247.

[216] vienne ce 12 de Mars

1783


Mon très cher Père!


Ich hoffe sie werden sich keine Sorgen gemacht haben, sondern die ursache meines Stillschweigens sich eingebildet haben, welche war, daß ich, da ich nicht gewis wissen konnte, wie lange sie sich in München aufhalten werden, folglich nicht wusste wohin ich schreiben sollte, es also auf itzo gesparrt habe, da ich nun sicher vermuthen kann, daß sie mein brief in Salzburg treffen wird. – gestern hat meine schwägerin Lange ihre academie im theater gehalten, woriñ ich auch ein Concert gespielt habe. – das theater war sehr voll; und ich wurde auf eine so schöne art von dem hiesigen Publicum wieder empfangen, daß ich ein wahres vergnügen darüber haben muß. – ich war schon weg. – man hörte aber nicht auf zu klatschen und ich musste das Rondeau repetiren; – es war ein ordentlicher Plazregen. – Das ist eine gute ankündigung für meine academie welche ich sonntags den 23t März geben werde. – Ich gab auch meine Sinfonie vom Concert spirituel dazu. – Meine schwägerin sang die aria Non sò d'onde vienegluck hatte die loge neben der Langischen, woriñ auch meine frau war. – er konnte die Sinfonie und die aria nicht genug loben, und lud uns auf künftigen Sonntag alle vier zum speisen ein. – daß die teutsche opera noch bleiben soll, kann seyn, allein man weis nichts davon: – das ist sicher, daß fischer in 8 tägen nach Paris geht. wegen den oboe Concert vom Ram bitte ich sie recht sehr, und recht bald; – mit dieser gelegenheit [216] könnten sie mir wohl noch was mitschicken. – zum beyspiell; meine Messen in Partitur – meine 2 vespern in Partitur – daß ist alles nur, um es dem B: van suiten hören zu lassen. – er singt den Discant, ich den alt (und spielle zugleich) Starzer den tenor – der Junge teyber1 aus italien den Baß. – und unterdessen das tres sunt vom Haydn2 - bis sie mir was anders von ihm schicken können; – das Lauda Sion möchte gar zu gerne hören lassen. – das tres sunt muß von meiner hand in Partitur geschrieben da seyn. – die fuge in te Domine speravi, hat allen beyfall erhalten, wie auch das Ave maria, und tenebrae E: – ich bitte sie erfreuen sie unsere Sonntägliche Musikalische übung bald mit etwas. – wir haben am fasching Moñtag unsere Compagnie Masquerade auf der Redoute aufgeführt. – sie bestund in einer Pantomime, welche eben die halbe stunde, da ausgesezt wird, ausfüllte. – Meine schwägerin war die Colombine, ich der Harlequin, Mein schwager der Piero, ein alter tanzmeister (Merk) der Pantalon. ein Maler (graßi) der Dottore. – Die Erfindung der Pantomime, und die Musick dazu war beydes von mir. – der tanzmeister Merk hatte die güte uns abzurichten; und ich sag es ihnen wir spielten recht artig. – hier leg ich ihnen die ankündigung davon bey, welche eine masque als kleperpost gekleidet den masquen austheilte. – Die verse, wenn sie schon knittelverse sind, könnten besser seyn; das ist kein Product von mir. – der schauspieller Müller hat sie geschmiert. – Nun muß ich schlüssen, weil ich in eine academie zum graf Esterhazy muß. – leben sie indessen wohl – ich bitte vergessen sie die Musique nicht. – Meine frau und ich küssen ihnen 1000 mal die hände und umarmen unsre liebe schwester von herzen, und bin Ewig

Dero gehorsamster Sohn

W: A: et C: Mozart

Fußnoten

1 Anton Tayber (1754–1822).


2 Michael Haydn.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 216-217.
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