Frau Konstanze Mozart-Nissen

Geborene Weber

1763–1842

*[13]


De mortuis nil nisi vere[14]


Zum ersten Male in seinem Leben dem Drill und Joch der väterlichen Allmacht enthoben, nur unter der Obhut seiner Mutter, die zu allem Ja und Amen sagen mußte, war Wolfgang Amade Mozart am 30. Oktober 1777 in Mannheim angekommen. Er stand in seinem zweiundzwanzigsten Jahre, war ein junger Meister des Klaviers und, wenn auch noch nicht vor der Welt, ein vielversprechender Kompositeur. Leopold Mozart, der Vater, dessen Hoffnungen darin gipfelten, seinen einzigen Sohn in einer der zahlreichen Hofkapellen jener Zeit fest angestellt und daneben als Modegröße der Oper zu sehen, hatte ihn auf die Wanderschaft ziehen lassen, weil er sah, daß sein Wolfgang in Salzburg am allerschwersten Wurzel faßte. Im Gegensatz zu sich, dem Pedanten und Konvenienzmenschen, war ihm der Sohn trotz aller Bemühung nicht ganz so geraten, wie er ihn gewollt. Wolfgang war ein loser Vogel, sobald man ihm die Käfigtür öffnete. Pflichtarbeit vernachlässigte er; zu Schabernak allezeit aufgelegt, stieß er würdevolle Herren öfters vor den Kopf. Dazu seine schlimme, scharfe Zunge! Und gar die Frauenzimmer! So schmerzlich es dem eitlen Papa Mozart war, im engherzigen Salzburg kam der Sohn nie und nimmer in das rechte Renommee. Und der Erzbischof Hieronymus von Colloredo war ein allzu erfahrener Menschenkenner, als daß er nicht längst dahintergekommen wäre, daß ihm die Mozarts, Vater und Sohn, nur widerwillig und störrisch dienten.

In München, wo sich W.A. Mozart vom 24. September bis zum 11. Oktober 1777 aufgehalten hatte, war nichts zu machen gewesen. Derselbe Mißerfolg harrte des jungen Musikers schließlich am Hofe Karl Theodors. Am 10. Dezember erhielt Mozart durch den Intendanten Grafen v. Savioli[15] den endgültigen Bescheid, eine Ablehnung. Trotzdem blieben Mutter und Sohn den Winter in Mannheim; sie verließen es erst am 14. März 1778, um ihr Glück nunmehr in Paris – wiederum erfolglos – zu suchen.

Am 17. Januar 1778 schreibt Wolfgang an seinen Vater: »Künftigen Mittwoch [den 21.] werde ich auf etliche Tage nach Kirchheimbolanden [im Pfälzer Bergland] zu der Prinzessin von Oranien gehen. Man hat mir hier so viel Gutes von ihr gesprochen, daß ich mich endlich entschlossen habe. Ein holländischer Offizier [de la Pottrie], der mein guter Freund ist, ist von ihr entsetzlich ausgescholten worden, daß er mich, als er hinüber kam, ihr das Neujahr anzuwünschen, nicht mitgebracht habe. Auf das Wenigste bekomme ich dort acht Louisdor; denn weil sie eine außerordentliche Liebhaberin vom Singen ist, so habe ich vier Arien1 abschreiben lassen; und eine Sinfonie2 werde ich ihr auch geben, denn sie hat ein ganz niedliches Orchester und gibt alle Tage Akademien. Die Kopiatur von den Arien wird mich nicht viel kosten, denn die hat mir ein gewisser Herr Weber, der mit mir hinüber gehen wird, abgeschrieben. Dieser hat eine Tochter, die vortrefflich singt und eine schöne reine Stimme hat und erst fünfzehn [richtiger siebzehn!] Jahre alt ist. Es geht ihr nichts als die Aktion ab; dann kann sie auf jedem Theater die Primadonna machen. Ihr Vater ist ein grundehrlicher deutscher Mann, der seine Kinder gut erzieht. Und dies ist eben die Ursache, warum das Mädel hier verfolgt wird. Er hat sechs Kinder: fünf Mädel und einen Sohn. Er hat sich mit Frau und Kindern vierzehn Jahre mit 200 Gulden begnügen müssen, und weil er seinem Dienste allezeit gut vorgestanden und dem Kurfürsten eine sehr geschickte Sängerin gestellt hat, so hat er nun – ganze 400 Gulden. Meine Arie von der de Amicis mit den entsetzlichen Passagen3 singt sie vortrefflich; sie wird diese auch zu Kirchheimbolanden singen.«

Der im Briefe erwähnte Notenkopist Weber war der Bassist und Souffleur am Mannheimer Hoftheater: Fridolin Weber. Er stand im fünfundvierzigsten[16] Lebensjahre, war ein gebildeter musikalischer Mann, aber eine unruhige unstete Natur. Was ihn bewogen hatte, 1764 seine Amtmannsstelle in Zell im Wiesenthal (im Schwarzwalde) aufzugeben, um ein Sänger dritter Klasse zu werden, liegt im Dunkel. Vermutlich lockte ihn der Lorbeer der Bühne. Glück irgendwelcher Art war ihm nicht beschieden. Seit 1756 mit einer Mannheimerin verheiratet, die sozusagen Haare auf den Zähnen hatte, spielte er schlecht und recht die Rolle des kinderreichen, armen, vielgeplagten Familienvaters. In seinem Haushalt herrschte die typische Künstlerwirtschaft voller Unordnung, Not und Schulden. Mozart schildert uns das Milieu später gelegentlich recht drastisch. So schreibt er am 15. Dezember 1781: »Ich habe in keiner Familie solche Ungleichheit der Gemüter angetroffen wie in dieser. Die älteste [der vier Töchter: Josepha] ist eine faule, grobe, falsche Person, die es dick hinter den Ohren hat. Die Langin [Aloysia] ist eine falsche, schlechtdenkende Kokette. Die Jüngste [Sophie] ist noch zu jung, um etwas sein zu können; ist nichts als ein gutes, aber zu leichtsinniges Geschöpf. Gott möge sie vor Verführung bewahren!« Von der Frau Weber – sie hieß Cäcilia und war eine geborene Stamm – berichtet er am 10. April 1782: »Sie trinkt gerne, und zwar mehr, als eine Frau trinken sollte; doch besoffen habe ich sie noch nicht gesehen. Da müßte ich lügen!«

Es mag um den 10. Januar 1778 gewesen sein, als Mozart die Webers kennen lernte. Eben noch hatte er für Rosa Cannabich geschwärmt; jetzt war er bis über die Ohren in die siebzehnjährige Aloysia Weber verliebt. Offenbar begünstigte Frau Cäcilie die Annäherung des jungen Musikanten. Mannheim war eine leichtsinnige, sittenlose Stadt.

Die Mutter Mozart ahnte von vornherein nichts Ersprießliches von dieser Liebesgeschichte. Am 4. Februar schreibt sie insgeheim folgendes Nachwort zu einem Schreiben ihres Sohnes an Leopold Mozart: »Aus diesem Briefe wirst Du ersehen haben, daß wenn der Wolfgang eine neue Bekanntschaft macht, er gleich Gut und Blut für solche Leute geben möchte. Mir ist die Gesellschaft mit dem Wendling und Ramm niemals recht gewesen, allein ich habe keine Einwendung machen dürfen, und mir ist niemals geglaubt worden. Sobald er aber mit den Weberischen bekannt geworden, so hat er gleich seinen Sinn geändert. Mit einem Worte: bei andern Leuten ist er lieber als bei mir. Ich mache ihm in einem und andern, was mir nicht[17] gefällt, Einwendungen, und das ist ihm nicht recht. Die Reise mit dem Wendling4 nach Paris finde ich gar nicht ratsam ...«

Die musikalische Bettelfahrt nach Kirchheimbolanden brachte den drei Unternehmern nicht viel ein. Mozarts Bericht hierüber lautet: »Die Mamsell Weber sang in allem dreizehnmal und spielte zweimal Klavier, denn sie spielt gar nicht schlecht. Was mich am meisten wundert: daß sie so gut Noten liest. Stellen Sie sich vor, sie hat meine schweren Sonaten langsam, aber ohne eine Note zu fehlen, prima vista gespielt. Ich hab in allem zwölfmal gespielt und einmal auf Begehren in der Lutherischen Kirche auf der Orgel, und habe der Fürstin mit vier Sinfonien aufgewartet und nicht mehr als sieben Louisdor, nb. in Silbergeld, bekommen, und meine liebe arme Weberin fünf. Das hätte ich mir wahrhaftig nicht vorgestellt. Auf viel habe ich mir niemals Hoffnung gemacht, aber auf das wenigste ein jedes acht. Basta! Wir haben nichts dabei verloren. Ich habe noch 42 Gulden Profit und das unaussprechliche Vergnügen, mit grundehrlichen und christlichen Leuten in Bekanntschaft gekommen zu sein. Mir ist leid genug, daß ich sie nicht schon lange kenne.«

Im nämlichen Briefe gesteht Mozart: »Ich habe diese bedrückte Familie so lieb, daß ich nichts mehr wünsche als daß ich sie glücklich machen könnte; und vielleicht kann ich es auch. Mein Rat ist, daß sie nach Italien gehen sollten. Da wollte ich Sie also bitten, daß Sie (je eher, je lieber!) an unsern guten Freund Lugiati [in Verona] schreiben möchten und sich erkundigen, wieviel und was das meiste ist, was man einer Primadonna in Verona gibt. Je mehr, je besser; herab kann man allezeit. Vielleicht könnte man auch die ascensa in Venedig bekommen. Für ihr Singen stehe ich mit meinem Leben, daß sie mir gewiß Ehre macht. Sie hat schon die kurze Zeit von mir viel profitiert, und was wird sie erst bis dahin profitieren! Wegen der Aktion ist mir auch nicht bang. Wenn das geschieht, so werden wir – Mr. Weber, seine zwei Töchter [Josepha und Aloysia] und ich – die Ehre haben, meinen lieben Papa und meine liebe Schwester im Durchreisen [nach Italien] auf vierzehn Tage zu besuchen ...«[18]

Leopold Mozart vermeinte, der Schlag rühre ihn, als er die Utopie seines Sohnes las. Sofort setzte er sich hin und schrieb einen geharnischten Warnungsbrief. Wolfgang inzwischen lebte nur für die Geliebte. Er schreibt sein erstes Liebeslied: die berühmte Arie aus Metastasios Olympiade: »Non sò d'onde viene quel terero affetto ...«, deren Text in deutscher Übertragung lautet:


Nicht weiß ich, woher mir

Dies zärtliche Fühlen,

Im Busen dies fremde

Bangen und Wühlen,

Das jähe sich schlich

In die Adern mir ein.

Im Herzen zu wecken

Dies süße Erschrecken,

Genüget,

So dünkt mich,

Nicht Mitleid allein.


Die Ur-Niederschrift dieser Komposition (Köchel Nr. 294) trägt das Datum: 24. Februar 1778. Mozart schreibt vier Tage später dazu: »Ich nahm mir vor, [diese Arie] akkurat für die Weberin zu machen. Es ist ein Andante sostenuto (vorher ein kleines Rezitativ), in der Mitte der andere Teil, nel seno à destarmi, dann wieder das sostenuto. Als ich sie fertig hatte, da sagte ich zur Mlle. Weber: Lernen Sie diese Arie von sich selbst! Singen Sie sie nach ihrem Gusto! Dann lassen Sie mir sie hören, und ich will Ihnen hernach aufrichtig sagen, was mir gefällt und was mir nicht gefällt. – Nach zwei Tagen kam ich hin, und da sang sie mirs und akkompagnierte sich selbst. Da habe ich aber gestehen müssen, daß sie es akkurat so gesungen hat, wie ich es gewünscht habe und wie ich es ihr habe lernen wollen. Das ist nun ihre beste Arie, die sie hat. Mit dieser macht sie sich gewiß überall Ehre, wo sie hinkommt ...«

Am 12. Februar 1778 befiehlt Leopold Mozart: »Fort mit Dir nach Paris – und das bald!« Damit war das Mannheimer Liebesidyll vernichtet. Den Abschied hat Wolfgang Mozart selber geschildert, in seinem ersten Pariser Briefe an den Vater: »Die Weberin [Aloysia] hat aus gutem Herzen ein Paar[19] Tätzeln [Handkrausen] aus Filet gestrickt und mir zum Andenken und zu einer schwachen Erkenntlichkeit verehrt. Er [Fridolin Weber] hat mir, was ich gebraucht habe, umsonst abgeschrieben und Notenpapier gegeben, und hat mir die Komödien von Molière (weil er gewußt hat, daß ich sie noch niemals gelesen) geschenkt. Und wie er mit meiner Mama allein war, sagte er: Jetzt reist halt unser bester Freund weg, unser Wohltäter! – Den Tag, ehe ich weggereist bin, haben sie mich noch beim Abendessen haben wollen. Weil ich aber zu Haus hab sein müssen, so hat es nicht sein können. Doch habe ich ihnen zwei Stunden bis zum Abendessen noch schenken müssen. Da haben sie nicht aufgehört sich zu bedanken. Wie ich wegging, da weinten sie alle. Er ging mit mir die Treppe hinab, blieb unter der Haustüre stehen, bis ich um die Ecke war, und rief mir noch nach: Adieu!«

Von den Briefen, die Mozart an Fridolin und Aloysia aus Paris geschrieben hat, sind nur je einer erhalten5. Sie spiegeln die Ehrlichkeit seiner Freundschaft und Liebe in jeder Zeile.

In Paris starb Mozarts Mutter, am 3. Juli 1778. Der Vater fürchtete, Wolfgang sei, allein auf sich gestellt, dem Pariser Leben nicht gewachsen. Der Baron v. Grimm bestärkte ihn in dieser Meinung, und so ward der junge Mozart veranlaßt, der Weltstadt wieder den Rücken zu kehren. Es ist zwecklos, Betrachtungen anzustellen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Mozart in Paris es gewagt hätte, sich allein durchzuringen. Untergegangen wäre er sicherlich nicht, und sein ganzes Leben hätte eine andere Richtung genommen. Daß man ihn unter falschen Vorspiegelungen zurück in das ihm verhaßte Salzburg lockte, hat kein Glück gebracht, weder dem Vater noch dem Sohne. Das Schicksal hatte anderes vor als Wolfgang Mozart zur Lokalgröße der Bischofsstadt zu machen. Durch seine Abkehr von Vaterstadt und Elternhaus ward er der Welt gegeben.

Am ersten Weihnachtstage 1778 trifft er wieder in München ein. Gewiß ist sein erster Gang durch die Stadt der zur Familie Weber gewesen. Aloysia war seit dem Herbst mit 600 Gulden Gehalt an der Münchner Hofoper[20] engagiert; Fridolin Weber mit 400 Gulden, wohl wiederum als Souffleur. Die junge Sängerin hatte inzwischen andere Freunde gefunden, die ihr mehr vom Leben boten als der noch immer brotlose Musikant. Als sie ihn im roten Frack sah, dessen goldene Knöpfe Mozart zum Zeichen seiner Trauer um die verstorbene Mutter schwarz umflort hatte, verspottete sie ihn in seiner Musikerlivree. Da ermannte sich Wolfgang, setzte sich tiefverletzt ans Klavier und trällerte, sich begleitend, vernehmlich: »Leck mir das Mensch am A ...., das mich nicht will!«6

Der künstlerische Ausdruck seiner Klage hallt der Nachwelt aus der in Paris begonnenen Arie: »Io non chiedo, eterni ...« (Köchel Nr. 316), die Mozart am 8. Januar 1779 in München vollendete. Er befand sich in verzweifelter Stimmung; arm und verlassen, wie er war, blieb ihm nichts übrig als in die doppelte Sklaverei von Salzburg, in die seines Vaters und eines ihm widerlichen Amtes, zurückzukehren. Am 15. oder 16. Januar stellt er sich in der Tat wieder ein. Die Aufführung des »Idomeneo« führt ihn dann abermals nach München. Am 6. November 1780 mittags trifft er ein. Die Uraufführung seiner Oper findet am 29. Januar 1781 statt.

Die Familie Weber hatte München Ende September 1779 wieder verlassen. Aloysia hatte den derzeitigen österreichischen Kriegsminister, den Grafen Andreas Hadik7, kennengelernt. Durch seine Gönnerschaft ward sie als Primadonna an der Wiener Hofoper engagiert. Am 23. Oktober starb Fridolin Weber, unerwartet, an einem Schlaganfall. Die Familie wohnte damals am Kohlmarkt Nr. 1179 (heute Nr. 7). Mozart erwähnt den Vorfall später in seinem Briefe vom 9. Juni 1781 mit den gehässigen Worten: »Dieses Mädchen [Aloysia] saß ihren Eltern auf dem Hals, als sie noch nichts verdienen konnte. Kaum kam die Zeit, wo sie sich gegen ihre Eltern dankbar bezeigen konnte – notabene: der Vater starb, noch ehe sie einen Kreuzer hier [in Wien] eingenommen! – so verließ sie ihre arme Mutter, hängte sich an[21] einen Komödianten [Joseph Lange], heiratete ihn, und die Mutter hat nicht so viel von ihr!«

Diese Heirat fand am 31. Oktober 1780 in Wien statt. Joseph Lange war seit dem 14. März 1779 Witwer. Seine erste Frau war (seit 1775) die junge schöne Sängerin Anna Maria Schindler (geboren 1757 zu Wien)8 gewesen. Er selbst, ein begabter und vielseitiger Mann, stand in seinem 29. Lebensjahre. Er war Schauspieler und Maler. Mozart hat später, in den Jahren 1782–1787, enge Freundschaft mit ihm gehalten. Er war durchaus kein »Komödiant« im schlechten Sinne. Mozart war, wie wir wissen, oft sehr voreilig und bösartig in seinem Urteil über Menschen, die ihm irgendwie mißfielen. Lange hat eine Selbstbiographie (Wien 1808) hinterlassen, die seinen Lebensgang schildert.

Charakteristisch für Frau Cäcilie Weber (Langes und alsbald Mozarts Schwiegermutter) ist folgender Umstand. Beim Tode von Fridolin Weber hatte die Hoftheaterdirektion 900 Gulden Vorschuß an Aloysia Weber (deren Engagement offenbar noch nicht begonnen hatte) gezahlt. Von dieser Summe hatte die Familie Weber gelebt, bis es der Mutter gelang, sich ihr Brot durch Zimmervermieten zu verdienen. Den Vorschuß mußte der Bräutigam an das Theater zurückzahlen, ehe er die mütterliche Einwilligung zur Heirat bekam. Außerdem mußte er sich in rechtsgiltiger Form verpflichten, der Mutter ein lebenslängliches Jahresgeld von 700 Gulden zu zahlen. Lange hat diese Verpflichtung, selbst nachdem seine Ehe mit Aloysia auseinandergegangen war, eingehalten.

Am 16. März 1781 kam der junge Mozart, auf den strengen Befehl des Erzbischofs, von München nach Wien, ohne Salzburg zu berühren. Am 9. Mai reichte er sein Abschiedsgesuch ein, und am 8. Juni erfolgte der unwiderrufliche Bruch zwischen ihm und Hieronymus. Mozart war bereits am 2. Mai zu den Weberischen gezogen, die seit Dezember 1780 im Auge Gottes, am Peter (heute Nr. 11) hausten. Damit beginntKonstanze Weber ihre Rolle in Mozarts Leben zu spielen.

Wolfgang schließt seine Mitteilung von dem entscheidenden Ereignisse mit den Worten: »Ich will nichts mehr von Salzburg wissen. Ich hasse den[22] Erzbischof bis zur Raserei. Schreiben Sie nur: abzugeben auf dem Peter im Auge Gottes im 2. Stock. Geben Sie mir Ihr Vergnügen bald zu erkennen, denn nur dieses fehlt noch zu meinem jetzigen Glücke.«

Leider ist Leopolds Antwort samt der Erkenntnis seines Vergnügens uns nicht erhalten. Konstanze hat dieses für die Weberischen wohl wenig schmeichelhafte Dokument aus der Welt geschafft. Alle Briefe des Vaters Mozart an seinen Sohn vom 12. Januar 1781 ab bis zu seinem Tode am 28. Mai 1787 sind vernichtet. Daß sich Wolfgang in die Atmosphäre der Familie Weber begeben hatte, war ihm unerträglich. Er wußte, wie leicht sein zur Unselbständigkeit erzogener Sohn jedwedem systematischen Einflusse erlag.

»Bis ich nicht ein gutes, wohlfeiles und gelegenes Logis ausfindig mache, gehe ich da [aus dem Auge Gottes] nicht weg«, schreibt Wolfgang seinem Vater am 13. Juli 1781. »Und da muß ich der guten Frau [Weber] etwas vorlügen, denn ich habe wahrlich keine Ursache, wegzugehen ...« Zwölf Tage später berichtet er: »Mon très cher Père! Ich sage noch einmal, daß ich längst im Sinne gehabt, ein anderes Logis zu nehmen, und das nur wegen dem Geschwätz der Leute; und mir ists leid, daß ich es wegen einer albernen Plauderei, woran kein wahres Wort ist, zu tun gezwungen bin. Weil ich bei ihnen [den Weberischen] wohne, so heirate ich die Tochter! Von Verliebtsein war gar die Rede nicht (über das sind sie hinausgesprungen!) sondern: ich logiere mich ins Haus – und heirate! Wenn ich mein Lebtag nicht ans Heiraten gedacht habe, so ist es gewiß jetzt. Denn (ich wünsche mir zwar nichts weniger als eine reiche Frau!) wenn ich je wirklich durch Heirat mein Glück machen sollte, so könnte ich [jetzt] unmöglich [damit] aufwarten, weil ich ganz andere Dinge im Kopf habe. Gott hat mir mein Talent nicht gegeben, damit ich es an eine Frau hänge und damit mein junges Leben in Untätigkeit dahinlebe. Ich fange erst an zu leben und soll mir es selber verbittern? Ich habe gewiß nichts gegen den Ehestand, aber für mich wäre er dermalen ein Übel. Nun, da ist kein anderes Mittel: ich muß, wenn es schon nicht wahr ist, wenigstens den Schein vermeiden, obwohl der Schein auf nichts anderm beruht als – daß ich da wohne. Denn wer nicht ins Haus kommt, der kann nicht einmal sagen, daß ich mit ihr [Aloysia]9 soviel Umgang habe wie mit[23] allen andern Geschöpfen Gottes; denn die Kinder gehen selten aus, nirgends als in die Komödie, und da gehe ich niemals mit, weil ich meistens nicht zu Hause bin zur Komödienstunde. Ein paarmal waren wir im Prater, und da war die Mutter auch mit, und da ich im Hause bin, konnte ich es nicht abschlagen, mitzugehen. Und damals hörte ich noch keine solche Narrens reden. Da muß ich aber noch sagen, daß ich nichts als meinen Teil zahlen durfte. Und da die Mutter solche Reden selber gehört und auch von mir aus weiß, so muß ich sagen, daß sie selbst nicht mehr will, daß wir zusammen wohin gehen, und mir selber geraten [hat], woanders hinzuziehen, um fernere Verdrießlichkeiten zu vermeiden; denn sie sagt, sie möchte nicht unschuldiger Weise an meinem Unglück schuld sein ..... Ich werde freilich leicht ein schöneres Zimmer bekommen, aber die Commodité und so freundliche und gefällige Leute schwerlich. Ich will auch nicht sagen, daß ich mit der schon verheirateten Mademoiselle [Aloysia] trotzig sei und nichts rede; aber verliebt bin ich auch nicht. Ich narriere und mache Spaß mit ihr, wenn es mir die Zeit zuläßt, – und das ist nur abends, wenn ich zu Hause soupiere; denn morgens schreibe ich in meinem Zimmer, und nachmittags bin ich selten zu Hause – und also sonst weiter nichts! Wenn ich alle die heiraten müßte, mit denen ich gespaßt habe, so müßte ich leicht zweihundert Frauen haben!«

Höchstwahrscheinlich hat Wolfgang damals tatsächlich noch nicht an eine Heirat mit Konstanze Weber gedacht. Schon aber erkennt man die intrigante Hand der Frau Cäcilie Weber. Von ihren vier Töchtern taugten die beiden jüngeren, Konstanze und Sophie, nicht zum Theater. Zum mindesten fehlten die Mittel, sie zu Sängerinnen ausbilden zu lassen. Es galt also, sie, je eher je lieber, an den Mann zu bringen. Um das tändelnde Paar zu unglücklich Verliebten zu machen, heuchelte sie alsbald mütterlichen Widerstand. Ohne es zu wollen, half ihr Vater Leopold dabei, indem auch er den Geist der Rebellion in seinem Sohne reizte. Er forderte von ihm, er solle sich von den Weberischen trennen. So vereinte sich alles gegen seine ursprünglich harmlose Liebelei: die Mutter, der Vater, der Stadtklatsch. Schließlich gab Mozart dem Drängen und Drohen seines Vaters nach. Am 5. September 1781 vermeldete er ihm: »Ich schreibe Ihnen nun in meinem neuen Zimmer: Auf dem Graben Nr. 1175 [heute Nr. 8] im dritten Stock ....«[24]

Da die drei jüngeren Schwestern Josepha, Konstanze und Sophie noch nicht großjährig waren, hatte das zuständige Oberhofmarschallamt einen Vormund eingesetzt, den Rechnungsrevisor am k.k. Nationaltheater Johann Thorwart (1737–1813)10, einen energischen, rücksichtslosen Mann, der sich in seinem Strebertum vom Lakaien zu einer einflußreichen Stellung heraufgearbeitet hatte; er war die rechte Hand des Hoftheaterdirektors, des Oberstkämmerers Fürsten Franz v. Orsini-Rosenberg (1723–1796). Diesem Thorwart gebührt der zweifelhafte Ruhm, Frau Cäcilie Weber in ihrem unseligen Plane, Wolfgang Mozart zur Ehe mit ihrer Tochter Konstanze zu nötigen, erfolgreichen Beistand geleistet zu haben.

Am 15. Dezember 1781 gesteht Mozart seinem Vater seine Heiratsabsicht. Er schreibt: »Liebster Vater, Sie fordern von mir die Erklärung der Worte, die ich zu Ende meines letzten Briefes geschrieben habe. O wie gern hätte ich Ihnen längst mein Herz eröffnet ..... Mein Bestreben ist, etwas wenig Gewisses zu haben – dann läßt es sich mit der Hilfe des Unsicheren ganz gut hier leben – und dann zu heiraten! Sie erschrecken vor diesem Gedanken; ich bitte Sie aber, liebster bester Vater, hören Sie mich an! Die Natur spricht in mir so laut wie in jedem Andern und vielleicht lauter als in manchem großen starken Lümmel. Ich kann unmöglich so leben wie die meisten dermaligen jungen Leute .... Ich weiß wohl, daß diese Ursache, so stark sie immer ist, doch nicht erheblich genug ist: wohl aber mein Temperament, das mehr zum ruhigen und häuslichen Leben als zum Lärmen geneigt ist. Ich, der von Jugend auf niemals gewohnt war, auf meine Sachen, Wäsche, Kleidung usw. acht zu haben, kann mir nichts nötigeres denken als eine Frau .... Ein lediger Mensch lebt in meinen Augen nur halb. Ich hab halt solche Augen; ich kann nicht dafür! Ich habe es genug überlegt und bedacht; ich muß doch immer so denken. Nun aber, wer ist der Gegenstand meiner Liebe? Erschrecken Sie auch da nicht, ich bitte Sie! – Doch nicht eine Weberische? – Ja, eine Weberische! Aber nicht Josepha, nicht Sophie, sondern Konstanza, die mittelste. Die mittelste, meine gute liebe Konstanze, die Martyrerin darunter und eben deswegen vielleicht die gutherzigste, geschickteste und mit einem Worte: die beste darunter. Die[25] nimmt sich um alles im Hause an – und kann doch nichts recht tun. O mein bester Vater, ich könnte ganze Bogen voll schreiben, wenn ich Ihnen alle die Auftritte beschreiben sollte, die mit uns beiden in diesem Hause vorgegangen sind .... Sie ist nicht hässlich, aber auch nichts weniger als schön. Ihre ganze Schönheit besteht in zwei kleinen schwarzen Augen und in einem schönen Wachstum. Sie hat keinen Witz, aber gesunden Menschenverstand genug, um ihre Pflichten als Frau und Mutter erfüllen zu können. Sie ist nicht zum Aufwand geneigt. Das ist grundfalsch; im Gegenteil, sie ist gewohnt, schlicht gekleidet zu sein. Denn das Wenige, was die Mutter ihren Kindern hat tun können, hat sie den zwei andern [Josepha und Aloysia] getan, ihr aber niemals. Das ist wahr, daß sie gern nett und reinlich, aber nicht proper [d.h. elegant] gekleidet wäre. Und das meiste, was ein Frauenzimmer braucht, kann sie sich selber machen; und sie frisiert sich auch alle Tage selber. [Sie] versteht Hauswirtschaft, hat das beste Herz von der Welt. Ich liebe sie und sie liebt mich von Herzen. Sagen Sie mir, ob ich mir eine bessere Frau wünschen könnte? – Das muß ich Ihnen noch sagen, daß damals, als ich [den Salzburger Dienst] quittierte, die Liebe noch nicht war, sondern erst durch ihre zärtliche Sorge und Bedienung (als ich im Hause wohnte) geboren wurde ....«

Die Gründe, die der junge Mozart vorbringt, um seine Heiratsabsicht zu motivieren, sind nüchtern, flügellahm, spießerlich. Schon im nächsten Briefe (22. Dezember) gesteht er dem Vater, daß man ihn gezwungen hatte, ein Schriftstück zu unterzeichnen, er verpflichte sich »in Zeit von drei Jahren die Mademoiselle Konstanze Weber zu ehelichen«, andernfalls ihr »ein Jahrgeld von 300 Gulden« zu zahlen.

Dieses – es sei denn, Mozart wäre der Verführer der Geliebten gewesen – recht üble Dokument war ihm vom Vormund Thorwart vorgelegt worden, offenbar im Einvernehmen oder gar auf Anstiften der Frau Cäcilie Weber. Mozart setzt seinem Geständnis hinzu: »Ich konnte ja nichts Leichteres in der Welt [unter]schreiben, denn ich wusste, daß es zu der Bezahlung dieser 300 Gulden niemals kommen wird, weil ich sie niemals verlassen werde; und sollte ich so unglücklich sein, meine Gedanken verändern zu können, so würde ich recht froh sein, wenn ich mich mit 300 Gulden davon befreien könnte. Und die Konstanze, wie ich sie kenne, würde zu stolz sein, um sich[26] verkaufen zu lassen. Was tat aber das himmlische Mädchen, als der Vormund weg war? Sie begehrte von der Mutter die Schrift, sagte zu mir: Lieber Mozart, ich brauche keine schriftliche Versicherung von Ihnen. Ich glaube Ihren Worten so! – und zerriß die Schrift. Dieser Zug machte mir meine liebe Konstanze noch werter ....«

Diese tragikomische Szene ist von den Biographen Mozarts verschieden beurteilt worden. War Konstanze, die damals siebzehnjährige, im Bunde mit Mutter und Vormund?

Leopold Mozart behauptete, einer der damaligen Freunde Wolfgangs, Peter Winter (1754–1825), ein Mannheimer, seit 1778 Hofkapellmeister in München, der wohl vorübergehend in Wien gewesen war, habe ihm über das angeblich schon stadtbekannte Liebespaar die bedenklichsten Dinge berichtet. Wolfgang erwiderte dem Vater, Winter sei »in seiner Lebensart ein Vieh und in seiner übrigen Aufführung und in allen Handlungen ein Kind« und überdies des Abbé Vogler wegen »immer sein größter Feind«. Er halte es daher unter seiner Würde, auf die »infamen Hundsföttereien« näher einzugehen.

Leopold Mozart war außer sich vor Entrüstung, Sorge und Enttäuschung. Er wetterte, die »Madame Weber« müsse »in Eisen geschlagen« werden, »die Gasse kehren und am Halse eine Tafel tragen mit der Aufschrift: Verführerin der Jugend!« Wolfgang tat alles mögliche, um den Vater zu beschwichtigen und um die Schwester für sich und die Geliebte zu gewinnen. Am 23. März schickte er dem Vater eine Dose und ein paar Uhrbändl. Auf der Dose war ein Gemälde, das eine englische Geschichte darstellte. Marianne bekam zwei Hauben nach der neuesten Wiener Mode; beide waren, wie er schreibt: Arbeit von den Händen meiner lieben Konstanze! Sie empfiehlt sich dem Vater gehorsamst und küßt ihm die Hände undumarmt die Schwester auf das Freundschaftlichste und bittet um Vergebung, wenn die Hauben nicht zum Allerbesten ausgefallen seien. Dann schickt Konstanze der Schwester ein Kreuzel und ein Herzel mit dem Pfeil, wozu Wolfgang schreibt: »Ich soll sie [Konstanze] gleichwohl entschuldigen, sie sei ein armes Mädchen, habe nichts vom Besten, und meine Schwester soll den guten Willen für das Werk ansehen. Die Kreuzel ist von keinem großen Wert, aber die Hauptmode in Wien. Das Herzel mit dem Pfeil aber ist dem Herzel mit dem Pfeil meiner[27] Schwester mehr anpassend – und wird also besser gefallen.« Offenbar liebte Marianne Mozart derlei Sentimentalitäten.

Am 20. April 1782 »nimmt sich Konstanze endlich die Courage, dem Triebe ihres Herzens zu folgen« – wie Mozart Mariannen erklärt – und ihr einen Brief zu schreiben. (Abgedruckt als Nr. 1 auf S. 3 dieses Buches.) Die Danksagungen der Schwester sind uns nicht erhalten; gewiß waren sie sehr kühl gehalten. Marianne Mozart (1751–1829) ist der Geliebten und späteren Frau ihres angeblich geliebten Bruders von Anfang an nicht herzlich entgegengekommen. Sie war ein engherziges Wesen, kleinlich und selbstsüchtig, wohl auch damals bereits verbittert, weil sie keinen Mann gefunden hatte. Um sich zu versorgen, hat sie 1784 als Dreiunddreißigjährige geheiratet, den Hofrat und Amtsrichter Johann Baptist von Berchtold zu Sonnenburg (1736 bis 1801), einen verlebten und vertroddelten Witwer.

Wolfgangs Liebschaft blieb auch innerlich nicht unangefochten. Wir besitzen aus jener Zeit, derBrautzeit sozusagen, einen einzigen Brief Mozarts an Konstanze vom 29. April 1782. Ein spöttischer Zufall hat ihn der Nachwelt erhalten. Er sei hier eingefügt:


Liebste beste Freundin!


Diesen Namen werden Sie mir ja doch noch wohl erlauben, daß ich ihn Ihnen geben darf? So sehr werden Sie mich doch nicht hassen, daß ich nicht mehr Ihr Freund sein darf und Sie nicht mehr meine Freundin sein werden? Und wenn Sie es auch nicht mehr sein wollen, so können Sie es mir doch nicht verbieten, gut für Sie, meine Freundin, zu denken, wie ich es nun schon gewohnt sind. Überlegen Sie wohl, was Sie heute zu mir gesagt haben! Sie haben mir (ohngeachtet aller meiner Bitten) dreimal den Korb gegeben und mir gerade ins Gesicht gesagt, daß Sie mit mir gar nichts mehr zu tun haben wollten. Ich, dem es nicht so gleichgiltig ist wie Ihnen, den geliebten Gegenstand zu verlieren, bin nicht so hitzig, unüberlegt und unvernünftig, den Korb anzunehmen. Zu diesem Schritt liebe ich Sie zu sehr.

Ich bitte Sie also, noch einmal die Ursache dieses ganzen Verdrusses wohl zu überlegen und zu bedenken, was es war, daß ich mich darüber aufgehalten: daß Sie so unverschämt unüberlegt waren, Ihren Schwestern (notabene:[28] in meiner Gegenwart!) zu sagen, daß Sie sich von einem Chapeau [= Fatzken] haben die Waden messen lassen. Das tut kein Frauenzimmer, das auf Ehre hält! Die Maxime in der Kompagnie mitzumachen, ist ganz gut. Dabei muß man aber viele Nebensachen beachten. Ob lauter gute Freunde und Bekannte beisammen sind? Ob ich ein Kind oder schon ein Mädchen zum Heiraten bin? Besonders aber, ob ich eine versprochene Braut bin? Hauptsächlich aber, ob lauter Leute meinesgleichen oder niedrigere als ich, besonders aber vornehmere als ich dabei sind? Wenn es sich wirklich die Baronin [v. Waldstädten] selbst hat tun lassen, so ist es ganz was anders, weil sie schon eine übertragene Frau (die ohnmöglich mehr reizen kann) und überhaupt eine Liebhaberin vom Etcetera ist. Ich hoffe nicht, liebste Freundin, daß Sie jemals so ein Leben führen wollen wie sie, wenn Sie auch nicht meine Frau sein wollen. Wenn Sie schon dem Trieb mitzumachen (obwohl das Mitmachen einer Mannsperson nicht allzeit gutsteht, destoweniger einem Frauenzimmer) ohnmöglich widerstehen konnten, so hätten Sie in Gottes Namen das Band genommen und sich selber die Waden gemessen (so wie es noch alle Frauenzimmer von Ehre in meiner Gegenwart in dergleichen Fällen getan haben), es sich aber nicht von einem Chapeau [machen lassen] – ich würde es niemals im Beisein Anderer Ihnen getan haben! Ich würde Ihnen das Band gereicht haben –, um wieviel weniger von einem Fremden, der Sie gar nichts angeht! Doch das ist vorbei. Und ein kleines Geständnis Ihrer dortmaligen etwas unüberlegten Aufführung würde alles wieder gut gemacht haben und – wenn Sie es nicht übel nehmen, liebste Freundin – noch gut machen. Daraus sehen Sie, wie sehr ich Sie liebe. Ich brause nicht auf wie Sie. Ich denke, ich überlege, und ich fühle. Fühlen Sie, haben Sie Gefühl, so weiß ich gewiß, daß ich heute noch ruhig werde sagen können: die Konstanze ist die tugendhafte, ehrliebende, vernünftige und getreue Geliebte des rechtschaffenen und für Sie wohldenkenden

Mozart.


Bei der in diesem Briefe erwähnten Baronin v. Waldstädten (geborenen Schäfer), einer von ihrem Ehemann getrennt und locker lebenden Dame, einer wohlhabenden Musikliebhaberin, suchte Konstanze Weber bald darauf Zuflucht, sei es, daß ihr die Mutter irgendwie zugesetzt hatte, sei es, daß sie[29] dort ungeniert den Geliebten treffen wollte. In einem [undatierten] Briefe an Frau v. Waldstädten schreibt Mozart:


»Hochschätzbarste Frau Baronin! Meine Musikalien habe ich durch die Magd der Madame Weber erhalten und habe müssen eine schriftliche Bescheinigung darüber geben. Die Magd hat mir etwas anvertraut, was, wenn ich es schon nicht glaube, daß es geschehen könnte, weil es eine Prostitution für die ganze Familie wäre, doch möglich wäre, wenn man die dumme Madame Weber kennt, und mich folglich in Sorge setzt. Die Sophie ist weinend gekommen, und da die Magd sie um die Ursache fragte, da sagte sie: Sage sie doch heimlich dem Mozart, daß er machen solle, daß die Konstanze nach Hause geht, denn weine Mutter will sie absolut mit der Polizei abholen lassen! – Darf denn hier die Polizeiwache gleich in jedes Haus? Vielleicht ist es auch nur ein Locknetz, um sie nach Hause zu bringen. Wenn das aber geschehen könnte, so wüsste ich kein besser Mittel als die Konstanze morgen früh, wenn es sein kann, heute noch zu heiraten. Denn dieser Schande möchte ich meine Geliebte nicht aussetzen, und meiner Frau kann das nicht geschehen. Der Thorwart ist heute hinbestellt. Ich bitte Eure Gnaden um Dero wohlmeinenden Rat und uns armen Geschöpfen an die Hand zu gehen. Ich bin immer zu Haus. Ich küsse tausendmal die Hände und bin Dero verbundenster Diener

W.A. Mozart.


In grösster Eile! Die Konstanze weiß noch von nichts. War Hr. Thorwart bei Eurer Gnaden? Ist es nötig, daß wir beide heute nach Tisch zu ihm gehen!«

Mit dieser Vorstadtfarce hatte Frau Cäcilie Weber ihr Ziel erreicht. Am 4. August 1782 fand, ohne daß die erbetene väterliche Einwilligung eintraf, – es ging wohl alles Hals über Kopf! – die Trauung in der Stefanskirche statt11. Trauzeugen waren Franz v. Gilowsky, ein junger Salzburger, der in Wien bei losen Streichen sein bißchen Geld durchbrachte12 – Mozart pflegte ihn den Windmacher zu nennen –, und der Landrat Karl Cetto v. Kronstorff,[30] vermutlich ein Bekannter des Vormunds. Wolfgang schildert die Feierlichkeit in seinem Briefe an den Vater vom 7. August: »Als wir zusammen verbunden wurden, fing sowohl meine Frau als ich an zu weinen. Davon wurden alle, sogar der Priester, gerührt, und alle weinten, da sie Zeugen unsrer gerührten Herzen waren ....« Das Hochzeitsmahl, bei dem Frau Cäcilie Weber und Thorwart nicht fehlten, richtete Frau v. Waldstädten aus. Das erste Heim des jungen Paares war im Grünwaldschen Hause Zum roten Säbel, Hohe Brücke Nr. 387, im zweiten Stock. Im nämlichen Gebäude hatte Mozart mit seinen Eltern vorübergehend i.J. 1768 bereits einmal gewohnt.

Lange können die Mozarts nicht in dieser Wohnung verblieben sein, denn am 15. Januar 1783 kündigte die Wiener Zeitung an:

»Herr Kapellmeister Mozart macht hiemit dem hochansehnlichen Publicum die Herausgabe dreier neuer erst verfertigter Clavier-Concerten13 bekannt. Diese drei Concerten, welche man sowohl bey großem Orchester mit blasenden Instrumenten als auch nur a quattro, nämlich mit zwei Violinen, einer Viola und Violoncell aufführen kann, werden erst anfangs April zum Vorschein kommen, und nämlich nur denjenigen (schön copirt und von ihm selbst übersehen) zu Teil werden, die sich darauf subscribirt haben. Er dient hiemit zur ferneren Nachricht, daß bey ihm vom 20. [Januar] an gerechnet bis letzten März Subscriptionsbillets gegen 4 Ducaten zu haben sind. Seine Wohnung ist auf der hohen Brücke im kleinen Herbertsteinschen Haus Nr. 437 im dritten Stock«.14[31]

Kurz vor der Hochzeit, am 16. Juli 1782, hatte die Uraufführung von Mozarts Entführung aus dem Serail stattgefunden. In diesem Werk ist die verliebte Stimmung seines Schöpfers während des Winters 1781–82 festgehalten. Die Musik dieser Oper ist Erlebnis. Im Belmonte finden wir unverfälscht den jungen Wolfgang Amade wieder; und die Konstanze derEntführung ist seine in die Welt der Idee emporgehobene Geliebte und Braut, die in der Wirklichkeit so unbedeutende, kleine, eigennützige Weberin, deren Liebe in der standesamtlichen Legitimität die höchste Weihe sah.

Bemerkt sei hier, daß Mozarts Verschuldung bereits im Jahre 1783 begonnen hat. In einem Briefe an Frau v. Waldstädten vom 15. Februar spricht er davon, daß er in Gefahr stehe, wegen eines nicht bezahlten Wechsels verklagt zu werden. Er lebte gern vergnügt. Als leidenschaftlicher Tänzer hatte er sich die Karnevalsfreuden nicht entgehen lassen. Am Faschingsmontag (3. März) führte er mit seinen Intimi auf der Redoute während der halbstündigen Zwischenpause eine Pantomime auf. Mozart war der Harlekin, Aloysia Lange die Kolombine, Joseph Lange der Pierrot, der Tanzmeister Merck der Pantalon und der Maler Josef Grassi15 der Dottore. Die Pantomime samt der Musik war Mozarts Erfindung. (Fragment s. Köchel 446) Der Schauspieler Müller (von der Böhmschen Theatertruppe) hatte die Knittelverse dazu verbrochen. Der Verkehr mit dem Ehepaar Lange war in jenem Winter besonders lebhaft.16 Erwähnt sei, daß Mozart im Mai 1783 krank war17; noch im Juni litt er an einem Katarrh.

Am 17. Juni 1783 kam Mozarts erster Sohn Raimund Leopold zur Welt, und zwar – das Ehepaar wohnte also schon wieder woanders! – im Hause[32] Judenplatz Nr. 244 (heute Nr. 3) im dritten Stock. Pate war (sein früherer Hauswirt) der Baron Raimund Wetzlar v. Plankenstern (1752–1810)18, ein Gönner Mozarts, der auch in seinen Briefen mehrfach erwähnt ist.

Seinen und der Seinen Unterhalt erwarb sich Mozart in der Hauptsache durch Stundengeben. Im Januar 1782 hatte er drei Schülerinnen, von denen jede sechs Dukaten den Monat zahlte19. Diese seine ersten Schülerinnen waren: Frau Therese v. Trattnern (1758–1793), die Gräfin v. Rumbeck geb. Komtesse v. Cobenzl und eine Gräfin v. Zichy. Dazu kamen in der Folge: Frln. Josephine v. Aurnhammer20, eine Gräfin v. Palffy, Frln. Babette v. Ployer u.a.m.

Zur Frau Weber verhielt sich Mozart zunächst ziemlich kühl. Er schreibt dem Vater am 31. August 1782: »Wie Sie zu dem Gedanken kommen, daß meine hochgeehrteste Frau Schwiegermutter auch da [d.h. bei uns] logieren könnte, das weiß ich nicht, denn ich habe in der Tat die Meinige nicht sobald geheiratet, um im Verdruß und Zank zu leben, sondern um Ruhe und Vergnügen zu genießen. Und das konnte auf keine andere Art geschehen als sich von ihrem Hause loszumachen. Wir haben ihr seit unsrer Heirat zwei Visiten gemacht. Bei der zweiten aber hat es schon wieder Zank und Streit gegeben, sodaß meine arme Frau zu weinen anfing. Ich machte also dem Streit gleich ein Ende, da ich zu ihr sagte, es wäre nun Zeit wegzugehen. Und seitdem waren wir nicht mehr dort und gehen auch nicht mehr hin, bis nicht ein Geburts- oder Namenstag von der Mutter oder den beiden Schwestern [Josepha und Sophie] ist ...«

Die Monate August, September und Oktober 1783 verweilten Wolfgang und Konstanze in Salzburg. Er hatte die Hoffnung gehegt, Vater und Schwester würden seine Frau nun wirklich in die Familie aufnehmen. Es[33] geschah keineswegs. Leopold wie Marianne schenkten seiner geliebten Konstanze ihr Herz nicht. Auf das tiefste enttäuscht verließ Mozart sein Vaterhaus, um es nie wieder zu betreten. In Nissens Mozart-Biographie heißt es (S. XVIII): »Übrigens war auch der Sohn mit seinem Besuch in Salzburg 1783 nicht recht zufrieden gewesen. Er hatte gehofft, daß man seine Frau mit einigen seiner Jugendgeschenke [von den Reisen 1762 ff.] erfreuen würde, was gänzlich unterblieb«. In den Materialien zur Biographie folgt hier der Satz21: »Das Bewusstsein, daß man [ihm] so ein Unrecht tat, scheint das ganze Betragen [Leopolds und Mariannes] gegen ihn und seine Frau in einen gezwungenen Zustand versetzt zu haben«. Bekanntlich ist Nissens Buch unter dem ständigen Einfluß von Konstanze entstanden.

Um das Unglück voll zu machen, starb während des Salzburger Aufenthalts Mozarts erstes Kind Raimund Leopold am 19. August 1783. Die Eltern hatten es einer Ziehmutter im Roten Pfauen am Ober-Neustift (heute Wien VII) anvertraut, wo es »an der Gedärmfries« starb. Wolfgang Mozart war sehr betrübt. Noch am 10. Dezember klagt er seinem Vater: »Wegen dem armen, dicken, fetten und lieben Buberl ist uns beiden recht leid«. Er hatte nicht bloß den Sohn verloren: Vater und Schwester waren ihm für immer entfremdet. Kein Wunder, daß er sich um so mehr an Konstanze anschloß, wenn auch nicht in seinem Leben in der Idee. Eine Pamina ist sie ihm nie gewesen, immer nur die muntere Papagena.

Aus dem Jahre 1784 ist von Mozarts häuslichem Leben wenig zu berichten. Am 21. September kommt sein zweiter Sohn Karl Thomas Mozart zur Welt. Die Mozarts wohnten (wohl seit Jahresbeginn?)22 am Graben Nr. 591 (heute Graben 29) in einem Hause, das dem Buchhändler Thomas v. Trattnern gehörte, der auch Pate ward. Über den Lebensgang Karl Mozarts wird gelegentlich noch einiges gesagt werden.

Zu Michaelis ist abermals Wohnungswechsel. Wir finden die Familie nunmehr in der Großen Schuler-Straße Nr. 846 (heute Nr. 8) im ersten Stock des Carmesinaschen Hauses, wo sie über zwei Jahre verblieb. Hier besuchte Leopold Mozart seinen Sohn im Jahre 1785; er weilte vom 10. Februar bis zum 25. April in Wien.[34]

Leopold berichtete nach Salzburg (am 14. Februar): »Daß Dein Bruder ein schönes Quartier mit aller zum Hause gehörigen Auszierung hat, mögt Ihr daraus schließen, daß er 460 Gulden Hauszins zahlt.«

Hier war es, am 12. Februar 1785, wo sich Leopold Mozart und Joseph Haydn begegneten. Auch hiervon erzählt er seiner Tochter: »Am Samstag war abends Herr Joseph Haydn und die zwei Barone Tindi bei uns. Es wurden die neuen Quartette23 vorgetragen, aber nur die drei neuen, die er zu den andern dreien, die wir haben, gemacht hat. Sie sind zwar ein bißchen leichter, aber vortrefflich komponiert. Herr Haydn sagte mir: Ich sage Ihnen vor Gott als ein ehrlicher Mann: Ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem Namen nach kenne! Er hat Geschmack und überdies die größte Kompositionswissenschaft.«

Jene Tage waren wohl des stark gealterten Vaters letzter Trost. Stolz schreibt er weiterhin: »Am Sonntag [den 13. Februar] war im Theater die Akademie der italienischen Sängerin Laschi24. Sie sang zwei Arien. Es war ein Violoncello-Konzert. Ein Tenor und ein Baß sangen je eine Arie, und Dein Bruder spielte ein herrliches Konzert [K. 456] ... Als Dein Bruder wegging, machte ihm der Kaiser [Joseph II.] mit dem Hut in der Hand ein Kompliment hinab und rief: Bravo Mozart!«

Am 17. Februar war Leopold Mozart Gast der Frau Cäcilie Weber. Er berichtet davon: »Am Donnerstag speisten wir bei Deines Bruders Schwiegermutter, der Frau Weber. Wir waren nur vier: [ich, Wolfgang,] die Weberin und ihre Tochter Sophie; denn die älteste Tochter [Josepha] ist in Gratz. Ich muß Dir sagen, daß das Essen nicht zu viel und nicht zu wenig, anbei unvergleichlich gekocht war. Das Gebratene war ein schöner großer Fasan. Alles überhaupt vortrefflich zugerichtet.«

Von einer anderen Gasterei schreibt er: »Freitag den 18. [Februar] war Tafel beim jüngeren Stephanie25, wo niemand als wir vier, dazu Herr Lebrun26,[35] seine Frau27, der Karl Cannabich und ein Geistlicher waren. Nun, zum Voraus gesagt, ist hier an keine Fastentage zu denken. Es wurde nichts als Fleischspeisen aufgetragen, und der Fasan war zur Zuspeise im Kraut. Das übrige war fürstlich. Am Ende Austern, das herrlichste Konfekt; und viele Bouteillen Champagnerwein, nicht zu vergessen. Überall Kaffee, das versteht sich!«

Zu Mozarts engerem Verkehr gehörten damals fernerhin: Martin Lang und dessen Frau Marianne geb. Boudet, eine vorzügliche Schauspielerin (gest. 1835), Heinrich Marchand, der Schauspieler Müller (wohl der bereits auf Seite XXXII erwähnte). Leopold schied unter dem besten Eindruck. »Ich glaube« – schreibt er Mariannen – »daß mein Sohn, wenn er keine Schulden zu bezahlen hat, jetzt 2000 Gulden in die Bank legen kann. Das Geld ist sicher da, und die Hauswirtschaft ist, was Essen und Trinken betrifft, im höchsten Grade ökonomisch.« Er ahnte wohl aber doch, daß nicht alles so war, wie es schien. Sein Sohn lebte gern über seine Verhältnisse. Immerhin waren die Jahre 1785 und 1786 seine sorglosesten Jahre.

Am 29. April 1786 vollendete er seinen »Figaro«, dessen Uraufführung am 1. Mai in Wien stattfand. Im Dezember gab man ihn auch in Prag. Mozart reiste, zusammen mit Konstanze und seinem Schwager Franz Hofer, am 8. Januar 1787, nach Prag, wo er am 11. eintraf. Am 17. ward ihm zu Ehren der »Figaro« wiederholt. Tags darauf dirigierte er ihn selber. Die Rückkehr aus Prag ist wohl in der ersten oder zweiten Februarwoche erfolgt. Am 28. Mai 1787 starb der Vater Mozarts.

Nachzuholen ist die Geburt von W.A. Mozarts drittem Sohne Leopold am 18. Oktober 1786; das Kind starb nach vier Wochen, am 15. November, an der »Stickfrais«. Das folgende Kind war eine Tochter, Theresia Mozart, geboren am 27. Dezember 1787 im (heute nicht mehr stehenden) Hause unter den Tuchlauben Nr. 281. Dies war die neunte Wohnung seit der Verheiratung. Das schöne Heim in der Großen Schulergasse hatten Mozarts zu[36] Ostern 1787 verlassen, wahrscheinlich weil ihnen die Miete zu hoch wurde. Sie wohnten wohl etwas über ein halbes Jahr, etwa bis in den November, Auf der Landstraße (jetzt Hühnergasse 17) gegenüber der Augustinerkirche. Mozarts damalige Geldnot beleuchtet ein undatierter28 Brief (an Michael Puchberg), in dem er um ein Darlehn von ein- bis zweitausend Gulden bittet und u.a. schreibt: »Wenn Sie vielleicht sobald nicht eine solche Summe entbehren können, so bitte ich Sie, mir wenigstens bis morgen ein paar hundert Gulden zu leihen, weil mein Hauswirt Auf der Landstraße so indiskret war, daß ich ihn gleich auf der Stelle (um Ungelegenheit zu vermeiden) bezahlen mußte, was mich sehr in Unordnung gebracht hat! Wir schlafen heute das erste Mal in unserm neuen Quartier, allwo wir Sommer und Winter bleiben. Ich finde es im Grunde einerlei, wo nicht besser ..., da ich auch einen Garten habe.«

In den ersten Septembertagen 178729 erfolgte die zweite Reise nach Prag. Eduard Mörike hat sie in seiner berühmten Novelle »Mozart auf der Reise nach Prag« (1855) mit Glück geschildert. Am Ziel ihrer Fahrt wohnten Mozart und Konstanze – der Tradition nach – in der bekannten Villa Bertramka.30 Die Uraufführung des »Don Juan« war am Montag, den 29. Oktober 1787. Etwa um den 10. November sind die Mozarts vermutlich wieder in Wien eingetroffen. Am 7. Dezember wurde Mozart zum k.k. Kammerkompositeur mit 800 Gulden Gehalt ernannt.

Mozarts trostlose wirtschaftliche Lage in den Jahren 1788 bis 1791 ist aus seinen Briefen an Michael Puchberg jedem Mozartfreunde bekannt. Am 16. November 1789 wurde Mozarts fünftes Kind Anna geboren; es starb am nämlichen Tage. Seine Reise nach Prag-Dresden-Leipzig-Potsdam-Leipzig-Berlin (vom 8. April bis zum 4. Juni 1789) und die nach Frankfurt a.M. (vom 22. September bis in den November 1790) erfolgten ohne Konstanze. Glück und Erfolg hatten beide nicht.[37]

Seit dem 17. Juni 1788 wohnte die Familie in der Währinger Gasse Nr. 135 im Hause zu den drei Sternen. Die elfte Wohnung ist am Judenplatz 245 (heute Nr. 4). Zu Michaelis 1790 ward die letzte Wohnung im ersten Stock Rauhensteingasse Nr. 970 bezogen, im Kleinen Kaisersteinschen Hause, das heutzutage nicht mehr da ist.31 Hier kam am 26. Juli 1791 Franz Xaver Wolfgang Mozart zur Welt, der Musiker. Pate war Thomas v. Trattnern. Und hier verließ auch Wolfgang Amade am 5. Dezember 1791 das irdische Dasein.

Von seinen Schülerinnen sind ihm bis zuletzt treu geblieben Frau Therese v. Trattnern und Fräulein Franziska v. Jacquin (die spätere Frau v. Lagusius)32, vielleicht auch Josefa v. Aurnhammer. Schüler von ihm waren: i.J. 1790 der Dr. med. Joseph Frank und Thomas Attwood (1765–1838), beide vorübergehend; sodann der junge Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) und Ignaz Seyfried (1766–1841), der später (1797–1828) Kapellmeister am Schikanederschen Theater gewesen ist. Bekanntlich hat auch Beethoven i.J. 1787 einige Stunden bei Mozart genommen.33 Mozarts Amanuensis in den Jahren 1790 und 1791 war Franz Süßmayer (1766–1803).

Von Mozarts Freunden und nächsten Bekannten der letzten Zeit sind noch zu nennen: Emanuel Schikaneder (1751–1812), Benedikt Schack (1758 bis 1825), der Tenorist des Schikanederschen Theaters, seine Gattin (Altistin), Franz Gerl, Sänger an der gleichen Bühne, dessen hübscher Frau (geborenen Reisinger) der Meister zugetan gewesen sein soll. Das nämliche ist von Frau Magdalene Hofdämel (geb. Pokorny) überliefert, deren Gatte, Franz Hofdämel, zu den Gläubigern Mozarts gehörte. Nach den Mozart-Briefen ergänzt sich dieser Kreis durch: Josef Eybler (1764–1846) und Frau, Anton Stadler, den Cellisten Josef Orsler, sowie die Familien Schwingenschuh, Rehberg, Wildenburg und Leitgeb. Auch Karl Ludwig Giesecke (1761–1833) soll mit Mozart in Verkehr gestanden haben.34 Schließlich ist Bergopzoomer zu nennen.[38]

Die 38 Briefe, die uns aus Mozarts Ehezeit erhalten sind, beleuchten seine häuslichen Freuden und Leiden in den Jahren 1789–1791, insbesondere die kindliche Art des Umgangs mit seiner Frau. Acht Briefe rühren von seiner schon erwähnten Reise nach Leipzig und Berlin her. »Wie geht es Dir?« schreibt er am 8. April 1789 aus Budweis, der ersten Station. »Denkst Du wohl so oft an mich wie ich an Dich? Alle Augenblicke betrachte ich Dein Porträt und weine, halb aus Freude, halb aus Leid! Erhalte mir Deine mir so werte Gesundheit und lebe wohl, Liebe! Habe keine Sorgen meinetwegen, denn auf dieser Reise weiß ich nichts von Ungemach, von Verdrießlichkeit, nichts außer Deiner Abwesenheit, was, da es nun nicht anders sein kann, nicht zu ändern ist. Mit tränenden Augen schreibe ich dies. Adieu! Ich küsse Dich millionenmal auf das zärtlichste ...« Am 13. April früh sieben Uhr heißt es aus Dresden: »Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von Dir! Wenn ich Dir alles erzählen wollte, was ich mit Deinem lieben Porträt anfange, würdest Du wohl oft lachen. Zum Beispiel, wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme, so sage ich: Grüß Dich Gott, Stanzerl! Grüß Dich Gott, Spitzbub! – Krallerballer! – Spitzignas! – Bagatellerl! – Schluck und Druck! Und wenn ich es wieder hineintue, so lasse ich es nach und nach hinein rutschen und sage immer: Nu – nu – nu – nu! – aber mit einem gewissen Nachdruck, den dieses so viel bedeutende Wort erfordert, und bei dem letzten schnell: Gute Nacht, Mauserl, schlaf gesund!« Drei Tage später: »Liebes Weibchen, ich habe eine Menge Bitten an Dich. Primo: bitte ich Dich, daß Du nicht traurig bist; secundo: daß Du auf Deine Gesundheit achtest und der Frühlingsluft nicht traust; tertio: daß Du nicht alleine zu Fuße, am liebsten aber gar nicht zu Fuße ausgehest; quarto: daß Du meiner Liebe ganz versichert sein sollst. Keinen Brief habe ich Dir noch geschrieben, wo ich nicht Dein liebes Porträt vor mich gestellt hätte! Quinto: bitte ich Dich, nicht allein auf Deine und meine Ehre in Deinem Betragen Rücksicht zu nehmen, sondern auch auf den Schein. Sei nicht böse ob dieser Bitte! Du mußt mich ebendiesfalls noch mehr lieben, weil ich auf Ehre halte. Sexto et ultimo: bitte ich Dich, in Deinen[39] Briefen ausführlicher zu sein. Ich möchte gern wissen, ob Schwager Hofer den Tag nach meiner Abreise gekommen ist? Ob er öfters kommt, so wie ers mir versprochen hat? Ob die Langischen bisweilen kommen? Ob an dem Porträt35 fortgearbeitet wird? Wie Deine Lebensart ist? Lauter Dinge, die mich natürlicher Weise sehr interessieren. Nun lebe wohl, liebste Beste! Denke, daß ich alle Nacht, ehe ich ins Bett gehe, eine gute halbe Stunde mit Deinem Porträt spreche, und so auch beim Erwachen ... Ich küsse und drücke Dich 1095060437082 mal (hier kannst Du Dich im Aussprechen üben!) und bin ewig Dein treuester Gatte und Freund W.A. Mozart.« Von Berlin schreibt er am 19. Mai: »Bis 27. gehe ich aber ganz sicher [von hier] ab. Ich bin so froh, wenn ich einmal wieder bei Dir bin, meine Liebe! Das erste aber ist, daß ich Dich beim Schopf kriegen werde. Wie kannst Du denn glauben, ja nur vermuten, dass ich Dich vergessen hätte? Wie würde mir das möglich sein? Für diese Vermutung sollst Du gleich die erste Nacht einen derben Schilling auf Dein liebens-, küssenswürdiges Ärschgen haben. Zähle nur darauf! Adieu!«

Ernster lautet der Brief vom 23. Mai 1789 aus Berlin: »Mein liebstes Weibchen, Du mußt Dich bei meiner Rückkunft schon mehr auf mich freuen als auf das Geld. Hundert Friedrichsdor36 sind nicht neunhundert, sondern siebenhundert Gulden! Wenigstens hat man mir es hier so gesagt. Zweitens hat mich Lichnowsky37, weil er eilen mußte, früh verlassen und ich [habe] folglich (in dem teuern Orte Potsdam!) selbst zehren müssen. Drittens habe ich [N.N.] hundert Gulden lehnen müssen, weil sein Beutel abnahm; ich konnte es ihm nicht gut abschlagen: Du weißt warum! Viertens ist die Akademie in Leipzig, so wie ich es immer sagte, schlecht ausgefallen; habe also mit dem Rückwege 32 Meilen fast umsonst gemacht. Daran ist Lichnowsky ganz alleine schuld38, denn er ließ mir keine Ruhe; ich mußte [von[40] Potsdam] wieder nach Leipzig. Doch davon das Mehrere mündlich?« Der Schluß des Briefes, der merkwürdigerweise bisher von allen Herausgebern der Briefe Mozarts aus Prüderie arg verstümmelt wiedergegeben worden ist, fällt stark ins Erotische.39

Von der Frankfurter Reise (Herbst 1790) besitzen wir ebenfalls acht Episteln. Sie tragen alle einen sorgenvollen Unterton. Abermals heißt es in einem dieser Briefe: »Liebstes bestes Weiberl, gib auf Deine Gesundheit acht und gehe mir nicht zu Fuß in die Stadt!« Konstanze litt an geschwollenen Beinen. Um sich zu heilen, sehen wir sie in den Jahren 1789, 1790 und 1791 in Baden bei Wien. Dorthin sind auch die 19 erhaltenen zärtlichen Briefe Mozarts an Konstanze aus seinem letzten Lebensjahre gerichtet. Sie geben ein düsteres Bild von seiner wirtschaftlichen Lage.

Offenbar ist Konstanze nicht so recht auf ihren guten Ruf bedacht. Mozart warnt sie in einem undatierten Briefe mit den Worten: »Ich bitte Dich aber, ja nicht in das Kasino zu gehen. Primo: ist [da] diese Compagnie – Du verstehst mich wohl! Und secundo: tanzen könntest Du ohnedies nicht. Und zuschaun? Das ist besser, wenns Mannerl dabei ist ...«

Ergreifend ist eine andre Stelle: »Nun wünsche ich nichts als daß meine Sachen [eine Geldanleihe und die Bezahlung dringender Schulden] schon in Ordnung wären, nur um wieder bei Dir zu sein. Du kannst nicht glauben, wie mir die ganze Zeit her das Herz bang um Dich war. Ich kann Dir meine Empfindung nicht erklären. Es ist eine gewisse Leere, die mir halt wehe tut; ein gewisses Sehnen, das nie befriedigt wird, folglich nie aufhört, immerfort dauert, ja, von Tag zu Tag wächst. Wenn ich denke, wie lustig und kindisch wir in Baden beisammen waren und welch traurige, langweilige Stunden ich hier verlebe! Es freut mich auch meine Arbeit40 nicht, weil, gewohnt,[41] bisweilen auszusetzen und mit Dir ein paar Worte zu sprechen, dieses Vergnügen nun leider eine Unmöglichkeit ist. Gehe ich ans Klavier und singe ich etwas aus der Oper [Die Zauberflöte], so muß ich gleich aufhören. Es macht mir zu viel Empfindung. Basta! Wenn diese Stunde meine Sache zu Ende geht, so bin ich schon die andre Stunde nicht mehr hier ...,«

Als Mozart starb, war er kein berühmter Mann. Die Erfolge der »Nozze di Figaro« (1786) und des »Don Juan« (1787) waren zunächst nur Tageserfolge, und die heute unsterbliche »Zauberflöte« (1791) war zwar ein populäres Zugstück, galt aber als Werk Schikaneders. Am Begräbnistage (am 6. Dezember 1791, nachmittags 3 Uhr) war sehr schlechtes Wetter (Sturm und Schneewehen), so daß die kleine Schar (darunter Salieri und Swieten), die dem Meister das letzte Geleite gab, am Stubentore umkehrte. Mozart ward in einem Massengrabe verscharrt.

Konstanze hat das Grab ihres Mannes nicht besucht, nicht geschmückt, nicht mit einem Kreuz versehen. Erst i.J. 1808, auf die Anregung eines Musikfreundes, ist sie einmal nach dem Friedhof von St. Marx mit hinausgegangen, um die Stätte zu suchen.41 Da erfuhr sie, daß Massengräber nur sieben Jahre belassen wurden. Das, darin Mozart gelegen, war längst verschwunden. Es gibt also kein Grab Mozarts!

Man hat diese unentschuldbare Pietätlosigkeit Konstanzens stark getadelt, und man geht kaum fehl, wenn man sagt: hätte Mozart seine spätere Berühmtheit nicht erlangt, so hätte ihn Konstanze sehr bald gänzlich vergessen. Gewiß, eine große Leidenschaft hat niemals zwischen den beiden gelodert; höhere Dinge haben sie nicht verbunden, und Mozart hat seine Frau und Kameradin in erbärmlicher Lage gänzlich mittellos zurückgelassen. Ihr Erbe war sein Nachruhm; ihn hat sie sich zu eigen gemacht, als er zehn Jahre nach seinem Tode, zweifellos zu ihrer großen Verwunderung, hell und immer heller zu leuchten begann.[42]

Nissen erzählt in seiner Biographie (S. 572): »Mozarts Todeskrankheit, wo er bettlägerig wurde, währte fünfzehn Tage. Sie begann mit Geschwulst an Händen und Füßen und einer beinahe gänzlichen Unbeweglichkeit derselben, der später plötzliches Erbrechen folgte, welche Krankheit man ein hitziges Frieselfieber nannte. Bis zwei Stunden vor seinem Verscheiden blieb er bei vollkommenem Verstande. Das Gefühl seines bevorstehenden Todes und seine Betrübnis, Frau und Kinder unversorgt zu hinterlassen, verdreifachte wohl die Marter seiner Krankheit. Baron v. Swieten kam gleich nach seinem Tode, um mit der Witwe zu weinen, die sich in ihres entschlafenen Mannes Bett gelegt hatte, um angesteckt zu werden und mit ihm zu sterben. Damit sie sich aber nicht ihrer Verzweiflung überließe, brachte man sie zu Herrn Bauernfeld42, dem Associé Schikaneders, und dann zu Herrn Goldhahn ... (S. 576.) Durch Mozarts Tod verfiel die Witwe selbst in eine schwere Krankheit. Daher besorgte Swieten die Beerdigung der Mozartschen Leiche; und weil er dabei die größtmögliche Ersparnis für die Familie berücksichtigte, so wurde der Sarg nur in ein gemeinschaftliches Grab eingesenkt und jeder andere Aufwand vermieden.«

Mozart hatte seit 1783 in Schulden gelebt und war in Schulden gestorben. Bei seinem Tode ging das Gerücht, es seien 30000 Gulden. Einer seiner Gläubiger beging einen Selbstmordversuch. In Wahrheit war die Summe nicht so hoch; sie wird etwa ein Drittel davon betragen haben. Konstanze Mozart erwirkte, daß der Kaiser, zu dem das Gerücht gedrungen war, sie hierüber anhörte. Sie versicherte ihm: »Ich stehe mit meinem Leben, daß ich mit einer Summe von ungefähr 3000 Gulden alles bezahlen könnte, was mein seliger Mann schuldig ist ...«43

Kaiser Leopold gestattete ein Konzert zugunsten der Hinterbliebenen Mozarts, das einen guten Ertrag hatte. Auf Konstanzens Gesuch vom 11. Dezember 1792 um eine Witwenpension (abgedruckt auf S. 7 f.) erhielt sie zunächst den Bescheid: »Der Bittstellerin wird auf Veranlassung eines k.k. Oberhofmeisteramts anmit bedeutet, daß sie nach der bestehenden höchsten Anordnung ihr Gnadengehalts-Gesuch mit dem Abhandlungs-Verlaß[43] oder einer sonstigen gerichtlichen Urkunde gehörig belegen, zugleich sich ausweisen soll, daß sie aus dem Hofmusikalischen Societäts-Fond keine Pension einzuhoffen habe. Wien, den 5. Jänner 1792.« Schließlich bewilligte man ihr das übliche Drittel vom Gehalt Mozarts als Witwenpension (260 Gulden).

Konstanze Mozart hat als Witwe alles getan, was in ihren Kräften stand, um sich und ihre beiden Söhne Karl und Wolfgang dem Elend zu entreißen, dem sie bei ihres Mannes Tode verfallen war. Dabei hat sie Wirtschaftlichkeit, Umsicht und Zähigkeit bewiesen, und da es unmöglich ist, daß sich ihr Charakter bis in den Grund gewandelt hätte, so geht daraus hervor, daß die genannten Eigenschaften während ihrer Ehe mit Mozart gleichsam geruht haben. Konstanze hatte sich ihrem Manne völlig angepaßt. Er besaß weder Geldsinn noch Ordnungsliebe; er lebte als Gegenwartsmensch. Er war ein echter Bohemien. Wenn der Mozartsche Haushalt, zumal seit 1787, zerrüttet war, so ist Konstanze wenig daran schuld. Gewiß hatte sie es längst aufgegeben, ihrem Manne gut-bürgerliche Ordnung anzugewöhnen. Das war aussichtslos. Merkwürdig: Wolfgang Amade stammte aus einer Familie, in der peinliche Akkuratesse in allen Dingen herrschte, Konstanze hingegen aus dem entgegengesetzten Milieu – und beide waren aus der Art der Ihren geschlagen!

Um Geld zu verdienen, veranstaltete Konstanze hin und wieder Konzerte in Wien und in Prag. (Vgl. S. 10 und 25.) Nissen berichtet (S. 579), daß Konstanze das Requiem, »zu ihrem Besten« in Wien habe aufführen lassen. Im Jahre 1796 finden wir sie sogar auf einer größeren Reise: Prag-Berlin-Potsdam-Leipzig-Dresden-Prag-Wien. Am 28. Februar 1796 abends gab man im Kgl. Opern-Theater zu Berlin auf Allerhöchsten Befehl ein Mozart-Konzert, wobei Konstanze Mozart selber als Sängerin, in einem Stücke (Chorpartie?) aus Mozarts »La Clemenza di Tito«, mitwirkte.44

Friedrich Wilhelm II. hatte die Witwe Mozart bereits einmal, 1792, unterstützt, gewiß auf ein Bittgesuch hin, indem er ihr acht Musikstücke aus Mozarts Nachlaß für die freigebige Summe von 800 Dukaten abkaufte.45[44]

Im Jahre 1797 gab Konstanze einen Klavier-Auszug des »Idomeneo« nach der Originalpartitur bei Breitkopf & Härtel heraus, ohne pekuniären Erfolg. Ebensowenig brachte ihr die Herausgabe der »Six grands Concertos dédiés au Prince Louis Ferdinand de Prusse par l'éditeur« (als Opus 82 bei J. André in Offenbach).46 Den musikalischen Nachlaß ordnete später der ihr befreundete Abbé Maximilian Stadler. Zum größeren Teil erwarb ihn Anton André i.J. 1799.47

Um sich regelmäßige Einnahmen zu schaffen, vermietete Konstanze einen Teil ihrer Wohnung. Dadurch kam Nikolaus Nissen (1761–1826) zu ihr, wohl 1799. Sie war damals eine sechsunddreißigjährige, sehr rüstige Frau. Nissen gehörte der dänischen Gesandtschaft in Wien an. Er wurde alsbald ihr bester Freund und ihren Söhnen ein wahrer Vater. Als er 1809 von seiner bevorstehenden Versetzung nach Kopenhagen in Kenntnis gesetzt wurde, gab er seinen langjährigen Beziehungen zu Konstanze das standesamtliche Gepräge.

Karl Amenda (1772–1836), Beethovens Freund, erzählt in seinen Erinnerungen, er habe der Witwe Mozart Musikunterricht gegeben. Und Karl Czerny (1791–1857) berichtet, daß bei ihr regelmäßige Musikabende stattgefunden haben. Er hat da u.a. den jungen Hummel spielen hören.48 Auch Beethoven hat Konstanze persönlich gekannt.

Im September 1810 kam das Ehepaar Nissen in Kopenhagen an, wo es zehn Jahre verblieb. Die Nähe von Gastein, dessen Bäder Nikolaus v. Nissen i.J. 1820 aufsuchte, war der Anlaß, daß er sich entschloß, Salzburg zu seinem Altersruheort zu wählen. Daselbst ist er am 22. März 1826 in seinem 66. Lebensjahre gestorben.

Emsig unterstützt von Konstanze, hat er in den Jahren 1821 bis 1826 die erste große Mozart-Biographie zusammengestellt. Der Tod hat ihn an der Vollendung seines Werkes gehindert. Konstanze hat es durch den Dr. med. (späteren Professor) Johann Heinrich Feuerstein in Pirna (dann in Loschwitz bei Dresden, zuletzt in Dresden) druckfertig machen lassen. Wie[45] sie zur Bekanntschaft dieses Mannes gekommen ist, wissen wir nicht. Er hatte sich ihr noch zu Lebzeiten Nissens als Verehrer Mozarts genähert, vermutlich brieflich oder auf einer Alpenreise, die ihn durch Salzburg führte. Er bezeichnet Nissen als seinenFreund und sagt, er sei längere Zeit mit Nissens Plan bekannt. Konstanze ging auf jede Anregung ein; sie schrieb und empfing leidenschaftlich gern Briefe. Feuerstein war kein unbegabter Mensch. Wie groß sein Anteil am Buche Nissens gewesen ist, bleibt unbestimmbar. Wahrscheinlich rührt außer dem Vorwort (S. VII–XII) das Endkapitel »Mozart als Künstler und Mensch« (S. 622–699) zum Teil von ihm her. Den Anhang zur Biographie (220 Seiten), der mit einem besonderen Titel gleichzeitig (1828) erschienen ist, hat er zweifellos mit großer Selbständigkeit redigiert, wenn nicht stellenweise verfaßt.49

Feuerstein verarmte, nachdem er aus uns unbekanntem Grunde seine Tätigkeit in Pirna aufgegeben hatte. Ob ihm Konstanze ein Honorar zugesagt, wissen wir nicht. Er machte sich selber bezahlt, indem er Subskribentengelder nicht ablieferte. Konstanze hat viel Ärger mit ihm gehabt, wie aus ihren Briefen und Aufzeichnungen zur Genüge hervorgeht. Vermutlich hat sie die 1500 Taler, die er ihr schuldete, niemals bekommen. Feuerstein ist schließlich ganz verkommen und am 2. Januar 1850 im Armenhaus zu Dresden gestorben.50

Nach Nissens Tod hat Konstanze noch über sechzehn Jahre in Salzburg gelebt. Sie nahm ihre im gleichen Jahre Witwe gewordene jüngste Schwester Sophie Haibel zu sich. Auch Aloysia Lange hat ihre letzten Jahre in Salzburg zugebracht.51 Mehrere Male kam Wolfgang Xaver zu Besuch nach Salzburg, so in den Jahren 1826 (vgl. S. 83), 1829 (vgl. S. 95), 1832 (vgl. S. 106 u. 112 f.), 1835 (vgl. S. 119). Im Sommer 1834 hatte sie das Glück, ihre beiden Söhne zugleich bei sich zu haben. (Vgl. S. 118.) Im Herbst 1836 war Karl Mozart nochmals in Salzburg. (Vgl. S. 120 f.)[46]

Von den Briefen Konstanzens sind leider nicht allzuviele überliefert. Eine Menge kleiner Nachrichten über ihr Leben in den Jahren 1828 ff. hat das 1915 aufgetauchte52 Tagebuch gebracht.

Konstanze ist hochbetagt, im 80. Lebensjahre, am 6. März 1842 gestorben. Ihr Grab, im Friedhof von St. Sebastian zu Salzburg, ist erhalten.

Fußnoten

1 Darunter die drei Arien der Junia 4, 11 und 16 aus Mozarts »Lucio Silla«; als vierte vielleicht K. 309.


2 Vermutlich die Sinfonie K. 201 (a.d.J. 1774)


3 Die Arie (Nr. 11): »Ah se il crudel periglio del caro ben ramento ...« aus Mozarts »Lucio Silla«


4 Mozart plante eine Kunstreise nach Paris zusammen mit dem Flötisten Johann Baptist Wendling (1720–1797), dem Oboisten Friedrich Ramm (geb. 1744) und dem Hornisten Franz Lang.


5 Beide abgedruckt in: Arthur Schurig, Wolfgang Amade Mozart, Leipzig 1922 im Insel-Verlag, Bd. I, S. 424–436. Im Original ist der an Aloysia Weber (vom 30. Juli 1778) in italienischer Sprache geschrieben. (Mozart-Briefe I, 299 ff.)


6 Nikolaus Nissen hat diese von Konstanze Mozart überlieferten Worte in seiner Mozart-Biographie (S. 414 f.) gemildert, indem er berichtet: »Sie [Aloysia Weber] schien Mozart, um den sie ehedem [beim Abschied in Mannheim] geweint hatte, nicht mehr zu kennen, als er eintrat«. Deshalb setzte sich Mozart ans Klavier und sang laut: »Ich laß das Mädel gern, das mich nicht will!«


7 Über ihn vgl. Wurzbachs Biographisches Lexikon VII, S. 166 ff.


8 Über sie vgl. den biographischen Abriß von Emil Karl Blümml in den Mozarteums-Mitteilungen III, Heft 2, S. 33 ff.


9 Von Konstanze schweigt Mozart!


10 Über ihn vgl. den biographischen Abriß von Emil Karl Blümml in den Mozarteums-Mitteilungen II, Heft 3.


11 Der Ehevertrag ist S. 157 f. abgedruckt.


12 Sein Onkel war der Ingenieur und Hofrat Ernst Gilowsky v. Urazowa (1738–1789). Eine Schwester von Franz v. Gilowsky ist die in den Mozart-Briefen öfters erwähnte Katharina von Gilowsky (geb. 1752). Im Verzeichnis des Nachlasses Mozarts (siehe S. 151) prangt Franz v. Gilowsky mit einer uneinbringbaren Schuld von 300 Gulden.


13 Die Konzerte Köchel Nr. 413, 414 und 415, alsbald in Wien gedruckt als Oeuvre IV. Mozart bezeichnete – seine drei Jugendveröffentlichungen von 1764 und 1765 also nicht eingerechnet! – als Opus I die sechs (der Kurfürstin Elisabeth v.d. Pfalz) gewidmeten Sonaten (Köchel Nr. 301–306) vom Jahre 1778, erschienen bei Sieber in Paris [im Dezember 1778]. Sein Opus II sind die sechs Sonaten Köchel Nr. 376, 296, 377–380, erschienen bei Artaria in Wien im November 1781. Ein Opus IV existiert nochmals: Trois Sonates pour le Clavecin ou le Fortepiano par Wolfgang Amade Mozart. Oeuvre IVe. Mises au jour par Md Heina, gravé par Melle Fleury, Paris chez M. Heina Editeur. Es sind die Nrn. Köchel 309, 310, 311. – Ein Opus III ist bisher nicht nachgewiesen.


14 Nach Mozarts Brief vom 22. Januar 1783 hatte das Haus die Nr. 412 und gehörte dem Baron Wetzlar. Mozart schildert diese Wohnung: »Da hab ich ein Zimmer, tausend Schritt lang und einen Schritt breit – und ein Schlafzimmer – dann ein Vorzimmer – und eine schöne große Küche. Dann sind noch zwei schöne große Zimmer neben unsern, die noch leer stehen. Diese benutzte ich also zu einem Hausball. Baron Wetzlar und sie waren auch dabei, wie auch die Baronin v. Waldstädten, Herr v. Edelbach, Gilowsky der Windmacher, der junge [Gottlieb] Stephanie et uxor, Adamberger und sie, [Joseph] Lange und Langin, usw.« – Im Wetzlarschen Hause blieben die Mozarts drei Monate; dann zogen sie »in ein schlechtes Logis nach dem Kohlmarkt« (Mozart-Briefe II, 224 f.)


15 Historien- und Bildnismaler (1757–1838), der in Wien, Rom und Dresden tätig war. Er hat Mozart i.J. 1785 gemalt; vgl. Ikonographie Nr. 17. (Eine Abbildung dieses wenig bekannten Bildnisses im Mozart von Arthur Schurig, Neudruck, Tafel 26.)


16 Mozart komponierte ihr damals die Szene mit Rondo Köchel Nr. 416, die Arie »Vorrei spiegarvi, oh Dio ...« (K. 418) und die Arie »No, no, che non sei capace ...« (K. 419). Joseph Lange malte ihn damals (vgl. Ikonographie Nr. 15).


17 Vgl. Mozart-Briefe II, 222 und 226.


18 Über ihn vgl. Archiv für jüdische Familienforschung (Wien 1913) Bd. 1.


19 Mozart-Briefe II, 156.


20 Mozart schildert sie gelegentlich (im Briefe vom 27. Juni 1781): »Das Fräulein ist ein Scheusal, spielt aber zum Entzücken! Nur geht ihr der wahre, feine, singende Geschmack im Cantabile ab; sie verzupft alles.« Am 22. August 1881 ergänzt er dies: »Wenn ein Maler den Teufel recht malen, natürlich malen wollte, so müsste er zu ihrem Gesicht Zuflucht nehmen. Sie ist dick wie eine Bauerndirne, schwitzt also, daß man speien möchte, und geht so bloß, daß man ordentlich lesen kann: Ich bitte, schaut hierher! Aber noch mehr: sie ist serieusement in mich verliebt ...« Trotz alledem hat ihr Mozart sein Opus II gewidmet! (Vgl. Anmerkung 3 auf S. XXXI.)


21 Nach Rudolf v. Lewickis Angabe in den Mozarteums-Mitteilungen II, 1, S. 29.


22 Vgl. Mozart-Briefe II, 245.


23 Die sechs Haydn gewidmeten Quartette Köchel Nr. 387, 421, 428, 458, 464 und 465, die dann alsbald als Opus X bei Artaria in Wien erschienen sind.


24 Sie sang im Jahre darauf in Wien die Gräfin im»Figaro«.


25 Gottlieb Stephanie (1741–1800), der Verfasser des Textbuches zu Mozarts »Entführung«, bekanntlich nach der »Adelheit von Veltheim« von Friedrich Wilhelm Großmann (1743–1796). Neuerdings (1920) ist ein wunderhübscher Neudruck dieses Schauspiels erschienen, im Verlag von Müller & Co. in Potsdam, mit vorzüglichen Nachbildungen von zwölf farbigen Handzeichnungen von Daniel Chodowiecki.


26 Ludwig August Lebrun (1746–1790), bis 1778 Mitglied des Mannheimer Orchesters, Oboe-Virtuose.


27 Franziska Lebrun geb. Danzi (1756–1791), Schwester von Franz Danzi, berühmte Sängerin ihrer Zeit.


28 Er ist wohl am 1. April 1787 geschrieben. (Vgl. Mozart-Briefe II, 284, wo er sicherlich falsch »um den 17. Juni 1788« datiert ist.)


29 Mörike gibt (willkürlich?) als ersten Reisetag den 14. September an.


30 Aus Mozarts Briefe vom 15. Januar 1787 an Gottfried v. Jacquin (Mozart-Briefe II, 275), ebenso aus dem folgenden an Leopold Mozart (Mozart-Briefe II, 276) geht dem zuwider hervor, daß Mozart im Palais des Grafen Johann Joseph v. Thun gewohnt haben muß. Gewiß aber waren Mozarts häufig Gast von Franz und Josefa Duschek. Ihr gehörte die Bertramka seit 1784.


31 Es ist dargestellt in zwei Aquarellen von J. Wohlgemut im Mozart-Museum zu Salzburg. Einen Plan der Wohnung hat J.P. Lyser 1847 aufgenommen. Die Angaben zur Inneneinrichtung sind natürlich willkürliche Zutat von ihm.


32 Schwester von Mozarts Freund Gottfried v. Jacquin.


33 Näheres siehe: Arthur Schurig, W.A. Mozart, (Neudruck) im Bd. II.


34 Beweise dafür sind nicht da. Neuerdings versucht man sogar, Giesecke zum Textdichter der »Zauberflöte« zu erheben. Giesecke selbst hat dies niemals behauptet, sodaß an der ganzen Geschichte sicherlich nichts Wahres ist. Auch in der Aufzählung der literarischen Werke Giesecke in Gieseckes »Mineralogiska, Rejse in Gronland« (Ausgabe 1878) ist die »Zauberflöte« nicht erwähnt. Giesecke (eigentlich Johann Georg Metzler, ein Augsburger) ist als Professor der Mineralogie in Dublin gestorben.


35 Hier kann nur das (zweite) Medaillon von Leonard Posch (vgl. Ikonographie N. 21) gemeint sein. Ein Bronzeabguß ist in der Staatlichen Münzen- und Medaillon-Sammlung zu Wien; die erste Abbildung davon auf Tafel 31 im Neudruck meiner Mozart-Biographie. Bisher hielt man das sogenannte Buchsbaumrelief für das Original der zahlreichen Mozartbildnisse, die auf Posch zurückgehen. Er hat somit das populärste Mozartporträt geschaffen.


36 Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm II. v. Preußen (1786–1797).


37 Fürst Karl Lichnowsky, in dessen Wagen Mozart von Prag bis Berlin mitgefahren war.


38 Hier ist Mozart nicht ganz ehrlich!


39 Er ist erstmalig im 2. Bande meiner Mozart-Biographie (Neudruck) ungekürzt gedruckt.


40 W.A. Mozart hat in seinen letzten Jahren enorm gearbeitet. Nach dem Nouveau Classement (Chronologie des Grafen St.-Foix) zählt man die Opus-Nummern 534 bis 582 vom März 1789 bis zum Januar 1791. Veröffentlicht hat Mozart wenig. Im Anschluß an die Anmerkungen auf S. XXXI u. XXXV sind aufzuzählen: Opus V:?; Opus VI: Drei Sonaten (Köchel Nr. 330, 331, 332), bei Artaria in Wien [1784]; Opus VII: Trois Sonates pour le Clavecin (Köchel Nr. 333, 284, 454), Wien, bei Torricella [1784]; Opus VIII: Grande Sinfonie (K. 385), in Wien 1784 oder 1785; Opus IX: ?; Opus X: Sei Quartetti per due violini, viola e violoncello. Composti e dedicati al SignorGiuseppe Haydn ... dal suo amico W.A. Mozart. Wien, bei Artaria & Comp. [1785]; Opus XI: Fantaisie et Sonate pour le Forte-Piano composées pourMadame Therese de Trattnern par le Maitre de Chapelle W.A. Mozart. Wien, bei Artaria & Comp. [1785]. Bei Köchel Nr. 475 und 457. Opus XII: ?; Opus XIII: ?; Opus XIV: ?; Opus XV: Trois Sonates pour le Clavecin ou Forte-Piano avec l'accompagnement d'un Violon et Violoncello, composées par W.A. Mozart. Mannheim, Munich et Dußeldorff [um 1790], chez le Sr Goetz, Marchand et Editeur de Musique. (Köchel Nr. 502, 542, 548.)


Zu Mozarts Lebzeit gedruckte Kompositionen:


Opus IX: Grande Sonate (K. 454). Offenbach bei J. André.

Opus XII: Klaviersonate, vierhändig (Köchel 497), aus dem Jahre 1786. Wien bei Artaria & Co. [um 1787].

Opus XIII: Quartett (K. 493) a.d.J. 1786. Wien bei Artaria [um 1787]. Nachdruck in Mannheim bei Michael GoetzA1 als Opus XII.

Opus XIII: Quartett (K. 478) a.d.J. 1784. Mannheim bei Michael Goetz. (Unberechtigte Ausgabe.)

Opus XIV: Zwei Trios (K. 496 und 498) a.d.J. 1786. Wien bei Artaria 1788. Nachdruck von K. 496 als Opus XIII in Offenbach bei J. André.

Opus XV: Drei Trios (K. 502, 542, 548) a.d.J. 1786, 1788, 1788. Wien bei Artaria 1788. Nachdruck in Mannheim bei M. Goetz.

Opus XV: Concerto (K. 453) a.d.J. 1784. Offenbach bei J. André. (Berechtigte Ausgabe?)

Opus XVI: Trio. (K. 564) a.d.J. 1788. Wien bei Artaria.

Opus XVII: Klavierkonzert (K. 595) a.d.J. 1791. Wien bei Artaria.

Opus XVIII: Drei Quartette (K. 575, 589, 590) a.d.J. 1789, 1790, 1790. Wien bei Artaria [1791].

Opus XIX: Gran Trio (K. 563) a.d.J. 1788. Wien bei Artaria [? 1791].


Ohne Werknummer:


Variationen K. 264, 265, 352, 353, 359, 360, 398 (sämtlich vor 1785 erschienen).

Quartett (a.d.J. 1786) K. 499, erschienen in Wien bei Hoffmeister.

Andante mit 5 Variationen für das Klavier, vierhändig (a.d.J. 1786) K. 501, erschienen in Wien bei Hoffmeister.

Quintett (a.d.J. 1787) K. 515, erschienen 1790 in Wien bei Artaria.

Adagio und Fuge (a.d.J. 1788) K. 546, in Wien bei Hoffmeister.

Lieder K. 476, 506, 523, 524, 529, 531, 539, 596, 597, 598.

Kantate »Maurerfreude« (K. 471) a.d.J. 1785.

Sechs Deutsche Tänze (K. 509) a.d.J. 1787, erschienen (Klavierauszug) in Wien bei Artaria.

Sechs Contretänze für das Klavier oder Fortepiano von Herrn W.A. Mozart in Wien (K. 534, 535, 535 a) a.d.J. 1788, bei Artaria.

Zwölf Deutsche Tänze (K. 536 und 567) a.d.J. 1788, bei Artaria; Nachdruck bei Michael Goetz in Mannheim.

XII Minuetti per Orchestra (K. 568) a.d.J. 1788, bei Artaria; Nachdruck bei M. Goetz.

Sechs Deutsche Tänze (K. 579) a.d.J. 1789, bei Artaria.

Zwölf Menuette (K. 585) a.d.J. 1789, bei Artaria.

XI Contradanses (K. 587 und 603) a.d.J. 1789 und 1791, bei Artaria.

XII Minuetti per due Violini e Basso del Sgr. W.A. Mozart in Vienna (K. 599, 601, 604) a.d.J. 1791, bei Artaria; Nachdruck bei M. Goetz.

Zwölf Deutsche Tänze (K. 600, 602, 605) a.d.J. 1791, bei Artaria; Nachdruck M. Goetz.

Sechs Ländlerische Tänze für zwey Violin und Basso von W.A. Mozart in Wien (K. 606) a.d.J. 1791, bei Artaria; Nachdruck bei M. Goetz.


41 Vgl. S. 135 f. Nach einer anderen Überlieferung ist es 1809 gewesen.


42 Joseph Edler v. Bauernfeld, k.k. privilegierter Schauspielunternehmer, (mit Schikaneder) Direktor des Theaters auf der Wieden.


43 Nach Niemetschek S. 39 f.


44 Ein (verkleinertes) Faksimile des Theaterzettels zu finden im 17. Heft der Mitteilungen der Mozart-Gemeinde in Berlin (1904).


45 Vgl. das (französische) Schreiben des damaligen preußischen Gesandten in Wien, des Barons v. Jacobi-Kloeß, vom 8. Februar 1792. Abgedruckt im 4. Heft der Mitteilungen der Mozart-Gemeinde in Berlin (1897).


46 Köchel Nr. 503, 595, 491, 482, 488 und 467.


47 Vgl. S. 32, Anmerkung.


48 Ludwig van Beethoven. Berichte der Zeitgenossen, herausgegeben von Albert Leitzmann (Leipzig, Insel-Verlag 1921, 2 Bände) I, S. 30.


49 Beispielsweise im Anhang S. 111 die hitzigen Worte: »Daß das Süjet [zum Don Juan], diese so abgeschmackte Farce [!!!], weiland jesuitischer Erfindung ist, ist bekannt. Nur zu bedauern, daß Mozart seine himmlische Musik daran verschwendet hat!« stehen mit der diplomatischen, vorsichtigen, verbindlichen, kühlen Art Nissens nicht recht in Einklang.


50 Über ihn vgl. Mitteilungen der Mozart-Gemeinde in Berlin, 40. Heft, S. 65 f.


51 Im August 1830 war Aloysia zu Besuch in Salzburg. Im November 1834 lebte sie noch in Wien.


52 Vgl. Beiträge zur Forschung. Studien und Mitteilungen aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal, München I, Heft VI, S. 153 ff.


A1 Über den Musikalienverleger Joh. Michael Goetz (1734–1810) in Mannheim, gestorben in Worms, vgl. Mannheimer Geschichtsblätter XVI, S. 37 ff. Er hatte u.a. auch Mozarts Op. XI (Phantasie u. Sonate für Frau v. Trattnern) nachgedruckt. Artaria & Co. lagen jahrelang im Prozeß gegen Goetz.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. XLVII47.
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