Vorrede.

Die vielen Reisebeschreibungen, womit Deutschland seit einigen Jahrhunderten, gleich als mit einer Sündfluth, überschwemmet worden, haben unserm Vaterlande bey den Ausländern wenige Ehre gemacht. Diese Klage ist desto gerechter, je mehr die meisten alle ächte Merkmaale von ungestalten Misgeburten an sich tragen. Das Unwahrscheinliche, das Kriechende, das Lächerliche, so in denselben herrschet, hat selbst bey unsern Landsleuten einen billigen Ekel erwecket. Wie darf man sich denn verwundern, daß die Ausländer in ihren niederträchtigen Vorurtheilen, welche sie von dem schlechten Witze der Deutschen haben, sind bestärket worden? In Wahrheit! es hat uns bisher an Schriften gefehlet, welche wir einem Misson, einem Montfaucon und andern gelehrten Ausländern mit Recht entgegen setzen können. Und es kömmt mir fast so vor, als ob dieser erhabne Vorzug den Keyßlerischen Reisen aufbehalten gewesen sey. Das regelmäßige Schöne, so diese letztere Reisebeschreibung zieret, hat ihr nothwendig sowohl in Deutschland, als bey den Auswärtigen Ehre und Beyfall verschaffen müssen. Der preiswürdige Verfasser derselben läßt uns nichts gemeines[1] und ekelhaftes erwarten. Er sorget für alle Arten der Gelehrten, und unterhält seine Leser bey der Mannigfaltigkeit von lesenswürdigsten Nachrichten in einer beständig aufmerksamen Zufriedenheit. Sein Werk enthält die vortrefflichste Anweisung, wie man seine Zeit auf Reisen klüglich anwenden, und das Gemüth sowohl unterrichten, als unschuldig vergnügen solle. Die Schreibart ist rein und natürlich, und mit den glücklichsten Einfällen eines lebhaften Witzes gleichsam gewürzet. Sind das nicht unverbesserliche Eigenschaften, welche den ungezwungenen Beyfall aller Leser verdienen? Männer, bey denen Vernunft und ein gereinigter Geschmack regieret, haben diese neuesten Reisen um die Wette gelobet. Und es könnte mir unmöglich schwer fallen, durch Anführung gegründeter Lobsprüche einige Bogen anzufüllen. Allein ein Buch, das mit so vielen Vollkommenheiten pranget, als es in seiner Art zu besitzen fähig, ist keiner geborgten Schönheiten bedürftig. Selbst der häufige Abgang dieser Schrift, und das sehnliche Verlangen, womit man schon seit einigen Jahren eine neue Auflage erwartet hat, überhebt mich solcher Mühe.

Da ich indessen die Ehre habe, diesen neuen Abdruck mit einer Vorrede zu begleiten: so sehe ich dieses als eine bequeme Gelegenheit an, da ich memem verewigten Freunde ein Denkmaal der Liebe und der Freundschaft stiften kann. Meine Leser dürfen nicht besorgen, daß ich durch eine Menge von leeren Worten ihre Aufmerksamkeit ermüden wolle. Ich werde vielmehr das verehrungswürdige Andenken meines unvergleichlich würdigen Freundes durch einen unvollkommenen Abriß seines Lebens zu erhalten suchen. Eine vollständige Lebensbeschreibung kann ich diesesmal unmöglich liefern, weil die engen Gränzen einer kurzen Vorrede keine weitläuftige Ausführung verstatten. Ich werde aber doch auch nichts übergehen, was in die Geschichte dieser neuesten Reisen einen Einfluß zu haben scheinen möchte1. Möchte es mir nur nicht an Worten fehlen, damit ich meinen Freund auf eine seinen Vorzügen gemäße Art beschreiben könnte! Allein noch niemals habe ich mir die Gabe der Beredsamkeit[2] mit einer stärkern Rührung des Gemüths gewünschet: Und noch niemals habe ich an der Erfüllung meines Wunsches ängstlicher, als diesesmal, gezweifelt. Denn ich merke gar zu wohl, daß sich die Triebe der Freundschaft und der Dankbegierde weit besser empfinden, als mit Worten beschreiben lassen.

Das ganze Leben meines nunmehro verklärten Freundes ist ein Zusammenhang von rühmlichen Bemühungen gewesen, welche sein patriotisches deutsches Herz verrathen. Entweder ich irre, oder ein reiner patriotischer Eifer sur die Ehre unsrer Nation das ist eine Vollkommenheit, deren nur erhabene Seelen fähig sind. Diese sind zwar Freunde des ganzen menschlichen Geschlechts. Sie lieben alle Völker als ihre Anverwandten. Allein die Ehre ihres Vaterlandes liegt ihnen vornehmlich am Herzen. Ich weis in der That nicht, ob jemand diesem liebenswürdigen Bilde ähnlicher, als Keyßler, gewesen sey. Er war von Geburt ein Deutscher, und er hat den Ruhm seines Vaterlandes in einer zwiefachen Absicht befördert. Durch sein eigenes Beyspiel einer gründlichen Gelehrsamkeit hat er die Vorurtheile der Ausländer entkräftet. Und durch seme unverbesserliche Schriften hat er die Ehre des deutschen Namens kräftigst gerettet. In Thurnau, einer den Grafen von Giech zugehörigen Stadt, hat er das Licht der Welt im Jahre 1689 zuerst erblicket. Sem Vater, ein gräflich Giechischer Hofrath, hat die Pflichten eines redlichen Vaters an ihm erfüllet. Und das Bild von der ungeheuchelten Frömmigkeit semer Mutter2 hat lebenslang den tiefsten Eindruck in seinem Gemüthe zurückgelassen. Die erste Blüthe seiner Jahre wurde nicht den schlüpfrigen Lüften der Jugend, sondern demjenigen aufgeopfert, dem er Leben und Odem zu danken hatte. Ich würde Bedenken tragen müssen, seinen ersten Unterricht in den Wahrheiten unsers seligmachenden Glaubens zu rühmen, wenn mein Freund in seinen männlichen Jahren die heiligsten Bande der Religion zerrissen[3] hätte. Wir leben zu einer Zeit, da die ausgearteten Feinde der Wahrheit ihre ohnmächtigen Waffen schärfen, um die gute Sache der christlichen Lehre anzufechten. Würde man sich wohl verwundern dürfen, wenn sich mein Freund durch den Strom des Verderbens hätte mit fortreißen lassen, da er auf semen Reisen den heftigsten Versuchungen mehr als jemand unterworfen gewesen ist? Allein es gereicht ihm zu einem wahren Ruhme, daß er sich selbst in den Wahrheiten unsers allerheiligsten Glaubens befestiget, und die ersten Begriffe niemals bey sich auslöschen lassen. Seine Neigung zu den Wissenschaften, welche sich sehr frühzeitig äußerte, wurde durch den sorgfältigen Unterricht kluger Lehrer unterhalten und vermehret. Johann Georg Unger in Giech, und Ernst Salomon Cyprian in Coburg, das sind die beyden verdienten Männer, deren lehrreiche Bemühungen Keyßler durch seinen eigenen Fleiß erleichtert hat. Der erste war sein Anverwandter, und der letztere pries ihn denen Mitschülern als ein Beyspiel der Nachfolge an. Sie übergaben ihn der höhern Schule zu Halle, welche von ihrer ersten Stiftung an ein Sammelplatz der Gelehrten vom obersten Range gewesen war. Keyßler hatte nach reifer Ueberlegung die geheiligten Lehren der Themis lieb gewonnen. Er hörete Thomasen, Gundlingen, von Ludwig und Böhmer, Und wem sind die Namen dieser großen Männer unbekannt? Laßt uns aber nicht glauben, als ob Keyßler ein sklavischer Anbether des Bartolus und Baldus worden sey. Die gelehrten Sprachen der Lateiner, Griechen und Hebräer, die Lehrsätze der ältesten und neuesten Weltweisen, die Geschichte, die Alterthümer des Vaterlandes, und überhaupt alle Wissenschaften hatten so viel reizendes in seinen Augen, daß er sich mit ihren Schönheiten bekannt zu machen suchte.

Ein so vorzüglicher Fleiß, welcher durch den Charakter eines redlichen Menschenfreundes geadelt wurde, konnte unmöglich lange verborgen bleiben. Er hatte die hohe Schule zu Halle auf eine Zeitlang verlassen, um für seine bey der allzuheftigen Neigung zu den Wissenschaften begangene medicinische Sünden[4] zu büßen. Kaum hatte er angefangen, der zärtlichen Gesellschaft seiner Aeltern zu genießen, als ihm nach einem halben Jahre ein Feld gewiesen wurde, worauf er seine Kräfte üben konnte. Die beyden Hochgräflichen Gebrüder von Giech Büchau, Karl Maximilian und Christian Karl, wurden seiner Aufsicht in der Gestalt eines Unterhofmeisters anvertrauet. Er gieng mit ihnen im Jahre 1713 nach Halle zurück, und begleitete sie hernachmals auf ihren Reisen. Nichts schmeichelte seiner Neigung mehr als eine so vortheilhafte Gelegenheit, die Welt im Großen kennen zu lernen. Er begab sich zuerst mit ihnen nach Utrecht, wo er Hadrian Relanden kennen lernete. Dieser in der That große Gelehrte schenkte ihm seine ganze Gunst, nachdem er eine mehr als gemeine Fähigkeit an ihm verspüret hatte. Seine gelehrten Unterredungen entflammten in meinem Freunde die schon vorhin rege gemachte Begierde, sich um die verehrungswürdigen Alterthümer des Vaterlandes verdient zu machen. Reland zeigte ihm das weite Feld des deutschen Alterthums, welches einem unbebaueten Acker ähnlich sieht, dessen wüste Fluren von der unverantwortlichen Nachläßigkeit ihrer umvürdigen Besitzer zeugen. Er wies ihm den Nebel der Irrthümner und der Vorurtheile, welche selbst bey solchen Schriftstellern herrschen, die wir als Sterne der ersten Größe zu verehren pflegen. Er unterrichtete ihn insonderheit von den wilden und verwirrten Vorstellungen, welche die meisten neuern Deutschen von dem Lehrbegriffe ihrer ältesten Väter haben3. Große Seelen entfernen sich von zaghaften Gemüthern. Wenn diese bey einer jeden kleinen Schwierigkeit sowohl Muth als Kräfte sinken lassen: so machen jene die größesten Hindernisse zu Bewegungsgründen eines desto eifrigern Fleißes. Keyßler fassete auf Relands Anrathen den muthigen Entschluß, ein neues dauerhaftes Lehrgebäude von der Religionsverfassung der alten deutschen und nordischen Völker aufzuführen. Und sein erster Grundriß, den er in den Celtischen Alterthümern entworfen, reizte nicht nur die Begierde der Leser, sondern rechtfertigte ihn auch vollkommen, daß er einem so wichtigen Werke gewachsen wäre.[5]

Keyßler würde das ihm so angenehme Utrecht noch nicht so bald verlassen haben, wenn er nicht em Reisegefährter der beyden Herren Grafen von Giech gewesen wäre. Er besah in chrer Gesellschaft die vornehmsten Städte Deutschlandes, Frankreichs und der Niederlande. Allenthalben verschaffte er sich einen Zuwachs zu seinen gelehrten Beschäfftigungen. Es ist ein fast allgemeiner Fehler der Reisenden, daß sie den wahren Endzweck ihrer kostbaren Reisen durch nichtswürdige Klemigkeiten zu vereiteln pflegen. Keyßler wußte die Zeit klüglicher auszukaufen. Er erweiterte seme Erkenntiß mit solchen Merkwürdigkeiten, welche der menschlichen Aufmerksamkeit am würdigsten sind. Vermöge seiner Stärke, die er in den Geschichten der gelehrten Republik besaß, wußte er sich die öffentlichen und besondern Büchersammlungen zu Nutze zu machen. Dazu kamen die gelehrten Gesellschaften, welche er mit einer wahren Lehrbegierde zu besuchen pflegte. Schon damals verschaffte er sich bey den Ausländern Ehre. Baudelot, Montfaucon und andere berühmte gelehrte Franzosen verleugneten die Vorurtheile, womit ihre Nation gememiglich wider die Deutschen eingenommen ist. Sie würdigten ihn ihrer Freundschaft, und sie bedienten sich sogar seiner Einsichten bey Erklärung der Denkmaale des Alterthums. Ein vor nicht gar langer Zeit in der Hauptkirche zu Paris entdeckter Ueberrest des Celtischen Götzendienstes hatte die Aufmerksamkeit aller Kenner rege gemacht. Die Erklärung desselben beschäfftigte sowohl die französischen als deutschen gelehrten Federn. Keyßler machte ebenfalls seine beyfallswürdigen Anmerkungen. Unparteyische Richter mußten ihm Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß seine scharfsinnige Aufmerksamkeit die flüchtigen Entdeckungen der Franzosen übertroffen habe4.

Mein Freund hatte seine erste Reise glücklich und mit Ruhm vollendet, als seine ganz ausnehmende Geschicklichkeit dem damaligen Königl. Großbritan. und Churfürstl. Braunschweig. Lüneburgischen erstem Staatsminister, dem Reichs-Freyherrn Andreas Gottlieb von Bernstorf angepriesen wurde. Dieser große Kenner der menschlichen Gemüther, von welchem die späte Nachwelt[6] rühmen wird, daß er das wahre Ebenbild eines Musageten in einer zwiefachen Absicht an sich getragen habe, suchte einen gelehrten Mann, dem er seine beyden liebenswürdigen Enkel, die hoffnungsvollen Söhne des Königl. Großbrit. und Churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischen Kammerherrn, Freyherrn von Bernstorf anvertrauen konnte. Die Wahl fiel auf Keyßlern, und der schönste Erfolg hat bewiesen, daß derselbe des auf ihn gesetzten Vertrauens mehr als jemand würdig gewesen sey. Er kam im Herbste des Jahres 1716 zu Hannover an, und übertraf durch seine sorgfältige Treue die gnädige Hoffnung seiner Mäcenaten. Seine vorzügliche Gabe sich in die Neigungen der adlichen Jugend zu schicken, und die jungen Gemüther durch vernünftige Vorstellungen von Ausschweifungen zurück zu halten, erhielt einen desto größren Glanz, weil sie durch eine ungeheuchelte Frömmigkeit, Uneigennützigkeit und Redlichkeit geschmücket wurde. Er befestigte sich dadurch dergestalt in ihrer Gnade, daß er die Früchte davon in seinem ganzen Leben genossen hat. Der itzige Königl. Großbritan. und Churfürstl. Braunschweig-Lüneburgische Land- und Kriegsrath Andreas Gottlieb, und der Königl. Dänische Kammerherr-Ritter vom Dannebrog, Johann Hartwig Ernst, Reichs Freyherren von Bernstorf, das sind die beyden verehrungswürdigen Gebrüder, welche die seltene Treue ihres ersten Anführers mit einer eben so seltenen Gnade und Freygebigkeit belohnet haben.

Im Jahre 1718 erhielt Keyßler die Erlaubniß zu einer Reise nach England, welcher er bey seinen übrigen Verrichtungen die Gestalt emer gelehrten Reise zu geben wußte. Eben derjenige freye Zutritt zu gelehrten Gesellschaften, welcher ihm in Frankreich und den Niederlanden so schätzbar gewesen war, machte ihm auch London und Oxford in England angenehm. Einen deutlichern Beweis von der Hochachtung dieser Ausländer hätte er nicht erwarten können, als da er von der königlichen Societät der Wissenschaften in London mit allgemeiner Zustimmung unter die auswärtigen Mitglieder aufgenommen worden. Und das ist auch der einzige Ehrenname, den mein von aller eitlen Titelsucht entfernter Freund geführet hat. Die Gelegenheit zu einer ihm so rühmlichen Ernennung gab die gelehrte Abhandlung de Dea Nehalennia,[7] numine veterum Walachorum topico. Dieß war die erste reife Frucht seiner öffentlichen Bemühungen, worinnen er eine ganz ungemeine Stärke in den Alterthümern seines Vaterlandes blicken ließ5. Die höchstansehnliche Gesellschaft der engländischen Gelehrten durfte sich ihre Wahl um desto weniger gereuen lassen, weil die deutschen und britannischen Alterthümer in einer unleugbaren Verbindung stehen. Nichts ist in England bekannter als das Angelsächsische Denkmaal des Alterthums, welches die Britten mit dem Namen Stone-henge zu belegen gewohnt sind. Die unverbesserliche Schrift meines Freundes, in welcher er diesen Ueberrest des ersten Weltalters so gelehrt als gründlich erkläret hat, ist ein unverwerfliches Zeugniß, daß er jener ihm beygelegten Ehre vorzüglich würdig gewesen sey. Dazu kam seine vortreffliche Abhandlung von der geheiligten Mistel der Druiden, welche er selbst in London verfertiget, und seinem ächten Freunde, dem berühmten englischen Arzte Jakob Douglas zugeschrieben hat. Alle diese einzelne Schriften wurden in den Tagebüchern und Monatsschriften der Gelehrten durch häufige Lobsprüche fast ersticket. Und es mußte ihm nothwendig zur Ehre gereichen, als er nach seiner Zurückkunft in Hannover im Jahre 1720 eine ganze Sammlung von auserlesenen Abhandlungen unter der Aufschrift der antiquitatum selectarum Septentrionalium & Celticarum zusammen drucken ließ. Ich nenne hier meinen Lesern ein Buch, welches sich vermöge seines eigenen innern Werths über alle rühmliche Zeugnisse erhebet. Keyßler hat in demselbigen gewiesen, daß er einer von den glücklichsten Schriftstellern unsers Jahrhunderts sey. Die Leser finden hier nichts abgedroschenes und ekelhaftes, wobey sie jähnen und die Geduld verliehren müssen. Der Verfasser thut seinem Endzwecke und der Hoffnung der Leser allemal ein vollkommenes Genüge. Ist es denn wohl zu verwundern, daß eine so sehr beyfallswürdige Arbeit sich schon seit mehrern Jahren in den Buchläden vergriffen, und das Verlangen nach einem neuen Abdrucke erwecket hat?

Keyßler hatt/ue die beyden jungen Freyherren von Bernstorf mehr als zehn Jahre lang in allen anständigen Wissenschaften so weislich unterrichtet,[8] daß sie fähig waren, die Welt mit Nutzen zu besehen. Er gieng zuerst mit ihnen im Jahre 1727 nach Tübingen, und begab sich daselbst in das Haus des damaligen Oberhofgerichts-Präsidenten, Obervogts und Obelhofmeisters von dem Collegio illustri zu Tübingen, und nachmaligen Hochfürstlich Würtembergischen Geheiwden Rathspräsidenten, Freyherrn von Forstner. Die große Staatswissenschaft desselben mußte ihnen bey der täglichen Tischgesellschaft nothwendig eben sowohl zu vielem Vortheile gereichen, als der öffentliche Unterricht der berühmtesten Lehrer. Sie verblieben in Tübingen anderthalb Jahre, und traten im April des Jahres 1729 diejenige Reise an, welche meinem Freunde so rühmlich als vortheilhaft gewesen ist. Sie durchreiseten den obern Theil von Deutschland, die Schweiz und sonderlich Italien, welches von undenklichen Zeiten her als der rechte Sammelplatz von sehenswürdigsten Seltenheiten anzusehen war. Im Monate Junius des folgenden Jahres kamen sie zu Wien an, und die häufigen Merkwürdigkeiten dieser kaiserlichen Residenz unterhielt drey Monate lang ihre Aufmerksamkeit. Der Name eines so erlauchten Staatsministers, als der Freyherr von Bernstorf war, verschaffte ihnen allenthalben den sichersten Zutritt, so daß sie den wahren Endzweck ihrer Reise glücklich erreichen konnten. Sie besahen hiernächst die vornehmsten Städte in Ober-Ungarn, Böhmen und dem übrigen Theile von Deutschland. Lothringen öffnete ihnen im Jahre 1731 den Eingang in Frankreich. England aber und die Niederlande machten den Beschluß einer Reise, ohne welche die gegenwärtige Reisebeschreibung niemals würde zur Wirklichkeit gekommen seyn.

Mein Freund hatte auf seinen Reisen die glücklichsten Proben einer seltenen Gelehrsamkeit und großen Erfahrung abgeleget. Es fehlte ihm daher auch nicht an ansehnlichen und zum Theil fürstlichen Anerbiethungen zu den wichtigsten Ehrenstellen. Allein die ganz außerordentliche Huld der beyden Freyherren von Bernstorf, und die Ruhe und Gemächlichkeit, die er unter ihrem Schutze den stillen Musen wiedmen konnte, schienen ihm weit vorzüglicher zu seyn, als aller äußrer Glanz, welcher die blöden Augen der Sterblichen zu blenden pflegt. Er schlug in dieser Absicht alle auswärtige noch so vortheilhafte Bedienungen standhaft aus. Als der jüngste Herr Baryn von Sr.[9] Königl. Maj. zu Dännemark Norwegen zu Dero Fürstlich Holstein Glückstädtischen Comitialgesandten auf dem deutschen Reichstage ernennet wurden, so begleitete er Dieselben sowohl an den dänischen Hof nach Kopenhagen, als auch hernachmals nach Regensburg. Er blieb nach zurückgelegten Reisen bey dem ältesten Freyherrn, dem Königl. Großbritann. Kriegs- und Schatzrathe von Bernstorf. Die freygebige Gnade desselben befreyete ihn von allen ängstlichen Nahrungssorgen, und beyde Herren Bruder bestimmten ihm lebenslang einen ansehnlichen Gehalt zur Belohnung seiner in so vielen Jahren bewährten Treue. Sie vertraueten seiner klugen Besorgung nicht nur die zahlreiche Bernstorfische Büchersammlung, wie auch das Münz- und Naturalienkabinet, sondern auch alle übrige wichtigste Angelegenheiten ihres hohen Hauses mit zuversichtlicher Gewißheit an. Und welch eine anhaltende Glückseligkeit meines Freundes, daß er sich bey allen seinen Beschäfftigungen mit der vollkommenen Zufriedenheit seiner hohen Wohlthäter beruhigen können!

Wir würden uns sehr betrügen, wenn wir die beneidenswürdig vortheilhafte Bequemlichkeit, deren Keyßler bey seiner Lebensart genossen, mit einem lasterhaften Müßiggange vergleichen wollten. Die Liebe zu den Wissenschaften entfernet ihre Verehrer von aller falschen Ruhe. Mein Freund hatte schon auf seinen Reisen den Anfang gemacht, eine eigene Handbibliothek zu sammlen, welche so auserlesen als kostbar war. Sie enthielt einen mit kluger Wahl zusammen gebrachten Vorrath von gründlichen und zum Theil seltenen Schriften. Unter diesen Todten lebte er am vergnügtesten, nachdem er als ein ehrlicher Hagestolze alle weibische Zärtlichkeit aus seinem Gemüthe glücklich verbannet hatte6. Er hatte insbesondre diejenigen Schriften lieb gewonnen, welche uns die Schätze des Reichs der Natur in ihrer reizenden Schönheit vor die Augen malen. Er hielt nämlich dafür, daß diese Beschäfftigung einem wahren Gelehrten am alleranständigsten sey, wenn er in der Stimme der Natur seinen Schöpfer[10] reden höret. Ein mit eben so vieler Sorgfalt als großen Unkosten zusammengebrachtes Naturalienkabinet7 verschaffte ihm hiebey das unschuldigste Vergnügen, den angenehmsten Zeitvertreib. Eine prächtige Sammlung von Mineralien, Foßilien und Conchilien: ein auserlesener Vorrath von Marmor, Achat und Bernstein: und ein beträchtlicher Reichthum von versteinerten Seltenheiten unterrichteten das Gemüth, und ergötzten das Auge. Dazu kam eine zahlreiche Menge von seltenen Bracteaten und heydnischen Urnen, unter welchen diejenige die merkwürdigste war, welche er selbst in seinen Celtischen Alterthümern a. d. 513 u. f. S. beschrieben hat. Keyßler hatte zu dieser Schatze kammer auf seinen Reisen die erste Anlage gemacht, und er sparte in der folgenden Zeit weder Fleiß noch Mühe, um derselben den prächtigsten Glanz und die möglichste Vollständigkeit mitzutheilen. Er brachte unter andern einen ansehnlichen Theil des Eckhardischen Kabinets käuflich an sich, und verhinderte die Zerstreuung deselben nach seinem Tode, indem er befahl, daß sein ganzer Vorrath der unschätzbaren Bernstorfischen Sammlung einverleibet werden sollte.

Das Reich der Wissenschaften kennet eine verächtliche Gattung von unnützen Geschöpfen, welche im Kleinen etwas Großes suchen. Ihre neidische Gemüthsfassung verstattet keine Mittheilung gelehrter Schätze, die sie zufälliger Weise besitzen. Ihre Büchersäle sind stumme Götzen, welche man bloß dadurch verehret, daß man sie als unbrauchbare Heiligthümer verwahret. Weit edelmüthiger war mein Freund gesinnet. Er wußte, daß die Menschen zu einem gesellschaftlichen Leben erschaffen wären. Er wünschte also nicht, daß er unter der Last von gelehrten Geheimnissen ersticken möchte. Seine Celtischen Alterthümer enthalten bewährte Zeugnisse der gutwilligsten Gesinnung. Und in den neuesten Reisen hat er den ersten glücklichen Versuch gewagt, wie man die Naturwissenschaft mit der Erdbeschreibung verbinden müsse. Sein Haus wurde von den Musen als ein halbes Orakel verehret, bey welchem man sich in zweifelhaften[11] Fällen Raths erholen konnte. Mit den größesten Gelihrten seiner Zeit unterhielt er einen starken Briefwechsel, und jedermann fand Ursache, seine gutherzige Dienstfertigkeit zu rühmen. Er unterstützte Eckharden mit seinen Rathschlägen, als derselbe nach dem Muster der Grävischen und Gronovischen Sammlungen einen thesaurum antiquitatum Germanicarum herauszugeben entschlossen war8. Und es ist in Wahrheit zu bedauren, daß die Vorsehung dem deutschen Witze einen so prächtigen Schatz noch nicht gegönnet hatte. Der Herr M. Joh. Jark besorgte im Jahre 1728 einen neuen Abdruck des Schedius von den Gottheiten der Deutschen. Keyßler verschaffte ihm nicht nur die wichtigsten Zusätze, sondern ersetzte auch den hauptsächlichsten Mangel, indem er die unverbesserlich schöne Abhandlung de cultu Solis beyfügen ließ. Wie viel der um die Naturgeschichte verdiente Herr Prorect. Ritter zu Ilfeld seiner gelehrten Dienstbegierde zu danken habe, solches hat er selbst in seiner oryctographia Calenbergica vielfältig gerühmet. Und wozu bedarf ich viele Zeugnisse? Ich selbst bin ein lebendiger Zeuge von der thätigen Gewogenheit eines Mannes, den ich niemals von Person gekannt, und von dem ich doch die häufigsten Proben der zärtlichsten Liebe genossen habe. Mein Wohlthäter hatte sich durch Versprechung eines vollständigen Lehrbegriffs von der Religionsverfassung der alten Deutschen zum öffentlichen Schuldner gemacht. Er zweifelte, ob seine Lebensjahre zureichen würden, sich von dieser Verbindlichkeit loszumachen. Eine mehr als liebreiche Zuversicht vertrauete seine schönen Handschriften meinen Händen an. Und wo ich mich anders selbst recht kenne, so wird niemand die Asche seines Wohlthäters mit einer reinern Dankbegierde, als ich, verehren können9.

Den liebenswürdigen Charakter meines Wohlthäters weis ich nicht besser zu schildern als mit den Worten eines wahren Mäcenaten unsrer Zeit, dessen Zeugniß nothwendig die größeste Gültigkeit haben muß. Der Königl.[12] Großbritannische Kriegs- und Schatzrath, Freyherr von Bernstorf, hatte im Jahre 1743 die Gnade, mich von dem Absterben meines Freundes zu unterrichten. Die mehr als huldreiche Zuschrift desselben enthält Ausdrücke, welche das Gemüth meiner Leser unfehlbar rühren werden: Man wird mir, dieß sind die eignen Worte des Reichs Freyherrn von Bernstorf, die Empfindung dieses unersetzlichen Verlustes verzeihen, wenn man weis, daß der unvergleichlich würdige Keyßler mein erster und letzter Gefährter, mein zweyter Vater, mein vertrautester Freund, meine angenehmste und unzertrennlichste Gesellschaft, mein unverdrossener Gehülfe gewesen sey. Er ist mir zur Seite gestorben, und ich mache mir eine traurige Freude daraus, bey aller Gelegenheit seinem Gedächtnisse das ungefärbte Zeugniß zu opfern, daß niemand zuverläßiger wissen und behaupten könne, als ich, daß mein Freund ein aufrichtiger wirklicher Christe, ein vernünftiger Weltweiser, ein scharfsinniger Gelehrter, und dabey ein redlicher Mann, beständig in Freundschaft und angenehm in Gesellschaft gewesen sey.

Ein so verehrungswürdiger Mann war mein Freund, der die Pflichten eines guten Christen im Reiche Gottes und eines ehrlichen Mannes im gemeinen Wesen mit gleicher Fertigkeit erfüllet hat. Von der Religionsgleichgültigkeit unsrer heutigen gelehrten Witzlinge war er weit entfernet. Er war zugleich ein Feind des Aberglaubens und des Ohneglaubens, und er hatte ein wahres Mitleiden mt den unbändigen Freydenkern unsers Jahrhunderts, denen es sowohl am Vermögen als am Willen fehlet, die heiligsten Wahrheiten unsers seligmachenden Glaubens zu prüfen. Sein Mitleiden war desto gegründeter, weil er auf seinen Reisen mehr als jemand Gelegenheit gehabt hatte, die unleugbare Schwäche dieser vermeynten starken Geister einzusehen. Er suchte sich zu seiner eigenen Beruhigung in den Wahrheiten der christlichen Lehre zu befestigen. Er las in dieser Absicht die Schriften der nähern göttlichen Offenbarung[13] in der Grundsprache, und bediente sich hiernächst der besten ältesten und neuesten Schriftausleger mit einer größern Aufmerksamkeit, als viele schriftlose Gottesgelehrten. Bey dieser schätzbaren Gemüthsfassung kam er zur Gewißheit seines Glaubens, und schmückte die Wahrheit desselben durch die Heiligkeit des Lebens. Eine wahre und ungeheuchelte Liebe gegen Gott, und eine wahre und ungeheuchelte Liebe gegen den Nächsten, das waren die Grundregeln seines thätigen Christenthums. Bey einem jeden betrübten Anblicke wurde sein gutwilliges Herz gerühret, und nothleidende Arme durften seine thätige Hülfe nicht vergeblich suchen. Die Tugend der Redlichkeit besaß er als sein Eigenthum, und nichts war abscheulicher in seinen Augen als die niederträchtige Schmeicheley der falschen Gemüther. Sein aufgeweckter Geist, seine scharfsinnige Beurtheilungskraft, seine große Erfahrung und sein scherzhaftes Wesen machten ihn den Freunden angenehm. Und selbst seine gelehrten Feinde hatten Ursache mit ihm zufrieden zu seyn. Er glaubte es in ganzem Ernste, daß das Reich der Wissenschaften alle Unterscheidungszeichen eines freyen gemeinen Wesens an sich habe. Er suchte folglich niemanden zu seinem Beyfalle zu zwingen. Gundling in Halle10 und der P. le Martin in Paris11 sprudelten wider einige Wahrheiten, die Keyßler in seinen Celtischen Alterthümern vorgetragen hatte. Und Nettelbladt in Greifswalde12 drohete sogar im Zorne, daß er die Keyßlerischen Schriften mit einer scharfen Prüfung heimsuchen wollte. Keyßler erwartete das letztere mit einer großmüthigen Verachtung, und bey dem erstern war er gleichgültig gesinnet. Er merkte, daß Gundling seine wahre Meynung nicht recht gefasset hatte. Und obgleich des le Martin Schreibart von den Regeln der französischen Artigkeit abgewichen war, so hielt er ihm doch vieles zu gute, weil er die übrigen Verdienste dieses gelehrten Benedictiners zu schätzen wußte. Mein von allem gelehrten Eigensinn entfernter edelmüthiger Freund hat die völlige Abfertigung[14] seiner Gegner meiner zukünftigen Sorgfalt überlassen, und mich mehr, mals erinnert, daß man auch an den Feinden das Gute loben müsse. Seine in der schönsten Gemüthsfassung abgefaßten Briefe fodern von mir, daß ich seine eigene Schriften nach den strengsten Gesetzen der Wahrheit beurtheilen soll, weil ein vernünftiger Widerspruch für die Ausbreitung des Reichs der Wissenschaften allemal die glücklichsten Folgen habe.

Einen mit so vielen reizenden Vollkommenheiten prangenden gelehrten Mann hat die Welt viel zu frühzeitig verlohren. Er hatte noch mcht mehr als vier und funfzig Jahre des Alters erfüllet, als sein morscher Bau des Körpers im Jahre 1743 den 21 Junius unverhofft zerstöret wurde. Die unangenehmen Empfindungen einer beschwerlichen Engbrüstigkeit hatten ihm einige Zeit vorher die lebhafteste Erinnerung gegeben, daß er das Bild der Sterblichkeit an sich trüge. Schrift und Vernunft wapneten ihn wider die Schrecken des Todes. Er starb auf dem im Sachsenlauenburgischen am Challsee belegenen Freyherrlich Bernstorfischen Gute Stintenburg, und sein entseelter Leib wurde so prächtig, als es das in seinem Leben öfters wiederholte Verboth gestatten wollte, in der Freyherrl. Bernstorfischen Kirche zu Cassahn eingesenket. Da er im Bette todt gefunden worden, so ist es ungewiß, ob entweder ein inneres Geschwür, oder ein tödlicher Steck- und Schlagfluß sein unerwartetes Absterben befördert. Seine in der schönsten Ordnung hinterlassenen Handschriften aber bezeugen, daß er die Schaubühne der Welt mit einem wohlgefaßten Gemüthe verlasen habe.

Hätte es der göttlichen Vorsehung gefallen, das Leben meines verklärten Freundes noch einige wenige Jahre zu verlängern, so würde vielleicht die gegenwärtige neue Auflage der Keyßlerischen Reisen durch den eigenen Fleiß ihres[15] Verfassers denjenigen Glanz erhalten haben, welchen ich derselben mitzutheilen nicht vermögend bin. Ich habe aber doch das gütige Ansinnen der Herren Verleger um desto weniger von mir ablehnen können, da ich die wahre Meynung meines Wohlthäters aus semen Handschriften am besten zu beurtheilen weis. Ich habe Sorge getragen, daß die häufigen Fehler, wodurch der erste Abdruck vieles von seiner Schönheit verlohren, ausgemerzet und eine Gleichheit der Bände beobachtet würde. Meine nicht sparsam angebrachten Zusätze sind theils aus den Alterthümern, theils auch aus der Kirchen, Natur- und Gelehrten Geschichte hergenommen, und unterscheiden sich durch ein besonderes Zeichen * von den Keyßlerischen Anmerkungen. Möchten doch meine unvollkommene Bemühungen zum würdigen Nachruhme eines Mannes etwas beytragen können, der es werth ist, daß sein Angedenken auch den spätesten Folgezeiten angepriesen werde, Geschrieben Altona den 25sten des Märzmonats 1751.

Fußnoten

1 Einen kurzen Entwurf osn den Keyßlerischen Lebensgeschichten haben geliefert: der Herr Prof Häberlin in den Göttingischen gelehrten Zeitungen des Jahres 1743, St. 66, S. 588 u. f. der Herr Secret. Baring in der Beschreibung der Lauensteinischen Sale Th. 2, Seite 203 f. der Herr D. Hempel in der fortgesetzten Gundlingischen Historie der Gelahrheit Seite 560 f.womit dasjenige zu vergleichen ist, was ich in dem Hamb gel. Corresp. des Jahres 1743, St. 127, und in dem Dänis. Corresp. gedachten Jahres St. 64 erinnert habe.


2 Herr Baring unterrichtet uns, daß sie eine Schwester des königl. großbrit. Hofraths Kühnel, gewesenen Lehrers bey Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Wallis, gewesen sey, und den Tod ihres Sohnes überlebet habe.


3 Reland hat nach der Wahrheit geurtheilet. Der Lehrbegriff unsrer Vorfahren mußte sich damals nach dem elenden Gerippe des Schedius von deutschen Gottheiten, beurtheilen lassen. Und dennoch herrschet bey diesem leidigen Tröster, außer den ganz außerordentlichen Verwirrungen und Ausschweifungen, allenthalben der größeste Mangel. Selbst Odin, der Hauptgötze des deutschen und nordischen Alterthums, ist nicht einmal dem Namen nach angeführet.


4 Man lese hievon die gelehrte Eckardische Untersuchung in den Novis Litterariis des Jahres 1718, S. 165 f.


5 Eine vortheilhafte Beurtheilung dieser Schrift lesen wir unter andern in der Bibliotheque ancienne & moderne, Tom. 8, p. 414 f.


6 Es war nöthig, daß ich die Leser von der Gabe der Enthaltung meines Freundes unterrichten mußte. Er hat in seinen Schriften hin und wieder z.B. in dem 49sten Briefe dieser neuesten Reisen und in den Celtischen Alterthümern a. d. 147 S. einige schalkhafte Anmerkungen gemacht, die man von niemand anders, als von einem Hagestolzen vermuthen durfte, und die dem schönen Geschlechte unmöglich gefallen können.


7 Das Vorzügliche dieses Kabinets beschreibt Herr Baring in vorhin angezogenem Buche a. d. 203 u. f. S. und Herr Ritter in oryctograph. Calenberg. Spec. 2, p. 4 sq.


8 Eckhard ließ im Jahre 1720 ein consilium de thesauro antiquitatum Germanicarum proxime edendo drucken, und der Buchhändler Thomas Fritsch in Leipzig versprach die Kosten dazu herzuschießen. Da ein so ruhmvolles Vorhaben ins Stecken gerieth, so machte Treuer nach einigen Jahren einen neuen Versuch mit der delineatione thesauri rerum Germanicarum. Allein auch die Treuerische Bemühung ist leider! fruchtlos gewesen.


9 Einen unvollkommenen Abdruck meiner innern Empfindungen liefert die Zuschrift der zwoten Auflage meiner Schrift von den Menschenopfern der alten Deutschen, welche meinem Freunde geheiliget war. Daß die ungedruckten Keyßlerischen Abhandlungen de cultu Lunæ, Ignis, Kernunni und de Dea Hertha & Aventia, annoch müßig bey mir liegen, daran ist der ausdrückliche Wille des Verfassers Schuld, der den Abdruck bloß unter der Bedingung meiner sorgfältigern Ausarbeitung verstattet hat.


10 Man lese die Gundlingiana Th. 25, t. 3, S. 431 f. Der ganze Streit betrifft die Nehalennia und die gottesdienstliche Verehrung des Mondes, welche Keyßler eben so wenig leugnet, als die observationes religiosas novilunii: ob er gleich mit Recht zweifelt, daß unsre ältesten Väter den Neumond insbesondre göttlich verehret haben.


11 Denn das ist der wahre Verfasser der gelehrten Abhandlungen de la Religion des Gaulois. Ihre gelehrte Fehde hat es mit einer alten Inschrift von demHercules Magusanus zu thun. Martin beschuldiget Keyßlern hiebey der gelehrten Untreue, da doch die ser das Denkmaal des streitigen Alterthums selbst in Augenschein genommen, jener aber eine fehlerhafte Abschrift bekommen hatte.


12 in diss. de heliolatria veterum p. 14. Nettelbladt hat sich recht klüglich mit dem Mangel der Zeit entschuldigt, weil er ohnedem schlechte Ehre wurde eingeleget haben: Optarem certe, saget er, ut quidam inter Sueciæ Daniæque litteratos Keysieri nævos tam in hoc de cultu Solis, quam altero sub rubro: antiquitates Celticæ vulgato scripto detegeret, ne harum rerum minus periti in devia abducerentur. Manum quidem ipse olim admovi, sed ea in ordinem jam redigere limamque adhibere ultimam non vacat.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. XVI16.
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