*246. [an Baronin von Waldstädten in Wien]

[215] Hochschätzbarste fr. Baronin!


Nun befinde ich mich in einer schönen Lage! Hr. v. Tranner und ich besprachen uns letzthin, daß wir eineprolongation auf 14 Täge bezahlen wollten; – da dieses doch jeder Kaufmann thut, ausgenommen es müßte der indiscreteste Mann von der Welt sein, so war ich ganz ruhig, und hoffte bis dahin, wenn ich es auch nicht selbst zu zahlen im Stande wäre, dieSumma geborgt zu bekommen! – – Nun läßt mir Hr. v. Tranner sagen, daß derjenige absolument nicht warten will, und wenn ich zwischen heut und morgen nicht zahle, so will er klagen; – Nun denken Euer Gnaden, was das für ein unangenehmer Streich für mich wäre! – Ich kann jetzt nicht zahlen, nicht einmal die Halfte! – hätte ich mir vorstellen können, daß es mit der Suscription meiner Concerten so langsam hergehen würde, so hätte ich das Geld auf längere Zeit genommen! – Ich bitte Euer Gnaden ums Himmelswillen, helfen Sie meine Ehre und guten Namen nicht zu verlieren! – Mein armes Weiberl befindet sich ein wenig unpäßlich, und folglich kann ich sie nicht verlassen, sonst würde ich selbst gekommen sein, umEuer Gnaden [215] Mündlich darum zu bitten. Wir küssenEuer Gnaden 1000 mal die Hände und sind beyde

Euer Gnaden

gehorsamste Kinder.

W.A. u. C. Mozart


Vom Haus den 15t febr: 1783.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 215-216.
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