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[167] vienne ce 8 de maj 1782


Mon très cher Père!


Ich habe ihr leztes vom 30ten arprill richtig erhalten; wie auch gestern den brief meiner schwester sammt den Einschluß an meine liebe konstanze, der ich ihn allsogleich eingehändiget. – Sie hat wahres vergnügen darüber empfunden; und wird sich mit nächsten die freyheit nehmen ihr wieder zu schreiben. unterdessen (da ich heute ohnmöglich zeit habe selbst an meine schwester zu schreiben;) muß ich in ihren Nammen eine Frage an sie thun, welche ist; ob man in Salzburg die franzen trägt? – ob meine schwester sie schon trägt? – ob sie selbe selbst machen kann oder nicht? – die konstanze hat sich erst 2 Picquèene [167] kleider also garnieret. – es ist hier die gröste Mode; – weil sie selbe nun machen kann, so wollte sie meiner schwester damit aufwarten, sie möchte ihr nur die farbe sagen; denn man trägt sie von allen farben. – weis, schwarz, grün, blau, Pûce E: Ein atlassenes oder krolldornes kleid muß freylich mit seidenen franzen garnirt seyn, wie sie auch eines so hat; – oder ein ordinäre kleid von schönen sächsischen Piquec – mit zwirnen franzen (welche man, wenn man sie nicht anrührt, fast von den Seleknen nicht unterscheidet) steht recht schön; und ist noch die komoditet dabey, daß man sie mit sammt dem kleide kann wäschen lassen. – –

Ich bitte sie schreiben sie mir doch wie die opera vom Salieri1 in München ausgefallen ist? – ich glaube Sie müssen sie noch gehört haben; wo nicht, so müssen sie doch wissen, wie sie aufgenommen worden ist. – Ich bin 2 mal beym graf Daun gewesen, habe ihn aber niemalen angetroffen; die Musique habe aber abhollen lassen. – er ist halt nur vormittags anzutreffen, und da gehe ich nicht nur nicht aus, sondern ich ziehe mich gar nicht an, weil ich zu nothwendig zu schreiben habe. – ich werde aber es doch künftigen Sonntage versuchen. – vielleicht kann er nebst den variationen auch die Münchner opera2 mitnehmen. –

gestern war ich bey der gräfin thun und habe ihr meinen 2t ackt3 vorgeritten, mit welchem sie nicht weniger zufrieden ist, als mit dem Ersten. – demRaaff seine ariea habe ich längst abschreiben lassen und sie dem fischer, welcher die Commißion von ihm hatte, übergeben. – sie haben einmal geschrieben, daß sie die Musique vom Robinig gern hätten; wer hat sie denn? – ich habe sie nicht. – Der Eck glaube ich hat sie ihnen Ja zurückgegeben? – ich habe sie Ja auch von ihnen nebst der ex f und B in meinem briefe begehrt. – Ich bitte sie schicken sie mir doch bald diescene von der Baumgarten. – Nun wird diesen Sommer im augarten alle Sonntage Musique seyn. – ein gewisser Martin4 hat diesen Winter ein Dilettanten concert errichtet, welches alle freytäge [168] in der Mehlgrube ist aufgeführt worden. – sie wissen wohl daß es hier eine menge dilettanten giebt, und zwar sehr gute, so wohl frauenzimmer als Manspersoñen. – Nur ist es immer noch nicht recht in ordnung gegangen. – dieser Martin hat nun durch ein De-Cret von kayser die erlaubnüss erhalten, und zwar mit versicherung seines höchsten Wohlgefallens, 12 Concerte im augarten zu geben. und 4 grosse Nachtmusique auf den schönsten Plätzen in der Stadt. – Das abbonnement für den ganzen Sommer ist 2 Duccaten. Nun können sie sich leicht denken, daß wir genug suscribenten bekommen werden. – um so mehr, da ich mich darum an-nehme, und damit asocirt bin. – ich setze den fall daß wir nur 100 abbonnenten haben, so hat doch – (wenn auch die unkösten 200 fl. wären, welches aber ohnmöglich seyn kann) doch jeder 300 fl. Profit. – Baron van suiten und die gräfin thun nehmen sich sehr darum an. – das orchester ist von lauter Dilettanten – die fagottisten und die Trompetten und Paucken ausgenommen. –

Clementi wird morgen wie ich höre von hier wieder abreisen; – haben sie seine Sonaten also gesehen? –

wegen dem armen leitgeb haben sie noch ein wenig gedult, ich bitte sie; wenn sie seine umstände wüssten, und sähen, wie er sich behelfen muß, würden sie ganz gewis mitleiden mit ihm haben. ich werde mit ihm reden, und ich weis gewis, daß er Ihnen wenigstens nach und nach zahlen wird; – Nun leben sie wohl, ich küsse ihnen 1000mal die hände und bin Ewig dero

gehorsammster Sohn

W: A: Mzt


P.S: Meine liebe schwester küsse ich 1000 mal. mein kompliment an die katherl. und an die thresel einen gruß, und sie soll bey mir kindsmensch werden; nur soll sie sich fleissig im singen exerciren. Adieu. Dem Pimperl eine Prise spanischen toback.

Fußnoten

1 »Semiramide«, Carneval 1782.


2 »Idomeneo«.


3 Der »Entführung aus dem Serail«.


4 Phil. Jac. Martin.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 167-169.
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