*263.

[240] Vienne ce 10 Decembre 1783.


Mon très cher Père!


Ich schreibe ihnen nur in größter Eile, daß ich die Oper »Der Rauchfangkehrer«1 schon um 6 Dukaten gekauft und im Hause habe. – geht künftigen Sonntag der Postwagen nach Salzburg, so gebe ich sie nebst den 2 Concerten mit, wo nicht so schicke ich sie halt mit der Brief Post. Wegen dem Geld so bitte ich sie nur die 4 Dukaten, welche sie die Güte hatten, mir vorzustrecken, abzuziehen. Die Opera »fra due litiganti«2 ist nicht deutsch übersetzt. Nach ihrem schreiben zu urtheilen, glauben sie, der Rauchfangkehrer sei eine welsche Opera! nein es ist ein deutsches und obendrein elendes Originalstück, welches den Herrn Doktor Auernszucker in Wien zum Verfasser hat. Sie werden sich erinnern, daß ich ihnen davon erzählt habe, daß h: fischer öffentlich auf dem Theater darüber sakrisiert hat. Das schöne Büchl davon wird h: Kühne wohl haben? Ich bitte von uns beiden an ihn und an sie viele Complimente zu machen. Wegen h: Lange und frau ist nur so viel wahr, daß er von S: M. Erlaubniß [240] erhalten auf etwelche Monathe eine Reise zu machen und sie werden vor ihrer Abreise, eine Opera zu ihrem Vortheile geben, und diese wird sein: meine Entführung aus dem Serail. Wegen h: Schröder ist aber kein Wort wahr.

Mein letztes werden sie unterdessen schon erhalten haben. Thun Sie Ihr Möglichstes, daß mein Buch gut ausfällt. – Ich wollte wünschen, ich könnte die 2 frauenzimmer auch im 1. Akt, wenn sie die Arien singen, von der Bastey herabbringen, will ihnen gerne erlauben, daß sie das ganze finale oben singen. Wegen den armen, dicken, fetten und lieben Buberl ist uns beyden recht leid3; Nun muß ich schließen. liebster bester Vater! wir küssen ihnen beyde die Hände, und unsere liebe Schwester umarmen wir von Herzen, und sind Ewig dero

gehorsamste Kinder

W. et C: Mozart


An die Gretl, Heinrich und Hannchen

1000000000 Busserln. Adieu!


P.S. An die Nannerl von uns beyden

1 ein paar Ohrfeigen

2 ein paar Maulschellen

3 ein paar Wachteln

4 ein paar Watschen

5 – – faunzen

6 – – Maultaschen


P.S. Wir bitten wegen dem Tomaselli nicht zu vergessen: dann, wenn sie uns mit Gelegenheit ein paarLoretto-kindlein schicken könnten? dann aber hauptsächlich wegen der Liserl welche öfters ins Haus gekommen ist die Basel von der Theresel. Wenn sie will nach Wien kommen, so nehmen wir sie gleich. Nun adieu im Ernst.

Fußnoten

1 Text von Dr. Auenbrugger, Musik von Salieri.


2 Geschrieben von Giuseppe Sarti (1729–1802).


3 Das erstgeborene Kind, Raymund Leopold, war gestorben.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 240-241.
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