben weil der Pralhans glaubt den Parnaß alleinig erstiegen zu haben und mich bey einer gewissen großen Welt in allen Fällen zu unterdrücken sucht, habe ich diese nemliche drey Lieder um der nemlichen groß seyn wollenden Welt den Unterschied zu zeigen in die Music gesetzt. Sed haec inter nos.«


45 Das Original, früher im Besitz Fel. Mendelssohns, ist jetzt in der Sammlung seines Bruders, Hrn. Paul Mendelssohn-Bartholdy, der es mir zu benutzen gestattete. Es war übrigens bereits genau abgedruckt A. M. Z. XXVIII S. 147.


46 Auf der Außenseite steht: »Stadt-Magistrat. Unterthäniges Bitten Wolfgang Amadé Mozarts k.k. Hofcompositors um den hiesigen Hrn. Kapell-Meister an der St. Stephans Domkirche adjungirt zu werden.« Das Gesuch trägt kein Datum, die Zeit ergiebt sich mit Bestimmtheit aus der Antwort des Magistrats.


47 Das Decret des Magistrats, welches Al. Fuchs besaß, lautet so:

»Der Magistrat der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien will ihn Hrn. Wolfgang Amadeus Mozart auf sein bittliches Ansuchen dem dermaligen Hrn. Kapellmeister Leopold Hofmann bei der St. Stephans Domkirche dergestalt und gegen dem adjungiret haben, daß er sich durch einen hierorts einzulegen kommenden bündigen Revers verbindlich machen solle: daß er gedachtem Hrn. Kapellmeister in seinem Dienste unentgeltlich an die Hand gehen, ihn, wenn er selbst nicht erscheinen kann, ordentlich suppliren, und in dem Falle wirklich diese Kapellmeistersstelle erledigt werden wird, sich mit dem Gehalt und allem dem, was der Magistrat zu verordnen und zu bestimmen für gut finden wird, begnügen wolle.

Welches demselben zur Wissenschaft hiemit erinnert wird.


Jos. Georg Hörl k.k. Rath und Bürgermeister.

Ex cons. Magis. Vien.

den 9. May 1791.

Johann Hübner Secret


48 Die Erzählung, daß Mozart nach seiner Rückkehr aus Prag (Sept. 1791), wie Niemtschek berichtet (S. 36), oder, wie es gewöhnlich ausgeschmückt wird, auf dem Todtenbett das Anstellungsdecret als wirklicher Kapellmeister am Dom mit allen Emolumenten erhalten habe, erweist sich als unbegründet. Denn in dem Pensionsgesuch der Wittwe (im Mozarteum in Salzburg) ist nur von der »vor Kurzem erhaltnen Anwartschaft auf die Kapellmeisterstelle am Dom« die Rede und in einem am 12. Decbr. 1791 ausgestellten Decret des Magistrats (in Al. Fuchs Sammlung) wird »Joh. Georg Albrechts berger k.k. Hoforganisten die durch Absterben des Hrn. Mozart erledigte Kapellmeisters Adjunktenstelle bei der Metropolitankirche zu St. Stephan« unter denselben Bedingungen übertragen. Hofmann starb erst 1792 – die Jahreszahl 1782 bei Gerber ist ein Druckfehler – und nun wurde Albrechtsberger sein Nachfolger.


49 Ad. Gyrowetz Selbstbiogr. S. 14.


50 Jos. Ant. Steffan, geb. in Böhmen 1726, kam nach Wien und wurde Wagenseils Schüler, später als Klavierspieler und Liedercomponist beliebt, und besonders seitdem er die Erzherzoginnen unterrichtete ein angesehener Lehrer. Caroline Pichler, die seine Schülerin war, schildert ihn als einen humoristischen und eigenthümlichen Mann, der seine Schüler auch durch seine gute Laune zu fesseln wußte (Denkw. I S. 40).


51 Auch in einem Billet an denselben (Mai 1787) heißt es: »Die Sonate haben Sie die Güte Ihrer Frl. Schwester nebst meiner Empfehlung zu geben; – sie möchte sich aber gleich darüber machen, denn sie seye etwas schwer.« Caroline Pichler sagt von ihr (Denkwürd. I S. 180): »Franziska spielte vortrefflich Klavier, sie war eine der besten Schülerinnen Mozarts, der für sie das Trio mit Clarinette geschrieben hat [5. Aug. 1786], und sang noch überdieß sehr hübsch.«


52 Meyer Biogr. Schröders I S. 360: »Es konnte der glänzendsten, wohlhabendsten und volkreichsten Hauptstadt Deutschlands an einsichtsvollen Kennern nicht gebrechen. Unter den höheren Ständen gab es ihrer sichtlich nicht weniger als anderswo. Unter den Damen vielleicht auffallend mehr.« K. R[isbeck] Briefe I S. 292: »Das Frauenzimmer sticht durch natürlichen Witz, Lebhaftigkeit und durch mannigfaltige Kenntnisse mit dem hiesigen Mannsvolke erstaunlich ab.« G. Forster sämmtl. Schr. VII S. 268f.: »So sind die Frauenzimmer hier: sie sind hübsch, sind artig, witzig und auf die angenehmste Art ungenirt. Französisch und italiänisch kann Jedermann und zum Erstaunen Viele können englisch. Clavierspielen ist ganz allgemein und Zeichnen auch ziemlich.«


53 Er schreibt seinem Vater (9. Juni 1784): »Morgen wird beim Hrn. Agenten Ployer in Döbling auf dem Lande Accademie seyn, wo die Fräulein Babette ihr neues Concert ex G, ich das Quintett [mit Blasinstrumenten in Es-dur], und wir beyde dann die große Sonate auf zwey Claviere [in D-dur, componirt Anfang 1784, André Verz. 239] spielen. Ich werde den Paesiello, der auf seiner Rückreise aus Petersburg seit dem May sich hier befindet, mit dem Wagen abholen, um ihn meine Composition und meine Scolarin hören zu lassen.« Das hier erwähnte Concert in G-dur (N. 9 der Breitkopf und Härtelschen Sammlung) trägt im Original (André Verz. 205) die Ueberschrift di Wolfgango Amadeo Mozart Vienna li 12 d'Aprile 1784 per la Sgra. Barbara Ployer. Auch das Concert inEs-dur (N. 14), – welches Mozart in einem Briefe an seinen Vater (24. Mai 1784) nicht zu den großen gerechnet wissen will, sondern als ein Concert von ganz besonderer Art bezeichnet, das mehr für ein kleines als großes Orchester geschrieben sei – ist für dieselbe Schülerin componirt, wie die Ueberschrift des Autographs (André Verz. 203) beweist di Wolfgango Amadeo Mozart per la Sgra. Barbara de Ployer Vienna li 9 di Feb. 1784.


54 Vgl. Guhrauers Mittheilungen aus Peter und Joseph Franks Denkwürdigkeiten in Prutz deutsch. Museum II S. 27f.


55 Leop. Mozart schrieb seiner Tochter von Wien (12. März 1785): »Er hat ein großes Fortepiano Pedal machen lassen, das unter dem Flügel steht, um drey Spannen länger und erstaunlich schwer ist.«


56 Diese Variationen über ein beliebtes Thema aus Glucks Pilgrimmen von Mekka (Oeuvres II, 4) sind 25. Aug. 1784 componirt; schon früher hatte Mozart in einem Concert am 22. März 1783 Variationen über dasselbe improvisirt.


57 Joh. Nep. Hummel, geb. in Preßburg 14. Nov. 1778, gest. als Kapellmeister in Weimar den 17. Oct. 1837. Vgl. N. Zeitschr.f. Mus. VII N. 39. 40. 42. IX N. 41 S. 164ff.


58 Auch Attwood erzählte daß Mozart manchmal, anstatt ihm eine Lection zu geben, ihn zu einer Partie Billard aufgefordert habe, ohne daß dies seiner Achtung und Verehrung für ihn als Lehrer Eintrag gethan hätte (Holmes p. 259).


59 So erzählt Holmes nach glaubwürdiger Familientradition (p. 258f.).


60 Aus Beethovens Jugend werden ähnliche Züge erzählt, wie er in der Nacht aus dem Schlaf geweckt wurde um Unterricht zu erhalten, die aber bei dem Charakter seines Vaters und Lehrers ein ganz verschiedenes Ansehen gewinnen.


61 Ein Bericht aus Dresden in der musik. Real-Zeit. 1789 S. 156 sagt: »Am 10. März hat sich Hr. Hummel, ein junger Klavierspieler von 9 Jahren, aus Wien gebürtig und Mozarts Schüler, mit den Variationen von Mozart auf Lison dormoit und seinem zweiten Concert aus C-dur zur Bewunderung aller Zuhörer öffentlich hören lassen; er geht von hier nach Berlin.«


62 So erzählte mir Hummels Wittwe, als ich ihr im Jahr 1855 einen Besuch machte.


63 Stadler (Vertheidigg der Echtheit des Reg. S. 13f.) sagt: »So oft ich diese Blätter durchgehe, erinnere ich mich an den großen Meister und freue mich daraus zu ersehen, wie er im Unterricht zu Werke ging.« – Im Mozarteum zu Salzburg ist ein Heft mit sehr einfachen dreistimmigen Uebungen im Contrapunkt, das offenbar Mozarts eigener Jugend angehört. Obgleich einmal ein Exempel uberschrieben ist Contrapunctum cum patre praefecto, scheint doch die corrigirende Handschrift nicht Leop. Mozart anzugehören. Fehlerhafte Uebungen sind mit male bezeichnet und durchgestrichen, die verbesserte Umarbeitung erhält einbene. Zu einer angestrichenen falschen Note hat Mozart die komische Entschuldigung an den Rand geschrieben: Se io avessi mettuto f quinta, sarei quinta falsa, e se mettuto 5. non accordarebbe (er fing also auch erst an italiänisch zu lernen). Ein andermal macht er sich den Spaß und setzt neben die Stimmen:Il Signore d'Alto; il Marchese Tenore: il Duca Basso.


64 Uebrigens sind diese Anmerkungen rein grammatisch z.B. »qui manca la terza; b non può essere l'ottava a H, e poi non si puo metter quì l'ottava perche è il semitonio modo; in zwey Stimmen muß man den unisonus nie ohne größter Noth zur Hauptnote setzen – nur in durchgehenden Noten –, weil der Satz zu leer ist; der Terzsprung hebt die zwey Quinten nicht auf; hier kann die Sext nicht stehen, denn jeder Takt muß mit einem Perfektaccord anfangen – mit der Octav, Quint, Terz oder einer Sext die einen Perfektaccord zum Grunde hat. Nun wäre aber hier der Perfektaccord + b mit der falschen Quinte f – welcher gar nicht existiren kann.« Man sieht, Mozart hielt es in diesen Dingen mit der alten, ehrlichen Schulmeisterei, welche vor allen Dingen den Schüler fest in der praktischen Grammatik macht.


65 Zelter Briefw. mit Goethe V S. 85. In der Wiener Zeitung 1796 S. 1038 bietet Jos. Haydenreich »ein noch unbekanntes geschriebenes Fundament zur Erlernung des Generalbasses von Mozart« für 4 fl. 30 kr. zum Verkauf aus.


66 Es ist unter dem Titel Kurz gefaßte Generalbaßschule von W.A. Mozart in Wien bei Steiner u. Co. mehrmals aufgelegt, und als Fundament des Generalbasses von W.A. Mozart herausgegeben von J.G. Siegmeyer, Berlin 1822.


67 Nicolai Reise IV S. 552. C. Pichler Denkw. I S. 127f.


68 An der Stelle der alten Favorite in der Leopoldvorstadt welche im Türkenkrieg 1683 verwüstet war, legte Joseph I das Gebäude und den Garten an, welcher der kais. Augarten hieß. Joseph II ließ die etwas vernachlässigte Anlage in Stand setzen, und öffnete sie 1775 dem Publicum zu freier Benutzung mit der bekannten Inschrift über dem Thor: Allen Menschen gewidmeter öffentlicher Belustigungsort von ihrem Schätzer (Hormayr Wien V, 1 S. 41. 50). Das Hauptgebäude wurde einem Wirth überlassen, für sich baute der Kaiser ein kleines, einfaches mit einer hölzernen Planke umgebenes Haus, in welchem er mitunter einige Tage zubrachte, wie er sich überhaupt gern dort zwanglos unter die spatzierende Menge mischte. Sonntags, besonders Nachmittags, fand sich damals die schöne Welt Wiens dort zahlreich ein (Nicolai Reise III S. 12ff.); in späterer Zeit waren die Morgenconcerte im Angarten beliebt, in denen auch Beethoven sich hören ließ.


69 Philipp Jacob Martin – nicht zu verwechseln mit Vincenz Martin, dem Componisten der Cosa rara – war, wie Mozart seinem Vater in einem späteren Brief (29. Mai 1782) berichtet, aus Regensburg gebürtig, wo sein Vater Leibmedicus beim Fürsten von Taris war. Er hatte mit Bullinger (II S. 14) zusammen das Seminar in München besucht, und hatte sich anfangs kümmerlich behelfen müssen, oft 14 Tage von einem halben Gulden gelebt. »Es ist ein recht guter junger Mensch, der sich durch seine Musique, durch seine schöne Schrift und überhaupt durch seine Geschicklichkeit, guten Kopf und starken Geist fortzubringen bemühet.« Uebrigens weiß ich gar nichts von ihm zu melden, um ihm zu einem Platz im Tonkünstlerlexicon zu verhelfen.


70 Nicolai, der damals in Wien war, berichtet (Reise IV S. 552f.) von der Ankündigung dieses großen Dilettantenconcertes »bey dem viele hiesige Herren Dilettanten sich mit vollständigem Orchester üben wollen, und sich unsere schönen Gesellschaften dabey versammeln, sich sehen, unterhalten, welches für fremde Bemerker der National-Unterhaltungen einer der herrlichsten Anblicke werden könnte; weil auch solche Konzerts in Brüssel, Frankfurt am Mayn, Mainz und hauptsächlich in Berlin, mit dem besten Erfolge und zum höchsten Vergnügen des dasigen sämmtlichen Adels und übrigen Publikums seit vielen Jahren gegeben werden, und zur größeren Vervollkommnung der Tonkunst bisher noch fortgehen.« Er hält sich nicht wenig über § 6 dieser Ankündigung auf, in welcher es hieß: »In den Nebenzimmern werden Spieltische für alle Arten Commercespiele bereit gehalten, für deren jeden à discretion Spielgeld erlegt wird, sowie auch die Gesellschaft mit allen Arten von Erfrischungen auf Begehren bedient werden wird.« Dies sei wenigstens nicht nach dem Muster des Liebhaberconcerts in Berlin, bei dessen Direction Nicolai betheiligt war, eingerichtet, wo man es als eine Beleidigung der Zuhörer und Entehrung der Kunst ansehen würde bei der Musik mit Spielmarken und Chocoladetassen zu klappern. Er versichert übrigens in Privatconcerten wahrer Liebhaber, denen er in Wien beigewohnt habe, sei es nicht so gewesen.


71 Vgl. I S. 569. K. R[isbeck] Briefe I S. 276f.: »Eins der schönsten Schauspiele für mich waren in den letzten Sommernächten die sogenannten Limonadehütten. Man schlägt auf den größeren Plätzen der Stadt große Zelte auf, worin zur Nachtzeit Limonade geschenkt wird. Einige hundert Stühle stehen oft darum her und sind mit Damen und Herren besetzt. In einer kleinen Entfernung steht eine starke Bande Musikanten, und die große Stille, welche die zahlreichste Versammlung hier zu beobachten pflegt, thut alsdann eine unbeschreiblich gute Wirkung. Die vortreffliche Musik, die feierliche Stille, das Vertrauliche, welches die Nacht der Gesellschaft einflößt, alles giebt dem Auftritt einen besondern Reiz.«


72 Diese Dilettantenconcerte im Augarten wurden dann unter der Leitung des Vicepräsidenten v. Keeß fortgesetzt, welcher Musikalien und Instrumente aus seiner Sammlung hergab, während der Ertrag des Abonnements allein für die Ausstattung der Concerte verwendet wurde. Da Joseph II dieselben begünstigte, fanden sie so lange er lebte in den höheren Ständen lebhafte Unterstützung. Später übernahm der Violinspieler Rudolph die Direction, welchem dann Schupanzig folgte. Vgl. Jahrbuch der Tonkunstf. 1796 S. 74. A. M. Z. III S. 46.


73 Diese Arie ist bereits I S. 427 erwähnt und II S. 431 die gewiß sichere Vermuthung ausgesprochen, daß sie für die Gräfin Baumgarten in München 1781 geschrieben sei. Ich glaube dies ist die Arie: Ma che vi fece o stelle (aus Metastasios Demofoonte I sc. 4), welche André, ich weiß zwar nicht aus welchem Grunde, aber sehr wahrscheinlich ins Jahr 1781 setzt (André Verz. 80. Nr. 11 der Concertarien). Es ist eine große Bravurarie, die eine große Höhe bis


5.

und sehr fertige Coloratur verlangt.


74 Es war am 8. Jan. 1783 für Mad. Lange componirt, wie auf dem Original (in der kön. Bibliothek zu Berlin befindlich) bemerkt ist um von ihr in einem Concert auf der Mehlgrube gesungen zu werden wie Mozart schreibt (8. Jan. 1783). Es ist als Concertarie gedruckt (N. 1 der Breitkopf u. Härtelschen Sammlung) Mia speranza adorata. Woher der Text entnommen ist, weiß ich nicht.


75 Der Kaiser hatte 25 Dukaten geschickt.


76 Cramer Magaz. d. Musik I S. 578: »Heute gab der berühmte Hr. Chevalier Mozart eine musikalische Academie zu seinem Antheil im Nationaltheater, in welcher Stücke von seiner ohnehin sehr beliebten Composition aufgeführt wurden. Die Academie war mit außerordentlich starkem Zuspruch beehrt und die zween neuen Concerte und übrigen Fantasieen, die Hr. M. auf dem Fortepiano spielte, wurden mit dem lautesten Beifall aufgenommen. Unser Monarch, der die ganze Academie gegen seine Gewohnheit mit seiner Gegenwart beehrte, und das ganze Publicum ertheilten demselben so einstimmig Beifall, daß man hier kein Beispiel davon weiß. Die Einnahme dieser Academie wird im Ganzen auf 1600 fl. geschätzt.« – Etwas später spielte Mozart noch in der Akademie der Mlle. Teyber ein Concert. Auch damals sollte er das Rondo repetiren, er ließ aber als er sich wieder an den Flügel hinsetzte das Pult wegnehmen um frei zu spielen; »diese kleine Surprise erfreute das Publicum außerordentlich, man klatschte, rief bravo, bravissimo!« Der Kaiser ging auch aus diesem Concert erst fort, nachdem er ihn ganz ausgehört hatte. So berichtet Mozart sehr erfreuet seinem Vater (12. April 1783).


77 Der berühmte Buchhändler, Buchdrucker und Nachdrucker Trattner, der Gemahl von Mozarts schöner und talentvoller Schülerin, hatte am Graben an der Stelle von sechs ehemaligen Häusern sein Haus aufführen lassen, welches seiner Zeit für das schönste und größte Privathaus in Wien galt (Nicolai Reise II S. 636f.). In demselben hatte er auch ein Lesekabinet errichtet, dessen Director Joh. Fr. Schmidt war (Nicolai Reise IV S. 455), in welchem Mozart unverhofft einen alten Bekannten, einen ehemaligen Adorateur seines Bäsle, wiederfand.


78 »Nun muß ich Ihnen geschwind noch sagen, wie es herging, daß ich so in einem Privatsaale Accademien gebe. Der Claviermeister Richter giebt nämlich im benannten Saale die sechs Samstage Concert. Die Noblesse subscribirte nur mit dem Bemerken, daß sie keine Luft hätte, wenn ich nicht darin spielte. H. Richter bat: ich versprach ihm dreymal zu spielen, und machte auf drey Concerte für mich Subscription, wozu sich alles abonnirte.«


79 Auf dieser stattlichen Liste finden sich nicht nur die Namen von Mozarts bekannten Gönnern, Gräfin Thun, Bar. Waldstädten, Graf Zichy, van Swieten, sondern der Herzog von Würtemberg, Prinz von Meklenburg, die Fürsten C. Liechtenstein, Auersperg, Kaunitz, Lichnowsky, Lobkowitz, Paar, Palm, Schwarzenberg sind aufgezeichnet, ferner die berühmten Familien Bathiany, Dietrichstein, Erdödy, Esterhazy, Harrach, Herberstein, Keglewicz, Nostiz, Palfy, Schafgotsch, Stahremberg, Waldstein und andere sind in ihren verschiedenen Zweigen vertreten, die Gesandten von Rußland, Spanien, Sardinien, Holland, Dänemark, die angesehensten Familien der Finanz Fries, Hönikstein, Arenfeld, Bienenfeld, Ployer, Wetzlar, hohe Staatsbeamte und Gelehrte wie Isdenczy, Bedekovich, Nevery, Braun, Greiner, Keeß, Puffendorf, Born, Martini, Sonnenfels – in Wahrheit die erlesenste Gesellschaft Wiens.


80 Dieser Fischer ist wahrscheinlich ein Violinspieler, der um jene Zeit aus Rußland nach Wien kam und die Sängerin Storace heirathete, aber bald, weil er sie mißhandelte, auf Befehl des Kaisers Wien verlassen mußte (Kelly Remin. I, p. 231f.).


81 In jener Zeit schrieb Mozart außer den beiden Concerten für Barb. v. Ployer (in Es-dur und G-dur s. S. 193f.), den 15. März das Concert in B-dur (N. 4) und den 22. März ein Concert in D-dur (N. 13); das Quintett wurde den 30. März componirt.


82 Für diese war das Concert aus C-dur (N. 1) den 9. März 1785 geschrieben.


83 Maria Theresia Paradies, geb. in Wien 1759, verlor in ihrem dritten Jahr das Gesicht und zeichnete sich durch ihren Gesang, Klavier- und Orgelspiel so aus, daß ihr die Kaiserin Maria Theresia 1771 eine Pension aussetzte. Sie war Richters, später Kozeluchs Schülerin und erregte großes Aufsehen, welches noch dadurch vermehrt wurde, daß sie in Dr. Mesmers Hände fiel, welcher behauptete sie sehend gemacht zu haben; der Eclat mit welchem diese Cur verunglückte wurde für ihn eine Hauptveranlassung 1778 nach Paris zu gehen (C. Pichler Denkw. I S. 45ff.). Ein interessanter Brief von ihr über ihre Weise zu lernen ist in den rhein. Beiträgen zur Gelehrsamkeit 1781 I S. 243ff. gedruckt. Auf ihrer Kunstreise hielt sie sich auch in Salzburg auf, wo sie mit Leop. Mozart viel und freundschaftlich verkehrte – es war im Sommer 1783 als Wolfgang zum Besuch dort war (Wiener allg. mus. Ztg. 1817 S. 290) –; ging durch einen Theil Deutschlands – Anfang October 1783 gab sie in Frankfurt Concert (Cramer Mag.f. Musik II S. 38) – nach Paris, wo sie Anfang April 1784 im Concert spirituel spielte (Cramer a.a.O. II S. 174), und London und kam 1786 nach Wien zurück, überall ihres Klavierspiels wie ihres liebenswürdigen Charakters wegen bewundert (Ephemer. d. Litt. u. d. Theat. III S. 193ff.). Von da an widmete sie sich ganz einem Institut für musikalischen Unterricht (A. M. Z. XII S. 471ff.) und starb am 1. Febr. 1824.


84 Vielleicht ist dies das Concert in B-dur (N. 11), componirt 30. Sept. 1784.


85 Das Concert in C-moll (N. 7) ist am 24. März 1786 geschrieben, die beiden anderen für diese Akademien componirten Klavierconcerte sind in Es-dur (N. 6) vom 16. Dec. 1785 und in A-dur (N. 2) vom 2. März 1786. Nissen läßt S. 487 Mozart in einem Brief vom 28. Dec. 1785 schon über das Concert berichten, das am 24. März 1786 erst geschrieben ist. Auch an anderen Stellen schiebt er Stellen aus mehreren Briefen zusammen, oder berichtet aus verschiedenen und giebt dann nur das Datum eines einzigen an; man kann daher, wo es aufs Datum ankommt, seine Angaben nur mit Vorsicht gebrauchen. Mir liegen vom Jahr 1784 an nur einzelne Briefe Mozarts an seinen Vater vor, indessen geben andere Briefe desselben, sein thematischer Catalog und Leop. Mozarts Correspondenz mit seiner Tochter aus den Jahren 1784–1787 (im Mozarteum zu Salzburg) in den meisten Fällen die Mittel zur Controle.


86 Für diese componirte er ein neues Concert inC-dur (N. 16) am 4. Dec. 1786.


87 Die Sängerinnen Storace und Coltellini bezogen außer freier Wohnung und Equipage 1000 Ducaten Gehalt, wozu Benefice, Akademien und bedeutende Nebeneinnahmen hinzukamen; der Sänger Marchesi erhielt für sechs Vorstellungen 600 Ducaten und einen kostbaren Ring (Müller Abschied S. 8).


88 Außerdem war die Neigung für Liebhabertheater, die aber in den Fasten nicht befriedigt werden durfte, allgemein, auf denen auch Opern gegeben wurden (C. Pichler Denkw. I S. 124ff.). Eine Oper bei Fürst C. Liechtenstein ist oben erwähnt, ebenso die Aufführung von Mozarts Idomeneo auf einem adlichen Liebhabertheater (II S. 561). Kelly erwähnt das Privattheater des Fürsten Auersperg, auf welchem die Gräfin Hatzfeld Glucks Alceste unübertrefflich schön darstellte (Reminisc. I p. 201). Mozart schrieb dem thematischen Verzeichniß zufolge am 20. April 1791 »für Dilettanti« einen Schlußchor zu Sartis Oper Le gelosie villane, der mir übrigens unbekannt geblieben ist.


89 Dittersdorf Selbstbiogr. S. 7ff. 49f.


90 Gyrowetz Selbstbiogr. S. 8.


91 Vgl. I S. 585.


92 »Prinz Gallizin hat mir gesagt«, schreibt er (21. Dec. 1782) »ich bin auf alle seine Concerte engagirt, werde allzeit mit seiner Equipage abgeholt und nach Hause geführt, und dort auf die nobelste Art von der Welt tractirt.«


93 Aug. Graf von Hatzfeld, Domherr zu Eichstädt, geb. 1756, starb in Bonn 1787 an der Schwindsucht. In einem ausführlichen Bericht über ihn (Cramers Mag. d. Mus. II S. 1380ff.) heißt es: »Des Seligen musikalisches Talent war unter Männern seines Standes vielleicht das einzige seiner Art. Das Instrument, auf welchem er es mehr als jeder Andere von gleichem Rang zur Vollkommenheit brachte, war die Violine. Beecke und Vachon waren seine liebsten und vertrautesten Kunstfreunde. Letztern lernte er in Paris kennen, und Talent, Genie und Kunstgefühl fesselten beide bald unzertrennlich aneinander. Aus Ueberzeugung und Sympathie studirte er die Spielart seines Freundes Vachon und machte sie sich ganz eigen. Seine Hauptstärke bestand im Vortrag des Quadro; mit Concertspielen gab er sich weniger ab, wiewohl er es nicht ganz vernachlässigte. In Wien machte er Bekanntschaft und Freundschaft mit Mozart. Hier studirte und spielte er unter Anleitung des Autors selbst dessen berühmte Quadros und verschwisterte sich so mit dem Geiste ihres Componisten daß derselbe sein Meisterstück fast von keinem andern mehr hören wollte.« Für ihn schrieb Mozart die Arie mit obligater Violine zur Aufführung des Idomeneo auf dem adlichen Liebhabertheater (II S. 561. 563). So wie seinem edlen Charakter, der aber nur näheren Freunden ganz erkennbar geworden sei, die größten Lobsprüche ertheilt werden, so wird namentlich die bewundernswürdige Fassung, mit welcher er dem Tode entgegengegangen sei, gerühmt. Grade so schreibt Mozart in einem sehr ernsten Brief an den Vater (4. April 1787): »Ich habe Ihnen schon über diesen Punkt [Tod und Sterben] bey Gelegenheit des traurigen Todesfalls meines liebsten, besten Freundes Grafen v. Hatzfeld meine Denkungsart erklärt. Er war 31 Jahre alt, wie ich; ich bedaure ihn nicht, aber wohl herzlich mich und alle die, welche ihn so genau kannten wie ich.«


94 Die Anzeige in der Wiener Zeitung (Mittw. 15. Jan. 1783 N. 5 Anhang) lautet: »Herr Kapellmeister Mozart macht hiemit dem hochansehnlichen Publikum die Herausgabe dreier neuer erst verfertigter Klavierconzerten bekannt. Diese 3 Conzerten, welche man sowohl bey großem Orchester mit blasenden Instrumenten, als auch nur à quattro, nämlich mit 2 Violinen, 1 Viola und Violoncell aufführen kann, werden erst Anfangs April d. J. zum Vorschein kommen, und nämlich nur denjenigen (schön copirt und von ihm selbst übersehen) zu Theil werden, die sich darauf subscribirt haben. Es dient hiemit zur ferneren Nachricht, daß bey ihm vom 20. d. M. an gerechnet bis letzten März Subscriptionsbillets gegen 4 Ducaten zu haben sind. Seine Wohnung ist auf der hohen Brücke im klein Gerbersteinschen Haus n. 437 im dritten Stock.«

Diese drei Concerte in A-dur (N. 10), E-dur (N. 12) und C-dur (N. 5) sind dann gedruckt in Wien alsOeuvre IV.


95 Es wird erzählt daß er für das erste derselben eine kostbare goldene Dose mit 100 Friedrichsdor erhielt (N. Berl. Musikzeitg. 1856 S. 35).


96 A. M. Z. I S. 289. Dieselbe Geschichte, nur daß sie nach Prag verlegt ist, wird als eine noch unbekannte, aus dem Französischen und von Paris aus »wahrscheinlich nicht ohne besondere gute Ursachen« mitgetheilte, von Neuem bekannt gemacht A. M. Z. VI S. 196.


97 Dieses oft gedruckte, auch in die Oeuvres XIV aufgenommene, Arrangement ist also nicht von Mozart selbst gemacht.


98 Es kann nur Artaria gemeint sein.


99 Von Frl. Auernhammer wird gesagt (Cramer Magaz. d. Mus. II S. 1274): »Sie ist es, die viele Sonaten und variirte Arietten von Mozart bey die Herren Artaria zum Stich besorgt und durchgesehen hat.« Man sieht freilich nicht, ob hier das Colportiren oder das Corrigiren die Hauptsache ist, allein offenbar wird aus dieser Thätigkeit ihr ein Verdienst gemacht, und etwas Unrechtmäßiges fand man also nicht darin.


100 Außerhalb Wien wurde freilich Vieles nachgedruckt, zum Theil in Arrangements, wobei Mozart sicherlich nie gefragt wurde; allein theils darf man für jene Zeit nicht die geordneten Verhältnisse unseres jetzigen Musikhandels voraussetzen, theils muß man sich erinnern, daß erst seit Mozarts Tode das Nachdrucken seiner Werke mit Eifer betrieben wurde. Um dies im Einzelnen ins Klare zu bringen wären bibliographische Untersuchungen erforderlich, welche auf musikalischem Gebiet mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.


101 In der Ankündigung der gleich zu erwähnenden Quartetts in der Wiener Zeitung 1785 S. 2191, heißt es zum Schluß: »Da Hr. Kunsthändler Torricella in den letzteren Zeitungen auch 6 Quartetten vom Mozart um billigen Preis, ohne dabey anzumerken, ob solche geschrieben oder gestochen, alt oder neu, ankündigte, so hält es Hr. Mozart für Pflicht, ein schätzbares Publikum zu benachrichtigen, daß gedachte 6 Quartetten keineswegs neu, sondern ein altes Werk sey, welches er bereits vor 15 Jahren geschrieben hat, damit Liebhaber, die seine neuen erwarten, nicht die unrechten erhalten.« Für unrechtmäßig hielt also auch Mozart diesen Handel mit Abschriften seiner Werke nicht; wie denn auch in derselben Zeitung Joh. Traeg – der mit Abschriften von Musikalien handelte (Nicolai Reise IV S. 557) – mehrere Mozartsche Compositionen, gedruckte und ungedruckte, ausbietet.


102 Dies war in jener Zeit bei weitem der gewöhnlichste Weg um Compositionen zu publiciren; man darf nur z.B. die zahlreichen Subscriptionsanzeigen in Cramers Magazin für Musik sich ansehen, deren Verfasser sich zum Theil wunderlich genug geberden.


103 Torricella ließ auch den Klavierauszug der Entführung stechen und hatte einen bedeutenden Verlust, als ihm ein Augsburger damit zuvorkam (S. 77).


104 Ein Berichterstatter aus Kopenhagen (Kunzen?) in der A. M. Z. I S. 547 erzählt von dem Commerzienrath Hummel, einem angesehenen Musikalienhändler in Berlin, dieser habe behauptet, daß er es den Noten schon äußerlich ansehen könne, obgleich er nicht musikalisch sei, ob sie für seinen Handel taugten oder nicht. »Auf Mozart« erzählt er »war er sehr übel zu sprechen und rühmte sich verschiedene Werke ihm zurückgeschickt zu haben (der gute Mann ahnte damals noch nicht das Glück, das, freilich erst nach seinem Tode, seine Sachen machen würden), dahingegen waren ihm Pleyel und Pichl die größten Stützen der Kunst.«


105 Rochlitz A. M. Z. XV S. 313. Für Freunde der Tonkunst I S. 148.


106 Frz. Ant. Hoffmeister, geb. zu Rothenburg am Neckar 1754, widmete sich in Wien der Musik und wurde dort Kapellmeister an einer Kirche. Er errichtete darauf eine Musikniederlage und gab seit 1785 monatliche Hefte unter dem Titel Prenumeration pour le Pfte heraus, in denen Quartetts, Trios u.a. für Klavier von Mozart, Haydn, Vanhall und ihm selbst erschienen. Im Jahr 1800 begründete er in Leipzig das Bureau de musique, zog sich 1805 aus allen Geschäften zurück, ging wieder nach Wien und starb dort 1812. Er war ein außerordentlich fruchtbarer Componist – Beethoven redet ihn in einem Briefe »mein geliebter Herr Bruder in der Tonkunst« an (N. Zeitschr.f. Mus. VI S. 75) – und bestrebte sich mit Erfolg populärer zu schreiben als Mozart.


107 Einen etwas anderen Ton finden wir allerdings in einem Billet, welches Mozart 20. Nov. 1785 an Hoffmeister schrieb (N. Zeitschr.f. Mus. IX S. 164): »Lieber Hoffmeister! Ich nehme meine Zuflucht zu Ihnen und bitte Sie mir unterdessen nur mit etwas Geld beizustehen, da ich es in diesem Augenblick sehr nothwendig brauche. – Dann bitte ich Sie sich Mühe zu geben mir sobald als möglich das Bewußte zu verschaffen. – Verzeihen Sie daß ich Sie immer überlästige; allein da Sie mich kennen und wissen, wie sehr es mir daran liegt, daß Ihre Sache gut gehen möchten, so bin ich auch ganz überzeugt daß Sie mir meine Zudringlichkeit nicht übel nehmen werden, sondern mir eben so gern behülflich seyn werden als ich Ihnen.« – Auf der Rückseite hatte Hoffmeister angemerkt: »Den 20. Nov. 1785 mit 2 Dukaten.« Daß Mozart auch später noch mit Hoffmeister in Geldnegociationen stand beweisen die Briefe an seine Frau (Beil. XIX, 6. 7.).


108 Vgl. Nissen S. 633.


109 A. M. Z. I S. 83. Vgl. S. 147.


110 Neue Zeitschr.f. Mus. XII S. 180.


111 Dittersdorf erzählt, die Einnahme seiner Benefizvorstellung vom Doktor und Apotheker habe 200 Ducaten betragen (Selbstbiogr. S. 243).


112 Ganz verwirrt und ungenau ist die Darstellung von Rochlitz (bei Nissen S. 499f., s. Rochlitz f. Freunde der Tonkunst II S. 258.). »Hiedurch [den geringen Erfolg des Figaro] gekränkt blieb Mozart bis kurz vor seinem Tode entschlossen für Wien keine Oper mehr zu schreiben, sondern trat in Verbindung mit Guardaseni, dem sehr unterrichteten, aber nach italiänischer Weise kärglich steuernden Unternehmer jener kleinen vortrefflichen italiänischen Gesellschaft, die zu Prag, Warschau und Leipzig abwechselnd Opern gab. Dieser zahlte für jede 100 Dukaten mit Vorbehalt der Partitur für sich. So entstanden Don Giovanni [für Bondini geschrieben], Così fan tutte [in Wien componirt und ausgeführt], und Clemenza di Tito [von den böhmischen Ständen bestellt]. Von jenem Entschluß aber machte ihn abwendig Schikaneder, Unternehmer, Director, Dichter und erster Komiker des Vorstadttheaters an der Wieden zu Wien, ein kecker, possierlicher, lockerer Zeisig.«


113 Vom preußischen Gesandten erwartete er ein angemessenes Honorar (S. 74); ob er es und wieviel er erhielt ist nicht bekannt.


114 S. I S. 214f.


115 Das Billet ist charakteristisch genug, besonders wenn man es mit dem ausgelassenen Brief an dieselbe Baronin (II S. 511ff.) vergleicht, um hier Platz zu finden. »Hochschätzbarste Frau Baronin! Nun befinde ich mich in einer schönen Lage! – Mit Hr. v. Tranner besprachen wir uns letzthin daß wir eine Prolongation auf 14 Täge begehren wollten; da dieses doch jeder Kaufmann thut, ausgenommen es müßte der indiscreteste Mann von der Welt sein, so war ich ganz ruhig und hoffte bis dahin, wenn ich es auch nicht selbst zu zahlen im Stande wäre, die Summa geborgt zu bekommen! Nun läßt mir Hr. v. Tranner sagen, daß derjenige absolument nicht warten will, und wenn ich zwischen heut und morgen nicht zahle, so wird er klagen. – Nun denken Ew. Gnaden, was das für ein unangenehmer Streich für mich wäre! Ich kann izt nicht zahlen, nicht einmal die Hälfte! – Hätte ich mir vorstellen können daß es mit der Souscription meiner Concerten so langsam hergehen würde, so hätte ich das Geld auf längere Zeit genommen! – Ich bitte Ew. Gnaden ums Himmelswillen, helfen Sie mir meine Ehre und guten Namen nicht zu verlieren! – Mein armes Weiberl befindet sich ein wenig umpaß und folglich kann ich sie nicht verlassen, sonst würde ich selbst gekommen seyn, um Ew. Gnaden mündlich darum zu bitten. – Wir küssen Ew. Gnaden 1000 mal die Hände und sind beyde


Ew. Gnaden

gehorsamste Kinder

W.A. und C. Mozart.«


»Vom Haus den 15. Febr. 1783.«


116 So erzählt Nissen S. 475, offenbar nach dem Bericht seiner Frau.


117 Der bereits II S. 324f. mitgetheilte Brief an seinen Vater spricht seine Verlegenheit und seinen Verdruß deutlich aus.


118 Siehe S. 222.


119 Sie sind so weit sie mir bekannt geworden sind, offenbar nur ein geringer Ueberrest jener traurigen Correspondenz, in der Beilage XX zusammengestellt.


120 Er wird k.k. privilegirter Niederlagsverwandter genannt d.h. er gehörte zu der Gesellschaft von Kaufleuten, welche, meistentheils Protestanten, das Recht hatten in Wien unter bestimmten Verpflichtungen und Privilegien Niederlagen zu halten und Großhandel zu treiben (Nicolai Reise IV S. 447f.).


121 Wenn es nur irgend anging, so suchte Mozart häusliche Verlegenheiten mit Humor zu überwinden. Höchst charakteristisch ist ein Geschichtchen, das in der Wiener Morgenpost (1856 N. 28) nach der Erzählung Joseph Deiners mitgetheilt ist. Dieser war Hausmeister im Bierhaus zur silbernen Schlange (Kärnthnerstraße 1112, jetzt 1074), das Mozart zu besuchen pflegte, und pflegte ihm bei mancherlei häuslichen Geschäften zur Hand zu sein. Im Winter 1790 kam er einst zu Mozart und fand ihn in seinem Arbeitszimmer mit seiner Frau tüchtig herumtanzend. Auf Deiners Frage, ob er etwa der Frau Tanzstunde gebe lachte Mozart und sagte: »Wir machen uns nur warm, weil uns friert und wir uns kein Holz kaufen können.« Darauf lief Deiner sogleich fort und brachte von seinem Holz, was Mozart auch annahm und es ihm gut zu zahlen versprach, sobald er wieder Geld haben werde.


122 So berichtet Nissen S. 686.


123 Niemtschek S. 39f. Nissen S. 580f.


124 Wie man damals in dieser Beziehung über Mozart aburtheilte mögen wenige Belege zeigen. In Schlichtegrolls Nekrolog heißt es: »Sein Gesicht verrieth den äußeren Zustand seiner Seele, in welcher die unteren Fähigkeiten – ganz deutlich über die oberen Kräfte das Uebergewicht hatten. Denn so wie dieser seltene Mensch früh schon in seiner Kunst Mann wurde, so blieb er hingegen – dieses muß die Unparteilichkeit von ihm sagen – fast in allen übrigen Verhältnissen beständig Kind. Er lernte nie sich selbst regieren; für häusliche Ordnung, für gehörigen Gebrauch des Geldes, für Mäßigung und vernünftige Wahl im Genuß hatte er keinen Sinn. Immer bedurfte er eines Führers, eines Vormundes, der an seiner Statt die häuslichen Angelegenheiten besorgte, da sein eigener Geist beständig mit einer Menge ganz anderer Vorstellungen beschäftigt war, und dadurch überhaupt alle Empfänglichkeit für andere ernsthafte Ueberlegung verlor. Sein Vater kannte diese Schwäche sich selbst zu regieren sehr wohl in ihm und gab daher, als ihn sein eigener Dienst in Salzburg fesselte, dem Sohne die Mutter zur Begleiterin nach Paris mit. In Wien verheirathete er sich mit Constanza Weber und fand in ihr eine gute Mutter von zwei mit ihr erzeugten Kindern und eine würdige Gattin, die ihn noch von manchen Thorheiten und Ausschweifungen abzuhalten suchte. So beträchtlich sein Einkommen war, so hinterließ er doch, bei seiner überwiegenden Sinnlichkeit und häuslichen Unordnung den Seinigen weiter nicht als den Ruhm seines Namens und die Aufmerksamkeit eines großen Publicums auf sie.« Man begreift daß Mozarts Wittwe die ganze Auflage eines in Gratz 1794 veranstalteten Abdrucks dieses Nekrologs an sich kaufte, und mit Wärme erklärt sich Rochlitz (A. M. Z. I S. 17ff.) gegen diese lieblose Verunglimpfung. Viel roher sagt der Verfasser von Mozarts Geist, – der auch die Fabel von den 30000 fl. Schulden unbedenklich nachspricht – indem er die Ursachen seines frühzeitigen Todes nachzuweisen sucht: »Dabei [bei übermäßiger Arbeit] war er Ehemann, zeugte vier Kinder, pflegte der Liebe treulich, und auch außer der Ehe gab es manche Galanterie, was ihm seine gute Frau gern überiah. Noch mehr, er sprang von einem Extrem zum andern. Er hatte keine fixe Besoldung und war, was bei Dichtern und Virtuosen gewöhnlich der Fall ist, kein guter Wirth, verstand sich nicht auf den Verdienst, wußte das Geld nicht auf Wochen und Monate einzutheilen, er kannte seinen Werth gar nicht. Ost mußte er bei anhaltender Arbeit mit Frau und Kindern darben, war der Impertinenz mahnender Gläubiger ausgesetzt. Kamen nun einmal einige Rollen Louisdor schnell änderte sich die Scene. Jetzt gings in Freuden. Mozart betrank sich in Champagner und Tokayer, lebte locker und war in wenigen Tagen soweit wie vorher. Man weiß, wie oft er in seine Gesundheit stürmte, wie manchen Morgen er mit Schikaneder verchampagnerte, wie manche Nacht er verpunschte und nach Mitternacht gleich wieder an die Arbeit ging, ohne die mindeste Erholung seinem Körper zu gönnen.« Unbegreiflich daß Nissen solche Aeußerungen abdrucken lassen konnte (S. 569f.) ohne auch nur ein Wort darüber zu sagen. Alles überbietet freilich Suard (mél. de litt. II p. 339f.): J'ai entendu dire qu'il n'avait fait la Flûte enchantée que pour plai re à une femme de théatre dont il était devenu amoureux, et qui avait mis ses faveurs à ce prix. On ajoute que son triomphe eut des suites bien cruelles, et qu'il en contracta une maladie incurable dont il mourut peu de temps après. Ce fait me parait peu vraisemblable; la Flûte enchantée n'est pas le dernier de ses opéras, et lorsqu'il l'a composée, sa santé était déja fort altérée.


125 Niemtschek S. 64.


126 Niemtschek S. 60: »Uebrigens hatte Mozart für die Freuden der Geselligkeit und Freundschaft einen offenen Sinn. Unter guten Freunden war er vertraulich wie ein Kind, voll munterer Laune, diese ergoß sich dann in den drolligsten Einfällen. Mit Vergnügen denken seine Freunde in Prag an die schönen Stunden, die sie in seiner Gesellschaft verlebten; sie können sein gutes argloses Herz nie genug rühmen; man vergaß in seiner Gesellschaft ganz, daß man Mozart den bewunderten Künstler vor sich habe.« Rochlitz, welcher mehrere charakteristische Züge der Art von Mozarts Aufenthalt in Leipzig berichtet, auf die wir noch zurückkommen, hebt die Fertigkeit hervor, mit welcher er in ausgelassener Laune in Knittelversen sprach – er bezieht sich dabei auch auf den II S. 501f. mitgetheilten Brief an das Bäsle –; ferner erzählt er, wie Mozart aus dieser Lustigkeit nicht selten in tiefes Nachdenken verfiel, so daß er ohne Theilnahme an der Gesellschaft nur gleichgültige Antworten fast ohne Bewußtsein gab, dann in tief ernsten, häufig trüben und bittern Betrachtungen sich erging, welche er wiederum durch Ausgelassenheit und Thorheit zurückzudrängen suchte (A. M. Z. III S. 494f.). Sein Schwager Jos. Lange hatte, wie schon erwähnt wurde (II S. 499f.), die Beobachtung gemacht daß Mozart dann am meisten possenhafte Späße machte, wenn er mit großen Arbeiten beschäftigt war.


127 Kelly (reminisc. I p. 204f.) berichtet mit Erstaunen, was für eine rasende Tanzwuth zu jener Zeit in Wien geherrscht habe.


128 Kelly reminisc. I p. 226 Vgl. Nissen S. 692f.: »Außer dem Billardspiel liebte er noch leidenschaftlich das Tanzen und versäumte weder die öffentlichen Maskenballe im Theater noch die Hausbälle bei Freunden. Er tanzte aber auch sehr schön, besonders Menuett. Im Tanzen war Vestris sein Lehrer gewesen. – Er tanzte und componirte selbst Pantomimen und Ballette. In den Redouten hatte er oft Charaktermasken; so machte er unvergleichlich den Harlekin und den Pierrot.«


129 Für diejenigen, welche auch an dergleichen Localfragen ein gewisses Interesse nehmen, kann ich die, wie mir scheint, ziemlich vollständige Reihenfolge der Wohnungen herstellen, welche Mozart in Wien inne hatte. Nachdem er die Wohnung beim Erzbischof – im deutschen Hause in der Singerstraße – verlassen hatte, zog er wie wir sahen zu Mad. Weber ins Quartier, welche »zum Aug Gottes« am Peter wohnte (S. 161). und von da im September 1781 in ein Haus am Graben (N. 1175, im zweiten Stock). Die erste Wohnung, welche er nach seiner Verheirathung (August 1782) bezog, war hohe Brücke N. 387 im Großhaublischen, ehemalig Grünwaldischen Hause im zweiten Stock – es war, wie er seinem Vater schreibt (24. Aug. 1782), dasselbe Haus, in welchem er im Jahr 1768 mit seinen Eltern gewohnt hatte. Allein schon im December desselben Jahres bezogen sie eine andere Wohnung, ebenfalls hohe Brücke N. 437 im klein Gerbersteinschen Hause im dritten Stock; und im Frühjahr 1783 nahmen sie eine Wohnung auf dem Judenplatz N. 244, im Burgischen Hause, 3 Stock. Michaelis 1784 zogen sie dann in das Camesinasche Haus (große Schulerstr. 853), in den ersten Stock, wo sie bis zum Frühjahr 1787 wohnten (S. 185). Wahrscheinlich weil diese Wohnung ihnen zu theuer wurde, gaben sie dieselbe auf; wenigstens schreibt Leop. Mozart seiner Tochter (10. Mai 1787): »Dein Bruder wohnt itzt auf der Landstraße N. 224 [gegenüber der Augustinerkirche, in einem Garten]. Er schreibt mir aber keine Ursache dazu – gar nichts! Das mag ich leider errathen!« Im nächsten Sommer zog Mozart in das Haus »bei den fünf Sternen« Währinger Gasse N. 135, wo er ebenfalls wie auf dem Lande wohnte (Beil. XX, 1). Endlich Michaelis 1790 nahm er wiederum eine Wohnung in der Stadt, in der Rauhensteingasse N. 934, im ersten Stock des klein Kaisersteinschen Hauses, über einem Branntweinladen. Dieses sein Sterbehaus, das jetzt mit den anstoßenden Gebäuden eingerissen und in den stattlichen Mozarthof umgewandelt ist, hat Al. Fuchs in Gräffers kleinen Wiener Memoiren I S. 224ff. beschrieben, Ansichten und Grundriß sind von Frankl im illustrirten Familienbuch des Wiener Lloyd (1852 II S. 117ff.) und in einer kleinen Schrift: Mozarts Sterbehaus (Wien 1856) mitgetheilt.


130 Die Musik zu dieser Pantomime, nur für das Saitenquartett geschrieben, besaß André in Stimmen, von denen die erste Violinstimme von Mozarts Hand war, in welcher auch die verschiedenen Situationen der Pantomime bezeichnet waren. Ich theile nach Andrés handschriftlichem Catalog (B, 39) die Anfangstacte mit


5.

Im Mozarteum zu Salzburg findet sich von Mozarts Hand der erste flüchtige Entwurf zu einem großen Ballet, welches 32 Nummern enthielt. Es ist überschrieben Le gelosie del seraglio, also ohne Zweifel Noverres berühmtes Ballet, dessen Plan dieser selbst mitgetheilt hat (lettres sur la danse p. 491ff.). Daß die Musik für eine Aufführung bestimmt war, geht daraus hervor daß bei einzelnen Nummern die Namen der Tänzer und Tänzerinnen beigeschrieben sind z.B. Casani, Salomoni, la Morelli, la Cinetti, Pick; vielleicht ließe sich Ort und Zeit danach bestimmen. Mir ist nicht einmal bekannt, ob die Composition ausgeführt wurde; der Entwurf ist für die ersten beiden Nummern nach Art eines Klavierauszuges gemacht, später ist nur die Hauptmelodie – gegen das Ende immer flüchtiger – aufgezeichnet, hie und da mit Angabe der Blasinstrumente (Oboen, Hörner, Trompeten).

Die Composition, welche von André (Verz. 49) als Musik zu einer Pantomime bezeichnet wird ist, wie mich eine nähere Prüfung erst jetzt gelehrt hat, die Skizze zu dem Galimathias musicum, welches Mozart 1766 im Haag componirte (I S. 65), von ihm geschrieben, hie und da vom Vater nachgebessert. Es besteht aus 13 sehr kurzen, meist zweitheiligen Sätzen in verschiedenem Tact und Tempo für verschiedene Instrumente. Ihnen geht ein leicht imitirtes Andante voran und den Beschluß macht ein ziemlich langer, fugirter Satz über das Lied »Prinz Wilhelm«. Erwähnung verdient vielleicht daß kurz vor dem Schluß ein Satz steht, in welchem der Dudelsack ganz auf dieselbe Weise nachgeahmt ist, wie in Bastien und Bastienne (I S. 122f.).


5.

5.

5.

Man sieht daraus, wie sehr ihm damals jener Scherz gefiel.


131 Niemtschek S. 64.


132 Nicolai Reise V S. 219.


133 Er schrieb dem Vater (7. Juni 1783): »Gottlob und Dank, ich bin wieder ganz hergestellt, nur hat mir meine Krankheit einen Catarrh zum Andenken zurückgelassen – das ist doch hübsch von ihr!«


134 Paesiellos Rè Teodoro wurde 1784 zuerst gegeben.


135 Barisani schrieb am 14. April 1787 in Mozarts Stammbuch, welches jetzt im Mozarteum zu Salzburg aufbewahrt wird, folgende Verse ein:


Wenn deines Flügels Meisterspiel

Den Briten, der, selbst groß an Geist,

Den großen Mann zu schätzen weiß,

Dahinreißt zur Bewunderung;

Wenn deine Kunst, um welche dich

Der welsche Komponist beneidt,

Und wie er kann und mag verfolgt;

Wenn deine Kunst, in der dir nur

Ein Bach, ein Joseph Hayden gleicht,

Dir längst verdientes Glück erwirbt,

Vergiß da deines Freundes nicht,

Der sich mit Wonne stets und stets

Mit Stolz erinnern wird, daß er

Als Arzt dir zweymal hat gedient

Und dich der Welt zur Luft erhielt,

Der aber noch weit stolzer ist

Daß du sein Freund bist, so wie er


dein Freund Sigmund Barisani.


Darunter hat Mozart folgende Zeilen geschrieben: »Heute am 3. September dieses nehmlichen Jahres war ich so unglücklich diesen edlen Mann, liebsten, besten Freund und Erretter meines Lebens ganz unvermuthet durch den Tod zu verlieren. – Ihm ist wohl! – – aber mir – uns – und allen die ihn genau kannten – uns wird es nimmer wohl werden – bis wir so glücklich sind ihn in einer bessern Welt – wieder – und auf nimmer scheiden – zu sehen.«


136 Griesinger Biogr. Not. üb. J. Haydn S. 30.


137 Bohemia 1856 S. 118. 122.


138 Rochlitz, der in seiner Charakteristik von Mozarts geselliger Unterhaltung auch den Zug nicht versäumt daß er viel starken Wein trank und kein vernünftiges Wort mehr sprach, weist darauf hin daß Mozart in seinem idealen Streben vielfach getäuscht und durch die Erfahrungen des Lebens verbittert in einer Ausgelassenheit, die er durch den Wein gesteigert habe, eine momentane Rettung v or seinen trüben Gedanken gesucht habe (A. M. Z. III S. 495f.); – und daran mag, namentlich für die letzten Jahre, wohl etwas Wahres sein.


139 Frau Dr. Ant. Klein in Wien, die Tochter Loibls, hat diesen und manchen anderen charakteristischen Zug aus ihren Jugenderinnerungen meinem Freunde Karajan mitgetheilt.


140 Eckermann Gespräche mit Göthe III S. 234ff., besonders S. 239.


141 Niemtschek sagt ganz richtig (S. 63): »Man muß aber gegen diese Erzählungen [von der Unordnung seines Vermögens, seiner Verschwendung, seinem Leichtsinne, seinen Ausschweifungen] überhaupt mißtrauisch sein, da gewiß der größte Theil baare Unwahrheiten und nichts als Schmähungen des scheelsüchtigen Neides sind. Wir haben dies in Rücksicht seiner hinterlassenen Schulden schon bemerkt. Niemand wird es unbegreiflich finden, warum die Welt diesen Ausstreuungen so leicht Glauben beimißt, wenn er sich erinnert, daß man gewöhnlich mit einem Tonkünstler den Begriff eines Verschwenders oder Wüstlings verbindet. Aber zahlreiche Beispiele achtungswürdiger Künstler haben bewiesen, wie sehr dieses Vorurtheil einzuschränken sei.«


142 Rochlitz erzählt (A. M. Z. I S. 81f.), wie Mozart in Leipzig nicht allein den Chorsängern freien Eintritt gestattete, auf den sie keinen Anspruch hatten, sondern auch einem Bassisten unter den Thomanern, der ihm besonders wohlgefallen hatte, ohne daß einer etwas merkte ein für diesen ansehnliches Geschenk in die Hand drückte. Ein alter Klavierstimmer stotterte auf die Frage, was Mozart ihm schuldig sei, vor Verlegenheit und Angst: »Ihro kaiserliche Majestät – wollt ich sagen, Ihro kaiserliche Majestät Herr Kapellmeister – ich bin zu verschiedenen malen hier gewesen – ich bitte mir aus – einen Thaler.« – »Einen Thaler? dafür soll ein so guter Mann nicht einmal zu mir kommen!« erwiederte Mozart und drückte ihm ein Paar Dukaten in die Hand. »Ihro kaiserliche Majestät« fing der Mann erschrocken an. »Adieu, lieber Alter! adieu!« rief Mozart und eilte ins andere Zimmer.


143 Das Quintett für Saiteninstrumente und Clarinette (comp. 29. Sept. 1789) und das Concert für Clarinette (comp. Sept. 1791 ) sind für ihn geschrieben.


144 Nissen S. 683f. In dem Verlassenschaftsprotocoll ist unter den »verloren sein sollenden Schulden« angegeben: »Hr. Anton Stadler, Hofmusikus, wäre ohne Obligation schuldig bei 500 fl.« Daß neben ihm Hr. Franz Gilowsky mit 300 fl. steht ist schon S. 160 an geführt.


145 Hier war er mit Joseph Stoll, Schullehrer und Chorregent, befreundet, welcher ihm behülflich war für seine Frau Quartier zu schaffen und was dergleichen mehr war, wie der schon früher (II S. 362f.) erwähnte Brief zeigt, in welchem es nach dem dort Angeführten heißt: »2do. bitte ich Sie für meine Frau eine kleine Wohnung zu bestellen; sie braucht nur zwey Zimmer, oder ein Zimmer und ein Kabinetchen; das Nothwendigste ist aber daß es zu ebener Erde seye. Das liebste Quartier wäre mir das, welches Goldhahn bewohnt hat, zu ebener Erde beim Fleischhacker. Dahin bitte ich Sie zuerst zu gehen, vielleicht ist es noch zu haben. Meine Frau wird Samstag oder längstens Montag hinauskommen. Bekommen wir dieses nicht, so ist blos darauf zu sehen daß es etwas nahe beim Bad seye, noch mehr aber daß es zu ebener Erde seye. – Beim Stadtschreiber, wo Hr. v. Alt zu ebener Erde gewohnt hat, wäre es auch recht, aber das vom Fleischhacker wäre allen übrigen vorzuziehen. – 3tio möchte ich wissen, ob schon Theater in Baden ist? und bitte um schleunigste Antwort und Berichtigung dieser drey Punkten. – Meine Adresse ist in der Rauhensteingasse im Kayserhaus N. 970, erster Stock.«– Aus dem Postscript: »Das ist der dummste Brief, den ich in meinem Leben geschrieben habe, aber für Sie ist er just recht« sieht man daß Stoll mit sich spaßen ließ. Für seine Gefälligkeiten half ihm Mozart mit Musik aus und gab ihm unter andern seine letzte Messe in C-dur zur Aufführung (II S. 362f.) Dabei ereignete es sich daß die Sängerin, welche den Solosopran singen sollte, sich eigensinnig Mozarts Vorschriften nicht fügen wollte. Mozart schickte sie fort und übertrug die Partie seinem kleinen Liebling Antonia Huber, der zehn bis elfjährigen Tochter eines v. Dobelhoffschen Beamten in Baden, die bei ihrem Schwager Stoll ans und einging und dort oft mit Mozart zusammentraf. Eine Woche lang studirte er mit dem Kind, das fleißig und aufmerksam war und seine Sache so gut machte, daß er ihr nach der Aufführung zurief: »Brav, Tonerl, recht brav!« und ihr mit einem Kuß einen Ducaten gab; auch bei einer anderen Gelegenheit zu ihr sagte: »Tonerl, mach daß Du groß wirst, damit ich Dich nach Wien mitnehmen kann.« So wird nach der Erzählung Tonerls, jetzt Frau Haradauer in Graz, berichtet (Wiener Fremdenblatt 1856, 22. Jan.). Dies war entweder im Sommer 1799, wo seine Frau in Baden war (Beil. XIX, 7), oder wahrscheinlicher im folgenden Jahr, wo sie wieder das Bad dort gebrauchte (Beil. XX, 6); bei einem Besuche, welchen er ihr dort abstattete, componirte Mozart (18. Juni 1791) das schöne Ave verum.


146 Dieses unschätzbare Document für die Geschichte der Mozartschen Compositionen, das für die Zeit von 1784 an kaum einen erheblichen Zweifel übrig läßt, ist von André unter dem Titel: W.A. Mozarts thematischer Catalog (Offenbach 1828) herausgegeben worden. Er liegt allen Angaben über die Zeit der einzelnen Werke zu Grunde, wenn nicht besondere Notizen gegeben sind.


147 Niemtschek S. 59.


Quelle:
Jahn, Otto: W.A. Mozart. Band 4, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1859, S. 1.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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