329. [Wien, Anfang Mai 1791)

[329] Hochlöblich

Hochweiser Wienerischer Stadt Magistrat,

Gnädige Herrn!


Als Hr. Kapellmeister Hofmann1 krank lag, wollte ich mir die freyheit nehmen, um dessen Stelle zu bitten, da meine Musikalischen Talente, und Werke, so wie meine Tonkunst im auslande bekannt sind, man überall meinen Namen einiger Rücksicht würdiget, und ich selbst am hiesigen Höchsten Hofe als Kompositor angestellt zu seyn, seit mehreren Jahren die Gnade habe; hoffte ich dieser Stelle nicht unwerth zu seyn, und eines Hochweisen Stadt Magistrats Gewogenheit zu verdienen.

Allein Kapellmeister Hofmann ward wieder gesund, und bey diesem Umstande, da ich ihm die fristung seines lebens vom Herzen gönne, und wünsche, habe ich gedacht es dürfte vieleicht dem Dienste der Domkirche und meiner gnädigen Herren zum Vortheile gereichen, wenn ich dem schon älter gewordenen Hr. Kapellmeister für jtzt nur unentgeltlich adjungiret würde, und dadurch die Gelegenheit erhielte, diesem Rechtschaffenen Manne in seinem Dienste an die Hand zu gehen, und eines Hochweisen Stadt-Magistrats Rücksicht durch wirkliche Dienste mir zu erwerben, die ich durch meine auch im Kirchenstyl ausgebildeten Kenntnisse zu leisten vor andern mich fähig halten darf.

unterthänigster Diener

Wolfgang Amadé Mozart

k: k: Hofkompositor.

Fußnoten

1 Leopold Hofmann (um 1730–1792).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 329-330.
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