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Nach dem Kriegsstaate eingerichtete Beschreibung eines großen Theils von Schwaben, welche Ludwig der vierzehnte König in Frankreich durch geschickte Ingenieurs hat verfertigen lassen

[1493] Als zu Ende des Vorigen Jahrhunderts die Franzosen Freyburg innen hatten und ihre Gränzen weiter gegen die österreichischen Erblande auszubreiten suchten, schickten sie erfahrne Ingenieurs, welche in geheim alle benachbarte Gegenden zwischen Freyburg, Basel, Schafhausen, Costniz, Villingen etc. untersuchen und davon genaue Nachrichten abstatten mußten. Hieraus erwuchsen nicht nur merkwürdige Berichte, sondern auch umständliche Anzeichnungen itzgedachter Lande, dergleichen wenige andere aufzuweisen haben. Diese ließ Ludwig der vierzehnte zur Nachricht der vornehmsten Officiers, welche den Einbruch in die österreichischen Lande commandiren und ausführen sollten, in vortreffliche Kupferstiche, und zwar, wie es scheint, durch den berühmten Künstler Cordier bringen, hernachmals aber, als gedachter Anschlag ins Stecken gerathen war, in dem Kabinette zu Versailles aufbehalten. Die einzige Karte von Hünningen bis Costniz ist über fünf Ellen lang, besteht aus vier großen Stücken, und bin ich in Paris zu derselben Besitzung auf eine unvermuthete glückliche Weise gekommen; jedoch mangelt mir noch etwas von der dazu gehörigen schriftlichen Anweisung, welches ungeachtet[1493] aller angewendeten Mühe und Kosten so wenig von mir, als dem englischen Ingenieur und Obersten Armstrong ergänzet werden konnte. Vielleicht dienen dergleichen Nachrichten, welche ich übersetzet und hiemit bekannt mache, künftig etwan bey vorfallenden Gelegenheiten, um dem Uebel, welches damals unserm Vaterlande zugedacht war, desto leichter vorzubauen. Die Karten lassen sich allhier nicht beyfügen, weil sie vieles von ihrer Schönheit und Deutlichkeit verliehren würden, wenn sie ins kleinere sollten gezogen werden. Indessen kann man sich aus des Ingenieur Michal großer Karte von Schwaben Raths erholen, woraus ich auch hie und da die deutschen Namen der Oerter und Bäche, in deren eigentlicher Aussprache und Schreibung die französische Nation nicht gar glücklich zu seyn pfleget, verbessert. Sind etwan des HenrySENGRECartes des Frontieres de Lorraine & de la Comté de Bourgogne avec la haute Alsace & les quatre villes Forestieres bey der Hand, so werden sie hierinnen gleichfalls gute Dienste leisten können, und allenfalls ist Matthæi SEVTTERCursus Rheni supra Argentoratum & regiones adjacentes wohl zu gebrauchen. Seutter scheint den Sengre (dessen Karten übrigens hoch zu achten sind) in vielen Stellen copiiret zu haben, und beyde bringen die meisten Namen der Oerter dieser Gegenden auf gleiche verstümmelte Art vor, wie sie der Autor meines Manuscripts angeführet hat. Die Numern der Orte, so in der Erklärung und in der Abzeichnung vorkommen, habe ich hier nicht ändern oder auslassen wollen, weil sie sowohl inskünftige vielleicht noth bey den Originalkarten dienen, als auch sonst manche Unordnung verhindern können.[1494]

Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 1493-1495.
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