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[181] vienne ce 24 d'Août 1782


Mon trés cher Pére!


Sie haben sich nichts als dasjenige vorgestellt was ich wirklich zu thun willens war – und noch willens bin; – und ich muß ihnen auch in gleichen die Wahrheit bekennen, daß meine frau und ich vom tag zu tag auf eine gewisse Nachricht gewartet vermög der ankunft der Russischen Herrschaften, um unsere vorhabende Reise vorzunehmen, oder verzögern zu müssen; und da wir auf diese Stunde noch nichts gewisses davon wissen, so konnte ich ihnen auch noch nichts davon schreiben. – einige Sagen sie kommen den 7ten September – einige sagen wieder sie kommen gar nicht; – wäre das leztere so würden wir zu anfangs ocktober schon in Salzburg seyn – kommen sie aber, so ist es (nach dem Rathe meiner guten freunde) nicht nur sehr Nothwendig daß ich hier bin, sondern meine abwesenheit würde ein wahrer triumph für meine feinde und folglich mir höchst schädlich seyn! – würde ich dann (wie es wahrscheinlicher weise geschehen wird) als Meister der Prinzessin von Würtenberg ernennet, so könnte ich leicht auf eine zeit erlaubnüss erhalten meinen vater zubesuchen; – wenn es Ja verschoben werden müsste, so wird es niemand leider thun als meinem lieben Weib und mir – da wir den augenblick kaum erwarten können unsern liebsten besten vattern und liebste schwester zu umarmen.

Wegen frankreich und Engelland1 haben sie vollkommen recht! – Dieser schritt wird mir niemal ausbleiben – es ist besser wenn ich es hier noch ein bischen auswarte – unterdessen können sich auch in selben ländern die zeiten ändern. – Vergangenen Dienstag ist (nach gott lob 14tägiger aussetzung) meine oper2 wieder mit allem beyfall auf-geführt worden. –

Mich freuet es recht sehr daß die Simphonie nach ihrem geschmack ausgefallen ist. – à propòs – sie wissen gar nicht (vielleicht aber doch) wo ich logire; – wo glauben sie? – in dem Nämmlichen [182] hause wo wir vor 14 Jahren logirt haben – auf der hohen brücke im grünwaldisch hause – izt heist es aber das groshaubtische haus No 387. Derjunge Stephanieist gestern angekommen. Ich warheute bey ihm. – DieElisabetha Wendling ist auch schon hier. Nun müssen sie mir verzeihen daß ich schon schliessen muß; allein ich habe mich beym h: v: Strack verschwätzet – Ich wünsche in meinem herzen daß die herrschaften nicht kommen, damit ich bald das vergnügen habe ihre hände zu küssen. – Meine frau weint aus vergnügen wenn sie auf die Salzburger-reife denkt; – leben sie wohl – wir küssen ihn: 1000 mal die hände, und unsere liebe schwester umarmen wir von herzen und sind Ewig Dero

gehorsamste kinder

W.A. Mozart

Mann und Weib

ist ein leib.

Fußnoten

1 S. den vorhergehenden Brief.


2 »Die Entführung aus dem Serail«.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 181-183.
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