264.

[241] Vienne ce 24 de Xber

1783


Mon trés cher Pére!


Ich habe ihr leztes von 19t dieses sammt den Einschluß von der opera1 richtig erhalten. Nun von deropera als das nothwendigste. – hl: Abate varesco hat zu der Cavatina der Lavina extra geschrieben. à cui servirà la musica della cavatina antecedente – nemlich der Cavatina von der Celidora. – Das kann aber nicht seyn. – Denn in der Cavatina der Celidora ist der text sehr trost und hofnungs-los. – und in der Cavatina der Lavina ist er sehr trostreich und hofnungsvoll. – übrigens ist auch das eine sehr ausgepeitschte und nimmer gewöhnliche Mode daß ein anderer dem andern sein liedchen nachlallt. – höchstens kann es so bey einer soubrette mit ihren amanten nemmlich bey die ultime parti gelten. – meine meynung wäre, daß die scene mit einen schönen Duett anfienge, welches mit dem nehmlichen text durch eine kleine aggiunta für die Coda sehr gut angehen kann. – nach demDuett folgt die unteredung wie sonst. – e quando s'ode il Campanello della Custode, so wird Madelle Lavina anstatt Celidora die güte haben sich wegzubegeben, damit Celidora als Prima Donna gelegenheit hat eine schöne Bra-vour aria zu singen. – auf diese art dächte ich wäre es für den Compositeur, für die Sängerin, und für die zuschauer und zuhörer besser, und die ganze scene würde ohnfehlbar dadurch interessanter werden. – ferners würde man schwerlich die nemliche aria von der 2t Sängerin ertragen können, nachdemm man sie von der Ersten hat singen hören. – Nun weis ich nicht wie sie es beyde mit nachfolgender ordnung meynen. – Zu Ende der neu eingeschaltenen scene der 2 frauenzimmer im Ersten acht schreibt hl. Abate:siegue la scena VIII. che prima era la VII. e così cangiansi di mano in mano i numeri. – nach dieser beschreibung muß ich ganz wieder verhoffen vermuthen, daß die scene nach dem quartett alwo beyde Donne eine nach der andern ihr liedchen am fenster herabsingen, [242] bleiben solle. – Das kann ohnmöglich seyn. – Dadurch würde der akt nicht allein umsonst und nichts verlängert, sondern sehr abgeschmackt – es war mir immer sehr lächerlich zu lesen. – Celidora: tu qui m'attendi, amica. alla Custode farmi veder vogl'io; ci andrai tu puoi. Lavina. si dolce amica, addio. (Celidora parte) Lavina Singt ihre aria. (Celidora kommt wieder und sagt) Eccomi, or vanne x: und nun geht Lavina, undCelidora singt ihre aria. – sie lösen einander ab, wie die soldaten auf der wacht. – ferners ist es auch viel natürlicher daß, da sie im quartett alle einig sind, ihren abgeredeten anschlag auszuführen, die Männer sich fort machen um die dazugehörigen leute aufzusuchen, und die 2 frauenzimmer ruhig sich in ihre clausur begeben. – alles was man ihnen noch erlauben kann, sind ein paar zeilen Recitativ. Doch, ich glaube auch ganz sicher daß es niemalen darauf angesehen war, daß die scene bleiben soll, sondern daß es nur vergessen worden anzuzeigen, daß sie aus bleibt. – auf ihren guten Einfall dem Biondello in thurm zu bringen, bin ich sehr begierig. – wenn er nur komisch ist, wir wollen ihm gerne ein bischen unatürlichkeit erlauben. – wegen einen kleinen feuerwerk bin ich gar nicht im Sorgen. – es ist hier so eine gute feuer ordnung daß man sich vor einen theater feuerwerk gar nicht zu förchten hat. – Dann wird Ja hier Medea so oft gegeben, woriñ zulezt die hälfte des Palasts zusammen fällt, die übrige hälfte in feuer aufgeht. – Morgen werde ich mich um die büchln des Rauchfangkehrers2 umsehen. – Die Conteßina (oder die gräfin3) habe noch nicht erfragen können. – sollte sie nicht zu haben seyn, würde etwann das irrlicht von umlauf – die schöne schusterin von umlauf – die Pilkrimme von Mecka4 anständig seyn? – besonders sind die 2 leztern opern sehr leicht aufzuführen. – kühne wird sie halt vermuthlich schon haben. – bitte von uns beyden an ihm und sie unsere Empfehlung zu machen. – Meinen lezten kurzen brief werden sie hofentlich erhalten haben. – bitte nochmal mir die 2 Duetten, Bachs fugen, und besonders den Jdomeneo [243] zu schicken. – sie wissen warum. – es liegt mir viel daran, daß ich diese opera mit den graf Sikingen am clavier durchgehe. – wenn sie mir nach gelegenheit die fugen (ich glaub, es sind 6.) von Emanuel Bach abschreiben liessen, und schickten, würden sie mir auch eine grosse gefälligkeit thun. – ich habe vergessen sie in Salzburg darum zu ersuchen. – nun leben sie unterdessen wohl. – vorgestern als Montag war wieder die grosse accademie der societet – ich spiellte ihn: ein Concert und Adamberger sang einRondeaux von mir. – gestern wurde sie repetirt. – nur daß ein violinist anstatt meiner Concert spiellte. – vorgestern war das theater voll. – gestern aber leer. –NB. der Violinist5 liess sich zum erstenmale hören. – Nun Adieu. ich küsse ihn: 1000ml die hände, und wir sind beyde dero

gehorsamste kinder

W et C: Mozart


an meine schwester und alle

1000 busseln Adieu

Fußnoten

1 »L'oca del Cairo«.


2 S. den vorhergehenden Brief.


3 Von Gaßmann (vgl. hierzu den Brief vom 5. Februar).


4 Von Gluck.


5 Wohl Martin Schlesinger.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 241-244.
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