XVI.
(1828.)

Gekräftigt und zu neuer Arbeit gestählt war Schubert aus der Steiermark heimgekehrt. Schon trug er sich mit dem Gedanken an einen abermaligen Ausflug dahin1 oder nach Oberösterreich, um liebe Freunde da und dort zu besuchen und durch Bewegung und Luftveränderung seine in Folge häufiger Kopfleiden etwas gestörte Gesundheit wieder herzustellen. War diese Indisposition in den letzten Jahren auch hartnäckiger hervorgetreten, so lag doch nicht das kleinste Anzeichen einer Katastrofe vor, wie diese nach wenigen Monaten plötzlich über ihn hereinbrechen sollte.[416]

Seine Productionskraft entfaltete sich in dieser letzten Periode, wenn nicht reicher, so gewiß intensiver, qualitativ gesteigert; denn abgesehen von dem Lied, in welchem er schon das Höchste geleistet hatte, aber dennoch in der »Winterreise« abermals auf neue Bahnen hindrängte, entstanden in anderen Musikgattungen, namentlich in der Instrumentalmusik, innerhalb der kurzen, ihm noch vergönnten Frist seine schönsten, reifsten Werke. Durch die Vollendung derC-Sinfonie war es ihm beschieden, Zeugniß davon abzulegen, was er in der großen Instrumentalmusik zu leisten im Stande sei, und ebenso überragen mehrere Clavierwerke und Compositionen für Kammermusik alles vordem von ihm darin Geschaffene. Die Thatsache einer nach allen Seiten hin noch fortschreitenden Entwicklung wird demnach kaum in Abrede zu stellen sein.

Gleich aus dem Anfang dieses Jahres (18. Jänner) liegt ein Schreiben Schubert's an Anselm Hüttenbrenner in Graz vor, welches von der Anhänglichkeit Franzens an seine Familie schöne Kunde gibt, und – ein seltener Fall – der Aufführung einer seiner Compositionen, wenigstens mit einigen Worten, Erwähnung thut.

Der Brief lautet2:


»Theuerster Freund! Du wirst Dich wundern, daß ich einmal schreibe. Ich auch, aber wenn ich schon schreibe, so habe ich ein Interesse dabei. Höre also. Bei euch in Grätz ist eine Zeichnungslehrerstelle an der Normal-Hauptschule erledigt, und der Concurs ausgeschrieben. Mein Bruder Karl,[417] den Du vielleicht auch kennst, wünscht diese Stelle zu erhalten. Er ist sehr geschickt, sowohl als Landschaftsmaler, als auch als Zeichner. Wenn Du nun etwas in dieser Sache thun könntest, so würdest Du mich unendlich verbinden. Mein Bruder ist verheirathet und hat Familie, und es wäre ihm sehr willkommen, eine sichere Anstellung zu erlangen. Ich hoffe, daß es Dir sehr gut geht, sowie Deiner lieben Familie und Deinen Brüdern. Grüße mir alles auf's Herzlichste. Neulich ist von mir ein Trio3 für Pianoforte, Violine und Violoncello bei Schuppanzigh aufgeführt worden und hat sehr gefallen. Es wurde von Bocklet, Schuppanzigh und Linke vortrefflich exequirt. Hast Du nichts Neues gemacht4? Apropos. Warum erscheinen die zwei Lieder nicht5? Was ist das, sapperment hinein! Ich wiederhole meine obige Bitte6, und denke nur, was Du meinem Bruder thust, thust Du mir. In Erwartung einer angenehmen Nachricht verbleibe ich Dein treuer Freund bis in den Tod.


Franz Schubert.«
[418]

Schubert'sche Compositionen, namentlich Gesangstücke, waren seit dem Erscheinen des »Erlkönig« in verschiedenen Concerten mit Beifall zur Aufführung gekommen, wobei der Componist gelegentlich am Clavier mitwirkte7. Zu seinem eigenen Vortheil hatte der bescheidene, in dieser Beziehung wohl auch etwas schwerfällige Schubert noch keine Produktion gegeben, obschon der Vorrath neuer und bedeutender Werke hingereicht hätte, mehrere Concertabende damit auszufüllen. Auf vielseitiges Zureden und da die Verleger wegen des in kurzen Zeiträumen massenhaften Erscheinens seiner Lieder mit ihren Anboten zurückhielten, ließ er sich endlich herbei, in dem Saal des Musikvereins ein Privat-Concert zu veranstalten. Dasselbe fand statt am 26. März 1828, und es wurden darin nur Schubert'sche Compositionen zur Aufführung gebracht8. Der Saal war überfüllt und der Erfolg ein so[419] glänzender, daß die Wiederholung dieses gelungenen Versuches zu gelegener Zeit beabsichtigt wurde. Es sollte aber dieses Concert sein erstes und zugleich sein letztes sein; die späteren beiden Schubert-Concerte hatten nur mehr den Zweck, durch ihren Ertrag die Kosten für sein Grabdenkmal zu decken.

Es ist bereits erwähnt worden, daß Schubert in seinen letzten drei Lebensjahren Versuche machte, mit ausländischen Verlegern wegen des Verlages seiner Werke Unterhandlungen anzuknüpfen, wozu ihn der Gedanke bestimmte, daß dadurch seinen Compositionen eine größere Verbreitung gesichert und die auswärtigen Verleger sich vielleicht auch zu angemessenen Honoraren herbeilassen würden, auf welche bei den einheimischen Musikalienhändlern nicht mehr zu rechnen war. Eine Reihe von Briefen, die ihm im Laufe des Jahres 1828 aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zukamen, und die Anknüpfung oder Erweiterung von Geschäftsverbindungen bezüglich des Verlages seiner musikalischen Arbeiten zum Zweck hatten, bezeugt, daß seine Hoffnungen nur in geringem Maß sich erfüllten, und das Resultat seiner Bestrebungen sich eigentlich nur auf den Verlag des Es-Trio (durch Probst in Leipzig) beschränkte. Erfreulicher war die Anerkennung, die um diese Zeit seinem künstlerischen Verdienst von hochgeachteten Freunden und Kennern der Tonkunst zu Theil wurde und ihm eine nicht zu unterschätzende moralische Genugthuung gewähren mußte. Was seine Unterhandlungen mit Musikverlegern[420] in Deutschland betrifft, so liegt hier abermals ein vom 9. Februar datirtes Schreiben Probst's aus Leipzig folgenden Inhaltes vor:9


»Es hat mir ernstlich leid gethan, daß Verschiedenheit unserer Ansichten vor meiner Reise nach Wien Ihre schätzbare Annäherung zur Herausgabe Ihrer Compositionen in meinem Verlage ohne Erfolg ließ. Als ich indeß das Vergnügen Ihrer persönlichen Bekanntschaft voriges Jahr genoß, erwähnte ich zugleich, daß es mir sehr angenehm sein würde, neuere Geisteswerke von Ihnen zu erhalten, was Sie mir auch zu erfüllen versprachen. Seitdem habe ich Ihre neuen Lieder, z.B. ›Zügenglöcklein‹, ›Auf dem Wasser‹, und mehrere andere kennen gelernt, und daraus immer mehr gesehen, wie vortheilhaft und immer klarer, seelenvoller Sie Ihre Fantasien wiedergeben. Ich habe mich ferner ergötzt an mehreren 4/m Werken, z.B. die vier Polonaisen op. 75, die Variat. über das Müllerlied op. 82, und bin dadurch immer mehr überzeugt, daß es gelingen werde, Ihren Namen tüchtig im übrigen Deutschland und dem Norden auszubreiten, wozu ich bei solchen Talenten gerne die Hand biete.

Haben Sie daher die Güte, mir, wenn Sie etwas Gelungenes vollendet, Lieder, Gesänge, Romanzen, die ohne ihrer Eigenthümlichkeit etwas zu vergeben, doch nicht zu schwer aufzufassen sind, solche einzusenden, auch einige Piecen à 4 m. in demselben Genre für mich zu bestimmen. Sie dürfen die Manuscripte nur Herrn Lähne bei Artaria und Comp. geben, der sie prompt an mich fördert. Ueber das[421] Honorar sind wir schnell einig, sobald Sie mich nach einem billigen Maßstab behandeln, und werden Sie mich stets in dieser Hinsicht honnett finden, sobald nur die Werke so sind, daß ich selbst Freude darüber haben kann. Die Preise der Wiener Verleger könnten hierbei am leichtesten zur Richtschnur dienen. Herr Lähne würde dann seiner Zeit die Auszahlung an Sie pünktlich besorgen.

Uebrigens muß ich bitten, die Werke, welche Sie für mich bestimmen, nur selbst ernstlich zu prüfen, solche aber nicht erst dortigen Verlegern mitzutheilen, und solche Geschäfts-Angelegenheiten zwischen uns auch unter uns nur zu lassen. Daß Sie es nicht bereuen sollen, wenn Sie mir Ihr freundschaftliches Vertrauen schenken, und durch sorgfältige Wahl gelungener Compositionen mir Gelegenheit geben, für Ihren Ruf thätig zu wirken, dafür gebe ich Ihnen mein heiliges Wort. Und so empfehle ich mich mit der aufrichtigsten Hochachtung als


Ihr ergebener

H.A. Probst.«


Von demselben Tag datirt kam ihm das folgende Schreiben von »Schott's Söhne« aus Mainz zu:


»Euer Wohlgeboren


sind uns bereits durch Ihre vortrefflich gearbeitete Compositionen seit mehreren Jahren bekannt, und wir hegten auch schon früher den Wunsch, von Ihren Arbeiten für unsern Verlag zu acquiriren, wenn wir nicht mit den Werken (op. 121–128 und 131) des seligen Beethoven, worunter manche sehr starke opus, zu lange Beschäftigung für unsere Arbeiten gehabt hätten.[422]

Wir sind nun so frei, Sie um einige Werke für unsern Verlag zu ersuchen. Clavierwerke oder Gesänge für eine oder mehrere Stimmen mit oder ohne Pianobegleitung werden uns stets willkommen sein. Das Honorar belieben Sie zu bestimmen, was wir Ihnen in Wien bei Hrn. Franck u. Comp. werden auszahlen lassen.

Bemerken müssen wir Ihnen, daß wir auch ein Etablissement in Paris besitzen, wo wir auch jedesmal Ihre Compositionen bekannt machen.

Wenn Sie mehreres vorräthig haben und wollten uns davon ein Verzeichniß senden, so wird uns dieses auch sehr angenehm sein. Mit Hochachtung zeichnen


B. Schott's Söhne.«


Auf dieses folgte am 29. Februar über Schubert's Antwort darauf das nachstehende Schreiben:


»Euer Wohlgeboren!


haben zu unserer größten Freude unsere am 8. Februar10 an Sie gerichteten Zeilen sogleich beantwortet. Wir ersehen daraus, was Sie an Manuscripten gegenwärtig noch in Vorrath haben, und würden uns auch sogleich für sämmtliche Werke von Ihnen verständigen, wenn wir nicht früher eingegangene Verbindlichkeiten ebenfalls erfüllen müßten. Ihre Werke sind für einen Verleger alle so anziehend, daß die Wahl schwer ist.

Senden Sie uns gefälligst folgende von Ihnen verzeichnete Werke:

1. Trio für Pianoforte, Violin und Violoncell,[423]

2. vier Impromtu's für Pianoforte,

3. Fantasie für Pianoforte à 4 mains.

4. Fantasie für Piano und Violin,

5. Vierstimmige Chöre für Männerstimmen,

6. fünfstimmiger Gesang für Männerstimmen,

7. Schlachtgesang für Doppelchor,

8. Hochzeitsbraten, komisches Terzett.

Wir werden diese Werke nach und nach und sobald als möglich herausgeben und dann wieder nach neueren Werken bei Ihnen anfragen.

Sie werden uns das möglichst billige Honorar bestimmen, und erlauben, daß wir das Honorar jedes Werkes sogleich nach der Herausgabe Ihnen in Wien anweisen dürfen. Bestimmen Sie auch gefälligst, wie viel Exemplare Sie zum Vertheilen an Ihre Freunde zu haben wünschen.

Wollen sie das Paquet zum Beischluß an Herrn Andreas Landschütz, Clavier-Instrumentenmacher (Mariahilf Nr. 16 bei der rothen Breze) abgeben; da derselbe in kurzer Zeit zwei Flügel an uns absendet, so wird das Porto erspart. Doch handeln Sie darin nach eigenem Gefallen wegen der Sendung.

Auch dürfen Sie jedes Paquet an Herrn Ferdinand Cammeretto, Instrumentenmacher (Laimgrube Nr. 68 beim weißen Ochsen) zum Beischluß abgeben, welcher auch gewöhnlich jeden Monat eine Sendung von Piano's an uns macht und ein sehr accurader Mann ist.

Indem wir Ihrer Sendung entgegensehen, zeichnen wir mit ausgezeichneter Hochachtung11


B. Schott's Söhne.«
[424]

In Wien ersuchte damals eine Gesellschaft von Freunden der Schubert'schen Muse den Redacteur der Modenzeitung Schikh12 um die Aufnahme einer Huldigungs-Adresse an den Tondichter in das besagte Blatt, welche aber dieser, als zur Oeffentlichkeit nicht geeignet, ablehnte, und den Original-Aufsatz mit folgendem, vom 3. April datirtem und »an den berühmten Tonsetzer« Franz Schubert gerichtetem Geleitschreiben übersendete.


»Werthester Freund!


Von einer Gesellschaft großer Verehrer Ihrer schönen ruhmwürdigen Compositionen ist mir die Beilage zur Einrückung in die Wiener Zeitschrift zugesendet worden.

So gerne ich auch mich, sowohl in der Bewunderung Ihrer herrlichen Talente, als in dem Wunsch, der in diesem Anruf ausgesprochen ist, mit der Gesellschaft aus vollem Herzen vereinige, so scheint der Aufsatz doch nicht für die Oeffentlichkeit geeignet, und ich zweifle nicht daran, daß Sie davon ebenso sehr, als ich selbst überzeugt sein werden13.[425]

Um nun so viel, wie möglich ist, den Zweck der mir unbekannten Gesellschaft zu befördern, mache ich mir das Vergnügen, Ihnen den betreffenden Aufsatz zuzusenden, in der Hoffnung, es bei der Gesellschaft von Musikfreunden verantworten zu können, daß ich, bei der Unmöglichkeit, die erste Bestimmung des Aufsatzes zu erfüllen, hiemit die gegenwärtige Verfügung treffe, und bitte Sie, die Versicherung meiner herzlichsten Freundschaft und Achtung zu genehmigen, mit welcher ich bin Ihr


bereitester Freund Schikh.«


Den Sommer dieses Jahres gedachte Franz, wie bereits erwähnt, wieder in seinem geliebten Oberösterreich zuzubringen, dann aber auch den zweiten Besuch in Graz abzustatten. Diese seine Absicht war Herrn Traweger in Gmunden, bei welchem Franz im Jahre 1825 frohe Tage zugebracht hatte, zu Ohren gekommen, und erfreut über den bevorstehenden Besuch, richtete er unter dem 19. Mai an Schubert folgendes charakteristisches Einladungsschreiben:


»Lieber Freund Schubert!


Zierer14 sagte mir, Sie wünschten wieder in Gmunden zu sein, und er sollte mich fragen, was ich für Zimmer und Kostgeld verlange, und dieses sollte ich Ihnen schreiben. Sie setzen mich wahrlich in Verlegenheit; kennte ich Sie nicht, Ihre offene ungeheuchelte Denkungsweise, und müßte[426] ich nicht fürchten, daß Sie mir am Ende nicht kämen, ich würde nichts verlangen. Damit Ihnen aber der Gedanke, als ob Sie Jemand zur Last fielen, aus dem Kopf kommt, und Sie ungehindert bleiben können, so lange Sie wollen, so hören Sie: für Ihr Zimmer, das Sie kennen, dann für Frühstück, Mittag und Abendessen zahlen Sie mir für den Tag 50 kr. Schein, was Sie trinken wollen, zahlen Sie besonders. Ich muß schließen, sonst versäume ich die Post. Schreiben Sie mir sogleich, ob Sie mit meinem Antrag zufrieden.


Ihr aufrichtiger Freund

Ferdinand Traweger.«


Der Besuch in Gmunden ist nicht erfolgt, wie denn Schubert seit dem Jahre 1825 überhaupt nicht mehr nach Oberösterreich gekommen ist.

In hohem Grad erfreulich mußte ihm der nachstehende Brief sein, welchen Mosewius15 in Breslau unter dem 8. Juni an ihn schrieb, und durch einen Musikgenossen ihm übergeben ließ. Der Inhalt desselben zeigt, welch wachsender Theilnahme sich Schuberts Muse um diese Zeit auch im Ausland schon erfreute. Das Schreiben lautet:
[427]

»Sehr werther Herr und Freund!


Ich nehme mir die Freiheit, Ihnen diese Zeilen durch meinen Landsmann, Herrn Musiklehrer Kühn, überreichen zu lassen, und denselben, der sich einige Zeit in Wien aufzuhalten und sein Compositionstalent dort auszubilden gedenkt, aufs angelegentlichste zu empfehlen. Herzlich freut es mich, daß ich durch Haslinger von Ihrem Wohlbefinden unterrichtet bin, und daß es Ihnen überhaupt nach Verdienst, d.h. gut geht. Von Ihrem fortgesetzten Fleiß zeugen Ihre vielen Compositionen, deren Werth auch in unserem früher einseitigen Norden immer mehr ehrende Anerkennung findet. Es wird Ihnen wenig daran liegen, daß auch ich zu Ihren großen Verehren gehöre, und daß namentlich Ihre ›Müllerlieder‹ mir das Verständniß Ihrer Eigenthümlichkeit eröffnet haben. Ich bin auf alle Erzeugnisse Ihrer Muse dauernd begierig und habe mich an Ihrer ›Winterreise‹ wahrhaft erbaut. Sie werden schon wissen, daß ich meinen früheren Stand quittirt habe; ich bin als Musikdirector und akademischer Musiklehrer bei der hiesigen Universität angestellt, und da das hohe Ministerium mir zugleich die Leitung des königlichen Institutes für Kirchenmusik anvertraut hat, so befinde ich mich in meinem Wirkungskreise sehr wohl. Vielleicht wird es mir vergönnt, Sie baldigst wiederzusehen, und Ihnen mündlich die Versicherung wiederholen zu können, daß ich hochachtungsvoll und in wahrer Ergebenheit bin und bleibe Ihr

Sie schätzender Freund

Mosewius.«
[428]

Zwei Schreiben geschäftlicher Art sind die folgenden Brüggemann's aus Halberstadt. Das Ansinnen an Schubert, kleine und leicht faßliche Compositionen zu liefern, findet sich in dem einen wiederholt betont; es scheint aber nicht, daß Schubert von dem Anerbieten überhaupt Gebrauch gemacht habe.

Das erste Schreiben lautet:


»Hochgeehrter Herr!


Es erscheint bei mir seit einigen Monaten eine Sammlung von Clavier-Compositionen, welche in monatlichen Heften herausgegeben wird, und zur Hälfte Original, zur Hälfte arrangirte Sachen enthält. Ich bin so frei, bei Euer Wohlgeboren ergebenst anzufragen, ob sie geneigt sind, obiges Unternehmen durch Beiträge für das Pianoforte ohne Begleitung zu unterstützen. Die aufzunehmenden Original-Compositionen müssen nicht zu schwer, können aber auch ganz leicht sein; ihre Form bleibt ganz den geehrten Mitarbeitern überlassen, ihre Ausdehnung dürfte nicht zwei Bogen überschreiten, da ein Heft nur aus 3 Bogen besteht. Kleinere Sachen, als kleine Rondos, Tänze u. dgl. sind ebenfalls ganz zur Aufnahme geeignet. Die Redaction hat der M.D. Mühling16 in Magdeburg übernommen, dessen Namen Ihnen dafür bürgt, daß nichts aufgenommen wird, welches Ihren werthvollen Beiträgen unwürdig zur Seite stände.[429]

Wenn Euer Wohlgeboren geneigt sind, den obigen Wunsch zu erfüllen, so bitte ich ergebenst um baldige geneigte Nachricht und Bestimmung des Honorars, dessen Zahlung stets prompt erfolgen soll. Hätten Sie vielleicht schon etwas vorräthig, das sich zu obigem Zwecke eignete, so bitte ich es, Ihrer geehrten Antwort beizufügen.

Noch muß ich bemerken, daß die Tendenz des Unternehmens es wünschenswerth macht, daß die Beiträge leicht faßliche gefällige Musik enthalten.


Halberstadt, 21. Juni 1828.


Hochachtungsvoll

Euer Wohlgeboren ergebener Diener

Brüggemann.«


Auf diese Einladung hat übrigens Schubert zustimmend geantwortet; denn unter dem 10. August 1828 erhielt er von Brüggemann die folgenden Zeilen17:


»Verehrter Herr!


Es ist mir sehr angenehm, daß Euer Wohlgeboren geneigt sind, Compositionen für Mühling's Museum zu liefern, und ich erwarte Ihre gefälligen Zusendungen. Um jedem Mißverstand zu beseitigen, bemerke ich noch: daß die längsten Beiträge nicht über 2 Bogen enthalten müßten, und daß ich darin nur Sachen ohne Begleitung für 2 Hände aufnehmen kann. Das Honorar wollen Sie gütigst bei jeder Sendung bestimmen, es soll Ihnen prompt durch Herrn Buchhändler[430] Jasper dort ausbezahlt werden. Manuscripte senden Sie gefälligst zur Fahrpost. Da ich künftig auch größere Compositionen verlege, so wird es mir sehr angenehm sein, wenn Sie mir auch davon Anerbietungen machen wollten.


Mit der größten Hochachtung

Euer Wohlgeboren ergebenster Diener

Brüggemann.«


Die für den Sommer projectirte Reise nach Graz wurde vorläufig bis zum Beginn des Herbstes vertagt. Jenger erhielt keinen Urlaub und Schubert hatte kein Geld. Ersterer meldete dies der Frau Marie Pachler in nachstehenden Zeilen, datirt vom 4. Juli 1828.

»Die Abwesenheit zweier Beamten aus meiner Kanzlei zum Gebrauch des Badner-Bades, dann die nicht ganz brillanten Finanz-Umstände des Freundes Schubert, welcher sich Ihnen und dem Freunde Dr. Carl recht vielmals empfehlen läßt, sind die Hindernisse, warum wir Beide nicht dermal von ihrer gütigen Einladung, nach Graz zu kommen, Gebrauch machen können. Schubert hat ohnehin projectirt gehabt, einen Theil des Sommers in Gmunden und der Umgebung, wohin er schon mehrere Einladungen erhielt, zuzubringen, woran ihn bis jetzt die obbesagten Finanz-Verlegenheiten abgehalten haben.

Er ist dermalen noch hier, arbeitet fleißig an einer neuen Messe18, und erwartet nur noch – wo es immer herkommen mag – das nöthige Geld, um sodann nach Oberösterreich zu fliegen.[431]

Bei diesen Umständen dürfte also unser Ausflug wie im vorigen Jahre zu Anfang des Monates September an die Tour kommen. Was unser Domicil anbetrifft, ob wir nämlich bei Ihnen im Hallerschlössel oder in Ihrem Hause in der Stadt wohnen sollen, so würden wir Wiener jedenfalls das Erstere vorziehen. Gott gebe nur, daß wir an dem einen oder anderen Orte uns niederlassen dürfen. Das übrige gibt sich dann von selbst. Sollte ich aber dieses Jahr wirklich nicht abkommen können, so werde ich wenigstens den Freund Schubert Ihnen zusenden, der sich, wie er mir heute sagte, schon wieder freut, in Ihrer Nähe einige Wochen verleben zu können.«

Auch auf diesen Ausflug hat Schubert verzichten müssen und während er in der gesunden Luft der Steiermark und im Kreise der ihm so ergebenen Familie Pachler wahrscheinlich eine Linderung der physischen und moralischen Leiden gefunden hätte, ließ ihn eine verhängnißvolle Wahl seine Wohnung in einem neugebauten Hause nehmen, dessen naßkalte Atmosphäre den Keim zu seiner Todeskrankheit gelegt haben mag.

Von seinen fertigen Compositionen beschäftigte ihn besonders das Es-Trio, dessen Herausgabe er mit einem an ihm ungewohnten Eifer betreibt, ein Beweis, daß ihm das Werk am Herzen lag.

Er scheint dasselbe B. Schott's Söhnen in Mainz und Probst in Leipzig fast zu derselben Zeit zum Verlag angeboten zu haben, denn er erhielt von Ersterem unter dem 28. April 1828 folgendes Schreiben:19
[432]

»Euer Wohlgeboren verehrte Zuschrift vom 10. April macht uns mit dem Honorar Ihrer Manuscripte bekannt. Wir ersehen daraus, daß Sie dieselben sehr bald im Stich zu haben wünschten, und in diesem Falle erbitten wir uns vor der Hand nur die Impromptus und den fünfstimmigen Männergesang; für das Honorar werden wir Ihnen mit 60 fl. Münz erkennen. Das Trio ist wahrscheinlich groß, und da wir mehrere Trio seit Kurzem verlegt haben, so müssen wir ohne Nachtheil für unsern Verlag diese Gattung von Composition etwas später hinaus wieder verlegen und dieses könnte Ihnen doch nicht von Ihrem Interesse sein. Sobald wir die von Ihnen beschriebenen Werke im Druck beendigt haben werden, so werden wir auch so frei sein, wieder etwas anderes von Ihnen zu begehren. Wir grüßen Sie mit Achtung


B. Schott's Söhne.«


Mittlerweile hatte sich Schubert ebenfalls am 10. April an H.A. Probst in Leipzig in derselben Angelegenheit gewendet, von welchem er am 15. April 1828 folgende Antwort erhielt:20


»Ein heftiger Fieberanfall nöthigt mich, Ihr geehrtes vom 10. d. M. durch Freundeshand beantworten zu lassen.[433]

Ich acceptire auf Ihr Wort das mir gütigst angebotene Trio für das Honorar von 20 fl. 60 kr., welche Sie beiliegend in 20 fl.


25 kr. Zins-Coupons Nr. 85548,

25 kr. Zins-Coupons Nr. 122.305

10 kr. Staats-Zettelbank


erhalten; jedoch hoffe ich noch, daß Sie demnächst meine Bitte erfüllen werden, mir ehestens einige auserwählte Kleinigkeiten für Gesang oder à 4 m. zu senden, da ein Trio meist nur ein Ehren-Artikel und selten etwas dabei zu verdienen ist. Das Manuscript belieben Sie an Herrn Robert Lähne in der Handlung des Herrn Artaria & Comp. dort versiegelt zu übergeben, und Sie können in Zukunft diesen Weg der Beförderung an mich allemal wählen, damit Ihnen kein unnöthiges Porto verursacht werde.

Auf keinen Fall ist wohl unter dem Eingangs erwähnten Trio die Fantasie verstanden, welche am 5. Februar im Kärnthnerthortheater im Concert des Herrn Slawick vorgetragen worden; denn diese hat man in der ›Leipziger musikalischen Zeitung‹ Nr. 14, Seite 223 nicht günstig beurtheilt21. An dem großen Beifall, welchen Ihr Concert22 erhalten hat, nahm ich das herzlichste Interesse und wünsche Ihnen ferner jede verdiente Anerkennung in vollem Maße.

Ich erwarte nun Ihr Trio und empfehle mich Ihnen indeß

mit Hochachtung freundschaftlich


H.A. Probst.«
[434]

Endlich wurde das Trio-Manuscript nach Leipzig gesendet.

Unter dem 18. Juli schreibt Probst abermals an Schubert:


»Erst heute habe ich Ihr werthes vom 10. Mai nebst dem Trio erhalten und es darf Sie, werther Freund, nicht befremden, wenn demnach dieses Werk etwas später herausgegeben wird, als Sie vielleicht erwarteten. Es ist indeß sogleich in Arbeit genommen worden, und kann binnen sechs Wochen circa fertig sein. Bis dahin ersuche ich Sie noch, mir

1. den Titel nebst etwaiger Dedication, und ferner

2. die opus-Nummer gefälligst anzugeben, weil ich in dieser Hinsicht gerne mit möglichster Genauigkeit Ihren Wünschen gemäß verfahren möchte. Alle Ihre übrigen Vorschriften wegen dieses Werkes sollen aufs beste befolgt werden.

Sobald es vollendet ist, sende ich Ihnen durch Beischluß die bedungenen sechs Exemplare. Meine Meinung über dasselbe werde ich Ihnen später mitzutheilen die Ehre haben. Unterdeß beharre mit achtungsvoller Ergebenheit

H.A. Probst.«


Diese Anfrage beantwortete Schubert am 1. August durch das folgende, ebenso kurze als resolute Schreiben:23


»Euer Wohlgeboren!


Das Opus des Trio ist 100. Ich ersuche, daß die Auflage fehlerlos ist und sehe derselben mit Sehnsucht entgegen. Dedicirt wird dieses Werk Niemanden, außer jenen, die Gefallen daran finden. Dieß die einträglichste Dedication.


Mit aller Achtung

Franz Schubert.«
[435]

Mittlerweile tauchte die große Grazer Reise wieder auf, da es den Anschein hatte, als sollten die finanziellen Schwierigkeiten behoben werden.

Am 6. September schreibt Jenger an die freundliche Wirthin in Graz:


»Freund Schubert und ich sind am 1. d. M. in neue Quartiere übersiedelt24 und dieß ist die Ursache, warum die Antwort auf Ihr letztes gütiges Schreiben vom 28. v. M. nicht in den bezeichneten 8 Tagen in Grätz eingetroffen ist. Ich fand Schubert nicht im alten und auch niemal in seinem neuen Quartier auf der Wieden. Gestern Abends habe ich ihn endlich im Burgtheater gesprochen, und nun kann ich Ihnen, liebe gnädige Frau sagen, daß Freund Schwammerl in kurzer Zeit eine Verbesserung seiner Finanzen erwartet und mit Zuversicht darauf rechnet, und sobald dieß geschehen, er auch unverzüglich Ihrer gütigen Einladung folgen, und mit einer neuen Operette bei Ihnen in Grätz anlangen wird. Jedenfalls erhalten Sie acht Tage vor seinem Eintreffen in Grätz entweder von ihm oder mir bestimmte Nachrichten. Er wünschte freilich, daß ich die Reise mit ihm machen könnte, doch kann ich nicht abkommen. Bleibt Schubert bis Ende Oktober bei Ihnen, so wäre es dennoch möglich, daß ich wenigstens auf acht Tage nach Grätz komme, um alle meine Lieben wieder zu sehen und Freund Schwammerl abzuholen.

Ich sehe nun alle Tage in meinem vorjährigen Tagebuch nach und freue mich in der Erinnerung an jene herrlichen[436] Tage. Am 10., 11. und 12. werde ich an die herrliche Parthie nach Wildbach denken.«

Die Hoffnung, aus der Klemme herauszukommen, ging aber nicht in Erfüllung. Der Winterreise zweiter Theil war fertig geworden, ohne daß dieses bedeutende Werk Schuberts finanzieller Ebbe abgeholfen hätte. Der Ausflug nach Graz wurde daher definitiv aufgegeben.

Am 25. September erhielt Jenger von Schubert folgenden Absagebrief:


»Den zweiten Theil der Winterreise habe ich bereits Haslinger übergeben. Mit der Reise nach Grätz ist's für heuer nichts, da Geld und Witterung gänzlich ungünstig sind. Die Einladung zu Dr. Menz25 nehme ich mit Vergnügen an, da ich Bar. Schönstein immer sehr gerne singen höre. Du kannst mich Samstags Nachmittag im Kaffeehause beim Bogner, Singerstraße, zwischen 4 und 5 Uhr treffen. Dein Freund


Schubert.«


»Meine Adresse ist: Neue Wieden. Firmians-Gasse Nr. 694, 2. Stock rechts.«


Bezüglich des Trio in Es, dessen Erscheinen Schubert mit Ungeduld entgegensah, langte unter dem 6. October aus Leipzig noch folgendes letzte Schreiben an:


»In Antwort Ihrer werthen Zuschriften vom 1. August und 2. dieses bitte ich um Entschuldigung, daß Ihr Trio opus 100 noch nicht in Ihren Händen ist. Meine Reise nach[437] Frankreich und Holland hat wohl ein wenig den Aufschub veranlaßt, auch ist das Werk ziemlich stark. Es ist indeß bereits im Stich vollendet, sowie auch so sorgfältig wie möglich corrigirt und geht fix und fertig mit nächster Sendung durch Diabelli & Comp. an Sie ab. Von Ihren neuen Compositionen würden mir die Lieder am meisten conveniren und ich bitte um deren Zusendung. Was Sie ferner leicht faßliches à 4 m. componiren, so etwa wie Ihre Variationen über das Müllerlied aus Marie26, bitte ich ebenfalls mitzutheilen. Sollte sich das Himmel'sche27 Thema ›An Alexis‹ nicht zu ähnlichem dankbar verarbeiten lassen? Mit wahrer Achtung


ergebenst

H.A. Probst.«


War es Schubert nicht mehr beschieden, die Berge der Steiermark oder Oberösterreichs zu sehen, so mußte er auch seiner schon vorgeschrittenen Kränklichkeit wegen auf einen unter günstigen Auspicien ihm vorgeschlagenen Ausflug nach der Hauptstadt Ungarns verzichten.

Franz Lachner28, mit Schubert wohl befreundet, und[438] damals als Kapellmeister am Kärntnerthor-Theater angestellt, erhielt nämlich im Juni 1828 von Anton Schindler, dessen Schwester Sängerin in Pest war, eine Einladung, dahin zu kommen, um seinen Erstlingsversuch auf dramatischem Felde, die Oper: »Die Bürgschaft«, auf dem dortigen Theater zur Aufführung zu bringen. Gegen Ende September reiste Lachner in dieser Absicht nach Pest, nachdem er sich zuvor noch bei Schubert verabschiedet und von diesem die Zusage erhalten hatte, daß er, wenn möglich, der Aufführung der Oper ebenfalls beiwohnen werde. Als nun diese bevorstand, suchte Schindler, der seinen Mann kannte, sich der Anwesenheit Schuberts durch folgende wohlgemeinte Zeilen (datirt vom 11. October), einigermaßen zu versichern.


»Mein guter, lieber Freund Schubert!


Unser Freund Lachner ist mit dem Arrangement seiner Oper gar zu sehr beschäftigt, daher ich es übernehme, Sie nicht nur in seinem Namen zu dem wichtigen Tage, an dem dieses große Werk zur Aufführung kommen wird, welches den 25. oder 27. d. M. bestimmt ist, einzuladen, sondern ich und meine Schwester fügen noch unsere Einladung hinzu, und wünschen Sie hier in unserer Mitte nun als herzlich wohlmeinender Freund empfangen und verehren zu können. Wir haben alle unter einem Dache und an einem Tische recht gut Platz und freuen uns, daß Sie den für Sie bestimmten Platz ohne Widerrede annehmen und recht bald schon occupiren werden. Richten Sie sich's daher ein, daß Sie längstens am 22. d. mit dem Eilwagen abreisen und geben Sie uns nur 2 Tage früher schriftliche Nachricht, ob[439] Sie sicher am 24. d. Morgens hier zu erwarten sind. Dieß wäre das Eine, das Andere folgt.

Sintemahl und alldieweil Ihr Name hier einen guten Klang hat, so haben wir folgende Speculation mit Ihnen vor, nämlich: Daß Sie sich entschließen mögen, hier ein Privat-Konzert zu geben, wo größtentheils nur Ihre Gesangsstücke vorgetragen werden sollen, man verspricht sich einen guten Erfolg, und da man schon weiß, daß ihre Timidität und Comodität bei einem solchen Unternehmen nicht viel selbst Hand anlegt, so mache ich Ihnen kund und zu wissen, daß Sie hier Leute finden werden, die Ihnen auf das willfährigste unter die Achseln greifen werden, so schwer Sie sind. Jedoch müssen Sie auch etwas dazu beitragen, et quidem daß Sie sich in Wien 5–6 Briefe aus adeligen Häusern an wieder solche hier geben lassen. Lachner meint auch z.B. aus dem Graf Esterhazischen Hause und ich meine auch; z.B. sagen Sie ein Wort unserem biedern Freunde Pinterics, der Ihnen gewiß einige von seinem Fürsten besorgen wird. Vorzüglich aber verschaffen Sie sich einen guten Brief an die Gräfin Tölöky, Vorsteherin des adeligen Frauenvereines, die die größte Beschützerin der Kunst hier ist. Lassen Sie sich das nicht schwer fallen, denn es ist dabei keine Mühe und kein Curmachen verbunden, sondern Sie geben die Briefe hier ab, wenn wir es für nothwendig finden, und damit basta! Einige 100 fl. auf diese Art in die Tasche bekommen, ist nicht zu verwerfen, und nebst diesem können noch andere Vortheile dabei herausschauen. Also frisch! nicht lange judicirt und keine Mäuse gemacht! unterstützt werden Sie auf's beste und nach Kräften. Es ist hier ein junger Dilettant, der Ihre Lieder mit sehr schöner Tenorstimme[440] gut, recht gut singt, der ist dabei, die Herrn vom Theater detto, meine Schwester detto, also darf Er sich mit seinem dicken Ranzen nur hinsetzen und was vorgetragen werden soll, begleiten. Auch mehrstimmige Gesänge können ihre gute Wirkung nicht verfehlen. Mehrere sind davon hier bekannt. Neues schreiben Sie nicht, nicht nothwendig!

Und somit Gott befohlen! Wir erwarten alle, daß Sie hübsch g'scheid handeln und sich nicht widerspenstig zeigen werden. Also auf baldiges Wiedersehen in dem Lande der Schnurbärte! Dieß von Ihrem


aufrichtigen Freunde

Anton Schindler.«


Lachner schrieb am Ende des Briefes noch ein Paar Zeilen, in welchen er seinem Freunde kundgibt, daß er ihn längstens bis zum 20. October in Pest erwarte.

Schubert antwortete nicht, und erschien auch nicht bei der Aufführung in Pest. Nachdem diese vorüber war, reiste Lachner (es mag dies in den ersten Tagen des November gewesen sein) nach Wien zurück und besuchte sofort den Freund, der bereits seit drei Wochen krank darniederlag. Er brachte mit ihm ein Paar Stunden im Gespräche zu und diese Stunden waren auch die letzten ihres Zusammenseins. Lachner erhielt nämlich gerade um diese Zeit von dem damaligen Theater-Director Graf Gallenberg den Auftrag, eine Reise durch Deutschland zu machen, um für die Wiener Oper Sänger zu gewinnen. In Darmstadt traf ihn (durch einen Brief »ihres beiderseitigen Freundes« Treitschke) die Nachricht von Schubert's Tod.

Noch folgt ein Brief geschäftlicher Art, von Schott in Mainz, der Zeitfolge nach unter den mir vorliegenden der letzte;[441] er ist datirt vom 30. October, mithin nicht volle drei Wochen vor Schuberts Tod an diesen gerichtet.

Das Schreiben lautet:


»Die sehr werthen Zuschriften vom 28. Mai und 2. October haben wir richtig erhalten. Die Antwort auf das erste Schreiben verzögerte sich so sehr, weil wir auch von hier die impromptus mit Gelegenheit nach Paris sandten, wie solche auch hieher kamen.

Wir erhalten solche von dort zurück, mit dem Bedeuten, daß diese Werke als Kleinigkeiten zu schwer sind und in Frankreich keinen Eingang finden würden und bitten Sie deßhalb recht sehr um Entschuldigung.

Das Quintett29 werden wir bald verlegen, doch müssen wir bemerken, daß dieses kleine opus um das angesetzte Honorar zu theuer ist; im ganzen gibt es auf der Klavierstimme nur 6 gedruckte Seiten, und wir vermuthen, es beruht auf einem Irrthum, daß wir dafür 60 fl. C.M. bezahlen sollten.

Wir offeriren Ihnen fl. 30 dafür, und werden auf Ihre Antwort den Betrag sogleich entrichten, oder Sie dürfen auch auf uns entnehmen.

Das Clavierwerk op. 10130 wäre uns gewiß nicht zu theuer, allein die Unbrauchbarkeit für Frankreich war uns recht verdrüßlich. Wenn Sie gelegentlich etwas minder schweres und doch brillantes auch in einer leichteren Tonart componiren, dieses belieben Sie uns ohne weiteres zuzusenden.

Wir zeichnen mit Achtung und Freundschaft


B. Schott's Söhne.«
[442]

»P.S. Um allen Aufenthalt zu vermeiden, legen wir eine Anweisung von fl. 30 auf Heilmann's Erbe, nebst avis-Brief bei. Gehen Sie unseren Vorschlag nicht ein, so senden Sie uns die Anweisung zurück. Die 4Impromptus schließen wir der ersten Sendung an Herrn Haslinger bei.

Die Obigen.«


Schuberts Thätigkeit in diesem seinem letzten Lebensjahre gestaltete sich zu einer, in Hinblick auf Zahl und Bedeutung der von ihm geschaffenen Werke, ganz erstaunlichen. Es schien, als wollte er, von einer Ahnung seines nahen Ende bewegt, noch seine ganze Kraft zusammenraffen, um auch von jenen Zweigen der musikalischen Kunst den Lorbeer sich zu holen, wo ihm dieser noch vorenthalten wurde. Die große Simfonie in C, die Es-Messe, das herrliche Streichquintett in C, die Cantate »Mirjams Siegesgesang«, in welchem Schubert's Eigenthümlichkeit sich mit Händelscher Größe verbindet, die achtstimmige »Hymne an den heiligen Geist,« die letzten drei Claviersonaten, welche er Hummel widmen wollte31, durchweg hervorragende Werke, entstanden in rascher Aufeinanderfolge. Ihnen reihen sich an: Eine Kirchenarie für Tenorsolo mit Chor, ein Tantum ergo, die Cantate »Glaube, Hoffnung und Liebe«32, der[443] 92. Psalm33, (fünfstimmig auf hebräische Textworte), vierhändige Clavierstücke, unter diesen das bekannteGrand Rondeau (op. 107), ein angenehmes, leicht faßliches Musikstück, das er (im Juni) auf Wunsch des Herrn Artaria componirte, endlich mehrere Lieder, darunter: »Am Strom«34, »Der Hirt auf dem Felsen«35 und ein Theil des sogenannten »Schwanengesanges«.[444]

Die Sinfonie in C übergab Schubert nach ihrer Vollendung36 dem Comité des Wiener Musikvereines zur Aufführung. Die Stimmen wurden in der That herausgeschrieben und vertheilt, und es sollte mit dem Einstudieren des Werkes sofort begonnen werden. Bald jedoch wurde es, als zu lang und zu schwierig, bei Seite gelegt und Schubert empfahl nun seine sechste Sinfonie (ebenfalls in C) zur Annahme und Aufführung. Der Componist, der bei Ueberreichung der großen Sinfonie sich gegen einen Freund äußerte: »er wolle nun nichts mehr von Liedern hören, er sitze jetzt ganz in der Oper und Sinfonie,« hatte sich auf die Vorführung seines neuen Werkes nicht wenig gefreut und die Substituirung der »sechsten« war ihm nur ein schwacher Trost für die Vereitlung seines Wunsches. Aber auch diese kleine Genugthuung sollte ihm nicht zu Theil werden, da die Sinfonie erst nach seinem Tode zur Aufführung gelangte37.[445]

Der »Schwanengesang« enthält Lieder von Rellstab, Heine und G. Seidls »Taubenpost«.

Ueber die Genesis der sieben Lieder von Rellstab geben dessen Memoiren38 näheren Aufschluß.

Rellstab war im April 1825 nach Wien gekommen, von dem heißen Wunsche erfüllt, Beethoven zu sehen und ihn zu bewegen, daß er einen seiner Operntexte (deren er an ein Dutzend vorräthig hatte) componire. Da er aber durch Freunde, welche Beethoven näher kannten, belehrt worden war, daß diesem vieles Lesen nicht zusage, nahm er nebst Abschriften dieser Operntexte auch jene kleinen lyrischen Gedichte, die er für die besten hielt, jedes derselben sauber auf einem besonderen Blatt geschrieben, mit sich zu dem Meister, der damals in der Krugerstraße Nr. 767 im 4. Stock wohnte. Die Gedichte, bemerkt Rellstab, bewegten sich in verschiedenen Stimmungen, und es mochte sich da wohl ereignen, daß einmal eines derselben mit Beethoven's Stimmung zusammenfiel und ihn anregte, die vorüberfliegende Bewegung seiner Brust in ewige Töne zu hauchen39. Diese Blätter erhielt[446] Rellstab nach Beethoven's Tod durch Anton Schindler aus des Meisters Nachlaß zurückgestellt. Einige waren mit Bleistiftzeichen versehen; es waren dies dieselben, die Beethoven am besten gefielen, und die er damals an Schubert zur Composition abgab40, da er selbst sich zu unwohl fühlte. Schubert setzte auch jene Gedichte in Musik, bevor sie noch im Druck erschienen waren.

Die Composition der Heineschen Lieder soll, nach einer Mittheilung des Freiherrn von Schönstein, einer früheren Periode angehören, und sie sind daher von den Verlegern mit Unrecht in die, unter dem Namen Schwanengesang von ihnen veröffentlichte Sammlung aufgenommen worden.

Als nämlich Schubert unter den Tuchlauben bei Herrn Schober wohnte – aber noch mehrere Jahre vor seinem Tode – besuchte ihn eines Tages Herr von Schönstein und fand daselbst Heines Buch der Lieder, das ihn so sehr interessirte, daß er Schubert ersuchte, es ihm zu überlassen, was[447] dieser mit den Worten that: »er benöthige dasselbe ohnehin nicht mehr.« Diese Bemerkung, dann der Umstand, daß sämmtliche Blätter, auf welchen sich die componirten Gedichte befanden, eingebogen waren, und die bekannte Thatsache, daß Schubert viele seiner Tondichtungen (oft mit Unrecht) der Veröffentlichung nicht werth hielt und bei Seite legte, machen es sehr wahrscheinlich, daß die sechs Lieder schon damals entstanden waren41. Als Schuberts letztes Lied, also in der That als Schwanengesang, gilt »Die Taubenpost« von G. Seidl, componirt im October, wenige Wochen vor seinem Tode.

Dieser war bereits im September mit leisem Schritt mahnend an ihn herangetreten, um kurze Zeit darauf, nachdem, wie einst bei Mozart, einige ruhigere Tage der Hoffnung auf volle Genesung Raum gegeben hatten, sich mit festem Griff seine Beute zu holen.

Ueber Schuberts letzte Tage geben folgende Mittheilungen seines Bruders Ferdinand und Herrn von Schober's näheren Aufschluß.

Franz zog zu Anfang September von des Letzteren Wohnung fort, und für einige Zeit zu seinem Bruder Ferdinand, der aus der Vorstadt St. Ulrich in eine neuentstandene Gasse der Vorstadt Wieden und leider auch in ein neugebautes Haus[448] übersiedelt war. Er that dieß auf Anrathen des Hofarztes Dr. von Rinna, um von dort aus mit weniger Beschwerde und Zeitverlust, als dieß von dem Innern der Stadt aus möglich gewesen wäre, Bewegung im Freien vorzunehmen und dadurch eine Linderung seiner in Blutwallungen und Schwindel bestehenden Leiden herbeizuführen. Die ihm bei Schober eingeräumte Wohnung blieb ihm auch für die Zukunft daselbst vorbehalten42.

Er kränkelte und medicinirte bereits um diese Zeit. Die Unpäßlichkeit nahm indeß wieder etwas ab. Anfangs October machte er mit Ferdinand und zwei Freunden eine kleine Lustpartie nach Unter-Waltersdorf, und von da einen Ausflug nach Eisenstadt, wo er Josef Haydn's Grabmal aufsuchte und bei demselben ziemlich lange verweilte. Er war während dieser drei Reisetage höchst mäßig in Speise und Trank, dabei aber sehr heiter und hatte manch' munteren Einfall.

Als er aber nach Wien zurückgekehrt war, nahm das Unwohlsein wieder zu. Da er nun am letzten October Abends im Gasthause einen Fisch speisen wollte43, warf er, nachdem er das[449] erste Stückchen gegessen, plötzlich Messer und Gabel auf den Teller und gab vor, es ekle ihn gewaltig vor dieser Speise, und es sei ihm gerade, als hätte er Gift genommen. Von diesem Augenblicke an hat Franz fast nichts mehr gegessen und getrunken, und bloß Arzneien eingenommen. Auch suchte er durch Bewegung in freier Luft sich zu helfen, und machte daher noch einige Spaziergänge. Am 3. November ging er früh Morgens von der Neu-Wieden nach Hernals, wo das von Ferdinand componirte lateinische Requiem aufgeführt wurde. – Es war dieß die letzte Musik, die er hörte. Nach dem Gottesdienste machte er wieder Bewegung, drei Stunden lang. Beim Nachhausegehen klagte er sehr über Mattigkeit.

Doch scheint er sich bald wieder erholt und an eine ernstere Krankheit überhaupt nicht gedacht zu haben; denn am 4. November sprach er, zugleich mit dem noch am Leben befindlichen Klaviermeister Lanz in Wien, bei dem Hoforganisten Sechter44 vor, um sich mit diesem über vorzunehmende Studien im Fugensatz zu besprechen. Sie kamen da überein, das Marpurg'sche45 Lehrbuch, soweit dieses ihren[450] Zwecken diente, mitsammen durchzugehen und setzten die Zeit und Zahl der Stunden fest, die Schubert darauf zu verwenden beabsichtigte. Zur Ausführung ist – nach Sechter – das Vorhaben nicht gekommen, da Schubert's zunehmendes Unwohlsein ihn bald aus Krankenlager fesselte. Die Lebensgeschichte unseres Tondichters ist freilich dadurch um eines der wunderlichsten Schauspiele – Herr Sechter und Franz Schubert in gemeinschaftliche musikalische Arbeit vertieft – betrogen worden.

Am 11. November war Franz durch zunehmende Schwäche gezwungen, sich auf das Krankenbett zu legen. Er fühlte, wie er selbst sagte, keine Schmerzen, aber Schlaflosigkeit und Abspannung marterten denn sonst so kräftigen Mann.

Anfangs behandelte ihn Dr. Rinna und Schubert schrieb darüber noch einen Brief (den letzten) an Schober, welchem der Arzt persönlich befreundet war. Leider erkrankte dieser und der Stabsarzt Dr. Vehring übernahm an seiner Stelle die[451] Behandlung des Kranken, von dessen Befinden er Schober täglich in Kenntniß setzte.

Während der Krankheit, die nur neun Tage dauerte, war Franz im Arzneinehmen sehr genau und hatte deßhalb eine Sackuhr an dem Sessel neben dem Bett hängen. In den ersten Tagen versuchte er es, ein Paar Stunden außerhalb des Bettes zuzubringen, um die Druckbogen des zweiten Theiles der Winterreise zu corrigiren. Am 16. hielten die Aerzte ein Consilium; es schien ihnen, daß der Uebergang der Krankheit in ein Nervenfieber bevorstehe, doch war die Hoffnung der Genesung nicht ausgeschlossen. Mehrere seiner Freunde (Spaun, Bauernfeld46, Lachner47, J. Hüttenbrenner) besuchten ihn, andere hielt die Furcht vor Ansteckung zurück. Am Abend des 17. wurde das Deliriren, welches ihn bisher nur zeitweise und in geringem Grad befallen hatte, heftiger und anhaltender.

Am Vorabende seines Hinscheidens rief er seinen Bruder mit den Worten: »Ferdinand! Halte Dein Ohr zu meinem[452] Munde« an das Bett hin, und sagte dann ganz geheimnißvoll: »Du, was geschieht denn mit mir?!« – Dieser antwortete: »Lieber Franz! Man ist sehr dafür besorgt, Dich wieder herzustellen, und der Arzt versichert auch, Du werdest bald wieder gesund werden, nur mußt Du Dich fleißig im Bette halten!« – Den ganzen Tag hindurch wollte er heraus, und immer war er der Meinung, als wäre er in einem fremden Zimmer. Ein Paar Stunden später erschien der Arzt, der ihm auf ähnliche Art zuredete. Schubert aber sah diesem starr in's Auge, griff mit matter Hand an die Wand, und sagte langsam und mit Ernst: »Hier, hier ist mein Ende48«.

Noch an demselben Tag, wahrscheinlich in den Morgenstunden, hatte der Vater an seinen Sohn Ferdinand folgende Zeilen gerichtet49:


»Lieber Sohn Ferdinand!


Die Tage der Betrübniß und des Schmerzes lasten schwer auf uns. Die gefahrvolle Krankheit unseres geliebten Franz wirkt peinlich auf unsere Gemüther. Nichts bleibt uns in diesen traurigen Tagen übrig, als bei dem lieben Gott Trost zu suchen, und jedes Leiden, das uns nach Gottes weiser Fügung trifft, mit standhafter Ergebung in seinen heiligen Willen zu ertragen, und der Ausgang wird uns von der Weisheit und Güte Gottes überzeugen und beruhigen.

Darum fasse Muth und inniges Vertrauen auf Gott; er wird Dich stärken, damit Du nicht unterliegest, und Dir[453] durch seinen Segen eine frohe Zukunft gewähren. Sorge soviel als möglich, daß unser guter Franz unverzüglich mit den heiligen Sacramenten der Sterbenden versehen werde, und ich lebe der tröstlichen Hoffnung, Gott wird ihn stärken und erhalten. Dein betrübter aber von dem Vertrauen auf Gott gestärkter Vater

Franz.«


Den am Nachmittag desselben Tages eingetretenen Todesfall theilte der Vater durch folgende Traueranzeige mit:


»Gestern Mittwoch Nachmittag um drei Uhr entschlummerte zu einem besseren Leben mein innigstgeliebter Sohn Franz Schubert, Tonkünstler und Compositeur, nach einer kurzen Krankheit und Empfang der heiligen Sterbesacramente im 32. Jahre seines Lebens. Zugleich haben ich und meine Familie50 unsern verehrlichen Freunden und Bekannten hiemit anzuzeigen, daß der Leichnam des Verblichenen Freitag den 21. d. M. Nachmittag um 1/23 Uhr von dem Hause 694 alt, 714 neu, auf der neuen Wieden in der neugebauten Gasse51 nächst dem sogenannten[454] Bischofstadel in die Pfarrkirche zum heiligen Josef in Margarethen getragen und daselbst eingesegnet werden wird.

Wien, am 20. November 1828.

Franz Schubert,

Schullehrer in der Rossau.«


In das zu jener Zeit übliche Gewand eines Einsiedlers gekleidet, den Lorbeerkranz um die Schläfen gewunden, das Antlitz unentstellt, mehr einem Schlafenden als Verstorbenen gleichend, lag Franz auf der Bahre, die sich schon im Verlauf des ersten Tages mit den Kränzen der dahin Wallenden reicher und reicher zu schmücken begann.

Das Leichenbegängniß fand an dem bezeichneten Tag zur festgesetzten Stunde statt. Ungeachtet des schlechten Wetters fand sich außer den Freunden und Verehrern des Verblichenen noch eine ziemlich große Anzahl theilnehmender Menschen ein, die dem Sänger das letzte Geleite geben wollten. Der Sarg wurde vom Sterbehause weg von jungen Männern (Beamten und Studierenden) getragen. Franz von Schober war von Schubert's Verwandten als nächster Leidtragender ausersehen worden, und hatte auf die Melodie des Schubert'schen Pax vobiscum, die im Anhang befindlichen Strofen gedichtet. In der kleinen Pfarrkirche executirte ein Sängerchor unter Leitung des Domcapellmeisters Gänsbacher eine von diesem componirte Trauermotette und das oben erwähnte Pax vobiscum mit Begleitung von Blasinstrumenten.

Nach der Einsegnung wurde der Leichnam auf den Ortsfriedhof in Währing52 geführt, und daselbst nach abermaliger Einsegnung im eigenen Grabe bestattet.[455]

Die Uebertragung der sterblichen Ueberreste Schubert's auf diesen freundlichen, einem Garten zu vergleichenden Kirchhof war von der Familie noch in letzter Stunde und unter dem frischen Eindruck einer von Franz in bewußtlosem Zustand gemachten bedeutsamen Aeußerung beschlossen worden, wie aus den folgenden von Ferdinand an den Vater gerichteten Zeilen53 zu entnehmen ist:


»Liebwerthester Herr Vater!


Sehr viele äußern den Wunsch, daß der Leichnam unseres guten Franz im Währinger Gottesacker begraben werde. Unter diesen vielen bin besonders auch ich, weil ich durch Franzen selbst dazu veranlaßt zu sein glaube. Denn am Abende vor seinem Tode noch sagte er bei halber Besinnung zu mir: ›Ich beschwöre Dich, mich in mein Zimmer zu schaffen, nicht da in diesem Winkel unter der Erde zu lassen; verdiene ich denn keinen Platz über der Erde?‹ Ich antwortete ihm: ›Lieber Franz, sei ruhig, glaube doch Deinem Bruder Ferdinand, dem Du immer geglaubt hast, und der Dich so sehr liebt. Du bist in dem Zimmer, in dem Du bisher immer warst, und liegst in Deinem Bette!‹ – Und Franz sagte: ›Nein, ist nicht wahr, hier liegt Beethoven nicht.‹ – Sollte dieß nicht ein Fingerzeig seines innersten Wunsches sein, an der Seite Beethoven's, den er so sehr verehrte, zu ruhen?! –

Ich habe deßhalb mit dem Rieder54 gesprochen, und mich erkundigt, welche Kosten diese Leichenübertragung verursache,[456] und da kommen ungefähr 70 fl. C.M. heraus. – Viel! sehr viel! – Aber für Franzen doch gewiß sehr wenig! – Ich meinerseits könnte für diesen Fall einstweilen 40 fl. entbehren, denn ich habe gestern 50 eingenommen. – Uebrigens glaube ich sicher erwarten zu dürfen, daß alle die Auslagen für seine Krankheit und für seine Beerdigung etc. durch sein Hinterlaß selbst bald getilgt werden würden.55[457]

Sind Sie daher, lieber Herr Vater, meiner Gesinnung, so wäre mir wieder ein großer Stein vom Herzen gewälzt. Jedoch müßten Sie sich sogleich entschließen, und es mir durch den Ueberbringer dieses mittheilen lassen, damit ich das Eintreffen des Todtenwagens veranstalten könnte. Auch müßten Sie dafür besorgt sein, daß hierüber noch heute Vormittags dem Herrn Pfarrer in Währing die Anzeige gemacht werde. Ihr

trauernder Sohn

Ferdinand.«


»21. November 1828 Früh 6 Uhr.«


[458] P.S. »Die Frauen werden doch nicht in schwarzer Trauer erscheinen? Der Conductansager glaubt, daß er keine Flöre anzuschaffen habe, weil es bei Ledigen nicht gebräuchlich sei, und weil die Träger rothe Mäntel und Blumen haben56! –«


Der Vater ging auf den Vorschlag ein und so wurde denn Schuberts Wunsch, der, wenn auch im Fiebertraum ausgesprochen, doch sein wahres glühendes Verlangen, im Tod neben Beethoven zu ruhen, offenbarte, nach Thunlichkeit erfüllt; denn nur drei Gräber57 trennen seine Gruft von jener seines erhabenen Vorbildes.

Die Trauer um den so plötzlich Dahingeschiedenen war ebenso aufrichtig als allgemein. Mehrere seiner Freunde und Bekannten drückten ihren Schmerz durch Gedichte oder musikalische Compositionen58 aus. In den damals gelesensten öffentlichen Blättern erschienen Nekrologe und Nachrufe59[459] und in Linz, wo Schubert's Name besonders populär war, fand am 25. Dec. 1828 in dem Salon des landständischen Sprachlehrers Abbate Luigi Tomazolli, eines thätigen Musikförderes, eine musikalisch-deklamatorische Todtenfeier statt.

In Wien vereinigten sich bald nach Schubert's Tod Freunde und Verehrer des Verblichenen, ihrer Trauer um ihn durch die Aufführung eines Requiems in der Kirche Ausdruck zu geben und sein Andenken durch die Errichtung eines Grabmonumentes zu ehren.

In dieser Angelegenheit richtete Jenger an Josef Hüttenbrenner am 26. Nov. 1828 das folgende Schreiben60:


»Lieber Freund!


Gestern habe ich mit Herrn Schober wegen eines Requiems für Schubert gesprochen; er ist mit Allem einverstanden; nur lassen seine Verhältnisse nicht zu, sich irgend[460] an die Spitze einer Unternehmung zu stellen, und er meint, daß man wegen des Requiems und wegen der Kosten für ein Monument jedenfalls mit dem Vater oder Bruder Ferdinand Rücksprache pflegen sollte, um ihre Meinung zu hören. Thue es also und gib mir bald Auskunft darüber. Schober meint, es wäre gut, wenn das Requiem so wenig als möglich kostet, damit mehr Geld für's Monument und das angekaufte eigene Grab übrig bleibe.

Rede also auch mit dem Dechant und mit Piringer61, damit man erfährt, was das Requiem ungefähr kosten werde. Der ganze Unkostenbetrag würde sodann von den eingehenden Subscriptionsgeldern abgezogen werden, doch nur so wenig als möglich.

Schober sagt, er glaube, es werde auch bei St. Josef ein Requiem abgehalten. Wenn dieses der Fall wäre, so dürfte eines in der Augustiner-Kirche unnöthig sein; mir wäre es aber doch lieb, wenn eines dort stattfände.

Unterdessen werde ich durch Schober dafür sorgen, daß Subscriptionsbögen lithografirt und in den besten Musikalienhandlungen, so wie unter die Freunde des Verstorbenen vertheilt werden.

Wenn der Aufsatz in die Zeitung62 fertig ist, so lasse

Deinem Freund

Jenger
[461]

Am 16. Dec. überreichte Josef Hüttenbrenner das Gesuch um die Erlaubniß zur Requiemfeier bei der Landesregierung, von welcher ihm zwei Tage darauf der zustimmende Bescheid zukam.

Am 23. December wurde von den Freunden und Verehrern des heimgegangenen Meisters in der Augustiner Hofkirche zur Todtenfeier das doppelchorige Requiem von Anselm Hüttenbrenner (Director des steiermärkischen Musikvereins) unter Mitwirkung vieler Kunstfreunde aufgeführt, nachdem der Kirchenmusik-Verein zu St. Ulrich bereits am 27. November mit dem Mozart'schen Requiem vorangegangen war.

Wie bereits angedeutet, war unter den Musikfreunden auch der Wunsch laut geworden, die Grabstätte des Dahingeschiedenen durch ein Monument oder einen Grabstein auszuzeichnen. Da die Geldmittel dazu aus seinem Nachlasse nicht zu bestreiten gewesen wären, so veranstaltete Frl. Anna Fröhlich am 30. Jänner 1829 im Musikvereins-Saale ein Concert, dessen halber Ertrag zur Errichtung des Grabdenkmals bestimmt war63.[462]

Das Concert wurde des günstigen Erfolges wegen wiederholt und der Ertrag beider, in Verbindung mit den Beiträgen einiger Freunde reichte hin, um die Kosten des Requiems und Denkmales zu bestreiten64.

Die Form des Denkmales zu bestimmen, überließ das Comité Schubert's Freunde: Franz v. Schober. Dieser entwarf die Zeichnung dazu unter Beirath des Architekten Förster, und vollendete auch die von Arnold begonnene Büste, deren Guß in Blansko stattfand. Den Grabstein verfertigte der Steinmetzmeister Wasserburger, die Büste ist die Arbeit des akademischen Bildhauers Franz Dialler. Die Grabschrift verfaßte Franz Grillparzer. Sie lautet:


Der Tod begrub hier einen reichen Besitz,

Aber noch schönere Hoffnungen.

Hier liegt Franz Schubert,

geboren am 31. Jänner 1797,

gestorben am 19. November 1828,

31 Jahre alt65.
[463]

Die Gesichtszüge Schubert's sind durch weitverbreitete Porträts allenthalben bekannt geworden. Von diesen gelten als besonders gelungen:

Ein Kupferstich von Passini, nach Wilhelm Rieder's Zeichnung66. Eine Litografie von Clarot67 in Wien, ebenfalls[464] nach Rieder's Zeichnung, welche überhaupt den verschiedenen Porträts zu Grunde gelegt wurde.

Ein gemaltes Miniaturbild im Besitz des Herrn Hofrathes Frhrn. Josef v. Spaun in Wien. Eine Zeichnung (vom 10. Juni 1821), vorgefunden in der Mappe des im Jahre 1862 gestorbenen Professors Leopold Kupelwieser – von diesem entworfen68.

1

So schrieb Jenger am 28. Jänner an Frau Marie v. Pachler; »Irene Kiesewetter ist von ihrer schweren Krankheit genesen und gedenkt mit ihrer Mutter einen Ausflug nach Graz zu unternehmen. Wenn dies geschieht, so werden Schwammerl und ich als Reisemarschalls mitgenommen und somit dürften wir Sie alle in wenig Monaten sehen.« – Tiefe Reise unterblieb in Folge des Todes einer Verwandten der Kiesewetters. Aber schon am 26. April schrieb Jenger wieder nach Graz: »Das Bändchen Lieder von Freund Schubert, welches er Ihnen dedicirt, ist bereits dem Stich übergeben worden; bis Schubert und ich zu Ihnen kommen, was ohne Zweifel Ende August geschehen wird, werden wir Ihnen einige Exemplare mitbringen.«

2

Eine Abschrift des Briefes besitzt Herr Josef Hüttenbrenner in Wien.

3

Das Trio in Es.

4

Einige Compositionen Anselm Hüttenbrenner's hatten auch Schubert's Beifall, namentlich »Der Abend«, ein Vocalquartett. Ueber eine Claviersonate schrieb Rochlitz am 9. Jänner 1825 an T. Haslinger in Wien: »Jene Sonate des steirischen Musikvereins war allerdings von Anselm Hüttenbrenner. Es freut mich von Ihnen, über diesen trefflichen Künstler Gutes zu hören« u.s.w.

5

»Im Wald« und »Auf der Bruck«, die bei Kienreich in Graz erscheinen sollten. Zehn Tage später schrieb Jenger an Frau Pachler: »Anselm Hüttenbrenner ist ein liederliches Tuch, daß er bei Kienreich die beiden Lieder von Schubert nicht betreibt, damit sie endlich einmal im Stich erscheinen.«

6

Auch an Dr. Pachler wendete sich Schubert in derselben Angelegenheit.

7

So z.B. in dem Concert des Frl. Salomon (1827), in dem Concert J. Lewy's (des Jüngeren) 20. April 1828, in welchem er das Lied: »Am Strom« begleitete (s. »Sammler« Nr. 47, 1828).

8

Das Programm, im »Sammler« angekündigt, war folgendes: 1. Erster Satz eines neuen Streichquartetts, vorgetragen von den Herren Böhm, Holz, Weiß und Linke. 2. a) »Der Kreuzzug«, von Leitner; b) »Die Sterne«, von demselben: c) »Der Wanderer an den Mond«, von Seidl; d) Fragment aus dem Aeschylus; sämmtliche Gesänge mit Begleitung des Pianoforte, vorgetragen von Hrn. Vogl, k.k. pensionierten Hofopernsänger. 3. »Ständchen«, von Grillparzer, Sopran Solo und Chor, vorgetragen von Dlle. Josefine Fröhlich und den Schülerinnen des Conservatoriums. 4. Neues Trio für das Pianoforte, Violine und Violoncello, vorgetragen von den HH. Carl Maria von Bocklet, Böhm und Linke. 5. »Auf dem Strome«, von Rellstab, Gesang mit Begleitung des Horns und Pianoforte, vorgetragen von den Herren Tietze und Lewy dem Jüngern. 6. »Die Allmacht«, von Ladislaus Pyrker, Gesang mit Begleitung des Pianoforte, vorgetragen von Hrn. Vogl. 7. »Schlachtgesang«, von Klopstock, Doppelchor für Männerstimmen. Der Eintrittspreis betrug 3 fl. W.W.

9

Der Brief ist adressirt an Herrn Franz Schubert, Tonkünstler und Compositeur.

10

Soll wohl heißen 9. Februar.

11

Der Brief ist adressirt: »An Herrn Fr. Schubert, Tuchlauben, blauer Igel.«

12

Schikh, der Herausgeber der Wochenschrift »Für Kunst, Literatur und Mode«, in welcher besonders die von Stubenrauch gelieferten Modebilder Gefallen fanden, war kein Genosse von der Feder, sondern ein Kaufmann, der Modeartikel feilbot, deren Ertrag ihm die Artikel bestreiten half, die in seiner Zeitschrift eben nicht der Wiener Mode entsprachen. Er war damals (1828) ein wohlgenährter und rüstiger Sechziger mit einer Karfunkelnase im glühenden Antlitz. (Chezy: Erinnerungen II. Bd. S. 34)

13

Darin hatte Schikh vollkommen Recht.

14

Zierer war mit Schubert persönlich bekannt und hatte kurz vor seiner Abreise nach Italien von diesem den Wunsch äußern gehört, wieder nach Gmunden zu gehen. – In Neapel erhielt er die Nachricht von Schubert's erfolgtem Tod.

15

Mosewius (Johann Theodor), geb. 1788 in Königsberg, gest. 1861 in Breslau. In früherer Zeit ein ausgezeichneter Sänger und Schauspieler, verließ er 1825 die Bühne und gründete in Breslau eine Singakademie. Im Jahre 1827 erhielt er daselbst die zweite Musiklehrerstelle an der Universität und die Direction des königl. akademischen Instituts für Kirchenmusik, 1829 die Musikdirectorsstelle an der Universität. Er galt für einen in Wissenschaft und Kunst hochgebildeten Mann. Von seinen Compositionen sind einige Cantaten und Gelegenheitsgesänge bekannt geworden.

16

Mühling (August), geb. 1781 in Raguhne, wurde 1823 Orchester- und Concertdirector in Magdeburg und Organist an der Ulrichskirche daselbst. Er war fast in allen Musikgattungen, die Oper ausgenommen, thätig.

17

Das Originalschreiben besitzt Dr. Schneider in Wien. Der Brief ist an Franz Schubert, Tuchlauben, blauer Igel, zweiter Stock, adressirt.

18

Dürfte die große Messe in Es gewesen sein.

19

Der Brief ist adressirt an Se. Wohlg. Herrn Franz Schubert unter den Tuchlauben beim blauen Igel 2. Stock. Das Original desselben besitzt Herr Dr. Schneider in Wien. – Die Trio sind nicht näher bezeichnet. Gewiß ist, daß er jenes in Es Probst in Leipzig anbot, der es auch verlegte, vielleicht aber auch zu gleicher Zeit Schott in Mainz, oder auch letzterem das B-Trio.

20

Das Original, an den Tonkünstler und Compositeur Fr. Sch. (Tuchlauben etc.) adressirt, ist im Besitz des Herrn Dr. Schneider in Wien.

21

Es heißt daselbst, Schubert habe sich bei dieser Composition vollständig »vergaloppirt.« Die Fantasie ist jene op. 159.

22

Es war dies das bereits erwähnte, von Schubert am 26. März veranstaltete Concert.

23

Eine Abschrift davon besitzt v. Spaun.

24

Schubert zog am 1. Sept. zu seinem Bruder Ferdinand auf die Wieden Nr. 694.

25

Dr. Menz war, wie man mir mittheilte, Eigenthümer des Hauses auf dem Kohlmarkt, in welchem sich jetzt die Haslinger'sche Musikhandlung befindet. Jenger wohnte daselbst durch längere Zeit.

26

Die im Stich erschienenen vierhändigen Variationen über das Thema aus der Oper »Marie« von Herold.

27

Himmel (Friedrich Heinrich), geb. 1765 zu Treuenbritzen in Brandenburg, gest. 1814 in Berlin, ein Schüler Naumanns, war Kammercomponist des Königs Friedrich Wilhelm II., schrieb mehrere Opern für Italien, die er in Venedig und Neapel zur Aufführung brachte, ebenso für Stockholm, Petersburg und Berlin. Im Ganzen existiren über 80 Werke dieses Tonsetzers, die meisten für Gesang. (Cantaten, Psalmen, Messen u.s.w.)

28

Ich verdanke diese Mittheilung der Güte des Herrn Hofkapellmeisters Franz Lachner in München.

29

op. 114.

30

Im thematischen Catalog ist op. 101 ein Gesangsstück.

31

Sie wurden später von den Verlegern Robert Schumann dedicirt.

32

Die Cantate, von Friedrich Reil gedichtet, componirte Schubert zur Weihe der neuen Glocke in der Kirche der allerh. Dreifälligkeit in der Alservorstadt (2. Sept. 1828) als Chor für Männerstimmen, der am Schluß in einen gemischten Chor übergeht, mit Begleitung von Blasinstrumenten (Oboen, Clarinett, Fagott, Hörner und Posaunen). Das Gedicht besteht aus sechs Zeilen, die Composition aus einem Vorspiel von fünf Takten, an welches sich in langsam feierlichem Zeitmaß (B-Dur 6/8) der Männerchor anschließt. Das Ganze, in einfach melodischem Kirchenstyl gehalten, umfaßt 26 Takte. Die Cantate war zu beziehen in der Pfarre der Minoriten, bei dem Richter in der Alservorstadt (Alois Hauser), bei Carl Gaber am Breitenfeld und in der Stadt bei Tranquillo Mollo. Der Erlös wurde einem wohlthätigen Zweck gewidmet.

33

Der Psalm, von Wirth in's Deutsche übersetzt und die Uebersetzung der Musik angepaßt, ist für zwei Baritone, Sopran, Alt und Baß geschrieben und noch unveröffentlicht. Abschriften davon besitzen Freiherr v. Spaun und Frau Dr. Lumpe in Wien. Das Original besitzt der Cantor der israelitischen Gemeinde in Wien, Herr Julius Sulzer; der Psalm findet sich gedruckt in Sulzer's »Schir Zion«.

34

»Am Strom«, von Rellstab, mit Clavier und obligatem Horn (auch Cello-Begleitung) ist für den Waldhornisten J. Lewy (derzeit in Dresden ansässig) geschrieben, welcher es in seinem Concert (20. April 1828) im Verein mit Schubert am Clavier und einem »vorzüglichen Gesangsdilettanten« im kleinen Redoutensaal vortrug. (»Sammler«, J. 1828 Nr. 47 S. 188.)

35

Den »Hirt auf dem Felsen« schrieb Schubert (nach einer Mittheilung Spaun's) auf Wunsch der Opernsängerin Anna Milder für dieselbe kurz vor seinem Tod. Die obligate Clarinettbegleitung scheint ebenfalls für einen Künstler berechnet gewesen zu sein. Dieses Gesangsstück erfuhr bald nach seinem Erscheinen eine sehr verschiedene Beurtheilung. Von den Einen (s. Wiener musikalischer Anzeiger 1830) in den Himmel erhoben, wurde es von Andern (allg. mus. Ztg. 1850) als sentimentaler, aufgewärmter, phrasenvoller Gesang in den Staub gezogen und wieder von Anderen der opernmäßige Schluß getadelt. – Das unläugbar Zwitterhafte der Composition hat seinen Grund darin, daß sie für eine dramatische Sängerin berechnet war, die etwas Lied und etwas Bravourarie haben wollte. Von diesem Gesichtspunkt aus wird man diesem auf Bestellung componirten theilweise immerhin reizenden Musikstück gerecht werden.

36

Das Original, im Besitz des Wiener Musikvereins, trägt das Datum: März 1828.

37

Sie wurde am 14. Dec. 1828 in dem 2. Gesellschaftsconcerte im großen Redoutensaal zum ersten Mal gegeben und am 12. März 1829 im landständischen Saal »mit ungleich besserer Wirkung« wiederholt. (Allg. mus. Z.B. 31, S. 75 u. 294.)

38

»Aus meinem Leben«. Berlin 1861. B. II. S. 245.

39

Damit im Zusammenhang steht vielleicht auch das hier folgende Schreiben Rellstab's, welches mir im Original, aber ohne Datum und Name des Adressaten, vorliegt:

»Inneliegend, hochverehrtester Herr, übersende ich Ihnen einige Lieder, die ich für sie copiren lassen; es werden bald noch mehrere in anderem Geschmack folgen. Tiefe haben vielleicht das Neue, daß sie einen Zusammenhang unter sich bilden, der auf Glück. Vereinigung, Trennung, Tod und Hoffnung auf das Jenseits ahnen läßt, ohne bestimmte Vorfälle anzugeben.

Möchten diese Gedichte Ihnen so viel Liebe abgewinnen, daß Sie sich zur Composition entschließen, und auf diese Art die Verbindung mit einer Handlung eröffneten, die es sich zum Grundsatz gemacht hat, so viel als irgend möglich ist, nur der wahren höchsten Kunst förderlich zu sein und die Begeisterung des Componisten als das erste Gesetz betrachtet, nach dem er schreiben soll.

Tag und Nacht denke ich an eine Oper für Sie, und ich zweifle nicht, daß ich einen Stoff finden werde, der allen Ansprüchen des Componisten, des Dichters und des vielköpfigen Publikums genügen möge. Mit tiefster Verehrung

M.L. Rellstab

Der musikalische Schriftsteller Herr Alexander W. Thayer hatt es für unzweifelhaft, daß das Schreiben an Beethoven gerichtet sei.

40

Demnach wären die Gedichte nicht erst nach Beethoven's Tod – wie Schindler behauptet – an Schubert übergeben worden.

41

Aber doch nicht vor dem Jahr 1824, da Heine's Buch der Lieder erst um diese Zeit bekannt wurde. Der »Schwanengesang« erschien am 4. Mai 1829 bei Haslinger und wurde am 23. Mai 1829 in der Wiener Zeitung folgendermaßen angekündigt: »Den zahlreichen Verehrern von Schubert's klassischer Muse werden unter obigem Titel die letzten Blüten seiner edlen Kraft geboten. Es sind jene Tondichtungen, die er im August 1828 (?) kurz vor seinem Hinscheiden geschrieben.«

42

Als Schober im Herbst 1825 aus Preußen nach Wien zurückkehrte, wohnte Schubert, wie schon er wähnt worden, im Fruhwirth'schen Haus nächst der Carlskirche Nr. 100 als Partei eines Oelverschleißers und blieb daselbst noch in's folgende Jahr hinein. Im Jahre 1827 logirte er in einem Basteihause nächst dem Karolinenthor. Dann vereinigte er sich wieder mit Schober und wohnte bei diesem anfänglich in der oberen Backerstraße, später in Währing und zuletzt beim blauen Igel, Tuchlauben Nr. 557, wo für ihn zwei Stuben und eine Kammer, letztere zur Aufbewahrung der Musikalien, eingerichtet waren.

43

Es war dieß in dem schon erwähnten Gasthaus zum rothen Kreuz (am Himmelpfortgrund), wo sich Franz mit seinem Bruder Ferdinand und mehreren Freunden öfters einzufinden pflegte.

44

Der Gewährsmann dieses von vielen angezweifelten Intermezzo's.

45

Marpurg (Friedrich Wilhelm), geb. 1718 zu Seehausen in der Altmark, gest. 1795 als Lottodirector in Berlin, einer der hervorragendsten Musiktheoretiker. – Wie mir Dr. Hauer brieflich mittheilte, wollte sich Schubert in den letzten Lebensjahren auch mit Händel näher befreunden. »Wie oft« – lautet die betreffende Stelle in Dr. Hauer's Mittheilung – sagte er: »Lieber Hauer, kommen Sie doch zu mir, wir wollen mitsammen den Händel studiren.« – In dem Monatsbericht des Wiener Musikvereins (J. 1829) und in Seifried's Hauskalender (1838) wird übrigens bemerkt, daß Schubert in den letzten Monaten seines Lebens bei Sechter strenge Studien gemacht habe, eine Angabe, die nach Sechter's Zeugniß unrichtig ist. Andere behaupten: Schubert wollte schon im Jahr 1824 bei Sechter Studien machen, wovon ihm aber abgerathen wurde. J. Mayrhofer (»Erinnerungen an Franz Schubert«, in dem Archiv für Geschichte u.s.w. abgedruckt) bemerkt über diesen Punkt: »Ohne tiefere Kenntniß des Satzes und Generalbasses (sic) ist er eigentlich Naturalist geblieben. Wenige Monate vor seinem Tod hat er bei Sechter Unterricht zu nehmen angefangen; daher scheint der berühmte Salieri jene strenge Schule mit ihm nicht durchgemacht zu haben, wenn er auch Schubert's frühere Versuche durchsah, belobte und verbesserte.« – A. Schindler meint: »Hätte Schubert mit Salieri die erforderlichen Studien gemacht, so wäre Sechter's Unterricht im Kontrapunkt überflüssig gewesen. Salieri gab ihm blos über die Behandlung der Stimmen Anweisung.« (Aus Alois Fuchs' Notizenbuch.)

46

Bauernfeld erwähnt in seiner »Skizze«, Schubert habe ihm auf dem Krankenlager den lebhaften Wunsch nach einem neuen Operntext zu erkennen gegeben.

47

Franz Lachner theilte mir Folgendes mit: »Schubert war, als ich ihn vor meiner Abreise zum letzten Mal besuchte, bei vollem Bewußtsein und ich unterhielt mich mit dem anspruchslosesten und bescheidensten Künstler, mit meinem wärmsten und theilnehmendsten Freund mehrere Stunden. Er theilte mir noch verschiedene Pläne für die Zukunft mit und freute sich vor Allem auf seine Genesung, um seine Oper: ›Der Graf von Gleichen‹, wozu ihm Bauernfeld den Text gemacht hatte, zu vollenden. Ein großer Theil der Oper war schon von ihm entworfen.«

48

Ferdinand Schubert, bei welchem sich Franz in Aftermiethe befand, wohnte auf der Wieden, Lumpertgasse Nr. 694.

49

Das Schreiben ist in meinem Besitz.

50

Laut Sperrrelation überlebten ihn acht Geschwister: Ferdinand, damals Professor zu St. Anna; Ignaz, Schulgehülfe am Himmelpfortgrund; Carl, Maler am Himmelpfortgrund; Theresia (verehelichte Schneider), Professorsgattin im k.k. Waisenhause; Maria, Josefa. Andreas und Anton (damals 14, beziehungsweise 13, 5 und 3 Jahre alt).

51

Später hieß die Gasse Lumpertgasse (nach dem Namen eines ehemaligen Bürgermeisters von Wien), derzeit heißt sie Kettenbrückengasse. Das Haus, in welchem Schubert gestorben, trägt die Nr. 6 und gehört der Frau Therese Gauglitz.

52

Mit Rücksicht auf die Pfarre war Franz in dem Matzleinsdorfer Gottesacker zu beerdigen.

53

Das Schreiben ist in meinem Besitz.

54

Johann Rieder, ein Bruder des Wilhelm R. – Schullehrer und Gemeindebeamte in Währing.

55

Aus den im Archive des k.k. Wiener Landesgerichtes befindlichen, von dem bestandenen magistratischen Civilgerichte dahin abgegebenen Franz Schubert'schen Verlassenschaftsacten ergeben sich folgende authentische Daten: Franz Schubert wird bei der Rubrik: »Condition« als Tonkünstler und Compositeur bezeichnet. Er starb, 32 Jahre alt, ledigen Standes, im Hause Nr. 694 in der Wiener Vorstadt Wieden in Aftermiethe bei seinem Bruder Ferdinand Schubert, damals Lehrer an der k.k. Normalhauptschule bei St. Anna. Als Sterbetag wird der 19. November 1828 angeführt. Ein Testament oder eine andere letztwillige Verfügung war nicht vorhanden. Als nächste Anverwandte sind in der amtlichen Sperrsrelation (Todfallsaufnahme-Protokoll) angeführt: »Der leibliche Vater des Erblassers, Franz Schubert, Schullehrer in der Rossau Nr. 147, dann acht leibliche Geschwister des Erblassers: 1. Ferdinand, Professor zu St. Anna, wohnhaft im Sterbeorte; 2. Ignaz, Schulgehilfe am Himmelpfortgrunde (einer Wiener Vorstadt); 3. Carl, Maler, ebendort; 4. Theresia, verehelichte Schneider, Professorsgattin im k.k. Waisenhause, aus erster Ehe von der Mutter Elisabeth Schubert; ferner aus der zweiten Ehe von der Mutter Anna: 5. Maria Schubert, 14 Jahre alt; 6. Josefa, 13 Jahre alt; 7. Andreas, 5 Jahre alt; 8. Anton Schubert, 3 Jahre alt; die letzteren vier bei dem Vater, Herrn Franz Schubert, wohnhaft«. Das Verlassensschafts-Vermögen bestand nach den gerichtlichen Erhebungen in folgenden, gerichtlich geschätzten Effecten: 3 tuchene Fracks, 3 Gehröcke, 10 Beinkleider, 9 Gilets, zusammen im Werthe von 37 fl.; 1 Hut, 5 Paar Schuhe, 2 Paar Stiefeln, bewerthet auf 2 fl.; 4 Hemden, 9 Hals- und Sachtücheln, 13 Paar Fußsocken, 1 Leintuch, 2 Bettzüchen, im Gesammtwerthe von 8 fl.; 1 Matratze, 1 Polster, 1 Decke, im Gesammtwerthe von 6 fl.; einige alte Musikalien, geschätzt auf zehn Gulden. Außer diesen Effecten im Gesammtschätzungswerthe von 63 fl. war vom Erblasser nichts vorhanden. Die Sperrsrelation fügt bei, daß der Vater des Erblassers an bestrittenen Krankheits- und Leichenkosten 269 fl. 19 kr. C.M. zu fordern habe. Laut der von dem Pfarrer Johann Hayek gefertigten Original-Quittung ddv. Währing 22. Nov. 1828, sind an ihn »für die nach der zweiten Classe gehaltene Leiche des Herrn Franz Schubert, die Auslagen an die Kirche, Pfarre und das Armeninstitut, für den Todtengräber, die Träger, Meßner, Ministranten und Ausläuter, den Ansager und Vorbeter, für die mitgehenden Institutsarmen, die Schulkinder sammt dem aufsichttragenden Schulgehilfen, an den Schullehrer für das Miserere, das Todtenlied und das Libera, für die Assistenz, dann für das Wachs zur Beleuchtung des Hochaltars und das sonstige Leichenwachs«, im Ganzen 44 fl. 45 kr. C.M. bezahlt worden. Die von dem Conduct-Ansager Balthasar Ausim unterfertigte Original-Quittung constatirt, daß Franz Schubert am 22. Nov. 1828 in der Pfarre St. Josef in Margarethen (Wiener Vorstadt) »begraben« (recte eingesegnet) worden ist und hiefür bezahlt wurden: 84 fl. 35 kr. Die Final-Erledigung des Verlassenschaftsactes nach Schubert trägt die amtliche Unterschrift: Brotkorb m.p.

56

Diese Zeilen sind durchstrichen.

57

Es sind die Gräber zweier O'Donnell's und die Grabstätte Schlechta-Hardtmuth. Schubert's Grab trägt die Nr. 223, jenes Beethoven's Nr. 290.

58

So schrieb A. Hüttenbrenner ein Clavierstück (Grave in F-Moll) als »Nachruf«, Abbé Stadler eine Fuge (in C-Moll) für Orgel oder Clavier auf die in Schubert's Namen vorkommenden musikalischen Buchstaben, und der Hoforganist Simon Sechter ebenfalls eine Fuge (in C-Moll) für Pforte oder Orgel: »Dem Andenken des zu früh verblichenen Franz Schubert gewidmet.« Die eben erwähnten Musikstücke sind auch im Stich erschienen.

59

Ein Nachruf von Freiherrnv. Zedlitz, abgedruckt in der Wiener Zeitschrift vom 25. Nov. 1828, der mit den Worten schließt: »Als Mensch war Schubert von allen, die ihn näher kannten, geliebt und geschätzt, sein Privatleben war, wie es bei jedem Künstlergemüth immer ist, durchaus ehrenvoll und würdig«. – Ein zweiter Nachruf von Blahetka erschien in der Wiener Theater-Zeitung am 27. Dec. 1828. – Von Gedichten sind zuerwähnen: »Am Vortag von Franz Schubert's Begräbniß«, von G. Seidl; »An Schubert's Sarg«, von Franz v. Schober; »An Schubert's Grab«, von A. Schumacher; »Trauerweide«, von Peter Bleich; »dem Andenken Schubert's«, von Khier; »Nachgefühl«, von J. Mayrhofer; ein Gedicht von dem Freiherrn v. Schlechta, ein anderes von Duller u.s.w.

60

Auch an Pachler's schrieb Jenger, daß er das Requiem Hüttenbrenner's wolle aufführen lassen. Seine mit Dr. Pachler geführte Correspondenz aus dieser Zeit, die sich auch auf Schubert's in Graz zurückgelassene Compositionen und die letzten Lebenstage desselben bezog, ist leider nach Dr. Pachler's Tod auf dessen Wunsch verbrannt worden.

61

Piringer war der Fortsetzer und Leiter der von Franz Xaver Gebauer in Wien begründeten Concerts spirituels, welche damals im landständischen Saale abgehalten wurden.

62

Der Aufruf erschien am 20. Dec. 1828 in der Theater-Zeitung. Subscriptionsbogen lagen auf in der Kanzlei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und in allen Kunst- und Musikalienhandlungen daselbst und in der Provinz. Der Termin zu den Einzeichnungen war bis Ende Jänner 1829 gestellt worden.

63

Das Programm des Concertes bestand aus folgenden Stücken: »Mirjams Siegesgesang«, das Solo vorgetragen von Tieze; Variationen für die Flöte von Gabrielsky, vorgetragen von Bogner; »Taubenpost« und »Aufenthalt«, gesungen von Vogl; Trio in Es, gespielt von Bocklet, Böhm und Linke; »die Allmacht« von Pyrker, gesungen von Schoberlechner; »Am Strom« mit Cello-Begleitung, vorgetragen von Tieze und Linke, und erstes Finale aus Don Juan, die Soli gesungen von den Fr. Kierstein, Jekel und Sack und den Herren Tieze, Lugano, Schoberlechner, Nejebse.

64

Die Gesammtkosten getrugen 360 fl. 46 kr. C. M.; Grillparzer, Jenger und Frl. Fröhlich besorgten die Geldangelegenheit.

65

Die Worte der zweiten Zeile dieser Grabschrift haben früher schon, und insbesondere auch in neuerer Zeit heftigen Widerspruch gefunden. Am Schluß der Besprechung einer Schubert'schen Claviercomposition sagt A. Schumann: »Mit ruhigem Antlitz konnte er der letzten Minute entgegentreten. Und wenn auf seinem Leichenstein die Worte stehen: daß unter ihm ein schöner Besitz, aber noch schönere Hoffnungen begraben lägen, so wollen wir dankbar nur des ersten gedenken.« (Gesammelte Schriften von R. Schumann, B. II. S. 240). Diese Worte hat Schumann im J. 1838 geschrieben; die Grabschrift war 1829 verfaßt worden. Heut zu Tage, wo der größte Theil der musikalischen Schätze Schubert's erschlossen ist, klingt Grillparzer's Grabschrift, welche schon vor 26 Jahren Anstoß erregte, nur noch befremdender, und es ist zu erwarten, daß über der künftigen Ruhestätte Schubert's nichts weiter als sein Name zu lesen sein wird, der, so wie Beethoven's Name auf dem Grab dieses Meisters, Alles besagt. Damals freilich, als Grillparzer jene Worte niederschrieb, war nicht einmal Schubert's Liedernachlaß in das große Publikum gedrungen, und der Dichter lieh mit jenen Worten eben nur dem Gedanken Ausdruck, welchen bei der Nachricht von des jungen Tondichters Tod Tausende als einen sehr nahe gelegenen ungescheut aussprachen. Ja Schumann selbst hat den verpönten Gedanken gedacht, wenn er also fortfährt: »Nachzugrübeln, was er noch erreichen können, führt zu nichts«. Man mag übrigens hinsichtlich der Grabschrift was immer für einer Ansicht sein, die Thatsache bleibt unbestritten, daß Schubert's musikalische Entwickelung eine mit den Jahren fortschreitende war, und seine bedeutendsten Schöpfungen (außerhalb des Liedes) durchweg der letzten Lebensperiode angehören, ja daß er selbst im Lied (Winterreise) auf neue Bahnen hindrängte. Er selbst erklärte wenige Monate vor seinem Tod, daß er nun »ganz in der Oper und Sinfonie sitze«; auf dem Krankenlager beschäftigte er sich mit Plänen zu größeren Werken, und an ein Versiegen seiner Kraft war damals nicht zu denken. Aber – »nachzugrübeln, was er noch erreichen können«, führt zu nichts, und wenn der Künstler, welcher sich durch seine Schöpfungen die Unsterblichkeit errungen, seine irdische Mission als erfüllt ansehen darf, so ist dieß bei Schubert zweifelsohne der Fall gewesen, und in diesem Sinn läßt sich in Schumann's Schlußworte einstimmen: »Er hat genug gethan, und gepriesen sei, wer, wie er, gestrebt und vollendet.«

66

War verkäuflich bei Josef Czerny in Wien am Graben Nr. 134 à 1 fl. 12 kr. C.M.

67

Bei Artaria u. Comp. in Wien à 36 kr. C.M.

68

Eigenthum der Familie Kupelwieser. Fotografische Abdrücke davon in Commission des Kunst- und Industrie-Comptoirs G. Jägermaier u. Comp. in Wien. – Von der Büste waren Gypsabgüsse à 12 st. C.M. bei Haslinger zu beziehen.

Quelle:
Kreissle von Hellborn, Heinrich: Franz Schubert. Wien: Carl Gerold's Sohn, 1865, S. 415-465.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon