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[160] vienne ce 23 de mars 1782


Mon très cher Pére!


Mir ist sehr leid daß ich erst gestern erfahren habe, daß ein Sohn vom Leitgeb mit dem Postwagen nach Salzburg geht, und ich folglich die schönste gelegenheit hätte (ohne unkösten) ihnen vieles zu schicken. – innerhalb dieser 2 täge war es aber ohnmöglich dievariationes noch zu Copiren. – mithin habe ich nichts als die 2 Exemplare von meinen Sonaten mit geben können. – zugleich überschicke ich ihnen auch das lezte – welches ich zu dem Concert ex D gemacht habe, und welches hier so grossen lärm macht. – Dabey bitte ich sie aber es wie ein kleinod zu verwahren – und [160] es keinen Menschen – auch dem Marchand und seiner schwester nicht zu spielten zu geben. – ich habe es besonders für mich gemacht – und kein Mensch als meine liebe schwester darf es mir nachspiellen. – Ich nehme mir auch die freyheit ihnen mit einer Dose und ein paar uhrbändi aufzuwarten. – Die Dose ist ganz artig, und das gemälde stellt eine Englische geschichte vor. – Die uhrbänder sind von keinem sonderbaren Werthe, doch dermalen die grösste Mode. – Meiner lieben schwester schicke ich 2 Hauben nach der Neuesten Wieñer Mod; – beyde sind eine arbeit von den Händen meiner lieben konstanze! – sie empfehlt sich ihnen gehorsamst, und küsst ihnen die hände, und meine schwester umarmt sie auf das freundschaftlichste, und bittet um vergebung wenn die Hauben nicht zum allerbesten ausgefallen sind. – Die zeit war zu kurz. – Die haubenschachtel bitte ich mit dem nächsten Postwagen zurück zu schicken, denn ich habe sie gelehnt. – Damit aber die arme Närrin nicht so allein reisen darf, so haben sie die güte und legen das Rondeaux (nachdemm sie es haben abschreiben lassen) wieder hinein nebst – (wenn es möglich ist) – der lezten scene für die grafin Baumgarten – und etwelche sparten von meinen Messen. – enfin – was sie finden und glauben daß es mir gutkommen möchte. – Nun muß ich schliessen; nur noch, daß gestern Nachmittag um halb 4 uhr der Pabst hier angekommen ist – eine lustige Nachricht. nun aber eine trauerige – daß die fr. v. Auerhammer Endlich ihren armen guten Mann zu tod gekezeri hat1. gestern abend um halb 7 uhr ist er verschieden. – er war die zeit her immer kränklich – und so frühe hätte man seinen tod doch nicht vermuthet. – auf einen augenblick ist es zu Ende gegangen; – gott seye seiner Seele gnädig – es war ein guter, dienstfertiger Mann – Nun muß ich schliessen, denn der Leitgeb wartet schon auf den brief. – Den Burschen empfehle ich ihnen wirklich mein lieber vatter – er möchte ihn gerne in eine handlung, oder in die Buchdruckerey bringen. – gehen sie ihm doch ein wenig an die hand. – Ich bitte Sie. – Eben ist meine liebe konstanze über mich gekommen – ob sie sich nicht unterstehen dürfte meiner schwester ein kleines angedenken[161] zu überschicken? – Ich sollte sie aber gleichwohl entschuldigen – sie seye ein armes Mädchen, habe nichts zum besten – und meine schwester soll den guten willen für das Werk ansehen. – Das kreutzel ist von keinem grossen Werth, aber die haupt Mode in Wieñ. – Das herzl mit dem Pfeil ist aber dem Herzl mit dem Pfeil meiner schwester mehr an-Passend – und wird ihr also besser gefallen. Nun leben Sie recht wohl. Ich küsse ihnen 1000 mal die hände und meine liebe schwester umarme ich vom herzen und bin Ewig Dero2

Fußnoten

1 S. hierzu den Brief vom 22. August 1781.


2 Die Unterschrift ist weggelassen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 160-162.
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