226.

[179] vienne ce 17 d'Août 1782


Mon tres cher Pére!


Ich habe lezthin vergessen ihnen zu schreiben daß meine frau und ich zusamm am Purtiunkula tage bey den théatinern unsere andacht verichtet haben – wenn uns auch wirklich die andacht nicht dazu getrieben hätte, so musten wir es der zettel wegen thun, ohne welche wir nicht hätten copulirt werden können. – wir sind auch schon eine geraume zeit lediger allzeit mitsammen so wohl in die h: Messe [179] als zum Beichten und Communiciren gegangen – und Ich habe gefunden daß ich niemalen so kräftig gebetet, so andächtig gebeichtet und Communicirt hätte als an ihrer Seite; – und so gieng es ihr auch; – mit einem Worte wir sind für einander geschaffen – und gott der alles anordnet, und folglich dieses auch also gefüget hat, wird uns nicht verlassen. wir beyde danken ihnen auf das gehorsammste für ihren vätterlichen Seegen. – sie werden hoffentlich unterdessen den brief von der Meinigen erhalten haben. –

wegen dem gluck habe den nämlichen gedanken, den Sie, Mein liebster vater, mir geschrieben. – Nur will ich ihnen noch etwas sagen. – Die h: Wieñer (worunter aber haubtsächlich der kmyolr1 verstanden ist) sollen nur nicht glauben daß ich wegen Wieñ allein auf der Welt seye. – keinen Monarchen in der Welt diene ich lieber als dem kayser – aber erbetteln will ich keinen Dienst. – Ich glaube so viel im Stande zu seyn daß ich Jedem Hofe Ehre Machen werde. – will mich Teutschland, mein geliebtes vatterland, worauf ich (wie sie wissen) Stolz bin, nicht aufnehmen, so muß im gottes Nammen frankreich oder England wieder um einen geschickten teutschen Mehr reich werden; – und das zur schande der teutschenNation. – sie wissen wohl daß fast in allen künsten immer die teutschen diejenigen waren, welche excellirten – wo fanden sie aber ihr glück, wo ihren Ruhm? – in teutschland wohl gewis nicht! – selbst gluck – hat ihn teutschland zu diesem grossen Mann gemacht? – leider nicht! – gräfin thun, – graf zitschy, Baron van suiten – selbst der fürst kaunitz ist deswegen mit dem kayser sehr unzufrieden, daß er nicht mehr die leute von talent schätzt – und sie aus seinem gebiete lässt. – lezterer sagte Jüngsthin zum Erzherzog Maximilian als die rede von mir war, daß solche leute nur alle 100 Jahre auf die Welt kämmen, und solche leute müsse man nicht aus teutschland treiben – besonders wenn man so glücklich ist, sie wirklich in der Residenz Stadt zu besitzen. – können nicht glauben wie gütig und höflich der fürst kaunitz mit mir war als ich bey ihm war. – zulezt sagte er noch; Ich bin ihnen [180] verbunden, Mein lieber Mozart, daß sie sich die Mühe gegeben haben, mich zu besuchen E: sie können auch nicht glauben was sich die gräfin thun, Baron van suiten und andere grosse für Mühe geben mich hier zu behalten – allein – Ich kann auch nicht so lange warten – und will auch wirklich nicht so auf Barmherzigkeit warten – finde daß ich eben auch (wenn es schon der kayser ist) seine gnade nicht so vonnöthen habe. – Mein gedanke ist künftige fasten Nach Paris zu gehen; versteht sich nicht ganz so auf gerade wohl. – ich habe deswegen schon an le gros geschrieben, und erwarte antwort. – hier habe es auch – besonders den grossen – so im discurs gesagt. – sie wissen wohl daß man öfters im reden so was hinwerfen kann, welches mehr wirkung thut, als wenn mañ es so dicktatorisch hindeklamirt. – wenn ich mich zu dem Concert spirituel, und Concert des amateurs Engagiren kann – und dann scolaren bleiben mir nicht aus – und da ich izt eine frau habe, kann ich sie leichter und fleissiger versehen; – dann mit der Composition E: und hauptsächlich aber ist es mir wegen der opera. – ich habe mich die zeither täglich in der französischen sprache geübt – und nun schon 3 lectionen im Englischen genommen. – in 3 Monathen hoffe ich so ganz Passable die Engländischen bücher lesen und verstehen zu können. – Nun leben sie recht wohl. Meine frau und ich küssen ihn: 1000mal die hände und bin Ewig

Dero gehorsamster Sohn

W. A: Mozart


P.S: was sagt denn luigi gatti?2

an Perwein3 mein kompliment.

Ich hoffe meiner lieben schwester ihre

alteration wird nicht von folgen seyn;

– Meine liebe frau und ich küssen sie

1000 mal und wünschen daß sie nun

schon wieder ganz gesund seyn möchte.

Adieu.

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: kayser


2 L. Gatti trat im Februar 1783 in die Salzburger Hofmusik ein.


3 M. Perwein, ein neues Mitglied der Salzburger Hofmusik.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 179-181.
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