147. Mozarteum.

[275] Wien 28. April 1781.

Sie erwarten mich mit Freude mein liebster Vater! – Das ist auch das Einzige was mich zum Entschluß bringen kann Wien zu verlassen. Ich schreibe das alles nun in der natürlichen deutschen Sprache64, weil es die ganze Welt wissen darf und soll, daß es der Erzbischof von[275] Salzburg nur Ihnen mein bester Vater zu danken hat, daß er mich nicht gestern auf immer (versteht sich für seine Person) verloren hat. Gestern war große Academie bei uns, vermuthlich die letzte. Die Academie ist recht gut ausgefallen und trotz all den Hindernissen seiner erzbischöflichen Gnaden habe ich doch ein besseres Orchester gehabt als Brunetti; das wird Ihnen Ceccarelli sagen; denn wegen diesem Arrangement habe ich so vielen Verdruß gehabt, – o das läßt sich besser reden als schreiben. Doch wenn, wie ich aber nicht hoffen will, wieder so etwas vorgehen sollte, so kann ich Sie versichern daß ich die Geduld nicht mehr haben werde, und Sie werden mir es gewiß verzeihen. Und das bitte ich Sie mein liebster Vater, daß Sie mir erlauben künftige Fasten zu Ende Carneval nach Wien zu reisen, – nur auf Sie kommt es an, nicht auf den Erzbischof; denn will er es nicht erlauben, so gehe ich doch; es ist mein Unglück nicht, gewiß nicht! – O könnte er dies lesen, mir wäre es ganz Recht. Aber Sie müssen es mir im nächsten Briefe versprechen, denn – nur mit dieser Bedingung gehe ich nach Salzburg, aber gewiß versprechen, damit ich den Damen hier mein Wort geben kann. Stephanie wird mir eine deutsche Oper zu schreiben geben. Ich erwarte also Ihre Antwort hierüber. – –

Wann und wie ich abreise, kann ich Ihnen noch nicht schreiben. Es ist doch traurig daß man bei diesem Herrn nichts wissen kann. Auf einmal wird es heißen Allons weg! – Bald sagt man es ist ein Wagen beim Machen, worin der Controleur, Ceccarelli und ich nach Hause reisen sollen, bald heißt es wieder mit der Diligence, bald wieder man wird jedem das Diligencegeld geben und da kann jeder reisen wie er will, – welches mir auch in der That das Liebste wäre; bald in 8 Tagen, bald in 14, bald in 3 Wochen, dann wieder noch eher. Gott, man weiß nicht wie man daran ist, man kann sich in nichts helfen. Künftigen Posttag hoffe es Ihnen doch so à peu près schreiben zu können.

Nun muß ich schließen, denn ich muß zur Gräfin Schönborn. Gestern haben mich die Damen nach der Academie eine ganze Stunde beim Clavier gehabt, ich glaube ich[276] säße noch dort, wenn ich mich nicht davon gestohlen hätte; ich dachte ich hätte doch genug umsonst gespielt. – –

64

Gewöhnlich schrieb die ganze Familie, wenn es sich um Dinge handelte, die sie geheimhalten wollten, in selbsterfundenen Chiffren; denn in Salzburg auf der Post ward mancher Brief geöffnet.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 275-277.
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