199. Mozarteum.

[370] Wien 7. Aug. 1782.

Sie haben sich sehr in Ihrem Sohne betrogen, wenn Sie glauben konnten, daß er im Stande sei eine schlechte Handlung zu begehen. Meine liebe Constanze, nunmehr Gott sei Dank meine wirkliche Frau, wußte meine Umstände und Alles was ich von Ihnen zu erwarten habe, schon lange von mir.79 Ihre Freundschaft aber und Liebe zu mir war so groß, daß sie gerne mit größten Freuden ihr ganzes künftiges Leben meinem Schicksale aufopferte. – Ich küsse Ihnen die Hände und danke Ihnen mit aller Zärtlichkeit, die immer ein Sohn für seinen Vater fühlte, für die mir gütigst zugetheilte Einwilligung und väterlichen Segen. – Ich konnte mich aber auch gänzlich darauf verlassen; – denn Sie wissen, daß ich selbst alles – alles was nur immer gegen solch einen Schritt einzuwenden ist, nur zu gut einsehen mußte – und aber[370] auch, daß ich, ohne mein Gewissen und meine Ehre zu verletzen, nicht anders handeln konnte; – mithin konnte ich auch ganz gewiß darauf bauen! – Daher geschah es auch, daß da ich 2 Posttage umsonst auf eine Antwort wartete und die Copulation schon auf den Tag (wo ich schon alles sicher wissen mußte) festgesetzt war, ich Ihrer Einwilligung schon ganz versichert und getröstet, mich in Gottes Namen mit meiner geliebten Constanze trauen ließ. Den andern Tag bekam ich die 2 Briefe zugleich. – Nun ist es vorbei! – Ich bitte Sie nun nur um mein zu voreiliges Vertrauen auf Ihre väterliche Liebe um Verzeihung; durch dieses mein aufrichtiges Geständniß haben Sie einen neuen Beweis meiner Liebe zur Wahrheit und Abscheu vor Lüge. – Mein liebes Weib wird nächsten Posttag ihren liebsten besten Schwiegerpapa um seinen väterlichen Segen, und ihre geliebte Schwägerin um die fernere Fortdauer ihrer werthesten Freundschaft bitten. –

Bei der Copulation war kein Mensch als die Mutter und die jüngste Schwester, Hr. von Thorwarth als Vormund und Beistand von Beiden, Hr. v. Zetto (Landrath) Beistand der Braut, und der Gilofsky [von Salzburg] als mein Beistand. Als wir zusammen verbunden wurden, fing sowohl meine Frau als ich an zu weinen; davon wurden Alle, sogar der Priester gerührt, und alle weinten, da sie Zeuge unserer gerührten Herzen waren. Unser ganzes Hochzeitfest bestund aus einem Souper, welches uns die Frau Baronin von Waldstädten gab, – welches in der That mehr fürstlich als baronisch war. Nun freuet sich meine liebe Constanze noch hundertmal mehr nach Salzburg zu reisen! – und ich wette – ich wette, Sie werden sich meines Glückes erfreuen, wenn Sie sie werden kennen gelernt haben. Wenn anders in Ihren Augen so wie in den meinigen ein gutdenkendes, rechtschaffenes, tugendhaftes und gefälliges Weib ein Glück für ihren Mann ist!

Hier schicke ich Ihnen einen kurzen Marsch! Wünsche nur daß noch alles zur rechten Zeit kommen möchte, und nach Ihrem Geschmack sein. Das erste Allegro muß recht feurig gehen. Das letzte so geschwind als es möglich ist. – Meine Oper ist gestern wieder (und zwar auf Begehren des Gluck)[371] gegeben worden. Gluck hat mir viele Komplimente darüber gemacht. Morgen speise ich bei ihm. Sie sehen wie ich eilen muß. Adieu. Meine liebe Frau und ich küssen Ihnen 1000mal die Hände.

79

Der Vater hatte, indem er die Einwilligung endlich ertheilte, den Sohn darauf aufmerksam gemacht, wie er nun nicht mehr erwarten könne, daß Wolfgang beitragen werde ihn aus der ungünstigen Lage zu befreien, in die er sich nur um ihm fortzuhelfen gesetzt habe; und er möge auch nicht darauf rechnen, von dem Vater jetzt oder künftig noch etwas zu erhalten, und von diesen Umständen auch seine Braut in Kenntniß setzen. Jahn III, 159, Anm.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 370-372.
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