Vorbericht des Verfassers

bey der ersten Auflage.

[16] Verschiedene Umstände haben verursachet, daß das ganze Werk der gegenwärtigen Reisebeschreibung, wie es schon völlig abgefasset ist, nicht auf einmal zum Vorscheine hat kommen können; es soll aber dasjenige, was daran noch mangelt, in einem zweyten Theile aufs fordersamste und innerhalb wenigen Monaten folgen. Den Inhalt desselben zeiget die Fortsetzung des summarischen Auszuges.

Warum der Verfasser etliche Städte Italiens, und insonderheit Rom, etwas weitläuftiger, als vielleicht einigen Lesern nöthig zu seyn scheinen möchte, beschrieben habe, kann guten Theils aus demjenigen, was zu Ende des ein und funfzigsten und im Anfange des folgenden Schreibens angeführet worden, abgenommen werden, und da zu wünschen wäre, daß, wenn ja der Deutschen übermäßige Reisebegierde ferner anhalten sollte, lieber Italien, als Frankreich, und insonderheit Paris, zu einem langen Aufenthalte junger Leute erwählet würde, so hat er solchen Reisenden hiemit gleichsam statt eines Wegweisers dienen wollen. Er wünschet aber dabey auch, daß man junge Cavaliere besser, als[17] bisher geschehen, durch Erlernung verschiedener Wissenschaften zu Reisen nach Italien geschickt machen möge, da sich denn bald zeigen wird, was für Nutzen in Ansehung der Alterthümer, des bürgerlichen und geistlichen Rechtes, der Deutschen Staats- und Lehenverfassung, Profan-Kirchen- und Naturgeschichte, Mathematik, Mechanik, Bau- und Bildhauerkunst, Malerey und anderer Wissenschaften, davon zu hoffen sey. Wer zu solchen Dingen keine Lust und keinen Vorschmack davon hat, thut ohne Zweifel besser, daß er gar zu Hause bleibe, als daß er in Paris die Anzahl der vielen schlechten jungen Deutschen, welche dahin mehr als an andere Orte eilen, und daselbst nur eine Verachtung unserer Nation erwecken, vermehren helfe.

Was in dem drey und dreyßigsten Schreiben von dem unglaublichen Gedächtnisse des P. Sacchieri erwähnet worden, kann durch das Zeugniß des mit dem herzoglichen würtembergischen Erbprinzen in Turin gewesenen Arztes, Elias Camerarius bestätiget werden, als welcher in Speciminibus eclecticæ Medicinæ ac Physicæ p. 24 gleichfalls berichtet, daß gedachter Jesuit ein algebraisches Problema auflösen und zu gleicher Zeit mit dreyen unterschiedenen Personen im Schache, ohne auf das Spielbrett zu sehen, habe spielen können.

Wegen Abwesenheit des Autoris sind nicht wenige Druckfehler eingeschlichen, und wird der geneigte Leser ersuchet, um allen Anstoß desfalls zu vermeiden, die vornehmsten derselben, nach Anleitung der zu Ende befindlichen Erinnerung, vor der Lesung des Werkes, zu verbessern.

Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. XVI16-XVIII18.
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