6.

Das Verhältniß Mozarts zu seinem Vater, welches bis dahin in einer so seltenen Weise sein gemüthliches Leben man kann fast sagen ausfüllte, wurde durch die Heirath, wie wir sahen, schwer betroffen. Der Vater hatte zwar nach langem Widerstreben »willig, obgleich unwilligen Herzens« seine Zustimmung ausgesprochen; allein wie tief verletzt er war geht am deutlichsten aus den Aeußerungen hervor, mit welchen er einen begütigenden Brief der Baronin Waldstädten [253] erwiederte (23. Aug. 1782): »Ich danke Ew. Hochgeboren verbündlichst für den besonderen Antheil den Dieselben an meinen Umständen nehmen, und sonderlich sage den verbündlichsten Dank für die außerordentliche Gnade, die Ew. Hochgeboren für meinen Sohn hatte seinen Hochzeittag so kostbar zu verherrlichen1. Als ich ein junger Pursche war, glaubte ich immer daß diejenigen Philosophen wären, die wenig sprachen, selten lachten und gegen alle Welt eine mürrische Miene machten. Meine eigenen Begebenheiten aber haben mich nun vollkommen überzeugt, daß ich einer bin, ohne es selbst zu wissen: denn da ich als ein wahrer Vater meine Schuldigkeit gethan, – ihm in so vielen Briefen über alles die klarsten und begreiflichsten Vorstellungen gemacht, – ich auch überzeugt bin, daß er meine mühsame Umstände, meine bei einem solchen Alter höchst beschwerliche Umstände kennt, und meine Herabsetzungen in Salzburg einsieht, – da er weiß, daß ich sowohl im moralischen als physikalischen Verstande durch sein Betragen aufgeopfert bin, – so bleibt mir nichts übrig als ihn (da er es so wollte) sich selbst zu überlassen und Gott zu bitten, daß er ihm meinen väterlichen Seegen angedeihen lasse und ihm seine göttliche Gnade nicht entziehe. Ich aber werde meine mir angeborne noch bey diesen Jahren übrige Munterkeit nicht verlieren, sondern immerhin das Beste hoffen«2.

Obwohl man, wenn man sich in Leop. Mozarts Lage zu setzen sucht, zugeben wird daß seine Befürchtungen und Vorwürfe zum Theil begründet waren, so läßt sich ebenso wenig verkennen, daß er zu weit ging, weil er sich nicht entschließen [254] konnte die Selbständigkeit seines Sohnes anzuerkennen, und einer Verbitterung Raum gab, welche ihn hart und ungerecht machte und die leider nicht völlig wieder aus seinem Herzen wich. Bei Mozart zeigt sich dagegen keine Spur einer nachhaltigen Verstimmung, er bleibt sich in seiner Liebe und Verehrung gegen den Vater gleich, selbst herbe Zurechtweisungen machen ihn nicht irre, und wenn er auch nicht mehr so häufige und nicht so lange Briefe wie früher schreibt, so entschuldigt er dies selbst und gewiß mit vollem Recht, wenn nicht Unwohlsein ihn abhält, durch die mancherlei Beschäftigungen und Zerstreuungen, denen er in seiner Lage nicht ausweichen konnte3. Wenn in solcher Bedrängniß eine der herkömmlichen Beglückwünschungen versäumt war, so blieb doch die Entschuldigung nicht aus, wie wenn er dem Vater schreibt (4. Jan. 1783): »Für den neuen Jahreswunsch danken wir beyde und bekennen uns freiwillig als Ochsen, daß wir ganz auf unsere Schuldigkeit vergessen haben – wir kommen also hintennach und wünschen keinen Neujahrswunsch, sondern wünschen unseren allgemeinen Alltagswunsch [255] und damit lassen wir es beruhen.« Da er fest überzeugt war, daß seine Constanze auf den Vater und die Schwester nur den günstigsten Eindruck machen könne und daß die persönliche Bekanntschaft jede ungünstige Stimmung verwischen würde, so wünschte er nichts mehr als mit ihr nach Salzburg reisen zu können. Allein dem Unternehmen setzten sich mancherlei Schwierigkeiten entgegen; Mozart wollte gern den Namenstag des Vaters (15. Nov. 1782) mit seiner Frau in Salzburg feiern, allein die Zeit wurde ihm zu knapp; am 3. Nov. hatte er versprochen Frl. Auernhammer in einer Akademie zu unterstützen, und Anfang December hätte er schon wieder in Wien sein müssen, weil dann die beste Zeit für Lectionen und Concerte war; dazu kamen noch die durch schlechte Witterung unpassirbar gewordenen Wege und eine Kälte, welche es nicht rathsam scheinen ließ mit der Frau zu reisen. Kurz, die Reise mußte bis zum Frühjahr aufgeschoben werden, im Frühjahr aber machte die vorgerückte Schwangerschaft der Frau das Reisen unthunlich4; erst nach ihrer Entbindung5 machten sie sich Ende Juli 1783 wirklich auf [256] den Weg. Zwar überkamen Mozart Bedenken, ob ihn, wenn er nach Salzburg käme, der Erzbischof nicht etwa gar langen ließe, weil er keine förmliche Entlassung aus seinen Diensten erhalten habe, – »denn ein Pfaff ist zu Allem fähig«6; aber sein Vater scheint ihn deswegen beruhigt zu haben7.

Mozart hatte ehe er verheirathet war »in seinem Herzen das Versprechen gethan«, wenn er Constanze als seine Frau nach Salzburg bringen würde dort eine neu componirte Messe aufzuführen; »zum Beweise der Wirklichkeit dieses Versprechens« schrieb er seinem Vater (4. Jan. 1783) »kann die Spart von der Hälfte meiner Messe dienen, welche noch in der besten Hoffnung daliegt.« Von dieser in einem großartigen Maaßstab angelegten Messe, auf welche wir noch zurückkommen werden, brachte er nun das Kyrie, Gloria, Sanctus und Benedictus vollendet mit nach Salzburg; die [257] fehlenden Sätze wurden wahrscheinlich aus einer anderen Messe ergänzt und so wurde das Ganze am 23. Aug. im Kapellhause probirt und am 25. Aug. in der Peterskirche – im Dom würde es der Erzbischof wahrscheinlich nicht gestattet haben – aufgeführt, wobei seine Frau die Sopranpartie sang8.

Er war während jenes Aufenthaltes nicht unthätig. Die Wiedereinführung der italiänischen Oper hatte ihn veranlaßt sich nach dem Text einer opera buffa umzusehen, den er componiren könnte, und schon ehe er nach Salzburg kam hatte er durch den Vater seinen alten Librettodichter Varesco zu bestimmen gesucht diese Arbeit zu übernehmen. Da dieser sich bereit erklärte, wurde nun der Aufenthalt in Salzburg benutzt, um den Plan der Oper – sie hieß L'oca del Cairo – gemeinsam zu besprechen; Varesco entwarf eine detaillirte Darlegung der gesammten Handlung, führte auch den ersten Act vollständig aus und Mozart machte sich gleich mit seinem gewohnten Eifer aus Componiren, so daß er einen Theil dieses Actes nach seiner Art genau skizzirt mit nach Wien nahm. Wir werden später uns mit dem Schicksal dieser Oper noch genauer zu beschäftigen haben.

Daneben fand er noch Zeit Michael Haydn einen Liebesdienst zu erweisen. Dieser hatte vom Erzbischof den Auftrag erhalten Duette für Violine und Bratsche zu schreiben9, konnte sie aber in Folge einer heftigen Krankheit, die ihn [258] auf längere Zeit arbeitsunfähig machte, nicht zum bestimmten Termin fertig liefern, worauf ihm der Erzbischof mit Einziehung der Besoldung drohte. Als Mozart von dieser Verlegenheit erfuhr, übernahm er sogleich die Arbeit und schrieb, da er Haydn täglich zu besuchen pflegte, bei ihm mit solchem Eifer daß die Duette in kurzer Zeit vollendet waren, welche dann dem Erzbischof unter Haydns Namen übergeben wurden10. Und diese beiden Duette sind nicht etwa wie bestellte Arbeit leicht hingeworfen um fertig zu werden, sie sind mit unverkennbarer Liebe gearbeitet, die theils in dem Wunsch etwas seiner und des befreundeten Meisters würdiges zu leisten, theils in dem Interesse, welches die Schwierigkeiten so eng begränzter Mittel ihm darboten, begründet sein mochte. Es ist keine geringe Kunst nicht allein die Umrisse scharf und bestimmt zu entwerfen – dies ist bei dieser Gattung allerdings das Erste –, sondern auch Licht und Schatten und detaillirte Zeichnung herauszubringen; was wesentlich auf der freien Stimmführung beruhet, die zum Theil imitatorisch ist – wo sich die selbständige Bewegung mit Nothwendigkeit ergiebt –, aber auch den an sich nur begleitenden Figuren einen eigenthümlichen und bedeutenden Charakter aufzuprägen vermag. Dies ist um so wichtiger, weil die Beschränktheit der Stimmen nur ausnahmsweise eine volle Harmonie zuläßt, die Wirkung derselben also meistens durch eine geschickte Zerlegung der Elemente derselben erreicht werden muß; die steife Monotonie gebrochner Accorde zu vermeiden und doch dem Gehör, bei völlig freiem Spiel der einzelnen Stimmen, in jedem Moment das sichere Gefühl der Harmonie zu gewähren ist eine[259] Aufgabe, zu deren Lösung Kunst und Genie zusammenwirken müssen. Hier ist sie mit einer gewissen Behaglichkeit gelöst, die es sich auch in dem knappen Raum wohl sein läßt; die Freiheit der Erfindung in Melodie und Harmonie ist in keiner Weise beschränkt, die Ausführung ist breit, dabei frisch und lebendig, und eine Menge seiner Züge einer sicheren Meisterhand sind durch das Ganze verstreuet. Michael Haydn hielt das Original als ein Andenken an den Freund und Künstler ungemein hoch und auch Mozart soll auf diese Arbeit noch später Werth gelegt haben11.

Was Mozart aber bei der Reise nach Salzburg am meisten am Herzen lag, seinem Vater wie seiner Schwester nicht allein das Vorurtheil gegen seine Frau zu benehmen sondern ein Verhältniß herzlicher Zuneigung zwischen ihnen zu begründen, das schlug leider fehl; eine äußerliche Annäherung scheint durch diesen Besuch wohl erreicht zu sein, allein alle Anzeichen weisen darauf hin daß weder der Vater noch Marianne sich zu Constanze hingezogen fühlten. Nissen, oder eigentlich Constanze, berichtet (Vorr. S. XVIII) daß Mozart mit dem Besuche nicht recht zufrieden gewesen sei, weil er gehofft habe, daß man seine Frau mit einigen seiner Jugendgeschenke erfreuen würde, was aber nicht geschehen sei. Dieser Zug ist allerdings charakteristisch; wir sahen schon daß Leop. Mozart sich durch die Verheirathung seines Sohnes zur äußersten Strenge in dieser Rücksicht berechtigt hielt [260] und daß er auch später nicht abgeneigt war seine Schwiegertochter für eigennützig zu halten (S. 182). Marianne galt schon als junges Mädchen in der Familie für interessirt (I S. 137. II S. 162), nachher hat ihr Mann, der selbst nach Leop. Mozarts Ansicht oftmals »zu tief in den Oeconomiegeist versenkt war«, sicherlich nicht in liberalem Sinn auf sie eingewirkt, so daß auch von dieser Seite Wolfgang und seine Frau eher mit mißtrauischen Blicken angesehen wurden12. Es ist daher nur zu begreiflich, daß Mozart unbefriedigt von Salzburg zurückkam und daß seine Frau, welche die Abneigung der Seinigen unmittelbar empfunden hatte, keinen Grund hatte seine Anhänglichkeit an dieselben zu pflegen. Nichts desto weniger war dieselbe in seinem Herzen so fest gewurzelt daß in seinen Briefen, wenn sie gleich seltener werden, überall die alte kindliche Liebe und Ehrfurcht unverändert sich ausspricht13.

Nach einem Aufenthalt von fast drei Monaten reisten sie wieder nach Hause; von Linz aus stattete Mozart seinem Vater den folgenden Reisebericht ab: »Wir sind gestern, den 30sten October früh um 9 Uhr, glücklich hier angelangt. Den ersten Tag haben wir in Böcklbruck übernachtet. Den [261] folgenden Tag sind wir Vormittags in Lambach angekommen, und ich kam eben recht, um bey dem Amte das Agnus Dei mit der Orgel zu begleiten. Der Hr. Prälat hatte die größte Freude, mich wieder zu sehen14. Wir blieben den ganzen Tag dort, wo ich auf der Orgel und einem Clavichord spielte. – Ich hörte, daß den andern Tag zu Ebersperg bey Herrn Pfleger Steurer eine Opera aufgeführt, mithin ganz Linz alldort versammelt seyn werde, und entschloß mich also, auch dabey zu seyn, und wir fuhren dahin. Da kam gleich der junge Graf Thun (Bruder zu dem Thun in Wien) zu mir und sagte, daß sein Herr Vater schon vierzehn Täge auf mich wartete, und ich möchte nur gleich bey ihm anfahren, denn ich müßte bey ihm logiren. Als wir den andern Tag zu Linz beym Thore waren, stand schon ein Bedienter da, um uns zum alten Grafen Thun zu führen, allwo wir nun auch logiren. Ich kann Ihnen nicht genug sagen, wie sehr man uns in diesem Hause mit Höflichkeiten überschüttet15. Dienstag, als den 4ten November, werde ich hier im Theater Accademie geben, und weil ich keine einzige Sinfonie bey mir habe, so schreibe ich über Hals und Kopf an einer neuen, welche bis dahin fertig seyn muß. Meine Frau und ich küssen Ihnen die Hände, bitten Sie um Verzeihung, daß wir Ihnen so lange Ungelegenheit ge macht haben, und danken nochmals recht sehr für alles Empfangene.«

[262] Welche Symphonie es sei, die Mozart in Linz componirte, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Holmes vermuthet (p. 235) daß es eine Symphonie inC-dur sei16, welche, da sie in Mozarts eigenem Verzeichniß nicht aufgeführt ist, vor dem Jahr 1784 componirt sein muß und doch ihrem ganzen Charakter nach, wie Holmes richtig bemerkt, in die Zeit des Wiener Aufenthalts zu verlegen sein wird. Dagegen glaubte André daß eine nicht gedruckte Symphonie inG-dur17 [263] die in Linz componirte sei, weil sie ebenfalls in jenem Verzeichniß nicht vorkommt, der Handschrift aber und dem Stil nach in jene Zeit gehört. Dazu kommt noch daß die Partitur nur bis in die erste Hälfte des Andante von Mozarts Hand geschrieben, von da an durch einen Copisten ergänzt ist; höchst wahrscheinlich, weil Mozart um Zeit zu gewinnen von der letzten Hälfte gleich die Stimmen ausschrieb, wie er das bei großer Eile auch sonst wohl that18. Dieser Umstand, sowie das kleinere Orchester, die knapperen Dimensionen und der leichtere Charakter dieser Symphonie – denn die in C-dur ist ihrer ganzen Anlage und Behandlung nach entschieden größer und bedeutender – scheinen mir für Andrés Meinung zu sprechen. Uebrigens gehören beide Symphonien der Zeit und Art nach zu einander und bezeichnen in eigenthümlicher Weise eine Uebergangsstufe in Mozarts Instrumentalmusik: nirgends tritt der positive Einfluß der Haydnschen Symphonien in gleicher Weise hervor wie in diesen beiden. Schon der Umstand ist nicht bedeutungslos daß beide ein ziemlich pathetisches, spannendes Adagio dem Allegro, welches sehr dagegen absticht, als Einleitung vorangehen lassen; was bei Haydn bekanntlich meistentheils, bei Mozart nur ausnahmsweise vorkommt. Dann aber verräth sich in dem lebhaften munteren, dabei rauschenden und glänzenden Charakter des Ganzen, in dem Bestreben durch launige Einfälle, durch unvermuthete Contraste aller Art – in der Harmonie, in der Abwechslung von f und p, in den Instrumentaleffecten – zu reizen und zu unterhalten, sogar in manchen Einzelnheiten der technischen Ausführung unverkennbar [264] das Studium der Haydnschen Weise und die Absicht ihm dieselbe in ihren wesentlichen Momenten abzulernen19. Daß es dabei nicht auf ein wirkliches Nachahmen abgesehen sei und daß Mozarts Eigenthümlichkeit sich auch hier nicht verläugne bedarf kaum einer Bemerkung; nur ist der Einfluß Haydns als eigentlich bestimmender hier in einer Weise kenntlich, wie später nicht wieder. Dies wird recht klar, wenn man die Symphonie in Es-dur (comp. 26. Juni 1788) vergleicht. Auch diese nähert sich nicht allein durch die Aufnahme des einleitenden Adagio, sondern in manchen andern Zügen, die namentlich in dem launigen Finale hervortreten, der Haydnschen Art mehr als die übrigen Symphonien jener Zeit; aber hier ist Mozarts Individualität so entschieden vorwiegend und maaßgebend daß sie auch jenen Zügen ihr auszeichnendes Gepräge gegeben hat.

Daß Mozart in wenigen Tagen eine Symphonie schrieb kann uns nicht Wunder nehmen; auffallender ist daß er bei jenem Aufenthalt in Linz ein Ecce homo, welches auf ihn großen Eindruck machte, für seine Frau zeichnete, welche dieses Blatt mit seiner Unterschrift: »dessiné par W.A. Mozart, Linz ce 13 Nov. 1783, dedié à Mme Mozart son [265] épouse« als einen Beweis aufbewahrte »daß er auch dazu Talent hatte«, wie sie an Härtel schrieb (21. Juli 1800).

Im Jahr 1785 erwiederte Leopold Mozart den Besuch seiner Kinder und hielt sich vom 10. Februar bis 25. April bei ihnen auf. Er überzeugte sich daß sein Einkommen mehr als ausreichend sein mußte, daß das Hauswesen geordnet war, und freute sich an dem zweiten Enkel, dem kleinen halbjährigen Carl, »der gesund, freundlich und wohlauf« war; dennoch scheint es ihm dort nicht behaglich gewesen zu sein, seine Stimmung gegen die Frau und den Sohn wurde nicht günstiger und auf den Plan des letzteren einzugehen, zu ihm nach Wien zu ziehen (I S. 142) mochte er wenig Neigung empfinden20. Aber mit der alten Freude und Bewunderung nahm er an den künstlerischen Leistungen und Erfolgen Wolfgangs Antheil. Er war zu der Zeit gekommen, wo ein Concert das andere drängte, in denen Wolfgang fast regelmäßig beschäftigt war; sein Spiel wie die Compositionen entzückten ihn in gleicher Weise. In einer Akademie spielte Wolfgang das herrliche für die Paradies componirte Concert; »ich war in einer so guten Loge« schreibt der Vater an Marianne, »daß ich das Vergnügen hatte, alle Abwechslung der Instrumente so vortrefflich zu hören, daß mir die Thränen in die Augen kamen«, – so warm und innig empfand der alte Mann die künstlerische Schönheit. Schon am zweiten Tag nach der Ankunft des Vaters hatte Mozart Haydn zu sich eingeladen. »Es wurden« berichtet Leop. Mozart seiner Tochter »drey der neuen Quartetten gemacht, [266] nämlichex B, A und C-dur21. Sie sind zwar ein bischen leichter als die drey andern, aber immer vortrefflich componirt. Hr. Haydn sagte mir: Ich sage Ihnen vor Gott und als ein ehrlicher Mann daß ich Ihren Sohn für den größten Componisten anerkenne, von dem ich nur immer gehört, er hat Geschmack und besitzt die gründlichsten Kenntnisse in der Composition.« Leop. Mozart wußte die Bedeutung eines solchen Zeugnisses aus diesem Munde zu würdigen; er fand darin die Bestätigung des Glaubens und der Ueberzeugung, für welche er die beste Kraft seines Lebens geopfert hatte, eine solche Anerkennung des Sohnes war der schönste Lohn für diesen Vater – es war der Silberblick seines Lebens.

Auch sonst fehlte es nicht an Genüssen und Zerstreuungen mancher Art, er hörte Aloysia Lange, deren schöne Stimme ihm einst so viel Sorge gemacht hatte, in Glucks Pilgrimmen von Mekka und in Gretrys Zemire und Azor – dies war eine ihrer Hauptrollen –: »sie sang beydesmal und spielte vortrefflich.« Auch die Baronin Waldstädten, auf deren Bekanntschaft er sich so sehr gefreut hatte, wurde in Kloster Neuburg [267] besucht, wo sie sich damals aufhielt; wir erfahren nicht, wie es mit der Zusammenkunft ausfiel.

Von größerer Wichtigkeit, und für einen Mann von seiner Sinnes- und Denkungsart sicherlich von ernster Bedeutung war es, daß Leop. Mozart durch den Einfluß seines Sohnes, der, wie wir noch sehen werden, ein eifriger Freimaurer geworden war, bewogen ward während er sich in Wien befand, ebenfalls in den Orden einzutreten. Der scharfe Rationalismus, welcher neben streng kirchlicher Frömmigkeit in seiner Auffassung der sittlichen Pflichten wie der praktischen Lebensverhältnisse, in seinem kritischen Verhalten gegen Vorurtheile aller Art, so stark hervortritt, macht es begreiflich, daß er Aufklärung bei einer Gesellschaft suchte, welcher die ausgezeichnetsten und von ihm hochverehrten Männer angehörten. Wie weit er sich befriedigt fühlte durch die Aufschlüsse, welche ihm dort wurden, ist mir nicht bekannt; ebensowenig ob er in Salzburg, wo der Orden auch Anhänger gefunden hatte, ein thätiges Mitglied gewesen sei; die Tochter glaubte, wie wir sahen (S. 255), zu wissen, daß seine Correspondenz mit Wolfgang seit dieser Zeit sich auch auf Gegenstände der Freimaurerei bezogen habe.

Von Wien reiste Leopold Mozart über München nach Hause22; er sah den Sohn nicht wieder. Eine leise Hoffnung, welche er gegen Marianne äußerte, daß Wolfgang, der lange Zeit nicht geschrieben, ihn vielleicht durch einen Besuch überraschen werde (16. Sept. 1785), ging nicht in Erfüllung; er selbst machte zwar im Februar 1787 mit seinem [268] Schüler Heinrich Marchand noch einen Ausflug nach München, aber nach Wien kam er nicht wieder. Mit väterlichem Stolz ließ er sich von Wolfgangs glänzenden Erfolgen in Prag berichten und versäumt nicht seiner Tochter mitzutheilen daß Pater Edmund, der zum Besuch in Wien gewesen war, erzählt hatte ganz Wien halte Wolfgang für den größten der dort lebenden Tonkünstler (3. Febr. 1786). Mit sorgender Theilnahme verfolgt er die Gestaltung der äußeren Umstände seines Sohnes, aber er weist mit consequenter Strenge jeden Anspruch auf thätige Unterstützung zurück, auf die dieser durch seine Selbständigkeitserklärung sich selbst das Recht genommen habe; nur seinen väterlichen Rath, nicht immer in der schonendsten Form, ihm zu ertheilen ist er stets bereit. So bleibt er sich selbst gleich, und die Rührigkeit und Thätigkeit, welche er im Verkehr mit dem fernen Sohn nicht mehr wie früher entwickeln kann, tritt in seinen Beziehungen zur Tochter unausgesetzt in gleicher Weise hervor. Indessen blieb er von den Schwächen und Leiden des Alters nicht unberührt. Auf eine theilnehmende Anfrage nach seinem Befinden antwortet er Mariannen (24. Febr. 1787): »Bei einem alten Manne kann keine Rede von vollkommener Gesundheit mehr sein, da immer etwas fehlt und ein alter Mann abnimmt wie die Jugend aufnimmt. Kurz man muß flicken, so lange man flicken kann. Dermalen kann eine gute Hoffnung auf das bessere Wetter setzen. Uebrigens wirst Du mich ganz natürlich sehr mager finden, welches aber in der Hauptsache nichts thut.« Er hatte noch die Freude die Geschwister Storace und Kelly zu sehen; Mlle. Storace hatte freilich den ausführlichen Brief, welchen Mozart ihr mitgegeben hatte, so gut verpackt daß sie ihn nicht abgeben konnte, aber die mündliche Unterhaltung mit so nahen Freunden des Sohns konnte mehr als Ersatz sein. Bald nachher fing er [269] an zu kränkeln, auf die Kunde davon schrieb ihm Wolfgang (4. April 1787):23 »Diesen Augenblick höre ich eine Nachricht, die mich sehr niederschlägt – um so mehr, als ich aus Ihrem letzten vermuthen konnte, daß Sie sich Gott Lob recht wohl befänden. – Nun höre aber, daß Sie wirklich krank seyen! Wie sehnlich ich einer tröstenden Nachricht von Ihnen selbst entgegen sehe brauche ich Ihnen doch wohl nicht zu sagen, und ich hoffe es auch gewiß, – obwohlen ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe, mir immer von allen Dingen das Schlimmste vorzustellen. Da der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unsers Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! Und ich danke meinem Gott, daß er mir das Glück gegönnt hat, mir die Gelegenheit (Sie verstehen mich) zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen24. Ich lege mich nie zu Bette, ohne zu bedenken, daß ich vielleicht (so jung als ich bin) den andern Tag nicht mehr seyn werde; und es wird doch kein Mensch von Allen, die mich kennen, sagen können, daß ich im Umgange mürrisch oder traurig wäre; und für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage meinem Schöpfer, und wünsche sie von Herzen Jedem meiner Mitmenschen. Ich habe Ihnen in dem Briefe so die Storace eingepackt hat schon über diesen Punkt bey Gelegenheit des [270] traurigen Todfalles meines liebsten, besten Freundes, Grafen von Hatzfeld, meine Denkungsart erklärt – er war eben 31 Jahr alt, wie ich – ich bedaure ihn nicht – aber wohl herzlich mich und alle die, welche ihn so genau kannten wie ich. Ich hoffe und wünsche, daß Sie sich während ich dieses schreibe, besser befinden werden; sollten Sie aber wider alles Vermuthen nicht besser seyn, so bitte ich Sie bey ..... mir es nicht zu verhehlen, sondern mir die reine Wahrheit zu schreiben oder schreiben zu lassen, damit ich so geschwind als es menschenmöglich ist, in Ihren Armen seyn kann; ich beschwöre Sie bey Allem, was – uns heilig ist. Doch hoffe ich bald einen trostreichen Brief von Ihnen zu erhalten, und in dieser angenehmen Hoffnung küsse ich Ihnen sammt meinem Weibe und dem Carl 1000 Mal die Hände, und bin ewig

Ihr gehorsamster Sohn.«


Dieser Brief drückt das Siegel auf das schöne, echt menschliche Verhältniß welches zwischen Vater und Sohn bestand: im Angesicht des Todes stehen sie als Männer einander gegenüber, gefaßt durch die Ueberzeugung daß echte Liebe und Treue, ernstes Streben nach Wahrheit und Sittlichkeit über die Schranken des irdischen Daseins hinausreichen.

Zwar schien sich der Vater wieder zu erholen, er fühlte sich besser und schrieb noch am 26. Mai seiner Tochter, daß er sie mit ihrer Familie zu Pfingsten erwarte; aber diese Freude erlebte er nicht mehr. Am 28. Mai 1787 endigte ein rascher Tod25 das Leben eines Mannes, der durch einen seltenen Verein von klarer Einsicht und unermüdlicher Thätigkeit, [271] von gleich unbestechlicher Liebe und Strenge die schwierige Aufgabe gelöst hat einen genialen Sohn zum Künstler zu erziehen.

Fußnoten

1 Auf Wolfgangs Bitte schickte er, um dafür der Baronin doch eine Aufmerksamkeit zu erweisen, ein Paar Salzburger Zungen, die als eine Delicatesse geschätzt wurden.


2 Hamburger litt. u. krit. Blätter 1856 N. 72 S. 563.


3 Leop. Mozart beklagt sich einigemal gegen die Tochter daß Wolfgang in vier bis sechs Wochen nichts von sich habe hören lassen; in der Regel erfolgt dann die Aufklärung gleich darauf. Leider sind Wolfgangs Briefe an seinen Vater nur bis zu dem Besuch in Salzburg (Juli 1783) in ziemlicher Vollständigkeit erhalten; von da an nur noch einzelne. Die Schwester glaubte, wie Nissen (Vorr. S. XVI) berichtet, daß Briefe aus späterer Zeit wegen Beziehungen auf Freimaurerei vom Vater vernichtet seien, was wahrscheinlich genug ist. Aus allen Spuren ergiebt sich aber, daß Mozart keineswegs ein nachlässiger Correspondent gegen seinen Vater war; nur machte dieser auch jetzt noch Ansprüche auf eine Art von Tagebuch, wie es früher auf Reisen geführt worden war, und wie er es mit seiner Tochter nach deren Verheirathung zu wechseln gewohnt war. Daß Wolfgang diesem Wunsch nicht mehr entsprechen konnte, wird man nur begreiflich finden.


4 Am 3. April 1783 schickte er dem Vater Geld, soviel er wegen der bevorstehenden Niederkunft der Frau entbehren konnte, und ihre Portraits, welche man in Wien ähnlich fand. Dies wird das von seiner Schwester erwähnte Miniaturgemälde (I S. 227) sein.


5 »Ich habe den Brief meiner lieben Schwester richtig erhalten« schreibt Wolfgang dem Vater (7. Juni 1783). »Der Namenstag meiner Frau ist weder im März noch im Mai, sondern am 16. Februario und steht gar in keinem Kalender. Meine Frau aber dankt von Herzen beyden für Ihren gutgemeinten Glückwunsch, welcher auch ohne Namenstag angewendet ist. Sie wollte meiner Schwester gern selbst schreiben, allein in ihren dermaligen Umständen muß man es ihr schon zu gut halten, wenn sie ein wenig commod, – zu teutsch: gelegen ist. Vermög der Untersuchung der Hebamme hätte sie schon den 4 d. M. niederkommen sollen, – allein ich glaube nicht daß vor dem 15 oder 16 etwas daraus wird. Sie wünscht es sich je eher je lieber; besonders um desto bälder so glücklich zu seyn, Sie und unsere liebe Schwester mit mir in Salzburg zu umarmen. Da ich nicht glaubte, daß aus dem Spaß so geschwind Ernst werden könnte, so verschob ich immer mich auf die Knie niederzulassen, die Hände zusammenzufalten und Sie, mein liebster Vater, recht unterthänig zu Gevatter zu bitten. Da es nun aber vielleicht noch Zeit ist, so thue ich es halt jetzt. Unterdessen (in getroster Hoffnung daß Sie mir es nicht abschlagen werden) habe ich, seit die Hebamme den visum repertum eingenommen, schon dafür gesorgt, daß Jemand das Kind in Ihrem Namen hebt, es mag generis masculini oder feminini seyn! es heißt halt Leopold oder Leopoldine!« – Der erstgeborne Sohn Leopold, »der arme dicke fette und liebe Buberl«, wie es in einem Briefe (10. Dec. 1783) heißt, starb noch in demselben Jahr.


6 Als er seinem Vater schrieb daß er die Comtesse Palsy zur Schülerin bekommen habe, die Tochter von des Erzbischofs Schwester (S. 5), bat er ihn dies noch bei sich zu behalten, indem er nicht sicher sei, ob man es auch gern wissen lasse (4. Jan. 1783).


7 Noch am 19. Jan. 1786 schrieb Leop. Mozart seiner Tochter, daß der Erzbischof einen Brief Wolfgangs habe öffnen lassen, ohne aber etwas darin zu finden.


8 So berichtet Nissen S. 476, der nur darin irrt, daß er sagt die Messe sei von Mozart in Salzburg vollendet, während sie unvollendet geblieben ist. Daß sie für die Aufführung in Salzburg bestimmt war, erkennt man auch daran, daß Mozart sich auf das in Salzburg gebräuchliche Orchester beschränkt hat.


9 Es ist wohl möglich daß sie für den Gebrauch des Erzbischofs selbst bestimmt waren, s. I S. 543f.


10 Ohne Haydns Namen wurde diese Begebenheit von Mozarts Wittwe erzählt (A. M. Z. I S. 291), genauer in der biographischen Skizze von Mich. Haydn (Salzb. 1808) S. 38f.


11 Das erste Duett in G-dur besteht aus einem breit angelegten Allegro, einem kürzeren, schönen Adagio, und einem lebhaften, aber mehr als sonst wohl ernst gehaltenen Rondo; im zweiten in B-dur wird das leichter gehaltene Allegro durch ein kurzes figurirtes Adagio eingeleitet; darauf folgt ein der Siciliana ähnliches Adagio und den Beschluß machen sehr anmuthige Variationen. – Die Duetten sind später ohne Mozarts Wissen unter seinem Namen gedruckt (Op. 25 bei André in Offenbach); in Partitur bei Heckel in Mannheim.


12 Nach den Briefen, welche Wolfgang nach dem Tode des Vaters über die Erbschaftsangelegenheit an Marianne schrieb (I S. 143f.), steht zu fürchten, daß es auch dabei nicht ohne Verstimmung abging. – Nach Mozarts Tode war zwischen der Wittwe und Marianne so wenig Verkehr, daß diese in dem mehrerwähnten Brief an Sonnleithner (2. Juli 1819) meldet, sie habe von Constanzes zweiter Heirath nur durch das Gerücht und von den Kindern ihres Bruders gar nichts gehört. Bei ihrem Zusammenleben in Salzburg standen übrigens beide Frauen in gutem Vernehmen mit einander.


13 Auch der Brief, welchen er an seine Schwester zu ihrer Hochzeit richtete (I S. 142) spricht seine Anhänglichkeit an Vater und Schwester einfach und ehrlich aus.


14 Schon auf der Reise nach Wien im Jahr 1767 hatte der Prälat Mozart gastlich aufgenommen (I S. 80).


15 Als Leop. Mozart im Jahr 1785 auf der Rückreise von Wien nach Linz kam, mußte er ebenfalls bei Graf Thun logiren; dort fand er auch den neuen Bischof Graf Herberstein. »Wir sprachen viel von unserer alten Bekanntschaft«, schreibt er der Tochter (30. April 1785) »wie wir mit ihm von Passau auf der Donau nach Linz gefahren und Dein Bruder den alten Bettlmann hat sehen ins Wasser fallen.«


16 Sie ist gedruckt als Op. 34, in der Sammlung bei Breitkopf u. Härtel N. 6; das Autograph ist mir nicht zugänglich gewesen.


17 André Verz. 127. Die Themata der einzelnen Sätze – sie hat kein Menuett – sind folgende


6.

Das Orchester besteht außer den Saiteninstrumenten aus Oboen und Hörnern, wozu in der Symphonie inC-dur noch Fagotts, Trompeten und Pauken kommen.


18 So hat er auch von dem »musikalischen Spaß« (André Verz. 156 componirt 14. Juni 1787) nur einen Theil in Partitur gesetzt, den Rest aber, weil die Zeit drängte, gleich in Stimmen ausgeschrieben.


19 Nirgends tritt dies deutlicher hervor als im Andante der Symphonie in G-dur. Gleich das Thema, die einfachen Bässe, die Triolenfigur der zweiten Geige, dann das Minore mit der Figur im Baß und den einzelnen scharfen Accenten, – alles sind ganz Haydnsche Züge. Auch die contrapunktische Ausführung im Finale erinnert in dieser wie in der C-dur Symphonie an Haydns Manier. Einzelne Züge werden bei näherer Betrachtung jedem entgegentreten; ich führe nur aus der Symphonie in C-dur beispielsweise an den unvermutheten Eintritt des E-moll (S. 6 Takt 8) und C-dur (S. 6 Takt 12), die einzelnen starken Schläge der Blasinstrumente (S. 25 Takt 3. 4), das eigenthümliche Thema, mit dem die Bässe einsetzen (S. 28 Takt 5), im Menuett ganz besonders die neckischen Schlußtakte (S. 36 Takt 12–16), u.a.m.


20 Nissen berichtet (Vorr. S. XVIII) aus den Briefen, welche Leop. Mozart von Wien aus an seine Tochter schrieb – von denen ich leider nur einige weniger bedeutende selbst gesehen habe – leuchte einige Kälte gegen seinen Sohn hervor.


21 Wenn in Gesellschaften Quartett gespielt wurde, übernahm Mozart, der in späteren Jahren nicht leicht Violine spielte, gewöhnlich die Bratsche. Kelly erzählt (Remin. I p. 240f.) daß in einer Gesellschaft von Künstlern bei Storace Quartett gespielt worden sei, bei welchem Haydn die erste, Dittersdorf die zweite Violine, Mozart Bratsche und Vanhall Violoncell gespielt habe – eine Besetzung, einzig in ihrer Art. Holmes nimmt daran Anstoß daß Haydn, der allerdings ein guter Geiger aber kein Solospieler war, die erste Violine gespielt habe und vermuthet, daß Kelly ihn durch einen Gedächtnißfehler an Mozarts Stelle gesetzt habe (p. 267); dann wäre eher anzunehmen, daß Dittersdorf, der damals ein berühmter Violinspieler war, die erste und Haydn die zweite Geige gespielt habe.


22 Auf der Reise nach München – in Gesellschaft der Schauspielerin Lange, der Frau des Waldhornisten, welche in Wien gastirt hatte (Lange Selbstbiogr. S. 134f. Müller Abschied S. 273) – und während des Aufenthalts dort hatte er sich ebenso unterhalten als in Wien; nach seiner Heimkehr klagte er der Tochter, wie sehr er sich in Salzburg langweile.


23 Das Original ist im Besitze der Frau Baroni-Cavalcabo.


24 Diese Aeußerungen sind ein Beweis von dem sittlichen Ernst, mit welchem Mozart in der Beschäftigung mit der Freimaurerei Aufklärung über die höchsten Fragen erstrebte. Es wird nicht ohne Interesse sein die Aeußerungen Baggesens, der ein enthusiastischer Maurer war, über Tod und Unsterblichkeit zu vergleichen (Briefwechsel I S. 314ff.).


25 Mozart meldete die Trauerbotschaft gleich seinem Freunde Gottfr. v. Jacquin: »Ich benachrichtige Sie, daß ich heute als ich nach Haus kam die traurige Nachricht von dem Tode meines besten Vaters bekam. – Sie können sich meine Lage vorstellen!«


Quelle:
Jahn, Otto: W.A. Mozart. Band 4, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1859, S. 1.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Waldbrunnen / Der Kuß von Sentze

Der Waldbrunnen / Der Kuß von Sentze

Der Waldbrunnen »Ich habe zu zwei verschiedenen Malen ein Menschenbild gesehen, von dem ich jedes Mal glaubte, es sei das schönste, was es auf Erden gibt«, beginnt der Erzähler. Das erste Male war es seine Frau, beim zweiten Mal ein hübsches 17-jähriges Romamädchen auf einer Reise. Dann kommt aber alles ganz anders. Der Kuß von Sentze Rupert empfindet die ihm von seinem Vater als Frau vorgeschlagene Hiltiburg als kalt und hochmütig und verweigert die Eheschließung. Am Vorabend seines darauffolgenden Abschieds in den Krieg küsst ihn in der Dunkelheit eine Unbekannte, die er nicht vergessen kann. Wer ist die Schöne? Wird er sie wiedersehen?

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon