138.

[208] Salzburg d 9t october 1777


Mon très cher Fils!


In der vermuthung, daß ihr München verlassen, schreibe ich nach Augsp: und schlüsse Dir ein schreiben an h: Stein bey, wo ich ihm die Besorgung eines oder zweyer Concerte bestens anempfehle, auch ihm melde, daß Du die Abscheulichkeit von Salzb: mündlich erzehlen wirst. Mache Dir auf seiner Orgl Ehre, er hält viel darauf; sie ist auch gut, und schreibe mir dann, was er für Instrumente hat. Du wirst wohl auf der Violin, so lange Du in München warst, Dich gar nicht geübt haben? Das wäre mir sehr leid: Brunetti lobt Dich nun erschrecklich! und da ich letzthin sagte, Du spieltest doch auch bassabilmente die Violin, schrie er laut: Cosa? Cazo! se suonava tutto! questo era del Principe un puntiglio mal inteso, col suo proprio danno. h: glatz wird Dir ein weises paar seidene Strimpf einhändigen, die ich noch für Dich herausgesucht. Ich hab solche auf dem baal angelegt, und gefunden, daß sie sehr eng sind. auch ist ein Buch kleines Notenpapier dabey, ich hab es dazugelegt, wenn Du etwa Deiner schwester ein praeambulum schreiben willst, so ist dieses Papier seiner und bequemer in einem Brief zu schicken. wenn Du mit h: Stein sprichst, so mußt Du alle gelegenheit vermeiden von unsern Instrumenten von Gera eine Meldung zu machen, dann er ist Eifersichtig mit dem Friderici, und wäre der Sache gar nicht auszuweichen, so sagst Du, ich hätte die Instrumente vom Obrist graf Prank, da er wegen der Hinfallenden Krankheit Salzb: verlassen, übernommen. Das übrige wäre Dir unbekannt, da Du noch zu jung auf diese Sachen nicht geachtet. gestern war die fr: von Gerlichs en Visite einige 4 Stündl bey uns, sie empfehlt sich ganz erschrecklich. Die Hayrat der Apol: Tresel mit h: Strasser ist dem h: Hof Apotheker und seiner Frau gar nicht recht: wäre sie ledig geblieben, so hätte sie zur Erbschaft hofnung gehabt. Der Eberlin Waberl ist es auch nicht allerdings recht. sie sagt es kommen 2 Tode melankonische Narren zusamm. Heut geht der Erzb: auf 12 oder 14 Täge [209] nach Lauffen. Die schönbornin ist fort, und das Regal für Deine sonaten auch mit dahin. Ich finde noch ein und andere kleine Sachen für Dich: ihr därft frohe seyn, wenn ihr weiter weg seyd, sonst schicke euch immer etwas nach, damit euer bagage grösser wird. Es ist noch eine ganze Musik spart für die blasenden Hofinstrumente da, und die Spart vom adagio für den Brunetti, da ihm das eine zu studiert war. Vielleicht schreib ich es auf kleines Papier, und schicke es nach und nach. Ich weis nicht ob ihr in Augsp: mehr als ein Concert werdet machen können, die Augsp: sind izt sehr mit Concerten überhäuft worden. ich hab erst in Zeitung geleßen, daß der Violonzellist Baumgartner und 4 andre Personen mit einander Concert gegeben. – – Wenn Du etwas producierest, sonderheitl:Clavier Concert so sorge daß Du nachsiehest, ob Du Deine Stimmen, wenns vorbey, alle wieder beysammen hast, weil Du die Spart nicht bey Dir hast. – Solltest Du nun sehen, daß in Augsp: mehr als ein gutes Concert nicht zu machen ist, so wird rathsammer seyn sich nicht zu lange aufzuhalten. Ich muß schlüssen, die Post geht bald ab. heut haben wir keinen Brief erwartet, weil die Münchner solche allzeit der Reichenhaller Post mitgeben, die morgen erst kommt. Lebt gesund! wir befinden uns gut, mit mir scheint es täglich besser zu werden, ich schlafe ziemlich gut, der Husten läsßt nach, und ich sehe besser aus. Nur Du und die Mamma liegen mir noch im Kopf. wir beyde küssen – – – – euch viel 10000000000000 mahl und bin der alte getreue Ehrliche Mann und vatter

Mozart.


Wie ich höre soll der Haydn für die schöne Musik nur 6 bairische Thaler vom Erzb: bekommen haben. (Che generosità!)

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 208-210.
Lizenz:
Kategorien: