*333. [an die Gattin in Baden bei Wien]

[333] Baaden den 7. Juny 1791.


NB. Weil du Wien geschrieben hast, muß ich ja Baaden schreiben! –


Liebstes, bestes Weibchen! –


Mit unbeschreiblichem Vergnügen habe dein letztes vom 6ten erhalten, und daraus ersehen, daß Du wohl und gesund bist – recht [333] gescheut – daß du aussetzest. O Gott! wie hätte es mich gefreut; wenn du mit den Wildburgischen1 zu mir gekommen wärest! – ich hatte genug mit mir zu streiten, daß ich dich nicht herein zu fahren hieße – allein ich scheuete die Unkosten. Aber auf diese Art wäre es charmant gewesen. Morgen früh 5 Uhr fahren wir 3 Wagen voll weg, – ich hoffe also zwischen 9 und 10 Uhr in deinen Armen all das Vergnügen zu fühlen, was ein Mann, der seine Frau so liebt wie ich, nur immer fühlen kann! Nur Schade, daß ich weder das Klavier noch den Vogel mitnehmen kann! – deswegen würde ich lieber allein gegangen sein; nun kann ich mich aber nimmer mit guter Art losmachen.

Gestern speißte ich mit Süßmaiern2 bey der ungarischen Krone3 zu Mittag weil ich noch um 1 Uhr in der Stadt zu thun hatte – S4 ... früh speisen muß, und die S ... die mich gerne diese Tage einmal zu Mittage gehabt hätte, schon nach Schönbrunn engagirt war – heute weißt du ohnehin, daß ich bey Schicaneder esse, weil du auch darzu eingeladen warst.

Brief ist noch keiner von der Duschek da – werde aber heute noch nachfragen. – Von deinem Kleide kann ich nichts wissen, weil ich die Wildburgischen die ganze Zeit nicht gesehen habe. – Den Hut werde ich, wenn es anders möglich ist, gewis mitbringen. –Adieu Schazerl – wie ich mich auf Morgen freue kann ich dir nicht sagen!

Ewig Dein

Mozart.

Fußnoten

1 Wie die Familie Schwingenschuh (s. die vorhergehenden Briefe) und die Familie Rehberg (s. den Brief vom 25. Juni) Bekannte Mozarts.


2 Franz Xaver Süßmayr (1766–1803), Schüler Mozarts, Opernkomponist.


3 Ein Gasthaus.


4 Die durch Nissen veranlaßten Abkürzungen könnten vielleicht zu Schack (s. den vorhergehenden Brief) ergänzt werden. »Die S ...« würde dann dessen Gattin, die Altistin, sein.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 333-334.
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