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[149] Salzb: den 2ten Dec: 1780


Mon trés cher Fils!


Wäre heut ein Post-tag, so würde dieser unter andern Briefen auch einer der ersten seyn, welcher den Tod der Kayserin1 in München bekannt machte. Heute Samstags den 2ten um halbe vier uhr morgens kamm die staffette: da nun aber dieser Brief nicht eher als Montags den 4ten anlangen kann; so ist es euch nichts neues mehr. Was dieser Todfall für einen Bezug auf die opera in München haben wird, weiß ich nicht: hier hat es dermahl die Reise des Erzbisch: eingestellt, denn Du must wissen, daß in aller Stille schon alles fertig und bereit war nach Wienn zu gehen; niemand sollte es wissen, und man wuste es doch, vor 2 Tägen war der gewisse höfliche neue Koch Wenzl schon nach Wienn vorausgeschickt, der nun wieder zurück muß. Stelle Dirs vor, wie gerne ich diese Reise gesehen hätte! – Der Todtfall der Kays: wird nun auch dem schickaneder das Reisegeld nach Laybach ersparen und, da dort die Comedien eingestellt sind, wird er gott danken, wenn er hier bleiben kann.

Die Comoedie mit Deiner Aria war gestern, – die Commoedie ist sehr gut, das Hauß war voll, der Erzb: war auch da, die aria war gut produciert, und sie sang solche gut, – so gut nämlich, als es möglich war ihr in der Kurzen zeit zu Lehren. Dann sie ist auch auf der faulen Seite, wie die Ballon, alles gieng mit vergnügen aus dem Theater, obwohl es bis über halbe 10 uhr dauerte. – Noch etwas neues! – – ein 61 Jähriger Hochzeiter, (aber nicht ich) und eine 19 Jährige Braut. und wer denn? – – Der dicke Hof-marchal gr: Lodron wird die Comtesse Louise Lodron, die beym gr Arco ist, hayrathen. Wir bekommen also eine Clavierspielerin und Liebhaberin und der Erzbischof einen Capital Hirschen mehr ins Land. Den Baron Lehrbach wirst Du vielleicht in München gesehen haben, denn er ist zu seinem hl: oncle gereist um sich bey ihm zu bedanken, da er ihn von dem kleinen Salzb: gehalt zu einer [150] Kays: Bedienung als oberstjägermeister in dem Theil ober der Ennß, worunter die neuen Bayer: Besitzungen vermuthlich gehören, mit vierthalb oder gar 4000 fl gehalt gebracht hat. Es würde sehr gut seyn, wenn hl: B: Lerbach Dich bey seinem hl: oncle recht bekannt machte, man kann nicht wissen was für Dienste so ein Kays: Minister manchmal einem thun kann. auch die Msle Weber ist durch den damals in München gestandenen kl: Minister gr: Hardek nach Wienn gebracht worden. Kaunitz, Cobenzl und Lerbach sind dermahl Familien die sehr alda in Ansehen sind, weil sie in den wichtigsten affaire gebraucht worden. Vielleicht istB. Lerbach noch in München, daß wirst Du bey seinem oncle erfragen. Ich bin wegen der opera in München sehr in Sorgen : Basta! zufälle sind zufälle! mit ungedult erwarte, wie es gehen wird. mache unsere Empfehlung an alle Freunde: und stelle Dir nur allzeit bey iedem Brief von mir vor, daß ich ein besonders Blat nötig hätte, wenn ich alle die Complimente, und Empfehl: die man mir an Dich aufgiebt herschreiben sollte. Den Brief sammt dem Einschluß von Deiner schwester wirst Du erhalten haben. Die Continuation der Comoedien wird nächstens folgen. Wir küssen Dich beyde millionmahl und in tröstlicher Hofnung, daß Du Dich besser befindest bin Dein aufrichtiger vatter

Mzt


Der Pimmperl macht sein Compt: samt der Tresel. anfangs glaubte er, so oft er die Haußthür hörte, Du würdest kommen, er lief zur thür, spitzte die ohren: und suchte Dich oft in den zimmern. NB für die Tresel must Du auch einmahl etwas schreiben, sonst ists der gröste verschmach. Das Mensch ist ein Narr!

P.S: Die Frl. Teres Barisani war heut früh in der Lection bey Deiner schwester, sie wird alle Wochen 3 mahl kommen: Bey uns ists ihr Lieber, sie sagt, sie hat bey uns mehr Ruhe als zu Hause. Lebe wohl! Hl: schickaneder danckt für die Arie, ich muß ihm auch die Aria Dentri il mio peto io Sento aus der opera Buffa schreiben lassen. Er hat sich eine recht schöne Windbixe gekauft, morgen werden wir sie einschiessen. Die gil: Catherl dankt für die gratulation [151] zu ihrem Nahmenstage. Nun wirds wohl gar seyn, abermahl lebe wohl! noch etwas: der gr: Johannes Lodron ist heute nach schlesien auf seine gütter zurück abgereiset, und hat sich auf das freundschaftl: bey uns beuhrlaubt und mir recht angelegentlich aufgetragen Dir sein Compliment zu überschreiben.

Fußnoten

1 Maria Theresia († 29. November).


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 152.
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