*334. [an die Gattin in Baden bei Wien; Wien, 11. Juni 1791]

[334] Ma très chère Epouse!


Criés avec moi contre mon mauvais sort! – Madselle Kirchgessner1 ne donne pas son Academie Lundi! – par consequent j'aurais pu vous posseder, ma chère, tout ce jour de Dimanche – mercredi je viendrai sûrement. –

Ich muß eilen, weil es schon 3/4 auf 7 Uhr ist – und der Wagen geht um 7 Uhr – Nimm Dich im Baad in acht daß Du nicht fallest, und bleibe nie allein – auch würde ich an Deiner Stelle einen Tag aussetzen um das Ding nicht zu gähe anzupacken. Ich hoffe es hat Jemand diese Nacht bei Dir geschlafen. – Ich kann Dir nicht sagen was ich darum geben würde, wenn ich anstatt hier zu sitzen bey Dir in Baaden wäre. – Aus lauter langer Weile habe ich heute von der Oper2 eine Arie componirt – ich bin schon um halb 5 Uhr aufgestanden – Meine Uhr, erstaune! – habe ich aufgebracht; – aber – weil ich keinen Schlüssel hatte, leider nicht aufziehen können, ist das nicht traurig? – schlumbla! – Das ist wieder ein Wort zum Denken – ich habe die große Uhr dafür aufgezogen. – Adjeu – Liebe! – heute speise ich bei Puchberg – ich küsse Dich 1000mal und sage in Gedanken mit Dir: Tod und Verzweiflung war sein Lohn!3

Dein Dich ewig liebender Mann

W.A. Mozart.


Der Carl soll sich gut aufführen,

küsse ihn für mich.

(nimm Latwerge wenn Du keine Oeffnung hast – aber nicht anders.)

(nimm Dich des Morgens und Abends wenn es kühl ist in acht.)

Fußnoten

1 Marianne Kirchgeßner (1770–1809), eine blinde Harmonikavirtuosin.


2 »Die Zauberflöte«.


3 Zitat aus der »Zauberflöte« (II).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 334-335.
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