A.

Die Bildnisse W.A. Mozarts

1762–1791

[82] 1. Der kleine Mozart im Galarocke


Ölbild auf Leinwand, Kniestück in Lebensgröße, 83,7×64. Maler: unbekannt.

Entstanden: gegen Ende 1762 in Wien.

Original: im Mozartmuseum zu Salzburg (Katalognummer 4).

Das Bild ist unbestritten echt; das Mozartmuseum hat es unmittelbar von der Familie Mozart geerbt.

Das Kostüm, in dem der kleine Mozart dargestellt ist, stammte aus der Garderobe des Erzherzogs Maximilian, vgl. Leopolds Brief vom 19. 10. 1762 (Mozart-Briefe IV, S. 191–192). Rock, Weste und Kniehose sind lila mit Goldtressen.

Nachbildung: in Schurigs »Mozart«, Tafel 3.


2. Der siebenjährige Mozart am Klavier


Bleistiftzeichnung, leicht aquarelliert; Quer-Oval 23,3×26,8. Zeichner: angeblich Franz Nikolaus Streicher.

Entstanden: (wenn es Mozart wirklich darstellt) etwa im Frühjahre 1763.

Original: seit 1894 verschollen: ehedem im Besitze des Konsuls F. Bamberg in Messina.

Herkunft: unsicher.

Nachbildung: bei Schurig. Tafel 44 (Neuausgabe Tafel 4).


3. Ein Konzert der Familie Mozart in Paris


Aquarell, 36,2×23,5. Maler: L.C. de Carmontelle, Paris.

Entstanden: im November 1763 in Paris.

Original: im Museum von Chantilly.

Das Bild ist unbestritten gesichert. (Carmontelle hat gelebt von 1717–1816.)

Allbekannt durch den Kupferstich von J.B. Delafosse, 1764, mit der Unterschrift: Leopold Mozart, Père de Marianne Mozart. Virtuose âgée de onze ans. et de J.G. Wolfgang Mozart, Compositeur et Maitre de Musique âgé de sept ans. Im Widerspruch zum Signum des Stechers steht Leopold Mozarts briefliche, nicht anzuzweifelnde Äußerung vom 1. 4. 1764 (Mozart-Briefe IV. S. 232), der Stich rühre von Christian v. Mechel her. Gemeint ist wohl der Baseler Kupferstecher Christian v. Mechel (1736–1813), der damals in Paris weilte. Mechel ist genannt in Leopolds Reise-Aufzeichnungen (S. 29 u. 67). Ist der Delafossesche Stich identisch mit dem Mechelschen, oder ist der Mechelsche Stich verschollen? Oder wie klärt sich die Unstimmigkeit auf? Es gibt ferner einen Stich von[83] T. Cook (1781), in Baringtons Miscellanies (vgl. Schurig I, 114, Anmerkung), offenbar nach Delafosse, der aber nur Wolfgangs Figur wiedergibt. Auch der Kupferstich von Hans Meyer geht nicht auf Carmontelles Original, sondern nur auf den Stich von Delafosse zurück.

Leopold Mozart ließ eine größere Anzahl Abzüge des Stiches machen, die er zu Reklame- und Geschenkzwecken benutzte, teilweise auch in den Handel brachte (vgl. Mozart-Briefe IV, S. 244). Mozarts Schwester meinte diesen Stich, als sie am 24. 11. 1799 an Breitkopf & Sohn schrieb: »Ich übersende Ihnen auch einen Kupferstich, der, wie wir in Paris waren, gestochen worden ist. Hieraus sehen sie, daß mein Bruder ein recht hübsches Kind war. Erst nach den Blattern [1767] hatte er sich so verunstaltet: und noch mehr, wie er [1771] von Italien zurückgekommen, bekam er die welsche gelbe Farbe, die ihn ganz unkenntlich machte. Es war ein kleines, doch proportioniertes Kind.« (Nottebohm, Mozarteana, S. 137.)

Der Delafossesche Stich oder vielmehr das Bild von Carmontelle ist ein wertvolles bildliches Dokument aus Mozarts Jugendzeit.

Nachbildung: Schurig, Bd. I, Tafel 5 (Neuausgabe Tafel 8).


4. Der kleine Mozart mit dem Nachtigallenneste


Ölbild, dreiviertel Lebensgröße, 80×60. Maler: Zoffany (Johann Zaufelly). Gemalt: der Überlieferung nach während Mozarts Londoner Aufenthalt 1764/65. Signiert: W.A. Mozart. 1764.

Original: im Besitze von Herrn Percy Moore Turner, London.

Herkunft: Das Bild befand sich als »Mozart von Zoffany« zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Hause des Musikdirektors Howes am Münster zu Norwich. Nach ihm besaß es der Vater des jetzigen Besitzers, Thomas Turner. Zoffany ist geboren 1733 zu Regensburg, gestorben 1810 in der Umgegend von London. Leopold Mozart nennt ihn in seinen Reise-Aufzeichnungen (vgl. S. 34 u. 71). Das spricht stark dafür, daß Zoffany seinen jungen Landsmann gemalt hat. Leider ist das Bild vom Maler nicht signiert. Man kann aber dem malerisch reizvollen Bilde kaum die Echtheit absprechen. Wolfgang trägt einen dunkel-rotbraunen Rock mit goldenen Knöpfen, rötlichgelbe Weste, am Halse und an den Händen weiße Spitzenkrausen. Das hellbraune Kopfhaar ist hinten zusammengeknüpft. Augenfarbe blau. Es existiert ein Stich danach von Karl Schütz in Paris.

Nachbildung: Schurig, Bd. I. Tafel 6 (Neuausgabe Tafel 5).


5. Tee beim Prinzen Conti im Temple


Ölbild. 53×68. Maler: Michel Barthélemy Ollivier.

Entstanden: wohl im Sommer 1766 in Paris.

Original: im Louvre.

Echtheit unbezweifelt und unanfechtbar.

Meine ausführliche Schilderung des Bildes in meinem »Mozart« (Erstausgabe Bd. I, S. 117–119) benutzt die Angaben der Gebrüder Goncourt in ihrem Buche »La Femme au 18. siècle«. Die im 23. Jahresberichte des Mozarteums (S. 30 ff.) stehende Beschreibung ist flüchtig und fehlerhaft. Von[84] den auch in Leopolds Reise-Aufzeichnungen genannten Personen zeigt die gemalte Gesellschaftsszene folgende: den Sänger Jélyotte, die Gräfin Egmont, Fürst Conti, Graf Chabot.

Nachbildungen: Schurig, Bd. I, Tafel 7, nach dem guten Pigmentdruck von Braun in Dornach (Elsaß). Eine Radierung von R. de Los Rios nach dem Original findet man in der »Gazette des Beaux-Arts«, 1895.


6. Wolfgang und Marianne


Miniatur auf Elfenbein, 4,5×3,7. Maler: unbekannt (? Johann Alphen, vgl. S. 67).

Entstanden: vermutlich um 1767.

Original: im Besitze von Frau Elise Tomaselli, Salzburg.

Herkunft: ein vererbtes unmittelbares Geschenk.


7. Das Veroneser Bildnis Mozarts


Ölbild, Kniestück in Lebensgröße, 71×58. Maler: Cignaroli. Gemalt: am 6. und 7. 1. 1770 in Verona im Auftrage von Pietro Lugiati daselbst.

Original: im Besitz von Dr. Karl Kupelwieser, Wien. Vorbesitzerin: Frau Therese Kammerlacher geb. von Sonnleithner, Wien.

Mozart trägt einen karmoisinroten Rock, eine weiße Weste mit Goldstickerei und vergoldeten Knöpfen und an der Hand einen Diamantenring. Über der Tastatur des italienischen Spinetts, am Holze, erkennt man den Namen des Instrumentenmachers: Joanni Celestini Veneti MDLXXXIII. Das Bildnis ist 1856 im Hause der Società Filarmonica zu Verona durch den Sektionsrat W. Böcking auf Anregung von Leopold Sonnleithner (1797–1873) wiedergefunden worden.

Die Entstehungsgeschichte dieses unbedingt echten Bildes berichtet Leopold Mozart in seinem Briefe vom 7. 1. 1770 (Mozart-Briefe III, S. 8 f.). Bis vor kurzem war es nur aus dem schlechten Stich von L. Sichling (in allen 4 Ausgaben der Jahnschen Mozartbiographie) bekannt. Eine brauchbare Nachbildung hat zuerst Leopold Schmidt in seinem »Mozart« (1912) gebracht. Ebenso Schurig. Bd. I, Tafel 10 (Neuausgabe Tafel 12).

Es ist – nach dem Bildnisse von 1762 (Nr. 1) – das beste und treueste Jugendporträt Mozarts. Was den Maler anbelangt, so gab es damals in Verona mehrere Cignaroli, vgl. G. Frizzoni. La famiglia dei pittori Cignaroli in arte e storia. 1903. Leopold Mozart schreibt in seinen Reise-Aufzeichnungen (vgl. S. 50) einfach »Cignaroli, Pittore«.


8. Der junge Mozart am Klavier


Ölbild. Kniestück, 89×73. Maler: Thadäus Helbling.

Entstehungszeit: unbekannt, vermutlich 1770 in Rom. Signiert (auf dem Notenmanuskript): Thadäus Helbling Inv[enit] et Pinx[it]. (Das Notenblatt auf dem Klavier, ein Marsch-Adagio, ist noch unerforscht.)

Original: im Mozartmuseum (Katalognummer 21).[85]

Das Bild stammt aus dem Nachlasse des Kaufmanns Lorenz Hagenauer, des Besitzers des Hauses, in dem die Familie Mozart bis 1781 gewohnt hat. Über den Maler Thadäus Helbling war bisher nichts bekannt. Neuerdings ist es mir gelungen, ein sehr fesselndes Selbstbildnis von ihm kennenzulernen, signiert und datiert 1781: es ist im Besitz von Frau Flora Ackeret in Biel (Schweiz). Vermutlich war Helbling Schweizer, geboren zwischen 1735 und 1740. Merkwürdig ist die unrichtige (braune) Augenfarbe. Das Bild gibt einen kleinen Dandy wieder. Das Bild hat gerade ob dieser Eleganz viele Freunde in der Welt.

Nachbildung: Schurig. Tafel 9.


9. Mozart in Mailand


Miniaturaquarell auf Elfenbein (in einem Lederrahmen); Höhe: 5 cm. Maler: unbekannt (? Martin Knoller, vgl. S. 20.)

Entstanden: nach der Überlieferung 1773 in Italien, wahrscheinlich in Mailand. (Knoller war dort Akademieprofessor.)

Original: im Mozartmuseum (Katalog S. 35. Nr. 25).

Herkunft: aus dem Nachlasse von Mozarts Schwester. Dieses Bild meint sie auch in ihrem Briefe vom 2. Juli 1819 (vgl. Schurig, Mozart, Bd. I, S. 237, Anm. 3).

Nachbildung: bei Schurig, Mozart, Neuausgabe (1920). Tafel 14.


10. Mozart mit dem Diamantenring


Ölbild, Kniestück, 90×65. Maler: unbekannt.

Entstanden: wohl zwischen 1773 und 1775 in Salzburg.

Original: im Besitz der Familie Helmreichen von Brunfeld, Salzburg.

Herkunft: weit zurückgehend, unverdächtig. Über den heute noch vorhandenen Ring mit einem Adular und 12 kleinen Diamanten, den Wolfgang am 3. Oktober 1762 im Schlosse Schönbrunn von der Kaiserin Maria Theresia geschenkt bekommen hat, berichtet der Katalog des Mozartmuseums S. 36. (Eine Abbildung des Ringes bei Schiedermair, Tafel 60.) Diesem Ring zu Ehren ist das Bild ein Dutzend Jahre später gemalt worden. Es ist ein durchaus charakteristisches Bildnis, verwandt mit der Miniatur Nr. 9. Inbesondere gibt es die Mozartsche Nase ohne Verschönerung wieder. Ich kannte das Bild bis 1919 nur in der schlechten Wiedergabe bei Scheurleer (Tafel 9); meine 1913 ausgesprochene Ansicht (Mozart II, 358), es habe keine Ähnlichkeit, halte ich nicht aufrecht.

Nachbildung: Schurig, Mozart, Neuausgabe (1920), Tafel 15.


11. Das Bologner Bild: Mozart als Cavaliere vom goldnen Sporn


Ölbild, Hüftstück. 75×65. Maler: unbekannt. Kopie eines verschollenen Originals, gemalt: im Sommer 1777 in Salzburg für Padre Martini in Bologna.

Aufschrift (oben am Rande) in weißen Buchstaben: CAV. AMADEO WOLFGANGO MOZART ACCAD. FILARMON. DI BOLOG. E DI VERONA. Auf der Rückseite: Joannes Crisostomus Wolfgangus / Amadeus Mozart / Salisburgensis Teuto auratae militiae / Eques / Bononiensis Veronensisque /Accademicus / Natus 27 Januarii 1756 / Aetatis suae 21.

[86] Die erhaltene Kopie: in der Bibliothek des Liceo Musicale zu Bologna.

Auf diesem unbedingt echten Bildnis macht Mozart den Eindruck, als sei er eben von schwerer Krankheit genesen. Es ist kurz vor der Abreise nach München-Mannheim-Paris von einem geringwertigen Maler angefertigt, und zwar der Malweise nach sicherlich nicht von J.N. della Croce, wie man willkürlich behauptet hat. Gleichwohl ward es von der Familie Mozart und ihren Freunden für gut und »ganz und gar ähnlich« gefunden. (Vgl. die Briefe Leopold Mozarts vom 25. 9., 27. 11. und 22. 12. 1777: dgl. Mozart-Briefe III, 193, 274, 308; Schurig. Mozart, I, 368f.) Letzteres mag wohl der Fall sein. Wolfgang, in dunkelbraunem Rock, den Orden an einem rotseidenen Bande, gibt sich sichtlich Mühe, den Cavaliere zu markieren. Am 23. 9. 1777 schreibt er: »Ich antwortete ihm [dem Hausknecht eines Gasthofs] mit aller meiner Ernsthaftigkeit, wie ich im Porträt bin.« (Mozart-Briefe I, S. 60.) Es gehört zu den fesselnden Mozartbildnissen.


12. Bäsles Medaillon


Miniatur auf Elfenbein, Bruststück, Halbprofil, 4×2,8. Maler: unbekannt.

Entstanden: in Mannheim im November 1777.

Besitzerin: Frau Justizrat Marie Vogel, Regensburg.

Wolfgang schenkte dieses anspruchslose Bildchen seiner Base Marie Anna Thekla Mozart, dem »Bäsle«, die es bis zu ihrem Tode (1841) besessen hat. (Sie hatte ihm zuvor ihr Bild gesandt: vgl. Mozart-Briefe III. 355.) Mozart trägt einen hellroten Frack mit Goldtressen.


13. Mozart in Paris


Zeichnung in bunter Kreide. 11×11. Zeichner: (angeblich) Augustin de Saint-Aubin. Gezeichnet: (angeblich) 1778 in Paris.

Besitzer: R.P. Goldschmidt, Berlin.

Ein charakteristisches, wahrscheinlich echtes Bildnis, indessen nicht beglaubigt. Auf der Rückseite des Blattes steht die (spätere) Bemerkung: »Portrait de Mozart, exécuté pendant son séjour à Paris à l'époque de la mort de sa mère par Augustin de Saint-Aubin.« Der genannte Künstler hat 1736–1807 gelebt.

14. Der vierundzwanzigjährige Mozart im »Familienbilde«


Ölbild. 140×186. Maler: Johann Nepomuk della Croce. Gemalt: im Herbst 1780 in Salzburg.

Original: im Mozartmuseum in Salzburg.

Ehe Wolfgang Mozart im Anfang November 1780 nach München ging, war sein Porträt im sogenannten »Familienbild« gerade fertig. Der Maler vollendete dann das Ganze im Laufe des Winters 1780/81. (Vgl. Mozart-Briefe IV, 146.) Das Bild vereinigt den Vater mit seinen beiden Kindern. Der verstorbenen Mutter Bildnis (nach einem Original aus der Zeit um 1770) sieht man an der Wand in einem ovalen Rahmen.

Wolfgang ist gut getroffen. Otto Jahn – in Dingen der Malerei von unsicherem Urteil – meint (II. 744): »Das Gesicht ist jugendlich, aber nicht so belebt und heiter wie auf den früheren [Nr. 11??][87] Bildern. Es spricht sich eher etwas Verdrossenes darin aus, was denn auch der Stimmung jener Zeit wohl entspricht.« Statt von Verdrossenheit kann man wohl richtiger von Ernst reden.

J.N. della Croce ist geboren 1736 in Pressano, gestorben 1819 in Linz.

Nachbildung (Kopfausschnitt): bei Schurig. Tafel 26 (Neuausgabe Tafel 21).

15. Mozart 1782


Unvollendetes Ölgemälde, Hüftstück, 34,6×29,7. Gemalt im Winter 1782/83 in Wien von Mozarts Schwager, dem Schauspieler Josef Lange.

Original: seit 1858 im Mozartmuseum (Katalog S. 21, Nr. 36): Vermächtnis von Karl Mozart Nur der Kopf ist ausgeführt. Das Bild künstlerisch geringwertig, aber trotz der Absicht zu verschönen nicht ohne Reize. Im Frühjahr 1783 ließ Mozart eine Miniatur danach anfertigen und sandte sie zugleich mit einer ebensolchen von Konstanze nach Salzburg seinem Vater. Dazu schrieb er am 3. April 1783: »Auch folgen zwei Porträts. Ich wünsche nur, daß Sie damit zufrieden sein möchten. Mir scheint, sie gleichen beide gut, und alle, die sie gesehen, sind der nämlichen Meinung.« Beide Miniaturen sind verschollen. Sie sind in Nachbildungen (Lithographien) der Nissenschen Mozartbiographie (S. 466/67) beigegeben.

Der unvollendete Zustand ist später die Veranlassung geworden, zu behaupten (so Jahn-Deiters II, 856), das Langesche Fragment sei kurz vor Mozarts Tode entstanden. Abgesehen von dem gesunden Aussehen, das der Meister auf diesem Bildnis hat, widerlegt sich diese falsche Behauptung durch die 1783 danach angefertigte Miniatur. Langes Verkehr im Mozartschen Hause schlief 1786 ein.

Nachbildung: (Kopfausschnitt) bei Schurig, Tafel 28 (Neuausgabe Tafel 23). Eine willkürlich veränderte Nachbildung des ganzen Fragments in den »Mitteilungen der Mozartgemeinde in Berlin«, in Heft 4 (April 1897), ebenso in Heft 21 (Februar 1906).


15a. Mozart 1783


Lithographie (aus dem Jahre 1827?) nach der unter Nr. 15 aufgezählten verschollenen, im Frühjahr 1783 in Wien entstandenen Miniatur. (Vgl. Mozart-Briefe II, 219.) Ein Exemplar im Mozartmuseum.

Nachbildung: bei Schurig, Tafel 30 (Neuausgabe Tafel 25).


16. Familienbild von 1783


Silhouetten-Gruppenbild von Breitkopf (Salzburg): 22,5×26.

Entstanden: in Salzburg, vermutlich während W.A. Mozarts und Konstanzens Besuch in Salzburg im Herbst 1783. Die Gestalten im Hintergrund sind Leopold Mozart, Konstanze Mozart und der kleine Raimund Mozart, der damals allerdings erst 1/2 Jahr alt und in Wien zurückgeblieben war. Die Haltung der am Klavier Sitzenden deutet auf das große Familienbild von 1780.

Original: im Besitze des Inselverlags.

Nachbildung: bei Schurig. Tafel 29 (Neuausgabe Tafel 26).


[88] 17. Mozart 1785


Verschollene Miniatur; Brustbild in Vorderansicht mit halb nach links gewandtem Kopf. Maler: Josef v. Grassi.

Entstanden: in Wien 1785.

Es existiert ein selten gewordener unbezeichneter Kupferstich danach, gedruckt bei Ambroise Tardieu, Paris, Rue du Battoir 12; er ist u.a. zu finden in Stendhals »Vie de Rossini« (Paris 1824), Bd. II. (Josef Grassi, Historien- und Bildnismaler, geboren 1757 in Wien, gestorben 1838 in Dresden, ein Schüler der Wiener Akademie: von 1799–1816 Akademieprofessor in Dresden, dann in Rom, zuletzt wieder in Dresden.)

Nachbildung: bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 27.


18. Mozart am Spinett


Kupferstich von G.A. Sassio nach einer Zeichnung von G.B. Bosio. Größe: 14,5×10.

Entstanden: um 1786.

Ganze Figur. Auf dem Tische die Partitur des »Figaro«; auf dem Rückenschild liest man: »[Fig]aro«. Ein interessantes, wenngleich manieriertes Bildnis, das unzweifelhaft auf eine unmittelbare Zeichnung zurückgeht.

Nachbildung: bei Schurig, Tafel 34 (Neuausgabe Tafel 29).


19. Der Thelottsche Stich


Stich von Professor E. Thelott nach einer verschollenen Zeichnung von unbekannter Hand (Thelott?).

Entstanden: um 1786. (Ernst Thelott. 1760–1839, ein Augsburger.)

Auf der Notenrolle liest man: »Figaro«

Nachbildung: bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 30.


20. Das Wachsrelief von Leonard Posch, 1788


Relief. Medaillon, Durchmesser 9 cm. aus rötlichem Wachs auf schwarzem Grunde. Signiert (auf der Rückseite): Posch 1788.

Original: im Mozartmuseum (Katalog S. 28, Nr. 50). Vgl. dazu: Zeitschrift für Musikwissenschaft II, S. 178 ff.

Herkunft: Leonard Posch (1749–1831) hat von 1774–1804 in Wien, später in Berlin gelebt. Er war aus Tirol gebürtig. Von 1766–1774 war er Schüler Hagenauers in Salzburg. (Der Bildhauer Hagenauer wird erwähnt in einem Briefe Wolfgang Mozarts vom 30. 12. 1774 – vgl. Mozart-Briefe I, 48 – und im Briefe Leopold Mozarts vom 27. 3. 1770 – vgl. Mozart-Briefe III, 30.) Posch hat (1827) auch Goethe zweimal dargestellt (vgl Goethes Tagebuch vom 19. 2. 1827).[89]

Im Jahre 1820 schenkte Posch das Werk Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang, dem Musiker; daher auf der Rückseite des Rahmens die Widmung:


Der under Zeichnete Jugent Freund

des Vaters

widmet dieses dem Sohne zum

andenken

Berlin, den 9. Februar 1820

L. Posch.


Das leicht idealisierende Bildnis, ein Meisterwerk der Kleinplastik, stellt Mozart im Profil nach rechts dar, den Hals und die oberste Brustpartie unbekleidet; das Haar in Locken aufgelöst.

Abbildung: im Novemberheft 1919 der »Velhagen & Klasingschen Monatshefte«; demnächst auch bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 32.


20a. Wiederholung in Gips


Genau übereinstimmend mit dem vorigen.

Besitzerin: Fräulein Hildegard Lehnert, Bildhauerin in Berlin, die das Stück im Nachlasse von Posch (in Berlin) aufgefunden hat.

Abbildung: bei Schurig, Tafel 40 (in der Neuausgabe weggelassen).


21. Bronze-Medaillon von Leonard Posch


Guß nach dem Originalgipsmodell. Im Besitze der Staatlichen Münzen- und Medaillen-Sammlung in Wien. Signiert: L. Posch. Einseitig, oval. 81×68 mm.

Entstanden: in Wien, 1788 oder 1789. wohl später als das Wachsrelief Nr. 20. Offenbar war es der Wunsch Mozarts, das Bild lieber in der Tracht der Zeit zu haben. Zweifellos auch meint Nissen dieses Medaillon, indem er (Mozart, Anhang S. 181) berichtet: »Büste aus Wachs, sehr gut getroffen, von Posch in Wien gefertigt. Professor Posch verkauft seine Büste klein in Wachs und in Gips.« Um 1910 kaufte das damalige Kaiserliche Münzkabinett vom Wiener Bildhauer-Medailleur C. Waschmann etwa 150 Originalmodelle in wachsgetränktem Gips, aus Poschs Wiener Zeit stammend, wohl aus seinem in Wien (1804) zurückgelassenen Atelier. Waschmann hatte 1904 von einzelnen Stücken Bronzegüsse angefertigt, so auch vom Mozartbildnis; leider ist dabei das Originalgipsmodell zugrunde und verlorengegangen.

Erste Abbildung: bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 33.


21a. Wiederholung: Konstanzens Gürtelschnalle


Gefertigt aus einer Mischung von Wachs und Gips, in Stahl gefaßt. Von Posch selbst (1789?) oder in seiner Werkstatt hergestellt. Der guten Überlieferung nach ist es ein Geschenk Mozarts an seine Frau gewesen. Nach ihrem Tode (1842) war es bis 1857 Eigentum von Karl Mozart. Von ihm der Sängerin Baronin Grünhof (Eschborn-Frasini) geschenkt. Jetzt im Besitz von deren Tochter, der Frau Alexandra v. Keudell, Hohenlübbichow in der Mark.

Erste lichtbildliche Abbildung: bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 34.


[90] 21b. Wiederholung: Das Buchsbaumrelief


Besitzer: Mozartmuseum zu Salzburg (Katalog S. 27, Nr. 46); in einer viereckigen schwarzen Holzkapsel unter Glas. Holzbildner: unbekannt. Der Tradition nach soll es eine Arbeit von Leonard Posch sein. Da aber von ihm sonst keinerlei Arbeiten in Holz nachzuweisen sind, könnte es höchstens in seiner Werkstatt (etwa in der Zeit von 1789–1804) entstanden sein. Vermutlich aber ist es eine viel spätere Arbeit.

Herkunft: im Dunkel; Nissen († 1826) hat es nicht gekannt.

Abbildung: bei Schurig, Tafel 33 (in der Neuausgabe weggelassen).


21c. Das Tilgnersche Pastellbild


Gezeichnet: »W. A. Die Bildnisse W.A. Mozarts 1762-1791 M. 1786.« Größe: 43,5×33,5. Dreiviertel Lebensgröße.

Original: ehedem im Besitze des Bildhauers Prof. Viktor Tilgner (1844–1896); jetzt Eigentum von Frau Rosa v. Chavanne geb. Kantor in Wien.

Herkunft: im Dunkel; Tilgner erwarb es, als er das Mozartdenkmal für Wien (enthüllt am 24. 4. 1896) entwarf. Vermutlich geht es auf Nr. 21 zurück. Die obengenannte Aufschrift ist nachträglich angebracht und macht das Bild verdächtig.

Abbildungen: in der Leipziger Illustrierten Zeitung vom 25. 1. 1906; auch bei Scheurleer.Tafel 22; an beiden Stellen ungenügend. Eine gute Photographie in meinem Besitz; Nachbildung: bei Schurig, Neuausgabe, Tafel 35.


21 d. Der Mansfeldsche Stich


Kupferstich. 14×8,5: signiert (links): Posch fec., (rechts): Gravé par J.G. Mansfeld le Jeune. (Johann Georg Mansfeld, 1772–1817. in Wien.)

Entstanden: in Wien, nach Nissens Angabe 1789, unbedingt aber vor 1793.

Brustbild, Profil rechts, auf dunklem Hintergrund, rundes Medaillon, darüber: »W.A. Mozart«, darunter eine Lyra, eine Violine, eine Trompete und ein offenes Notenblatt mit dem Liede »An Chloë«, unten ein offenes Klavichord mit der Inschrift: »Dignum laude virum musa vetat mori. Horat[ius].«

Ein Exemplar in der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.


Bemerkung


Alle die anderen zahllosen Nachbildungen und Umbildungen des Medaillons von Posch (Nr. 21) sind nach 1793 entstanden. Es seien hier nur genannt:

der Stich von A. Kohl, signiert 1793. (Eine Abbildung bei Schiedermair. Tafel 33.)

der Stich von John Chapmann (1792–1823), entstanden 1817.

der unbezeichnete Stich, der dem Mozartbuche von Leopold Schmidt (1912) als Titelbild beigegeben ist. Ein Exemplar im Mozartmuseum.

der Stich von Johann Neid, Wien, bei Artaria.

die unbezeichnete Lithographie, die Schiedermair als Tafel 35 bringt. Ein Exemplar im Museum Carolino-Augusteo in Salzburg.


[91] 22. Schattenrisse


Mir sind folgende Mozart-Silhouetten bekannt:


a) aus dem Jahre (?): vervielfältigt durch einen Kupferstich, 80, bei Boßler in Speier. Nachbildung in meinem Mozart, Erstausgabe. Tafel 35.

b) aus dem Jahre (?): vervielfältigt durch einen Kupferstich, bei Artaria in Wien.

c) aus dem Jahre (?): vervielfältigt durch einen Kupferstich, bei Hofmeister in Wien.

d) ein weiterer Schattenriß wird im Mozartmuseum (im Mozartalbum) aufbewahrt; ehedem im Besitze der Familie Kabdebo in Wien.


23. Mozarts letztes Bildnis, die Dresdner Silberstiftzeichnung


Auf Elfenbeinkarton, Brustbild; 7,5×6,2. Zeichnerin: Fräulein Dorothea Stock (die Tante des Freiheitssängers Theodor Körner; sie hat gelebt 1760–1832).

Entstanden: am 16. oder 17. April 1789 im Körnerschen Hause in Dresden.

Original: (seit 1894) in C.F. Peters Musikbibliothek, Leipzig. Vorbesitzer: bis 1843 Körners Mutter, Frau Marie Körner geb. Stock: 1843–1859 Kapellmeister Friedrich Förster; 1859–1879 dessen Pflegesohn Eckert; 1879–1894 Konsul Bamberg. Das wissenschaftlich verwahrloste Körnermuseum in Dresden hat sich diese Reliquie leider 1894 entgehen lassen.

Johanna Dorothea Stock, genannt Tante Dora, war die Tochter des Kupferstechers Stock in Nürnberg, bei dem Goethe das Radieren erlernt hat. Über die Entstehungsgeschichte des köstlichen Bildchens vgl. Schurig, Mozart, Bd. II, S. 189 und 363 f.

Nachbildungen: Es existiert ein älterer Kupferstich, auf Quart, von Eduard Mandel (1858). Auch Schurig. Tafel 37 (Neuausgabe Tafel 38).


24. Mozarts Totenmaske


Verschollen. Abgenommen einige Stunden nach Mozarts Tode durch den Grafen Deym. der unter dem Namen Müller ein Wachsfigurenkabinett am Roten Turm in Wien hatte. Konstanze Mozart besaß eine Kopie des Gipsoriginals, das ihr eines Tages beim Reinemachen aus den Händen fiel und zerbrach. Man berichtet, sie sei froh gewesen, daß »das häßliche alte Ding endlich entzwei« war. Von Deym soll sich eine (handschriftliche) Selbstbiographie erhalten haben, die vermutlich Erinnerungen an Mozart enthält.

Es sei hier erwähnt, daß der angebliche Schädel Mozarts, der seit 1901 in einem Glaskasten im Mozartmuseum zu Salzburg ausgestellt steht, ein dieser Stätte unwürdiges Betrugsstück ist


25. Medaillen


Von den zahlreichen Medaillen, die zu Mozarts An denken geprägt sind (vgl. Karl Andorfer und Richard Epstein: Musica in nummis, Wien 1907, die Nummern 202–225) geht keine auf Mozart unmittelbar zurück. Die älteste davon ist von Karl Baerend (1770–?1825), angeblich 1796 geprägt. Da sie mir bisher nicht zu Gesicht gekommen ist, kann hier über ihr Vorbild nichts gesagt werden.

Quelle:
Leopold Mozart: Reiseaufzeichnungen 1763–1771. Dresden 1920, S. 82-92.
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