215.

[162] vienne ce 10 d'avril 1782


Mon trés cher Pére!


Aus ihrem brief vom 2: dieses habe ersehen, daß sie alles richtig erhalten haben; mich freuet es daß sie mit den uhrbändln und der Dose, und meine schwester mit den 2 Hauben, so zufrieden sind. – Ich habe weder die Dose noch die uhrbändi gekauft, sondern beydes vom graf Zapara zum geschenk erhalten. – Meiner lieben konstanze habe ihr beyderseitiges kompliment entrichtet. – sie küsst ihnen die hände davor mein vatter, und meine schwester umarmt sie von Herzen, mit dem Wunsche daß sie ihre freundin seyn möchte. – sie war ganz in ihrem vergnügen als ich ihr sagte daß sie mit den 2 Hauben so zufrieden seye, denn das war ihr Wunsch. – Der apendix ihre Mutter betreffend ist nur in so weit gegründet, daß sie gerne trinkt; und zwar mehr – als eine frau trinken sollte. Doch – besoffen habe ich sie noch nicht gesehen, das müsste ich lügen. – Die kinder trinken nichts als wasser – und obschon die Mutter sie fast zum Wein zwingen will, so kann sie es doch nicht dazu bringen. Da giebt es öfters den grösten Streitt deswegen – könnte man sich wohl so einen Streitt von einer Mutter vorstellen? –

was sie schreiben wegen dem Gerede daß ich ganz sicher zum kayser in Dienste kommen würde, ist die ursache daß ich ihnen nichts davon [162] geschrieben, weil – ich selbst kein Wort davon weis. – Daß auch hier die ganze Stadt davon voll ist, und mir schon eine menge leute dazu gratulirt haben, ist sicher. – und daß beym kayser auch davon ist gesprochen worden, und er es vieleicht im sinn hat, will ich ganz gerne glauben; – aber bis dato weis ich kein Wort. – so weit ist es gekommen, daß es der kayser im sinn hat, und daß – ohne daß ich deswegen einen schritt gethan habe. – ich bin etwelchemal zum h: v: Strack (welcher gewis mein recht guter freund ist) gegangen, um mich schen zu lassen, und weil ich gerne mit ihm umgehe, aber nicht oft, um ihm nicht beschwerlich zu fallen, und keine gelegenheit zu geben, als hätte ich absichten dabey. – und wenn er als ein Ehrlicher Mann reden will – so muß er sagen daß er nicht ein Wort von mir gehört habe, welches ihm hätte anlaß geben können nur zu denken, daß ich hier bleiben möchte, geschweige erst zum kayser zu kommen. wir sprachen nichts als von Musique. – aus eigenem triebe also, und ganz ohn' all' interesse redet er so vortheilhaft von mir beyn kayser. – ist es so weit ohne mein zuthun gekommen so kann es auch so zum schluß kommen. – Denn rührt man sich, so bekömmt man gleich weniger besoldung, der kayser ist ohnehin ein knicker. – wenn mich der kayser haben will, so soll er mich bezahlen – denn die Ehre allein, beym kayser zu seyn, ist mir nicht hinlänglich. – wenn mir der kayser 1000 fl giebt, und ein graf aber 2000. – so mache ich dem kayser mein kompliment und gehe zum grasen. – versteht sich auf sicher. – apropós; ich wollte sie gebeten habendaß wenn sie mir das Rondeau zurück schicken, sie mir auch möchten die 6fugen vom händel, und die toccaten und fugen vom Eberlin schicken. – ich gehe alle Sonntage um 12 uhr zum Baron van suiten – und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach. – ich mach mir eben eine Collection von den bachischen fugen. – so wohl Sebastian als Emanuel und friedeman Bach. – Dan auch von den händlischen. und da gehen mir nur diese [noch] ab. – und da möchte ich dem Baron die Eberlinischen [au]ch hören lassen. – sie werden wohl schon wissen daß der Engländer Bach1 gestorben [163] st? – schade für die Musikalische Welt! – Nun leben sie wohl; ich küsse 1000 mal ihre hände, und meine liebe schwester umarme ich von ganzen herzen und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

W: A. Mozart


P.S: ich wollte auch bitten mir nach

gelegenheit (doch wie eher wie besser)

mein Concert für die gräfin litsow

zu schicken. ex C

Fußnoten

1 Joh. Christian Bach, † 1. Januar 1782.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 162-164.
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