231. [an Baronin von Waldstädten in Wien]

[188] Wienn den 28t september 1782.


Wertheste Frau Baronin!


Als Euer gnaden gestern die gnade hatten mich auf Morgen Sonntags zum Speisen einzuladen, dachte ich nicht daran, daß ich schon vor 8 Tägen michausdiesen Tag Engagirt habe im Augarten zu Speisen. –

Martin1 das Angerl welches in vielen Stücken mirobligirt zu seyn glaubt, will mich absolument mit einem Dinée Tractiren; – ich glaubte es gestern noch anders Tourniren und folglich nach meinem Wunschaccomodiren zu können; allein es war nicht möglich, weil das Angerl schon alles bestellt und arrangirt hatte, und folglich umsonst die depense machen müste; – mithin und derohalben werden mich Euer gnaden dermalen pardoniren, und wenn mir Euer gnaden permettiren, so werden wir zwey künftigen Dienstag die Ehre haben hochdieselben zu complimentiren und zu veneriren, und die frl: v: Auerhammer2 zu klystiren, wenn sie ihr zimmer nicht besser wird fermiren. – Nun aber Spass a part, wegen demConcert welches ich im Theater gespielt, möchte ich es doch unter [188] 6 Duckaten nicht hergeben, hingegen würde ich die Kösten der Copiatur über mich neh men. – Wegen dem schönen rothen frok welcher mich ganz grausam im herzen kitzelt, bittete ich halt recht sehr mir recht sagen zu lassen wo man ihn bekommt, und wie theuer, denn daß habe ich ganz vergessen, weil ich nur die schönheit davon in betrachtung gezogen, und nicht den Preis. – Denn so einen Frok muß ich haben, damit es der Mühe werth ist die Knöpfe darauf zu setzen, mit welchen ich schon lange in meinen gedanken schwanger gehe; – ich habe sie einmal, als ich mir zu einem kleide knöpfe ausnahm, auf dem kohlmark in der Brandauischen knöpffabrique vis à vis dem Milano gesehen. – Diese sind Perlmutter, auf der Seite etwelche weisse Steine herum, und in der Mitte ein schöner gelber Stein. – Ich möchte alles haben was gut, ächt und schön ist! – woher kommt es doch, daß die, welche es nicht im Stande sind, alles auf so was verwenden möchten, und die, welche es im Stande wären, es nicht thun? – Nun glaube ich ist es schon längst über die zeit daß ich meinem geschmiere hätte ein Ende machen sollen; – j kiß your hands, and hoping to see you in good health the Tuesday j am

your most humble servant

Mozart.


Constanza, mein andertes ich, küsset Euer gnaden 1000mal die hände, und der Auerhammer giebt sie ein busserl. Davon darf aber ich nichts wissen, sonst graust es mir gleich.

Fußnoten

1 S. den Brief vom 8. Mai.


2 Diese war zur Baronin gezogen (s. den späteren Brief vom 26. Oktober).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 188-189.
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