265.

[244] Vienne ce 10 de Feb: 1784


Mon trés cher Pére!


Es war eine Dummheit vom Artaria! – Er glaubte man würde das Pacquet auf der Post nicht annehmen, und anstatt es mir gleich wieder zurückzuschicken, so behielte ers zurück bis der Postwagen geht, ohne mir ein wort davon zu wissen lassen! – Diesmal habe ich keinen brief von ihnen erhalten! – Ich verstehe mich nicht auf den Peisser, – sie sind 8 schritte (ich habe es aus Erfahrung) von mir entfernt, – bisweilen frage ich selbst wegen einen brief nach – meistentheils meine Magd – und da wird mit der grössten impertinenz Nein geruffen – und wenn die Ochsen die herrn will ich sagen, nachsehen, so ist – halt doch einer da. – und wenn etwa ausser der zeit einer da wäre, so lassen sie ihn Eher 14 täge liegen, als daß sie mir ihn durch den ladenbuben schickten, worum ich sie [244] doch schon öfters ersucht habe. – ich bitte sie also nur gerade durch meine Adreße zu zuschreiben. – ich habe schon 3 briefe aus unterschiedlichen ländern richtig erhalten. Nur – im trattnerischen Hause; 2te Stiege. im 3t Stock. – und dann – glaube ich auch, daß Hr. Peisser bey den briefen ein wenig Profitirt.

Ich habe ihnen in meinem letzten schreiben wegen des Varesco meine opera1 betreffend geschrieben. – Dermalen ist gar kein gedanke daß ich sie geben will. – Ich habe dermalen sachen zu schreiben, die mir in diesen augenblick geld eintragen, – später nicht. – Die opera – wird mir allzeit bezahlt – und dann – wenn man sich zeit lässt – so geht alles besser. man sieht der Poesie des Hr. Varesco nur zu sehr die Eyle an! – Ich hoffe er wird es mit der zeit selbst einsehen; – darum wünsche ich nur die opera (er solle sie nur so gerade hinwerfen) im ganzen zu sehen – dann kann man gründliche austellungen machen; – wir haben Ja um gottes willen nichts zu Eilen! – wenn sie das, was meinerseits fertig ist, hören sollten, so würden sie mit mir wünschen, daß es nicht verdorben werden sollte! – und das ist so leicht geschehen! – und geschieht so oft. – meine gemachteMusique liegt und schläft gut. – unter allen opern die wehrender zeit bis meine fertig seyn wird aufgeführt werden können, wird kein einziger gedanke einem von den meinen ähnlich seyn, dafür stehe ich gut! – Nun muß ich schlüssen, weil ich nothwendig zu schreiben habe; – der ganze vormittag geht mit Lectionen herum, folglich bleibt mir nichts als der abend, zu meiner lieben arbeit – zur komposizion. Nur muß ich sie noch fragen, ob in Salzburg auch dermalen so eine unaustehliche kälte ist wie hier? – Hr. freyhold von Maynz wollte mir eine visite machen – er schickte einen lohnbedienten herauf mit den brief – und er war unten – vermuthlich in der kutsche – da ich aber gleich ausgehen muste, so nam ich den brief, und liess mir die Ehre auf einen nach-Mittag wo ich allzeit zu hause bin, ausbitten. – ich wollte die täge hingehen (denn er lässt sich nicht sehen) hatte aber die zeit nicht. – Nun adieu meine frau und ich küssen ihnen 1000 mal [245] die hände, und umarmen unsre liebe schwester vom herzen, und sind Ewig Dero

gehorsamste kinder

W. et C. Mozart

Fußnoten

1 »L'oca del Cairo«.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 244-246.
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