106.

[152] Wienn den 12 aug: 1773.


Deine Briefe habe alle richtig erhalten.

Sr Mst: die Kayserin waren sehr gnädig mit uns, allein dieses ist auch alles und ich muß es Dir mündlich zu erzehlen auf unsere Rückkunft versparen, dann alles lässt sich nicht schreiben. den bewusten Einschluß betreffend, hat solcher auch nichts vortheilhaftes enthalten, indem dieser Herr selbst von allen Höfen entfernt einsamm lebt, übrigens war das schreiben ungemein höflich, und er schlug mir etwas vor, das ich ohnehin schon auch lange in gedanken hatte, allein alles hat seine Hindernisse. Heute kommen Sr Hochf: gnaden von Laxenburg zurück, werden einige täge bey dero h: vatter in Sierendorf zubringen, und dann nach Salzb: zurückkommen, welches vor künftigem Samstag oder Sontag kaum geschehen wird, folglich wird er kommende woche eintreffen. mit nächster Post wirst Du hören, wenn wir abreisen. h: Gscheider ist nicht hier, sondern in Böhmen mit seiner Herrschaft. Die fr: Leutgebin war heut wieder bey mir, sie wird noch bis kommenden Sontag über 8 tag hier verbleiben. Bey h: v Melk waren wir längst, vorgestern begegneten wir ihn mit h: v Gayer und h. v Mehoffer auf der Bastey. h. v gayer und h. v gilowsky hatten uns letzlich heimgesucht. wenn wir nicht kommenden Montag abreisen, so kommen wir vor dem Anfang Septembers nicht zurück, zwischen heute und morgen werde es erfahren. die freul: franzt war unterdessen wieder zum sterben, so daß man ihr an armen und füssen Versicatorien gesetzt. Nun ist sie wieder so viel besser, daß sie dem Wolfg: einen roth seidenen Beutl im Bette gestrickt und zum angedenken gegeben. Sie empfehlt sich, so wie alle, ja die ganze Lytanie der Landstrasse, die 2 fr: fischerinen und h: Fischer, bonisch x x: Des jungen Messmer knab hat wirk: Talent, so, daß er nur mein Sohn sein sollte, oder wenigstens sollte er bey mir seyn. wegen dem frauenzimmer, ist es keine andere als die Tochter des h: Doctor auenbrugger, oder vielmehr seine 2 Tochter, die beyde, sonderheitlich die ältere unvergl: spiehlt, und vollkommen die Musik besitzt. wir speisen [153] bey ihnen sie haben aber kein pension von der Kayserin. Der junge h. Messmer hat einen ansehnlichen Dienst, er ist Director von der Einrichtung der Normalschuel aller kays: Erbländer, davon ein Cavalier President ist. weist du das der h: v Messmer recht gut die Harmonica der Miß Devis spielt? er ist der einzige der es in Wienn gelernt hat, und hat eine viel schönere GläserMachine als die Miß Devis hatte. Der Wolfg: hat auch schon darauf gespielt, wenn wir nur eine hätten. Am fest des hl: Caietani haben uns die h: Patres zum speisen und zum Amt eingeladen, und weil die Orgel nichts nutz war ein Concert zu spielen, so hat der Wolfg: vom h: Teiber1 eine Violin und ein Concert entlehnt, und hat die Keckheit gehabt ein Concert auf der Violin zu spielen. – bey den Jesuitern auf dem Hof ist eine Meße in der octav S: Ignatii von Wolfgang produciert worden, nämlich die P: Dominicus Meße, ich habe tactiert und die Meße hat erstaunlich gefallen. wir sind froh, daß die final musik gut von statten gegangen, der Wolfg: wird sich bey h: Meissner2 schon bedancken, unterdessen empf: wir uns.

Nun hab ich Dir eine Menge geschrieben, wir empf: uns allen guten freunden und freundinen in und ausser dem Hause, Küssen euch viel 100000 mahl und bin dein alter

Mzt

Fußnoten

1 Ein Bruder der Sängerin Therese Teyber.


2 Joseph Meißner (s. den Brief vom 2. Mai 1770) hatte die »final musik« dirigiert.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 154.
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