Liebstes Weibchen! [5]

[82] [82] Budweis.


Liebstes Weibchen!


Unterdessen der Fürst1 im Pferd-Handel begriffen ist, ergreif ich mit Vergnügen diese Gelegenheit um Dir, Herzensweibchen, ein paar Worte zu schreiben. – Wie geht es Dir? – Denkst Du wohl so oft auf mich, wie ich auf Dich? – alle Augenblicke betrachte ich Dein Portrait – und weine – halb aus Freude, halb aus Leide! – erhalt mir Deine mir so werthe Gesundheit und lebe wohl, Liebe! – Habe keine Sorge meinetwegen, denn auf dieser Reise weiß ich nichts von Ungemach – von Verdrüßlichkeit – nichts außer Deine Abwesenheit – welches, da es nun nicht anderst seyn kann, nicht zu ändern ist; – mit thränenden Augen schreibe ich dieses; – adjeu – von Prag schreibe ich Dir schon mehr und lesbarer, weil ich nicht so zu eilen brauche – adjeu – ich küsse Dich Millionen mal auf das zärtlichste und bin ewig Dein


bis an Tod getreuester

stu – stu – Mozart.


Küsse Karln in meinem Namen, auch Hrn. und Frau von Puchberg alles Erdenkliche – nächstens mehr.

Fußnoten

1 Fürst Lichnowsky.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 83.
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