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[98] Venedig den 1 Merz 1771


Wir sind gott lob gesund, immer bald da, bald dort eingeladen, folglich haben wir beständig die gondoln der Herrschaften vor unserm Hause, und fahren täglich auf dem Canal grande. wir werden um 8 täge später aus Venedig wegkommen, als ich geglaubt, und uns auch 2 bis 3 täge in Vicenza aufhalten müssen, indem der aldasige Bischoff aus dem Hause Cornero uns nicht will durchreisen lassen ohne bey ihm zu speisen oder vielmehr sich bey ihm ein paar täge wenigst aufzuhalten. Dann wird auch ein 3 tägiger Aufenthalt in Verona seyn, und vielleicht eine zugabe von 24 Stunden. Nichtsdestoweniger werden wir, wenn uns nichts widriges zustosst, welches Gott verhütten wolle, vor Ostern in Salzburg seyn. Es ist mir nur Leyd. daß wir nichts als betrübte fasttäge auf unserer Reise haben werden. vielleicht kommen wir am Charfreytag nach Reichenhall, die gewöhnliche Passions opera alda zu hören. Wie mir das Arsenal, die Kirchen, ospitali und andere Sachen x: ja wie mir ganz Venedig gefahlen, werde Dir weitläuftig sagen. Entzwischen kann dir sagen, daß schöne und besondere Sachen hier zu sehen sind. du siehst aus feder und Dinten, daß ietzt dieses bey h: Wider schreibe, wo eben Dein Brief sammt h: Adlgassers Einschluß erhalten. an h: adlgasser und frau unsere Empf: ich werde alles besorgen und sein schreiben mündlich beantworten. was aber die opera anbelangt, werden wir solche noch nicht mitbringen, indem sie noch in desCopisten händen ist, und solcher, wie alle opern Copisten in Italien, das originale nicht [98] aus Handen lassen, so lange sie ihren schnitt machen können, damit sie es allein haben. Der Copist hatte, da wir von Mayland abreiseten 5 ganze Copien zu machen, nämlich 1 für die Impresa. 2 nach wieñ, 1 für die Herzogin von Parma, und 1 für den Hof von Lisabona, von den einfachen Arien nichts zu melden: und wer weisob er unterdessen nicht mehrere Bestellungen bekommen hat. Er sagte mir dort schon, daß ich vor Ostern mir nicht Hofnung machen därfte, solche zu sehen; unterdessen hoffe in Salzb: zu seyn. Man wird uns solche von Mayland dann nach Salzb: schicken. Was den tasset anbelangt, werdet ihr beyde bedient werden. Wir speisen heut abermahl bey h: Wider, der uns, wenn wir nirgends anders eingeladen sind, für beständig zu tische hat. Er empfehlt sich sammt allen den seinigen; ich habe ihm viele verbindlichkeit. Am kommenden Dienstage werden wir eine grosse Accademie haben. am Sontage vorhero werden wir beym Kayser: Gesandten1 seyn. am Montage bey S. E: Maffetti, wo der Bocelli 8 m: war. x: – addio lebts beyde wohl, wir Küssen euch viel 100000 mahl – ich bin dein alter

Mozart


an alle freunde und freundinen in und ausser dem hauß alles erdenk: schönes aufs baldiges widersehen. S: Hochf: gnaden werden sonder zweifel mein schreiben auf dem geburtstage erhalten haben? –

Fußnoten

1 Graf Durazzo, der Gönner Glucks.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 99.
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