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[177] vienne ce 7 d'août 1782


Mon très cher Père!


Sie haben sich sehr an ihrem Sohne Betrogen, wenn sie glauben konnten, daß er in Stande seye eine schlechte handlung zu begehen; – Meine liebe konstanze, nunmehro (gott sey Dank) meine wirkliche frau1, wuste meine umstände und alles was ich von ihnen zu erwarten habe, schon lange von mir. – ihre freundschaft aber und liebe zu mir war so groß daß sie gerne – mit grösten freuden ihr ganzes künftiges leben meinem – schicksaale aufopferte. – Ich küsse ihnen die hände und danke ihnen mit aller zärtlichkeit die immer ein Sohn für seinen vatter fühlte, für die mir güttigst zugetheilte Einwilligung und vätterlichen Seegen. – Ich konnte mich aber auch gänzlich darauf verlassen! – denn sie wissen das ich selbst alles, – alles was nur immer gegen solch einen schritt einzuwenden ist, nurzu gut einsehen muste; – und aber auch, daß ich, ohne mein gewissen und meine Ehre zu verlezen, nicht anderst handeln konnte – mithin konnte ich auch ganz gewis darauf bauen! – Dahero geschahe es auch daß, da ich 2 Postäge umsonst auf eine antwort wartete, und die Copulation schon auf den tag (wo ich schon alles sicher wissen musste) fest gesetzt war, ich – ihrer Einwilligung schon ganz versichert und getröstet, mich in gottes Nammen mit meiner geliebten trauen liess. Den andern tag bekamm ich die 2 Briefe zugleich; – nun ist es vorbey! – ich bitte sie nun nur um mein zu voreiliges vertrauen auf ihre vätterliche liebe um verzeihung; – durch dieses mein aufrichtiges geständnüss haben sie einen Neuen beweis meiner liebe zur Wahrheit, und abscheu zur lüge. – mein liebes Weib wird nächstem Postage ihren liebsten, besten schwieger Papa um seinen vätterlichen Seegen, und ihre geliebte schwägerin um die fernere fortdauer ihrer Werthesten freundschaft bitten. – bey der Copulation war kein Mensch als die Mutter und die Jüngste schwester. – h: von thorwart als vormund und beystand von beyden; – h: von zetto[178] (Landrath) beystand der Braut; und der gilofsky als mein beystand. als wir zusamm verbunden wurden fieng so wohl meine frau als ich an zu weinen; – davon wurden alle, sogar der Priester, gerührt. – und alle weinten, da sie zeuge unserer gerührten herzen waren. – unser ganzes Hochzeitsfestin bestund aus einem Soupée welches uns die frau Baronin v: Waldstädten gab – welches in der that mehr fürstlich als Baronisch war – Nun freuet sich meine liebe konstanze noch hundertmal mehr nach Salzburg zu reisen! – und ich wette – ich wette – sie werden sich meines glückes erfreuen wenn sie sie werden kennen gelernt haben! – wenn anders in ihren augen so wie in den meinigen ein gutdenkendes, rechtschaffenes, tugendhaftes, und gefälliges Weib ein glück für ihren Mann ist. –

Hier schicke ich ihnen einen kurzen marsch! – Wünsche nur das noch alles zur rechten zeit kommen möchte – und nach ihrem geschmack seye. – Das Erste Allegro muß recht feurig gehen. – Das lezte – so geschwind als es möglich ist. – Meine oper ist gestern wieder (und zwar auf begehren des glucks,) gegeben worden; – gluck hat mir vielle Complimente darüber gemacht. Morgen speise ich bey ihm. – sie sehen, wie ich Eilen muß. Adieu. Meine liebe frau und ich küssen ihn: 1000mal die hände, und wir beyde umarmen unsere liebe schwester von herzen und bin Ewig dero

gehorst Sohn

W.A. Mozart


7t, august 1782

Fußnoten

1 Die Hochzeit hatte am 4. August stattgefunden.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 177-179.
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