230.

[186] vienne ce 25t sepbre 1782


Mon très cher Père!


Ich habe ihr leztes vom 20t dieses richtigst erhalten; und hoffe sie werden meine 4 zeilen (woraus sie nichts als unser Wohlbefinden haben vernehmen können) auch erhalten haben. – ein wahrlich kommischer zufall! – wer kann aber für sachen, die zutreffen – die sich erreignen können – hl: gabel welcher vor etlich tägen hier angekommen, ist wirklich bey mir und wartet bis ich mit dem briefe fertig bin, um mir meine Sonaten auf der violine zu accompagniren, die er nach seinen sagen gut spiellen muß. auf den Horn hat er mir schon geblasen, und weniger als nichts gemacht. was ich ihm zu thun im Stande bin, werde nicht unterlassen; – genug daß ich ihr Sohn bin. – er Empfiehlt sich ihnen beyderseits. – daß die ohnnöthigen bildereyen in den kirchen, die vielen opfertafeln, und instrumental-musique E: (was hier geschehen wird) bey ihnen schon abgekommen sind – war mir etwas Neues. – Da glaubt der lrzbfocusi1 vermuthlich sich dadurch beym kmfolr2 einzuschmeicheln; aber ich glaube schwerlich daß diese seine Politique von grossem nutzen seyn mag. – Ja, – ich kann niemand auf mich warten sehen – ich warte auch nicht gerne; – mithin muß ich mir die beschreibung der Baronneße v. Waldstätten schon auf das nächstemal sparen; und ihnen nun eine sehr nothwendige bitte thun. – ich bitte aber folgendes unter uns zu behalten, wegen dem orte – wo ich bin. – Der Preussische gesandte Riedesel3 hat zu mir geschickt, daß er vom Berliner hof den auftrag hätte meine oper »die Entführung aus dem Serail« nach Berlin zu schicken; mithin möchte ich sie abschreiben lassen, und die belohnung für die Musick wird schon erfolgen. – ich habe gleich versprochen sie copiren zu lassen. – Nun da ich die oper nicht habe, müsste ich sie vom Copisten entlehnen, welches sehr ungelegen wäre, da ich sie nicht 3 ganze täge sicher behalten könnte, in demm öfters der kayser darum schickt (welches erst gestern geschehen) [187] und sie dann auch öfters gegeben wird, da sie nun wirklich schon 10 mal seit dem 16 august ist gegeben worden. – mithin wäre mein gedanke sie in Salzburg copiren zu lassen, alwo es heimlicher und wohlfeiler geschehen könnte! – Ich bitte sie also sie gleich in die Partitur rein schreiben zu lassen. – aber auch mit vieler Eile – und wenn sie (da sie Sie mir schicken) die Copiatur kösten melden wollen, wird so dan durch hl: Peisser die bezahlung gleich entrichtet werden. – Nun leben sie recht wohl; meine frau und ich küssen ihnen 1000mal die hände, und meine liebe schwester umarmen wir vom herzen und sind Ewig

dero gehorsamste kinder

W: A: und M: C: Mozart

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: erzbischof


2 kaiser


3 Der Freund Winckelmanns.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 186-188.
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